Hotam / Neumann / Reulecke | Deutsch-Jüdische Jugendliche im »Zeitalter der Jugend« | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 276 Seiten, Format (B × H): 158 mm x 240 mm

Reihe: Formen der Erinnerung.

Hotam / Neumann / Reulecke Deutsch-Jüdische Jugendliche im »Zeitalter der Jugend«

. E-BOOK

E-Book, Deutsch, 276 Seiten, Format (B × H): 158 mm x 240 mm

Reihe: Formen der Erinnerung.

ISBN: 978-3-86234-068-2
Verlag: V&R unipress
Format: PDF
Kopierschutz: 0 - No protection



Zur Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert bildete sich unter dem Eindruck der Krise des Bürgertums und der Bürgerlichkeit ein neuer Jugendbegriff im deutschsprachigen Raum Mitteleuropas. Ein deutlicher Ausdruck des neuen Jugendideals waren die nun entstehende Jugendbewegung und die daraus hervorgehenden spezifischen Jugendkulturen, die bis heute fortwirken. Dieser Band beschäftigt sich mit dem deutsch-jüdischen Ausdruck und der besonderen deutsch-jüdischen Interpretation der Jugendbewegungsformel. Der erste Teil ist theoretischen Fragen gewidmet, die im Zusammenhang mit dem Kernbegriff 'Jugend' stehen und auch die Grundlage für die zeitgenössischen Debatten lieferten. Der zweite Teil beschäftigt sich mit historischen Hintergründen der deutschen Jugendbewegung und ihrer deutsch-jüdischen Pendants als Sonderfall, gefolgt von einem Beitrag, der die Brücke von Deutschland nach Palästina schlägt. Der dritte und letzte Teil behandelt deutsch-jüdische Jugendphänomene in Europa und während der Emigration.
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Weitere Infos & Material


1;Inhalt;7
2;Geleitwort;9
3;Einleitung – Jugend und Moderne;13
4;I. Strategie Jugend;21
4.1;»Strategie Jugend« – Politische Theologie, Zionismus und Zeit;23
4.2;Das Projekt zur Rettung der Moderne: Erich Gutkind und Emmanuel Levinas zu Jugend, Alter und Tod;37
4.3;Die anarchistische Ästhetik der Jugendbewegung »HaShomer HaZa’ir« in den 1920er Jahren und das Tragische in ihrer Weltanschauung;63
4.4;Gemeinschaft. Jüdische Jugendfotografie 1924 bis 1938;77
5;II. Zur Geschichte der deutschen Jugendbewegung;97
5.1;Zur Geschichte der deutschen Jugendbewegung seit 1900. Einige einführende Bemerkungen;99
5.2;Identitätssuche und Erinnerungsikonographie: Deutsch-jüdische Jugendbewegung 1912 – 1933;109
5.3;Jugendbewegung und Realitätserfahrung: Von der deutsch-jüdischen Jugendbewegung zur Kibbuzgesellschaft;123
6;III. Jüdische Jugend in Europa und im Exil;145
6.1;Auf der Suche nach der zentraleuropäisch-jüdischen Generation des Ersten Weltkrieges: »Weltbühne« und »Brith Shalom«;147
6.2;»Dazugehören«: Junge Jüdische Kommunisten in der Weimarer Republik;169
6.3;Lenin oder Jabotinsky? Jüdische Identitätssuche in Salzburg nach dem Ersten Weltkrieg;183
6.4;Das Bild der Jugend: Der Prager Kreis zu Beginn des 20. Jahrhunderts;195
6.5;Die Jugendbewegung »HaShomer HaZa’ir« in Palästina: Vom nietzscheschen Individualismus zum leninistisch-stalinistischen Kollektivismus;215
6.6;Genealogien des Nationalismus: die Erde von Eretz Israel;243
7;Personenregister;273
8;Sachregister;277


"II. Zur Geschichte der deutschen Jugendbewegung (S. 95-97)

Jürgen Reulecke

Zur Geschichte der deutschen Jugendbewegung seit 1900. Einige einfïhrende Bemerkungen

Es bietet sich an, mit zwei recht unterschiedlichen, aber – wie ich meine – sich sinnvoll ergnzenden Zitaten zu beginnen, aus denen sich vielleicht so etwas wie ein Scheinwerferstrahl ergibt, mit dem sich die mentalittsgeschichtlichen Hintergründe der Jugendbewegungsgeschichte im frîhen 20. Jahrhundert etwas besser ausleuchten lassen. Das erste Zitat aus dem Jahr 1913 stammt von Sigmund Freud aus seinem Buch »Totem und Tabu«.

Freud stellt darin fest, dass »keine Generation imstande [sei], bedeutsamere seelische Vorgnge vor der nchsten zu verbergen«, und dass man zum Verstndnis der aufeinander folgenden »Generationsreihen« danach fragen mîsse, »welcher Mittel und Wege sich die eine Generation bedient, um ihre psychischen Zustnde auf die nchste zu übertragen.« Das zweite Zitat stammt von dem Schweizer Schriftsteller Friedrich Dîrrenmatt und beschreibt einen Gedanken, der ihn als 43jährigen 1964 am Grab seines 1881 geborenen Vaters überfallen hat: »Die Generationen îberschlagen sich wie Wellen, werden von der Zeit davongetragen, und ihre Spuren sind für sptere Generationen oft rtselhaft, oft rîhrend, selten grandios und manchmal nicht ohne höhere Komik.«

Wer heute in der çffentlichen Debatte in der Bundesrepublik mit dem Generationenbegriff argumentiert, begibt sich in die Gefahr, als Nachzîgler in einem inzwischen breitgetretenen Diskurs wahrgenommen zu werden: Hçchst oberflchlich und geschwtzig haben nmlich Feuilletons und flinke Buchmacher in den letzten zehn Jahren diesen Begriff okkupiert, um ihn in Form von Zuschreibungen wie »Generation Golf«, »Generation 89«, »Generation Berlin«, »Generation Reform« (und einigen Dutzend weiterer solcher Wortkombinationen) verkaufsfçrdernd als Etikettierungen für einzelne Altersgruppen zu verwenden.

Die Gründe fr diesen Boom sind vielschichtig und können hier nicht erlutert werden. Aber eines ist dennoch einleitend festzustellen: Ganz unabhngig von dieser medialen Konjunktur des Generationenbegriffs besitzt er – und darauf sollten die beiden Einleitungszitate aufmerksam machen – ein bemerkenswertes Anregungspotential für eine Geschichtswissenschaft, die nicht mehr nur unpersçnliche Strukturen, Prozesse und Gesellschaftsformationen untersucht, sondern den Versuch unternimmt, der von konkreten Menschen in ihrer Zeit gelebten Geschichte, d. h.: ihrem Umgehen mit der für sie offenen Zukunft, ihren engsten und Hoffnungen, aber auch ihren Verstrickungen, ihrem Scheitern, ihren Verletzungen nachzuspüren."


Reulecke, Jürgen
Dr. Jürgen Reulecke ist Professor em. für Zeitgeschichte an der Universität Gießen.

Neumann, Birgit
Dr. Birgit Neumann ist Professorin für Englische Literaturwissenschaft/Anglophonie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.

Dr. Yotam Hotam, geboren 1968 in Tel Aviv, arbeitet als Lektor an der Haifa-Universität und am Beit Berl Academic College in Israel.


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