E-Book, Deutsch, Band 520, 64 Seiten
Holten Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 520
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7517-0108-2
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Die Prinzessin und der Arzt
E-Book, Deutsch, Band 520, 64 Seiten
Reihe: Die Welt der Hedwig Courths-Mahler
ISBN: 978-3-7517-0108-2
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Als der Chirurg Peter Klingenberg die reizende Doris Prinzessin zu Jagenberg-Frey kennen und lieben lernt, ahnt er nicht, dass dieses entzückende Wesen einem altehrwürdigen, jahrhundertealten Fürstengeschlecht entstammt. Für Peter und Doris spielt das jedoch keine Rolle. Sie lieben sich so sehr, dass sie sich ein Leben ohne einander bald nicht mehr vorstellen können und eifrig Heiratspläne schmieden. Das allerdings ruft Doris' adelsstolze Familie auf den Plan, der ihr großer Name und ihre Traditionen über alles gehen.
Niemals werden sie die Ehe der Prinzessin mit einem 'kleinen Arzt' dulden! Und so versuchen sie fortan um jeden Preis, diese Ehe zu verhindern, und dieser Zweck heiligt für sie selbst die fragwürdigsten Mittel ...
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Die Prinzessin und der Arzt
Ein erschütternder und beglückender Liebesroman
Als der Chirurg Peter Klingenberg die reizende Doris Prinzessin zu Jagenberg-Frey kennen und lieben lernt, ahnt er nicht, dass dieses entzückende Wesen einem altehrwürdigen, jahrhundertealten Fürstengeschlecht entstammt. Für Peter und Doris spielt das jedoch keine Rolle. Sie lieben sich so sehr, dass sie sich ein Leben ohne einander bald nicht mehr vorstellen können und eifrig Heiratspläne schmieden. Das allerdings ruft Doris’ adelsstolze Familie auf den Plan, der ihr großer Name und ihre Traditionen über alles gehen.
Niemals werden sie die Ehe der Prinzessin mit einem „kleinen Arzt“ dulden! Und so versuchen sie fortan um jeden Preis, diese Ehe zu verhindern, und dieser Zweck heiligt für sie selbst die fragwürdigsten Mittel …
Sie schnellte aus dem Sessel empor, und ihre dunklen Augen sprühten vor Zorn.
„Onkel Heinrich, jetzt ist es genug!“, sagte sie mit schneidender Stimme. „Was du hier tust, ist so erniedrigend, dass ich …“
Der korrekt gekleidete Herr, der sich nach altmodischer Art auf einen schlanken Ebenholzstock stützte, hob gebieterisch die Hand.
„Liebe Doris, ich hoffe, dass du dich nicht vergisst. Für Temperamentsausbrüche ist dies nicht der rechte Ort, und überdies sind wir nicht unter uns.“
„Was soll das heißen! Willst du damit Peter ausschließen?“
„Über diese Nuancen können wir uns gelegentlich einmal unterhalten“, entgegnete Graf Böbling kühl. „Für den Moment …“
„Für den Moment habe ich genug – mehr als genug!“, fiel Doris ihm ins Wort. „Von dir und von der ganzen Familie! Es ist einfach beleidigend, was ich mir bieten lassen muss!“
Graf Böbling erhob sich.
„Mir scheint, dass dir die Maßstäbe in Unordnung geraten sind, liebe Doris. Entgegen dem Beschluss der Familie habe ich diesen Besuch unternommen. Heimlich gewissermaßen.“
„Dein Besuch war von vornherein sinnlos“, stieß Doris erregt hervor. „Wenn ihr erwartet habt, dass ich meinen Sinn ändern würde, dann habt ihr euch getäuscht.“
„Wir haben es erwartet“, bestätigte der Graf gemessen, und er fügte hinzu: „Wir erwarten es immer noch. Wir können uns nicht vorstellen, dass ein Mitglied unserer Familie …“
„Dann werdet ihr eben eure verstaubten Ansichten revidieren müssen, Onkel Heinrich! Mir ist es gleich, welcher Familie ich angehöre – vollkommen gleich!“
Der Blick des Grafen traf nun den jungen Mann, der bisher schweigend der Auseinandersetzung beigewohnt hatte, und dabei ging es einzig und allein um ihn.
„Ich nehme an, dass derartige Gedankengänge Ihrem Einfluss zu verdanken sind, Doktor?“, sagte Graf Böbling zu ihm.
„Das stimmt nicht, Herr Graf“, erwiderte Dr. Peter Klingenberg ruhig. „Sie mögen mit vielen Vorurteilen hergekommen sein, und Sie mögen vielleicht noch mehr mitnehmen, aber ich muss Ihnen leider widersprechen. Ich habe Doris in keiner Weise beeinflusst.“
Graf Böbling schüttelte kaum merklich den Kopf.
„Ich glaube Ihnen nicht. Es ist noch nie vorgekommen, dass eine Prinzessin Jagenberg-Frey vergessen hat, wohin sie gehört.“
„Die Prinzessin ist mir gleichgültig, Herr Graf“, erklärte ihm Dr. Klingenberg. „Wichtig ist für mich allein die junge Dame, die ich liebe. Ich würde sie genauso lieben, wenn sie Meier, Müller oder Schulze hieße.“
Nun geriet der Graf doch ein wenig aus der Fassung.
