Hoppe / Funk | A Decade of Start-up Wisdom | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 108 Seiten

Hoppe / Funk A Decade of Start-up Wisdom

Geschichten aus der Start-up-Welt
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7583-7603-0
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Geschichten aus der Start-up-Welt

E-Book, Deutsch, 108 Seiten

ISBN: 978-3-7583-7603-0
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



A Decade of Start-up Wisdom - Geschichten aus der Start-up-Welt ist eine Short Story-Collection, die die Ups and Downs, die Learnings und Failures, die irren sowie berührenden Momente der New Economy sammelt und auf fiktionale Weise erzählt. Aufgeteilt in acht verschiedene Bereiche wie Meeting-Kultur, Offsites, Love Life und LayOffs erkundet das Buch, was das Start-up-Leben so dermaßen spannend und verrückt macht. Mit Empathie und einem messerscharfen Blick für die Zwischentöne, menschlichen Beziehungen und enormen Herausforderungen werden Geschichten erzählt, wie es sie auf dem deutschen Markt noch nicht gab.

Cornelia Hoppe wurde 1982 in Dresden geboren und lebt mit Mann und Dackel zwischen Berlin, Kapstadt, Radebeul und dem Rest der Welt. Sie studierte Psychologie und Personalentwicklung in Görlitz und Kaiserslautern und gründete mehrere Firmen sowie die Marke DONE!. DONE!Berlin baut seit 2013 Teams vornehmlich für Startups auf, wo Cornelia meist in Interim-Management-Positionen im Personalwesen tätig ist. Seit 2020 ist sie zudem erfolgreiche aktive Angel-Investorin.

