E-Book, Deutsch, Band 2, 465 Seiten
Reihe: Highland Heroes
Howell / Hahn Die Lust des Highlanders - Highland Heroes: Zweiter Roman
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-96148-923-7
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Roman
E-Book, Deutsch, Band 2, 465 Seiten
Reihe: Highland Heroes
ISBN: 978-3-96148-923-7
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Hannah Howell, geboren 1950 in Massachusetts, kann ihren amerikanischen Familienstammbaum bis in das frühe 17. Jahrhundert zurückverfolgen - liebt aber vor allem die Geschichte Englands und Schottlands; auf einer Reise dorthin lernte sie auch ihren späteren Ehemann kennen. Hannah Howell hat in ihrer schriftstellerischen Karriere über 60 Liebesromane veröffentlicht, darunter den großangelegten Zyklus über die Familie Murray, in dem sie mitreißend vom Schicksal mehrerer Generationen einer weitverzweigten schottischen Highlander-Dynastie erzählt. Hannah Howell wurde für ihr Werk mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Golden Leaf Award und dem Preis des Romantic Times Bookclub Magazine. Bei dotbooks erschienen die folgenden Romane von Hannah Howell: HIGHLAND HEROES Das Schicksal des Highlanders Die Lust des Highlanders Das Schwert des Highlanders HIGHLAND DESIRE Die Hoffnung des Highlanders Der Wunsch des Highlanders Das Herz des Highlanders HIGHLAND ROSES Im Zeichen des Highlanders Die Spur des Highlanders Die Sehnsucht des Highlanders HIGHLAND LOVERS Der Fürst der Highlander Der ungezähmte Highlander Der Held der Highlands HIGHLAND DREAMS Das Begehren des Highlanders - auch als Hörbuch bei SAGA erhältlich Das Sehnen des Highlanders - auch als Hörbuch bei SAGA erhältlich Der Stolz des Highlanders - auch als Hörbuch bei SAGA erhältlich Die Versuchung des Highlanders Der Mut des Highlanders Der Traum des Highlanders Bei den folgenden beiden Romanen handelt es sich um Einzelbände: Der Kuss des Schotten Die Geliebte des Earls
Autoren/Hrsg.
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Kapitel 1
Frankreich, Frühling 1437
Ein tiefer Seufzer entfuhr Nigel Murray, als er sich schwerfällig aufsetzte. Er griff sich an den Kopf, fuhr zusammen angesichts der dicken Dreckschicht, die seine braunen Haare verfilzte, und kniff im schwachen Licht der Morgendämmerung vor Schmerz die Augen zusammen, während er sich umsah. Dann verzog er voller Selbstekel das Gesicht. Er hatte es nicht einmal bis in sein kleines Zelt geschafft, sondern war unmittelbar davor im Schlamm eingeschlafen.
»Glück gehabt, dass ich nicht im Dreck ersoffen bin«, grollte er, als er sich taumelnd auf die Beine zog und das Hämmern im Kopf sein Schwanken noch verstärkte.
Langsam drang ein ranziger Geruch in sein Bewusstsein, und mit der Erkenntnis, dass er selbst die Quelle dieses unangenehmen Geruchs war, fiel seine Selbstachtung ins Bodenlose. Nigel fluchte und machte sich auf den Weg zu dem kleinen Fluss, in dessen Nähe das Heer sein Lager aufgeschlagen hatte. Das kalte Wasser würde hinreichend dazu beitragen, den Gestank abzuschrubben und seinen Kopf freizubekommen.
Während er sich zwischen den Bäumen hindurch einen Weg bahnte, musste er sich eingestehen, dass ihm die Dinge völlig aus der Hand geglitten waren. Wenn ein Mann ausgestreckt im Schlamm zu sich kam und nicht genau wusste, wo er sich befand oder wie er dorthin gekommen war, dann war das der Moment, an dem dieser Mann einen langen, eingehenden Blick auf sich selbst werfen sollte. Mit diesem Ratschlag hatte Nigel während der sieben langen Jahre, die er inzwischen für Frankreich kämpfte, so manchen seiner Waffenbrüder bedacht, doch nun war es an der Zeit, diese Weisheit bei sich selbst anzuwenden. Er wusste, er hatte den Punkt erreicht, wo er sich entweder zu ändern hatte oder zu Tode kommen würde.
