Huby | Babettes Ballhaus | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 3, 245 Seiten

Reihe: Kommissar Peter Heiland

Huby Babettes Ballhaus

Kriminalroman
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-8392-5750-0
Verlag: Gmeiner-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Kriminalroman

E-Book, Deutsch, Band 3, 245 Seiten

Reihe: Kommissar Peter Heiland

ISBN: 978-3-8392-5750-0
Verlag: Gmeiner-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Der gefeierte Künstler Lukas Abendroth wird kurz vor der Ausstellungseröffnung seiner neuesten Werke erdrosselt - in Babettes Ballhaus, wo ein Ballett junger Mädchen für die Vernissage trainiert. Kommissar Peter Heiland muss feststellen: Der Ermordete hatte viele Feinde. Frauen hat er gedemütigt, seine Modelle verführt, seine Freunde verraten. Peter Heiland taucht in eine fremde Welt ein: Den internationalen Kunsthandel, bei dem es um Millionenbeträge geht. Die Zahl der Leute, die ein Motiv haben, wird mit jedem Ermittlungsschritt größer.

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1. Kapitel
Durch drei schmale, hohe Fenster, die bis zum Boden reichten, fiel helles Licht in den gut 400 Quadratmeter großen Raum. Vor einer weiß lackierten Wand stand auf der vorletzten Stufe einer Bockleiter aus Aluminium Sibylle Teichmann. Die Galeristin trug enge schwarze Hosen aus einem seiden glänzenden Stoff und einen weißen Rollkragenpullover – eine hochgewachsene, sehr schlanke Frau mit einem knabenhaften Körper. Die kleinen Brüste waren kaum wahrnehmbar. Die blonden Haare hatte sie in einem Pferdeschwanz zusammengefasst. Sie hielt ein Bild in den Händen. »Höher!« Der Mann, der das rief, stand breitbeinig, die Hände auf dem Rücken verschränkt, in der Mitte des Raumes. Er trug dunkelblaue Jeans und ein weißes Hemd, das fast bis zur Taille offen war. Vor der behaarten Brust baumelte ein silbernes Kreuz an einer dünnen Kette. Die hellen grauen Haare fielen bis auf seine Schultern hinab. Der Künstler Lukas Abendroth war gut 1,90 Meter groß. Seine breiten Schultern, die schmalen Hüften und die muskulösen Oberarme gaben ihm das Aussehen eines durchtrainierten Sportlers. »Noch höher. Ja, so ist es gut.« »Aber dann hängt es über Augenhöhe«, gab Sibylle Teichmann zu bedenken. »Sehr richtig. Sollen die Leute ruhig aufschauen zu meiner Kunst.« Lukas Abendroth lachte. Hinter seinem Rücken wurde eine breite Flügeltür geöffnet. Drei Männer kamen herein. »Sie müssen die Herren vom Fernsehen sein«, rief Frau Teichmann. »Ganz recht. Florian Graf mein Name. Wir haben telefoniert«, antwortete ein kleiner, dicklicher Mann um die 30. Abendroth fuhr zu ihm herum. »Sie sind für 11.00 Uhr angemeldet, jetzt ist es kurz vor zehn.« »Das Interview mit Ihnen wollen wir auch erst später machen. Jetzt hätten wir vorab gerne ein paar Impressionen Ihrer Ausstellung aufgenommen, falls es Sie nicht stört.« Seine Begleiter stellte Graf als Kameramann und Tontechniker vor. Sibylle Teichmann stieg von der Leiter herab und reichte dem Fernsehreporter die Hand. »Wir haben gerade das letzte Bild aufgehängt.« »Ich geh dann mal rüber in ›Babettes Ballhaus‹«, erklärte Abendroth knapp und verließ den Raum, ohne weiter auf die drei Männer zu achten. »Sehr freundlich«, sagte der Kameramann ironisch. »Lassen Sie ’s gut sein. Wenn er da bliebe, würde er sofort die Regie für Ihren Film übernehmen.« »Was macht er denn in ›Babettes Ballhaus‹ um diese Zeit? Die öffnen doch erst um 11.00.« »Eine Ballettgruppe probt dort. Sie soll bei der Vernissage am Montagabend auftreten.« »Die Mädchen da auf den Bildern?«, fragte Florian Graf. »Einige davon, ja. Das kleine Ballett hat er selbst choreografiert. Außerdem ist ›Babettes Ballhaus‹ so etwas wie sein Wohnzimmer. Sein Atelier ist gleich um die Ecke.