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Desaster Brain Teaser
Wir hatten wirklich alles durchdacht, was den Einstellungsprozess betraf. Alles. Nur Elite-Unis. Nur Einser-Schüler. Nur Leute mit hartem Wirtschafts-Background. Gerne nerdy. Fast schon irre. Wer in der Lage war, ein flüssiges Gespräch zu führen und dazu noch empathischen Beistand zu leisten, wenn eine Mitarbeiterin an der Excel-Tabelle verzweifelte, der war für die wichtigen Positionen eigentlich der Falsche. Wir wollten nur Exzellenz. Die Smartesten der Smarten. Die Schnellsten der Schnellen. Die Effektivsten eben. Schließlich hat sich das moderne Recruiting in den letzten Jahren stark gewandelt. In Recruiting-Slang würde man sagen: Wir haben es hier mit einem proaktiven, strategischen und technologiegestützten Prozess zu tun. Eine entscheidende Komponente ist die Arbeitgebermarke, die Unternehmen stärken müssen, um qualifizierte Kandidaten anzuziehen. Dazu gehört die Kommunikation von Unternehmenskultur, Werten und Vorteilen gegenüber potenziellen Bewerbern. Personalbeschaffungsteams müssen heute auch soziale Medien und Online-Plattformen nutzen, um aktiv nach Talenten zu suchen, statt nur auf eingehende Bewerbungen zu warten. War of Talents nennt man den Spaß. Während einem früher die Mitarbeiter hinterhergeschmissen wurden, sind wir heute eigentlich nur noch damit beschäftigt, sie länger als ein Jahr zu halten. Generationenkonflikt eben. Es fing alles mit Bionade und Kickertisch an und mündete in das komplette Entwickeln ganzer Departments, die nur darauf ausgerichtet sind, Mitarbeiter zu akquirieren und zu halten. Früher machte das der Abteilungsleiter noch selber. Heute kümmern sich zehn Leute darum. Aus dem Thema „Mitarbeiter einstellen" ist eine Wissenschaft geworden. Und das Ganze hat keine 15 Jahre gedauert. Parallel der Start von LinkedIn, die den Trend glücklicherweise rechtzeitig entdeckt haben und in Lichtgeschwindigkeit Wanna-Be-Portale wie Xing wegfegten wie Staub. Amerika kann eben vieles besser. Das muss man schon so sagen. Aber wir haben auch viele Fehler gemacht. Wir? Wir sind solche wie ich. Recruiterin. 36 Jahre alt. Aus Hamburg. In meiner Freizeit gehe ich reiten. Aber nicht nur. Samstags ist immer Brunch mit den Girls. Die Girls kenne ich seit 20 Jahren. Wir haben uns natürlich in all der Zeit weiterentwickelt. Manchmal auch weg voneinander, um uns dann wieder näher zu kommen. Jede macht da auf ihre Art Dinge, die sie kann oder für die sie Talente besitzt. Bei mir war das viele Jahre nicht so klar. Ein bisschen gekellnert, ein bisschen Casting, ein bisschen Produktion, dann irgendwie reingerutscht ins Recruiting. Nach dem Motto: „Clara, kannst du mal 'ne Kamerafrau besorgen, bitte. Die brauchen wir bis nächste Woche!" Und dann habe ich denen natürlich die Kamerafrau besorgt. Pünktlich versteht sich. Und schon hieß es nur noch, Clara, hier den und den brauchen wir noch, und Clara, mein Freund leitet eine Event-Bude, der sucht gerade Unterstützung, um neue Mitarbeiter einzustellen. So fing das alles an. Ohne es selbst zu verstehen, muss ich rückblickend sagen, dass ich einfach extrem gut in dem war, was ich da machte. Aber das war – wie gesagt – vor 15 Jahren, und damals hieß es nur, Lebenslauf durchschauen, Bewerber anrufen, Interview durchführen, höchstens noch einmal den Oberboss rüberschauen lassen übers neue Gesicht und dann war die Person schon im Team. Obwohl es Menschen wie Sand am Meer gab. Alle brauchten Jobs. Wegen der Weltwirtschaftskrise 2008. Lehman Brothers und der ganze Scheiß. Alle waren arbeitslos. Jeder tat, was er konnte, um sich über Wasser zu halten. Und trotzdem haben wir da nicht so ein unfassbares Fass aufgemacht, um Leute einzustellen, sondern sind mit bisschen Vernunft und vor allem Intuition an die Sache rangegangen. Aber heute? Heute ist das alles anders. Heute ist das irgendwie aus dem Ruder gelaufen. Ganz ehrlich. Aber selbst ich habe das lange gar nicht begriffen. Es hieß immer nur: „Das macht man jetzt so. Das macht man jetzt so im Valley. Das macht man jetzt so in New York." Und „so" hieß eben dieses ganze Brimborium. Diese eine Million Steps, bis jemand einen Vertrag bekommt. Vorgespräch am Telefon. Dann Gespräch mit der Recruiterin. Dann einladen zum Interview mit der Recruiterin. Dann einladen zum Gespräch mit dem Oberboss. Dann Gespräch mit der Leiterin der Abteilung. Und dann gerne noch ein Gespräch mit Teilen aus dem Team, damit die Energie am Ende stimmt. Man will Synergien nutzen, und dass die Stimmung stimmt und dass alles Friede-Freude-Eierkuchen-mäßig abläuft, damit der Laden ordentlich geschmissen wird. Aber ich