E-Book, Deutsch, Band 33, 66 Seiten
Hunger / Lüttmann Ratgeber Trichotillomanie
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-8409-2309-8
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Informationen zum krankhaften Haareausreißen für Betroffene und Angehörige
E-Book, Deutsch, Band 33, 66 Seiten
Reihe: Ratgeber zur Reihe Fortschritte der Psychotherapie
ISBN: 978-3-8409-2309-8
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Der unwiderstehliche Drang zum Haareausreißen ist eine psychische Erkrankung und wird als Trichotillomanie bezeichnet. Durch das häufige Reißen an den Haaren können dauerhaft kahle Stellen entstehen, für die sich viele Betroffene schämen. Das allgemeine Wohlbefinden und das Selbstwertgefühl sind dadurch beeinträchtigt und es kommt häufig zu einem sozialen Rückzug, was zu massiven Problemen im Privat- und Berufsleben führen kann.
Die unzureichende Aufklärung in der Bevölkerung führt dazu, dass den Betroffenen oftmals nicht klar ist, dass ihre Angewohnheit keine Charakterschwäche, sondern eine behandlungsbedürftige Erkrankung ist. Dieser Ratgeber erklärt Betroffenen und Angehörigen, wie es zum krankhaften Ausreißen der Haare kommt, warum es Betroffenen so schwerfällt, wieder aufzuhören und welche Strategien helfen können, um diesen Drang zu überwinden. Der Ratgeber vermittelt Informationen rund um das Erkrankungsbild und stellt konkrete Techniken vor, die das krankhafte Haareausreißen effektiv verringern können.
Zielgruppe
Betroffene und Angehörige, Ärztliche und Psychologische Psychotherapeuten, Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie, Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Mitarbeiter in psychiatrischen Pflegeberufen sowie Mitarbeiter in psychosozialen Beratungsstellen.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
1;Ratgeber Trichotillomanie;1
1.1;Inhalt;7
1.2;Vorwort;9
2;1Trichotillomanie – Was ist das?;11
2.1;1.1Woran erkennt man eine Trichotillomanie?;12
2.2;1.2Wer erkrankt an Trichotillomanie? Gibt es Risikofaktoren?;17
2.3;1.3Wie entwickelt sich die Erkrankung weiter?;20
2.4;1.4Wie wirkt die Trichotillomanie auf andere?;24
3;2Wie entsteht Trichotillomanie und warum geht sie nicht von allein weg?;26
4;3Was kann man gegen Trichotillomanie tun?;30
4.1;3.1Was kann man selbst gegen das Haareausreißen tun?;30
4.2;3.2Was sollte ich rund um eine professionelle Behandlung wissen?;37
4.3;3.3Wie sieht eine psychotherapeutische Behandlung aus?;40
4.4;3.4Wie kann ich zu meiner Behandlung beitragen?;51
4.5;3.5Wie kann ich als Angehöriger die Behandlung unterstützen?;53
4.6;3.6Was kann eine Behandlung bringen?;55
4.7;3.7Muss ich vielleicht etwas in meinem Leben ändern?;55
5;4Ein Fallbeispiel;57
6;Anhang;59
6.1;Zitierte Literatur;59
6.2;Literaturempfehlungen;59
6.3;Kontaktadressen;60
6.4;Informative Webseiten;60
6.5;Informations- und Dokumentationsfilm;61
6.6;Arbeitsblätter;63
2 Wie entsteht Trichotillomanie und warum geht sie nicht von allein weg? (S. 24-25)
Es wird viele Menschen zunächst einmal verwundern: Das Haareausreißen ist eine zutiefst menschliche und natürliche Verhaltensweise. Wie kann das sein?
Das Haareausreißen ist eine von vielen Verhaltensweisen, die der Mensch seit jeher eingesetzt hat, um Stress abzubauen und ein emotionales Gleichgewicht wieder herzustellen (d. h. Gefühle zu regulieren). Das spiegelt sich u. a. in der alten Redensweise „Es ist zum Haare raufen“ wider. Wir finden ein ähnliches Verhaltensmuster auch in der Tierwelt, wo sich auch Vögel, Hunde oder Katzen in Stresssituationen die Federn rauspicken bzw. das Fell weglecken. Das Haareausreißen ist also eine sehr alte Form der Stressbewältigung. Und es ist dabei kurzfristig sehr effektiv, weil es das Erleben von Stress und unangenehmen Gefühlszuständen innerhalb kürzester Zeit verringern kann. Ähnliche Verhaltensweisen der Stressbewältigung sind z. B. das Nägelkauen oder das Kratzen und Knibbeln an der Haut.
Häufig vorkommende Angewohnheiten zur Stressregulierung In einer Umfrage des US-Amerikaners David J. Hansen und Kollegen im Jahr 1990 gaben von ca. 150 Studierenden 22 Prozent (also fast jeder Vierte) an, sich hin und wieder Haare auszureißen. Weitere häufig berichtete Angewohnheiten waren u. a. mit einem Stift oder Schmuck zu spielen (62 % bzw. 56 %), an den Nägeln zu kauen (63 %) oder mit den Fingerknöcheln zu knacken (38 %). Die Verhaltensweise, die am allerhäufigsten genannt wurde, war dabei übrigens das Spielen mit den Haaren (71 %). Bei deutschen Studierenden wurden 20 Jahre später ganz ähnliche Ergebnisse gefunden (Schmies, 2011). Was lernen wir daraus? Fast jeder Mensch hat eine nervöse Angewohnheit, d. h. er tut etwas scheinbar Sinnloses, wenn er nervös, gestresst, angespannt oder auch einfach nur gelangweilt ist.
Häufig vorkommende Angewohnheiten zur Stressregulierung In einer Umfrage des US-Amerikaners David J. Hansen und Kollegen im Jahr 1990 gaben von ca. 150 Studierenden 22 Prozent (also fast jeder Vierte) an, sich hin und wieder Haare auszureißen. Weitere häufig berichtete Angewohnheiten waren u. a. mit einem Stift oder Schmuck zu spielen (62 % bzw. 56 %), an den Nägeln zu kauen (63 %) oder mit den Fingerknöcheln zu knacken (38 %). Die Verhaltensweise, die am allerhäufigsten genannt wurde, war dabei übrigens das Spielen mit den Haaren (71 %). Bei deutschen Studierenden wurden 20 Jahre später ganz ähnliche Ergebnisse gefunden (Schmies, 2011). Was lernen wir daraus? Fast jeder Mensch hat eine nervöse Angewohnheit, d. h. er tut etwas scheinbar Sinnloses, wenn er nervös, gestresst, angespannt oder auch einfach nur gelangweilt ist.