Am Fluss angekommen, machte er eine seichte Stelle ausfindig, zog sich mit einem Ruck die Stiefel aus, schnallte sein Schwert ab und ging zum Ufer. Nachdem er kurz in dem betäubend kalten Wasser untergetaucht war, legte er sich flach hinein und ruhte seinen Kopf auf der Böschung aus, die mit weichem Grass bewachsen war und sanft von Wasser umspült wurde. Er räkelte sich, die Augen geschlossen, und erlaubte der Kälte, seinen vom Wein umnebelten Kopf freizubekommen, und der Strömung, den in seinen Kleidern und an seinem Körper haftenden Gestank wegzuspülen.
Seit er nach Frankreich gekommen war, hatte er sich zunehmend an den Alkohol und an unzählige gesichtslose und namenlose Frauen verloren. Die gelegentlichen Kämpfe mit den englischen oder französischen Feinden des jeweiligen französischen Krautjunkers, der gerade für Nigels Dienste bezahlte, boten die einzige Unterbrechung in diesem schier endlosen Kreis von Zerstreuungen. Nigel wusste, dass er von Glück sagen konnte, nach sieben Jahren voll solchen Stumpfsinns noch am Leben zu sein. Er hätte vergangene Nacht mit dem Gesicht im Schlamm landen können, zu betrunken, um sich selbst vor dem Erstickungstod zu bewahren. Er hätte in das feindliche Lager stolpern und niedergestochen werden können, bevor er seinen Irrtum auch nur bemerkte. Und ebenso gut hätte ihm eine der vielen dunklen Gestalten, die ständig in der Nähe des Heeres herumlungerten, die Kehle durchschneiden und ihn ausrauben können. Er war einer seltsamen Art von Wahnsinn verfallen, die ihn auf hundert Arten das Leben hätte kosten können.
Und warum? Das war die Frage, die er sich stellen musste. Am Anfang hatte er sich dem Wein und den Frauen zugewandt, um den Schmerz in seinem Herzen zu betäuben, um den Qualen, die ihn von seinem Zuhause, von Schottland und Donncoill, weggetrieben hatten, ein Ende zu machen. Inzwischen, so vermutete er, war beides zu einer Gewohnheit geworden. Der Wein schenkte ihm eine verführerische Benommenheit und die Frauen seinem Körper vorübergehend Erleichterung. Doch das, entschied er bei sich, war nicht genug, um sein Leben aufs Spiel zu setzen. Als er Schottland verließ, hatte er seinen Brüdern versichert, nicht nach Frankreich zu gehen, um in einer Schlacht den Tod zu suchen. Und ganz gewiss wollte er auch nicht in betrunkenem Stumpfsinn enden.
Stimmen drangen an sein Ohr und lenkten ihn von seinen düsteren Gedanken und seiner unangenehmen Gewissenserforschung ab. Sobald er die Stimmen orten konnte, griff er nach seinen Stiefeln und dem Schwert und schlich sich leise an – getrieben von Neugier und dem Bedürfnis, sich von den Gedanken daran, wie tief er in den vergangenen sieben Jahren gesunken war, ablenken zu lassen.
Nigel konnte gerade noch verhindern, dass er geradewegs in das Paar hineinlief, dem er nachspürte. Es war näher, als er gedacht hatte, und befand sich auf einer Lichtung, die erst einsehbar wurde, wenn man sie schon fast betreten hatte. Rasch duckte er sich hinter eine Ansammlung niedriger Beerensträucher. Ein armseliges Versteck, aber die beiden auf der Lichtung waren so sehr in ihr Gespräch und ihr Tun vertieft, dass sie Nigel bestimmt nicht entdecken würden, solange er sich absolut still verhielt.
Den jungen Mann erkannte Nigel, auch wenn es einen Augenblick dauerte, bis er sich an seinen Namen erinnern konnte. Aber es war der kleinere Teil dieses Paares, der Nigels Aufmerksamkeit auf sich zog. Warum sprach Guy Lucette so eifrig zu einer kleinen, schwarzhaarigen Frau, die schlecht sitzende Jungenkleider trug? Ein schneller Blick auf den Haufen dicker, rabenschwarzer Haare, der am Boden lag, verriet Nigel, dass die kurzen Locken der Frau auf eine eben erst erfolgte Veränderung zurückgingen. Beim Anblick der abgeschnittenen Haarpracht durchfuhr ihn ein ungewöhnlicher Stich, und Nigel kam zu dem Schluss, dass es wohl jeder Mann bedauern würde, solch wunderschönes Haar weggeworfen zu sehen. Solches Haar war der Ruhm einer jeden Frau. Und das wiederum warf die Frage auf, warum die kleine Dame sich zu einer derart drastischen Handlung hatte hinreißen lassen. Er zwang sich, nicht mehr darüber nachzudenken und stattdessen ihrem Gespräch zuzuhören, wobei er Mühe hatte, ihrem schnellen Französisch zu folgen.
