E-Book, Deutsch, 160 Seiten
Reihe: Digital Edition
Hunter Ungezogen ausgezogen
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7515-2796-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 160 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7515-2796-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Bodyguard Ely Berringer hat seine Träume vergessen. Bis zu jener Nacht mit Lydia. Die Tattookünstlerin ist höllisch sexy, unabhängig - und plötzlich verschwunden. Auf einer Ranch findet er sie wieder. Und lüftet in heißen Nächten das Geheimnis hinter ihrer coolen Fassade ...
Bevor Samantha Hunter sich voll und ganz dem Schreiben widmete, arbeitete sie zehn Jahre als Lehrerin für kreatives Schreiben an der Universität. Ihr erster Liebesroman, Virtually Perfect, den sie 2004 fertigstellte, wurde direkt veröffentlicht. Sieben weitere Liebesromane folgten bis heute. Samantha Hunter ist mit Leib und Seele Autorin. Und wenn sie sich doch mal eine Pause gönnt oder sich Gedanken über neue Geschichten für ihre Romane macht, dann verbringt sie gerne Zeit mit ihrer Familie, Freunden, Spaziergängen oder sie arbeitet mit Leidenschaft in ihrem naturbelassenen Garten. Außerdem ist Samantha süchtig nach den bekannten Fernsehserien Buffy - Im Bann der Dämonen, Lost, Desperate Housewives und Bones - Die Knochenjäger. Auch spannende, fesselnde und abenteuerliche Fantasygeschichten haben es Samantha angetan. Samantha Hunter lebt zusammen mit ihrem Mann und ihren Hunden in Syracuse im amerikanischen Bundesstaat New York. Mehr über die Autorin lesen Sie unter www.samanthahunter.com. Samantha freut sich über Zuschriften von ihren Leserinnen unter samhunter@samanthahunter.com.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1. KAPITEL
Ely Berringer lief aus der Dusche in das Zimmer, das er über einem Restaurant in Clear River, Montana, gemietet hatte. Seine Haut war noch feucht, und er schaute fröstelnd auf die Eiskristalle, die sich am Fenster bildeten. Eine der Lichterketten der Weihnachtsbeleuchtung, die am Haus angebracht worden waren, hatte sich gelöst und tanzte jetzt vor seinem Fenster im Wind.
Eines war klar, größer konnte der Unterschied zu Antigua nicht sein. Er war nach Hause geflogen, weil er angenommen hatte, dass Tessa, seine Schwägerin, ihn wegen Schwierigkeiten in der Familie gerufen hätte, aber ihre Besorgnis hatte Lydia Hamilton, ihrer besten Freundin, gegolten. Ely hatte zuerst überlegen müssen, ob er bereit war, Tessa in diesem Fall zu helfen. Er und Lydia hatten eine gemeinsame Vergangenheit, und er war nicht sicher, ob er erneut mit ihr Kontakt haben wollte. Aber er war ein Marine und ein Berringer – er war dazu erzogen und ausgebildet worden, anderen zu helfen.
Lydia war – laut Tessa – plötzlich verschwunden. Sie hatte all ihre Termine kurzfristig abgesagt und ihr Geschäft bis auf Weiteres geschlossen. Tessa meinte auch, dass sie sich seltsam benommen hätte und sehr distanziert und wenig mitteilsam gewesen wäre. Als ob sie sonst sonderlich warmherzig und liebenswürdig gewesen wäre, dachte Ely, während er sich abtrocknete und anzog. Die zierliche Frau, die den Tattoo Shop „Body Inc.“ führte, der direkt neben Tessas Seifenladen lag, war knallhart. Obwohl er aus Erfahrung wusste, dass sie zumindest im Bett, zeitweise verschmust und zärtlich wie ein Kätzchen sein konnte.
Lydia hatte Tessa darüber informiert, dass sie für eine Weile die Stadt verlassen würde, aber sie hatte weder auf Anrufe noch Mails von Tessa reagiert. Tessa nahm deshalb an, dass ihre Freundin in Schwierigkeiten geraten war. Was unter diesen Umständen nicht ganz von der Hand zu weisen war.
Ely hatte Lydia nicht lange gekannt, aber sogar er wusste, dass sie normalerweise regelmäßig im Internet aktiv war. Sie hatte stets ihre E-Mails gecheckt und beteiligte sich rege bei sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter. Auch ihr Geschäft war ihr immer sehr wichtig gewesen. Dass sie ihren Laden ausgerechnet in der Weihnachtszeit schloss, war auch für ihn Grund genug, sich nun Sorgen zu machen.
