Horstmann | Schwermutmacher | Buch | 978-3-96258-095-7 | sack.de

Buch, Deutsch, 147 Seiten, Format (B × H): 140 mm x 210 mm

Horstmann

Schwermutmacher

Gedichte und Aphorismen

Buch, Deutsch, 147 Seiten, Format (B × H): 140 mm x 210 mm

ISBN: 978-3-96258-095-7
Verlag: PalmArtPress


Keine Gedichte über Melancholie, sondern melancholische Gedichte – Mitteilungen aus der Innenperspektive, die, mal Schwermut machend, mal schwer Mut machend, über die Stränge schlagen und auf Resonanz aus sind. Das erste, was dabei zerspringt, ist die Verwechslung mit dem Trübsinn. Der Melancholiker ist trübselig, die schwarze Galle nicht nur im Farbton ununterscheidbar vom schwarzen Humor und von der Tinte, durch die Horstmann zieht, was ihm durch den Kopf geht und worüber er sich einen Kopf macht: Dandys aus dem Eis, Evas von der Stange, deflationäre Luftmatratzen, „Sackgassenhauer“, flatternde Kiemen zwischen Buchregalen, „Jungbrunnen“, Mauersegler und die „Rückkehr der Aro Gans“.
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Was gewinnt der Verlierer? Einsicht in Verzichtbarkeiten.
Was verliert der Gewinner? Den Vorgeschmack und die Zumutung des sich Aufraffens.

* * *

SELBSTBEHAUPTUNG

Ein Doktern mit dem Eisenbart.
Der Küster flucht, der ihn parat
gehalten hat, und schließt
damit das Beinhaus auf.
Die Dinge nehmen ihren Lauf.

Der Schatten meiner selbst fällt
über die Schwelle. Oder fast.
„Hoppla“, sagt der Kustos,
der das Sagen hat, „aber die Nachwelt,
die ist nimmersatt, die will
nicht Leere im Reliquienschrein. Sucht
Euch Geripptes für die Lückenbüßerein.“

Und selbdritt schreiten wir die
Schädelreihen ab und in den Augen-
höhlen macht das Feuer schlapp,
kein Glühen, Flammen, Funkenflug;
und auch kein Rest von Lug und Trug
verkriecht sich da. Was nun?
Erweich dich doch, fleht es zum Hirn.
Tu was, statt dich bis auf
die Knochen zu blamieren. Noch
so ein Stolperschritt. „Und stopp!“

Das Reihenende ist zum Greifen nah,
der Selbstverlust Anathema.
Ich bin doch Spuk, ich hab die Stirn.
Die Parze hängt am seidenen Zwirn
schwer durch. Das ist die Chance;
ich mach mich dünn, ich fahre ein,
wie gut das tut, ein Dickkopf sein.


Horstmann, Ulrich
Ulrich Horstmann
„Als akademischer Putzerfisch bei den Großen – Edgar Allan Poe, Oscar Wilde, Ted Hughes, Philip Larkin, J.M. Coetzee – im Einsatz, hat Ulrich Horstmann sich doch auch selbst freizuschwimmen versucht, nach seinem Auftauchen unter den Kleist-Preisträgern (1988) aber womöglich Schuppen gelassen. Vielleicht deshalb der Zug in die dunklen Unterströmungen, dem sich die Robert Burton-Übersetzung aus dem nämlichen Jahr ebenso verdankt wie der Essayband Ansichten vom Großen Umsonst (1991) und der Versuch über ein angeschwärztes Gefühl (2012).“ – Klaus Steintal


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