»Das ist verrückt, Gisèle«, murrte Guy, während er ihr beim Zuschnüren ihrer verschmutzten hirschledernen Beinlinge und des abgetragenen wattierten Wamses behilflich war. »Wir werden bald den Engländern in einer Schlacht gegenüberstehen. Da ist kein Platz für eine Frau.«
»DeVeaus Ländereien sind auch kein Platz für eine Frau. Insbesondere für diese Frau«, fuhr ihn die junge Lady an, als sie ihre neuen, sehr kurzen Locken mit langen, unruhigen Fingern berührte. »Allein dafür könnte ich diesen Mann umbringen.«
»Dieser Mann ist bereits tot.«
»Das hindert mich nicht daran, ihn umbringen zu wollen.«
»Warum? Er hat dir weder das Haar abgeschnitten, noch dich gebeten, es zu tun.«
»Dieser Bastard hat mich dazu getrieben, oder genauer seine Familie. Ich hatte keine Ahnung, dass die DeVeaus so überaus fruchtbar sind. Es sieht so aus, als stünde an jeder Ecke, um die ich biege, und hinter jedem Busch, an dem ich vorbeikomme, einer von ihnen.«
»Und es gibt wahrscheinlich einige DeVeaus in dem Heer, das sich hier versammelt hat«, sagte Guy leise. »Hast du das nicht bedacht, als du diesen verrückten Plan ausgeheckt hast?«
»Das habe ich«, antwortete sie, während sie an ihrem Wams zerrte und danach mit ihren kleinen Händen über die Vorderseite strich, um sicherzugehen, dass sich ihre Brüste nicht abzeichneten. »Ich habe mir auch überlegt, dass viele der DeVeaus wissen oder zumindest leicht entdecken können, dass du mein Cousin bist. Doch das tut nichts zur Sache. Kein Mensch wird auf die Idee kommen, mich unter den vielen Knappen zu suchen, die in diesem Lager herumlaufen.«
»Das mag schon sein, aber ich will trotzdem, dass du in meiner Nähe, oder noch besser, dass du so viel wie möglich in meinem Zelt bleibst, ohne dadurch Argwohn zu erwecken.« Guy studierte sorgfältig das Ergebnis ihrer beider Bemühungen, dann nickte er in stiller Genugtuung. »Wenn du von deinen Widersachern gesehen wirst, von ihnen hier entdeckt wirst, kann das deinen Tod bedeuten. Die DeVeaus haben eine hohe Prämie auf deinen hübschen kleinen Kopf ausgesetzt, und eine Menge Männer werden begierig darauf sein, sich damit die Taschen zu füllen.«
Nigel fragte sich, wie viel die DeVeaus bereit waren, für die Lady zu bezahlen, dann zuckte er die Achseln. Es tat nichts zur Sache. Er war fasziniert, und die Neugierde entzündete einen neuen Lebensfunken in seinen Adern. Zum ersten Mal seit seiner Flucht aus Schottland war er noch an etwas anderem als seiner eigenen Misere und dem Kämpfen interessiert, und er hatte seine Freude daran. Fragen türmten sich in seinem Kopf, doch es war ihm gleichgültig, wie die Antworten lauteten. Er wollte den beiden einfach nur zuhören.
Guy und die schlanke junge Frau, die er Gisèle genannt hatte, verscharrten ihr Haar und ihre Kleider in einer kleinen Grube und gingen weg. Nigel wartete mit der Verfolgung gerade so lange, bis er das aufgesammelt hatte, was sie hatten verbergen wollen, machte aus ihrem Umhang einen kleinen Sack, wickelte das Haar und die übrigen Kleider darin ein und brachte beides eilig zu seinem eigenen Zelt, bevor er sich auf den Weg zu Guys kleinem Zelt machte.
Es war sehr leicht, in die Nähe von Guys Zelt zu kommen, ohne gesehen zu werden. Der junge Ritter hatte seine beiden Waffenbrüder in dem letzten Scharmützel mit den Engländern verloren und sie bisher noch nicht ersetzt. Guy und Gisèle achteten nicht auf das, was in ihrem Rücken vor sich ging. Jemand, der das Mädchen verfolgt und seinen Aufenthaltsort entdeckt hätte, hätte sich bei ihrer Gefangennahme nicht sonderlich anstrengen müssen.
Während er auf den Eingang von Guys Zelt starrte, überlegte sich Nigel, was er als Nächstes tun...