« Frau Teichmann wusste, wie wichtig der Fernsehbericht, der hier entstehen sollte, für den Erfolg der Ausstellung werden konnte. Jetzt war Samstag, am Montag sollte die Vernissage stattfinden. Wenn der TV-Bericht in der Kultursendung am Sonntag laufen würde, wäre das die ideale Werbung. »Kann ich Ihnen einen Kaffee anbieten?« Ihre Freundlichkeit wirkte aufgesetzt. Der Reporter lächelte süffisant. »Das wäre wunderbar, gnädige Frau.« Mit einer unbestimmten Geste wies er auf die Bilder. »Sehr erotisch.« »Das liegt am Betrachter, ob er sie erotisch findet«, sagte die Galeristin. »Ich finde sie einfach nur schön.« Sie ging zu einer Tür, die in den seitlichen Trakt des Gebäudes führte, und rief: »Herr Winkler, bitte drei Mal Kaffee für unsere Gäste. Und ich nehme auch noch einen.« Der Kameramann begann, einige der Ausstellungsstücke zu filmen. Ein junger Mann um die 30 kam herein. Er trug ein silbernes Tablett, auf dem Kaffeetassen, eine Kanne, ein Milchkännchen und eine Untertasse mit Würfelzucker standen. »Tillmann, ich meine, Herr Winkler ist Abendroths Assistent.« Sie strich dem Mann mit dem Tablett kurz mit dem Handrücken über die Wange. »Ich weiß nicht, wie wir das hier alles ohne ihn schaffen würden.« Winkler lächelte kurz und stellte das Tablett ab. Wortlos verließ er den Raum wieder. Lukas Abendroth durchschritt den gepflasterten Hof. Sein Blick fiel auf das Schild über der Eingangstür von »Babettes Ballhaus«. Es zeigte ein tanzendes Paar, als habe es Zille gemalt. Ein Plakat kündigte Schwoof, Tanztee und Sonntagskonzerte an. Mit drei Sätzen sprang der Maler die Eisentreppe zum Eingang hinauf und stieß die Tür auf. In dem großen Ballsaal, der tagsüber mit Tischen und Stühlen als Restaurant eingerichtet war, tanzten acht Mädchen auf einem Podium nach Musik, die eine ältere Dame auf einem Klavier spielte. Mit lauter, für eine Frau sehr tiefer Stimme gab sie kurze Befehle. Die Tänzerinnen hatten die Arme verschränkt und reichten ihren jeweiligen Nachbarinnen links und rechts die Hände, während die Reihe erst nach links, dann nach rechts tanzte. »Sophie, du bist nicht im Takt!«, rief die Frau am Piano. »Das Ganze noch mal von vorn!« Da erst bemerkte sie Abendroth. Sie stand auf und trat auf den Maler zu. Einen Augenblick sah es so aus, als wolle sie ihn umarmen, aber Abendroth trat einen Schritt zurück. »Sieht ja schon ganz ordentlich aus, liebste Olga Nikolajewa«, sagte er. »Wir tun alles, um Sie nicht zu enttäuschen«, entgegnete die Angesprochene. Ihr russischer Akzent war nicht zu überhören. Abendroth lächelte: »Weiß ich doch, und dass Sie als große Ballettmeisterin früherer Tage nie ganz zufrieden sein können, habe ich längst bemerkt. Lassen Sie sich nicht stören. Machen Sie bitte weiter.« Dann trat er dicht an das Podium heran. »Ihr Girls seid bezaubernd. Wenn euch die Gäste bei der Vernissage sehen, wird sich keiner mehr für meine Bilder interessieren.« Damit wendete er sich ab und verschwand durch eine schmale Seitentür in einem Korridor, der in den hinteren Teil des Hauses führte. »En garde!«, kommandierte die Ballettmeisterin. Die Mädchen nahmen die vorige Stellung ein, überkreuzten die Arme und fassten ihre jeweiligen Nachbarinnen wieder an den Händen. Frau Nikolajewa schlug einen Akkord an und spielte dann eine Polonaise von Frederic Chopin. Der Fernsehreporter Graf kniff die Augen zusammen und musterte die Bilder. Es waren 17 Gemälde und ebenso viele Fotografien. »Ist er nun eigentlich Maler oder Fotograf?«, fragte er. »Beides, und in beidem ist er weltberühmt. Die Fotos sind streng limitiert und erzielen oft höhere Preise als die Gemälde«, antwortete die Galeristin. »Manchmal sind es die gleichen Modelle«, meldete sich der Kameramann. »Aber auf den Fotos wirken die Mädchen irgendwie unschuldiger.