Er hatte sich an die Arbeit gemacht und durch „Berringer Bodyguards“ – das Familienenunternehmen – und Tessas Vater, einen Senator, Informationen eingeholt. Es war nicht schwierig gewesen, Lydia zu finden. Sie hatte durch Käufe mit ihrer Kreditkarte eine Spur hinterlassen. Die letzte Transaktion war ein Mietwagen gewesen, den sie in Billings, Montana, zurückgegeben hatte. Wie es aussah, war Billings zumindest ihr vorläufiges Ziel gewesen. Jetzt saß er in Montana und fror sich drei Wochen vor Weihnachten hier den Hintern ab.
Eis und Schnee versagten ihm den Blick auf die Umgebung. Da er in Philadelphia geboren worden war, war ihm der Winter nicht fremd, aber Kälte schien hier eine neue Dimension anzunehmen. Seine Flüge waren wegen mehrerer Unwetterfronten, die über die USA hinwegzogen, verschoben worden. Letztendlich war er dann doch gestern bei schlechtesten Wetterverhältnissen hier in Billings gelandet. Der Strand von Antigua, an dem er sich noch vor einigen Tagen aufgehalten hatte, schien Millionen von Meilen entfernt zu sein.
Sobald er hier in die Stadt gekommen war, hatte er sich nach Lydia erkundigt und herausgefunden, dass man sie kannte – sie und ihre Familie.
Sie war nicht bloß eine Besucherin, sondern hier aufgewachsen. Er hatte im Archiv des hiesigen Rathauses so einiges über sie herausgefunden.
Er konnte es immer noch kaum fassen, dass Clear River mit einer Bevölkerung von 1 738 Einwohnern ihre Heimatstadt war. Es wäre keine so große Überraschung gewesen, wenn Lydia nicht allen erzählt hätte, dass sie keine Familie hätte. Jeder hatte angenommen, dass sie irgendwo im Osten in einer Pflegefamilie aufgewachsen wäre und dann mit siebzehn weggelaufen und sich allein durchgeschlagen hätte.
Doch diese Geschichte stimmte nicht mit dem überein, was er herausgefunden hatte.
Im Rathaus hatte er sich ihre Geburtsdaten geben lassen und sie sogar in einem Jahrbuch, der hiesigen Schulbibliothek gefunden. Er hatte auch herausgefunden, dass ihre Eltern verstorben waren. Ihre Mutter, Faye, aber erst vor einem Monat. Deren Tod musste der Anlass für das seltsame Benehmen gewesen sein, das Tessa an Lydia bemerkt hatte.
Aus irgendeinem Grund wollte sie offensichtlich nicht, dass jemand erfuhr, dass sie ihre Heimat besuchte, weil ihre Mutter verstorben war; dass sie hier in Clear River eine Vergangenheit hatte. Was konnte so furchtbar gewesen sein, dass Lydia ihre Herkunft vor den Menschen, die ihr nahestanden, verstecken wollte? Ihr Name stand nicht auf der Liste der Highschool-Absolventen, und es gab nach der Mittelstufe kein Foto mehr in den Jahrbüchern. Vielleicht stimmte der Teil ihrer Geschichte, dass sie behauptete, fortgelaufen zu sein, als sie sechzehn oder siebzehn Jahre alt gewesen war. Gab es ein schreckliches Familiengeheimnis, das sie dazu gebracht hatte, zu fliehen? Ely runzelte die Stirn. Er verabscheute den Gedanken, dass sie in der Vergangenheit so gelitten haben musste, aber letztendlich war es ihr Problem und nicht seines.
Ely hatte auch Geheimnisse, und es fühlte sich falsch an, in ihrem Leben herumzuschnüffeln. Trotzdem hatte er mehr über sie herausfinden wollen, bevor er wieder abreiste. Er hatte sicher gehen wollen, dass mit ihr so weit alles in Ordnung war. Mit dem Tod eines Elternteils zurechtzukommen, war nicht einfach, und Ely nahm an, dass es keine gute Idee von ihr gewesen war, ganz allein damit umgehen zu wollen. Trotzdem konnte er sich gut vorstellen, dass Lydia weggelaufen war, um sich zu verstecken und ihre Wunden allein zu lecken. Sie wollte nicht, dass jemand etwas von ihrem Leid erfuhr.