sage jetzt mal was, das Problem bekommt man auch mit einer Million Steps nicht gelöst. Stress wird es immer geben. Bei der nächsten Deadline oder wann auch immer. Aber die Mitarbeiter fordern mittlerweile, dass sie ihr Go zum neuen Mitarbeiter erteilen. Und, wenn sie ihn nicht vorher gesehen haben und überzeugt sind, dann ist richtig schlechte Laune angesagt. Die darf man seit zehn Jahren schließlich auch rauslassen, ohne Angst haben zu müssen, gefeuert zu werden. Der Mitarbeiter hat die Macht. Eine meiner Girls erzählte mir letztens – sie arbeitet als Hochschuldozentin an einer Musikfachschule – dass sie zum Seminarbeginn angeranzt worden war, weil sie allen Studierenden einen Plan vorgelegt hatte, statt die in die Planentwicklung miteinzubinden. Da sagte doch eine ernsthaft, dass sei das Seminar der Studenten und als mein Girl antwortete: „Nein, das ist mein Seminar", haben die doch einen offenen Brief an die Schulleitung geschickt und sind ihrem Unterricht ferngeblieben. Ich meine: Helloooooo? Aber die Macht dieser Mitarbeiter, die ja am Ende nie länger als 18 Monate bleiben, weil sie irgendein Sabbatical auf Honolulu machen müssen, um sich von ihrem Boreout zu erholen, ist eigentlich nicht das Allerschlimmste, obwohl es an „allerschlimm" schon ziemlich nah rankommt. Das Schlimmste sind Brain Teaser. Kennt die noch einer? Von früher aus der Schule? Ein Brain Teaser, zu Deutsch Hirnquetscher, ist eine Art von Rätsel, Frage oder Problem, das gedacht ist, um kritisches Denken, Logik, Kreativität und Problemlösungsfähigkeiten zu fördern. Brain Teaser können in verschiedenen Formen auftreten, wie etwa Wortspiele, mathematische Rätsel, logische Rätsel oder visuelle Rätsel. Ein Beispiel für einen Brain Teaser wäre das hier: Ein Mann gibt seinem Pferd sechs Eimer Wasser und vier Säcke Hafer. Wenn er aufhört, das Pferd zu füttern, wie viele Tage dauert es, bis das Pferd allen Hafer aufgefressen hat? Antwort: Null Tage. Pferde können nicht Eimer und Säcke zählen. Ich meine, hä? Das verstehe selbst ich als Recruiterin nicht. Aber wir müssen das machen. Sagt Jürgen. Jürgen liebt Brain Teaser. Und Jürgen ist der CEO des Unternehmens, für das ich gerade tätig bin. Jürgen will, dass jeder Mitarbeiter im Recruiter-Gespräch mindestens drei Brain Teaser vor die Nase bekommt und diese auch beantworten kann. „Keiner wird eingestellt, der die Teaser nicht mit links löst", hat Jürgen erklärt, als er die Aufgabe Recruiting-Prozess übernommen hat. Ich selbst habe es noch ohne Brain Teaser ins Unternehmen geschafft, weil Jürgen damals verheiratet und glücklich war und sich lediglich auf die Dinge konzentrierte, deren Verantwortung er innehatte. Mit der Scheidung kam dann die totale Umnachtung, und jetzt hockte er da von sieben bis 22 Uhr und hatte die Kontrolle über sein Leben verloren, weil er die Kontrolle über die Firma übernommen hat. Was mache ich nun immer? Ich suche auf Google nach „Brain Teaser" und knalle die im Interview den Bewerbern vor die Nase. Dann stellen sie mir natürlich Fragen zu dem Brain Teaser, aber weil ich das Ding selbst nicht verstehe, behaupte ich, keine Fragen beantworten zu dürfen. Komplett bescheuert. Seit einem Jahr habe ich es also nur mit Neueinstellungen zu tun, die drei Brain Teaser beantworten können, auf einer Elite-Uni waren und auch sonst nicht mehr alle Tassen im Schrank haben. Das führt dann dazu, dass ich mich mit Menschen herumplagen muss, die es nicht mal schaffen, eine Krankenkassenanmeldung hinzubekommen, sondern ernsthaft eine Kopie der Krankenkassenkarte ihres Bruders einreichen, weil der Nachname ja identisch ist. Oder Menschen, die einer weinenden Mitarbeiterin sagen, dass sie lieber auf die Toilette gehen sollte als vor versammelter Mannschaft zu heulen. Oder Menschen, die keine Hobbies haben, sondern sich überall und in alles einmischen müssen. Was ich damit sagen will: Wir hatten wirklich alles durchdacht, wenn es um den Einstellungsprozess ging. Alles. Nur Elite-Unis. Nur Einser-Schüler. Nur Leute mit hartem Wirtschafts-Background. Gerne nerdy. Fast schon irre. Wer in der Lage war, ein flüssiges Gespräch zu führen und dazu noch empathischen Beistand zu leisten, wenn eine Mitarbeiterin an der Excel-Tabelle verzweifelte, der war für die wichtigen Positionen eigentlich der Falsche. Wir wollten nur Exzellenz. Die Smartesten der Smarten. Die Schnellsten der Schnellen. Die Effektivsten eben. Aber dabei sind wichtige Werte auf der Strecke geblieben, und vor allem realitätsnahes Arbeiten. Menschen, die Erfahrung besitzen und nicht nur eine Eins von der Bocconi Universität...



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