« »Nun, als Maler hat er mehr Möglichkeiten zur Interpretation, wenn ich so sagen darf.« Die Galeristin nahm einen Schluck Kaffee. »Malt er denn die Bilder nach den Fotos?«, fragte Graf. »Ganz unterschiedlich. Meistens bittet er die Models noch in sein Atelier. Und dann spielen die Fotos keine Rolle mehr. Er stellt sich ganz neu auf das Sujet ein.« »Mit Sujet meinen Sie die Mädchen?« Der Reporter sah auf die Uhr. »Viertel nach elf. Wir haben nur Zeit bis 12.00. Ich schau mal, wo er bleibt.« Er verließ die Galerie. In »Babettes Ballhaus« hatten inzwischen die ersten Mittagsgäste an den Tischen Platz genommen. Die Ballettgruppe war verschwunden. Eine Kellnerin wollte Graf an einem Tischchen gleich neben der Tür platzieren. Der winkte nur ab. »Ich bin auf der Suche nach Lukas Abend­roth.« Die Bedienung deutete mit dem Daumen über die Schulter zu der schmalen Tür, durch die der Künstler vor gut einer Stunde in den hinteren Teil des Hauses gegangen war. Ein schmaler, dunkler Korridor empfing den Reporter. Ein wenig Helligkeit kam nur durch das Oberlicht an einer Tür, auf die der Gang direkt zulief. Graf klopfte, erhielt aber keine Antwort. Er drückte die Klinke nieder. Die Tür war verschlossen. Der Reporter rief Abendroths Namen, aber es geschah nichts. Kurz vor der Tür führte eine schmale Treppe linker Hand nach unten. Graf ging ein paar Stufen hinab und rief erneut nach dem Maler. Keine Reaktion. Er ging in den Saal, griff sich, ohne zu fragen, einen Stuhl und kehrte zu der verschlossenen Tür zurück. »He, was machen Sie denn da?« Die Kellnerin folgte ihm. Der Reporter kümmerte sich nicht um sie. Er stieg auf den Stuhl, und als er sich auf die Zehen stellte, konnte er durch das schmale Fenster im oberen Teil der Tür in den Raum hineinsehen. »Scheiße!«, entfuhr es ihm. »Was ist denn los?« Die Kellnerin stand nun dicht unter ihm. »Haben Sie einen Schlüssel für das Zimmer?« »Der Chef!« »Holen Sie ihn!« »Sagen Sie endlich, was los ist!« »Der liegt da auf dem Boden wie tot!« Graf sprang von dem Stuhl herunter. »Das ist jetzt aber nicht Ihr Ernst«, sagte die Bedienung leise. »Ernster ist es mir noch nie gewesen!« Die Kellnerin rannte den schmalen Korridor hinunter und riss die Tür zum Saal auf. »Chef! Schnell!«, hörte Graf sie rufen. Wenige Augenblicke später kam sie in Begleitung eines großen, schlanken Mannes zurück, der eine Kochuniform trug. Wortlos schloss er die Tür auf und trat als Erster ein. Lukas Abendroth lag in einer seltsam gekrümmten Haltung auf dem Boden. Um den Hals war ein Draht geschlungen. Der Koch beugte sich über die leblose Gestalt, legte zwei Fingerkuppen auf den Hals, wartete einen Moment und richtete sich dann wieder auf. »Der ist hin!«, sagte er mit...


Huby, Felix
Felix Huby, bürgerlich Eberhard Hungerbühler, 1938 im schwäbischen Dettenhausen geboren, arbeitete zunächst als Reporter und Redakteur bei einer Tageszeitung, wurde dann Korrespondent des SPIEGEL für Baden-Württemberg und schrieb 1976 seinen ersten Kriminalroman. Es folgten 19 weitere Romane um Kommissar Bienzle, dazu insgesamt 34 ARD-Tatorte mit den Kommissaren Schimanski, Palu und Stöver. Aus seiner Feder stammen über 20 Hörspiele, zahlreiche Fernsehserien und acht Theaterstücke. Huby wurde unter anderem mit dem »Ehrenglauser« für sein Gesamtwerk und mit der »Goldenen Romy« für das beste Drehbuch des Jahres 2007 ausgezeichnet. Seine Kriminal-Romane haben bis heute eine Auflage von über 1 Million Exemplaren erreicht. Der Schwabe Huby lebt seit 26 Jahren in Berlin.



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