Sie war kein Mensch, der jemanden an sich heranließ. Zumindest nicht emotional. Sie waren nur wenige Stunden, nachdem sie sich getroffen hatten, im Bett gelandet. Es war ein klassischer One-Night-Stand gewesen, aber Lydia hatte seine Welt in den Grundfesten erschüttert und ihn seine Ziele im Leben überdenken lassen. Das war der Grund, warum er nach Antigua geflüchtet war. Er hatte dort für mehrere Wochen allein am Strand gelebt, versucht einen klaren Kopf zu bekommen und Prioritäten neu zu setzen. Bis Tessa angerufen hatte.
Lydia war hier, um die Angelegenheiten ihrer Mutter zu regeln. Heute Morgen hatte er ein Stückchen weiter die Straße hinunter vor der Familienranch gewartet und zugeschaut, wie sie losgefahren war. Er war ihr den größten Teil des Nachmittags gefolgt und sie war zu einem Anwalt, Makler und einigen anderen Büros und Geschäften gefahren.
Es bestätigte ihm, was er bisher herausgefunden hatte. Sie schien nicht in Schwierigkeiten zu stecken und sah gut aus. Sogar besser als gut. Er hatte heute Morgen Tessa angerufen und ihr gesagt, dass mit ihrer Freundin so weit alles in Ordnung wäre. Wenn der Schneesturm vorbei wäre, würde er über Weihnachten nach Hause oder vielleicht sogar wieder zurück an den Strand fahren. Ely hatte eine neue Sicht des Lebens gewonnen und Lydia war dafür der Grund gewesen.
Er war spontaner geworden und wollte das Leben mehr genießen. Über ein Jahrzehnt hatte die Pflichterfüllung sein Leben bestimmt. Er war mit achtzehn Jahren zu den Marines gegangen und hatte neun Jahre dort gedient, bis er vor drei Jahren nach Hause gekommen und sofort bei seinen Brüdern im Familienunternehmen zu arbeiten begonnen hatte. Seit seinem Schulabschluss hatte sein Leben seiner Arbeit, seiner Familie und seinem Land gehört.
Aber wo fand er sich zwischen alldem? Er hatte nie aufgehört, sich das zu fragen. Er hatte geglaubt zu wissen, was er wollte – Arbeit und eine eigene Familie. Er hatte eine Frau finden, sich niederlassen und ein klassisches Familienleben führen wollen. Dinge, die er sich wünschen sollte, richtig?
Aber das hatte sich alles geändert, als die Frau, von der er glaubte, dass er dieses Leben mit ihr führen konnte, ihn betrogen hatte und er dann mit der letzten aller Frauen im Bett endete, von der er sich das hätte vorstellen können. Lydia war keine Frau, zu der er sich normalerweise hingezogen gefühlt hätte, aber sie hatte seinen sexuellen Horizont – und nicht nur den – auf ungeahnte Weise erweitert.
Und er hatte es genossen.
Es hatte dazu geführt, dass er ernsthaft seine Sehnsüchte, Wünsche und Bedürfnisse überdachte. Von jetzt an lebte er von Tag zu Tag und versuchte sich weiter zu öffnen. Er experimentierte. Wollte sich nicht mehr binden. Warum um alles in der Welt war er so wild darauf gewesen zu heiraten, nachdem er zuerst an das Marine Corps und dann an die Arbeit gebunden gewesen war? Er hatte für die Freiheit anderer gekämpft, aber er hatte selbst nicht viel davon gehabt. Vielleicht würde er tatsächlich einmal heiraten und sich niederlassen, aber bis dahin gab es noch viel zu erleben.
Und damit würde er anfangen, sobald er diesen Job beendet hatte.
Er verließ das Zimmer und ging hinunter, um ein Bier zu trinken und zu Abend zu essen. Als er durch das Restaurant lief, um an der Bar Platz zu nehmen, schaute er sich die anderen Besucher an, die sich am Ende des Tages ein Bier gönnten.
Lydia war in seinen Augen ein typischer Stadtmensch. Falls ihn jemand gefragt hätte, hätte er behauptet, dass die Milch, die sie morgens in ihr Müsli goss, der engste Kontakt war, den sie je mit einer Kuh hatte. Bei Ely war es ähnlich. Waffen kannte er. Strategien, Krieg,...