„Sie werden sich doch nicht etwa unterstehen, den Namen meiner Anverwandten im gleichen Atemzug mit … mit … irgendwelchen Leuten zu nennen?“
„Sie zwingen mich dazu, Herr Graf. Und im Übrigen ist die Frage des Namens ohnehin von untergeordneter Bedeutung, denn sobald Doris und ich heiraten, heißt sie Klingenberg. Doris Klingenberg. Ganz einfach.“
Graf Böblings starres Gesicht rötete sich.
„Unmöglich!“, rief er erregt. „Eine Prinzessin zu Jagenberg-Frey soll … empörend!“
„Das ist Ihre Ansicht, und ich kann es Ihnen nicht einmal verargen, denn das sind die Kategorien, in denen zu denken Sie gewohnt sind“, erwiderte Dr. Klingenberg gelassen. „Herr Graf, unmögliche Dinge sind heute selten geworden, sehr selten“, fügte er lächelnd hinzu.
„Mit Gemeinplätzen ist hier nichts erreicht, Doktor. Nennen wir die Sache doch beim Namen: Sie haben sich an Doris herangemacht, weil Sie sich davon Nutzen versprechen. Wir werden mit aller Entschiedenheit zu verhindern suchen, dass …“
„Jetzt ist es aber genug!“, donnerte plötzlich der Arzt so unvermittelt, dass der Graf ebenso wie das Mädchen zusammenzuckte. „Was Sie gerade gesagt haben, ist eine glatte böswillige Beleidigung. Wenn ich hier Hausherr wäre, würde ich Sie sofort hinauswerfen. Auf der Stelle!“
„In diesem Zimmer bin ich daheim, und deswegen besorge ich das“, mischte sich Doris nun ein. „Onkel Heinrich, ich bitte dich zu gehen. Sofort!“
„Das ist doch …“, stammelte der Graf erblassend.
„Du hast Peter beleidigt, und Peter ist der Mann, den ich liebe. Und somit hast du mich beleidigt. Darum werfe ich dich hinaus. Geh bitte!“
Der Graf wusste nicht, wie ihm geschah.
„Ich weiche der Drohung!“, stieß er stockend hervor. „Aber ich versichere, dass dies seine Folgen haben wird!“
„Onkel Heinrich, meine Zeit ist knapp bemessen!“, sagte Doris ungerührt.
Mit steifen Schritten stelzte der Graf zur Tür hinaus.
???
Kaum war er fort, da sank Doris dem Mann weinend in die Arme. Er drückte sie an sich und küsste ihr seidiges dunkles Haar.
„Nicht weinen, Doris, nicht weinen, es hat nicht anders kommen können.“
„Es ist so schrecklich, Peter!“
„Er versteht es nicht anders, mein Engel. Er ist sicherlich ein grundehrlicher Mann, der dein Bestes will, aber er kann nicht umdenken.“
„Sie alle können es nicht!“, klagte das Mädchen.
Nur auf die dringende Bitte von Doris hatte Peter sich bereit erklärt, dieses Treffen mit einem Vertreter ihrer Familie auf sich zu nehmen. Doris hatte auf eine Verständigung gehofft. Aber nun war alles schlimmer als zuvor.
Onkel Heinrich hatte Peter beleidigt, und da hatte Doris ihn hinausgeworfen, den reichen angesehenen Grafen Böbling.
„Ich musste ihn hinauswerfen“, sagte Doris schluchzend und klammerte sich an seine Brust. „Ich liebe dich doch, nur dich allein, und er hat dich so übel beleidigt.“
„Schon gut, mein Herz, schon gut!“
Peter dankte ihr mit vielen Küssen für ihr tapferes Eintreten, für ihr uneingeschränktes Bekenntnis zu ihm. Sie liebte ihn wirklich von ganzem Herzen, und das war ungewöhnlich genug.
Doris Prinzessin zu Jagenberg-Frey, das war ihr voller ehrwürdiger Name. Ein großer Name war es. Seit Jahrhunderten hatte er Bestand, regierende Fürstlichkeiten hervorgebracht, Traditionen auf sich gehäuft, Verdienste errungen, Auszeichnungen von allerhöchster Seite empfangen, wechselvolle Schicksale erlebt.
Das Fürstengeschlecht war immer noch sehr reich, obwohl dessen politischer Einfluss längst dahingesunken war. Aktienbesitz, Beteiligungen und vieles andere mehr sicherten der Familie bedeutende Einkünfte, und zu den einzelnen Schlössern, auf denen die Mitglieder des Fürstenhauses heute noch lebten, gehörten nach wie vor gewaltige Ländereien.
In der bildschönen Prinzessin aus diesem Hause, einem temperamentvollen, aparten Geschöpf, verband sich die Kraft angestammter Vorfahren mit der Leidenschaft südländischer Ahnen zu einer beglückend vollendeten Mischung.
Doris Prinzessin zu Jagenberg-Frey hatte immer den entsprechenden Stil gelebt: unabhängig, sorglos, luxuriös. Hier ein Flirt und dort einer, hier ein paar Wochen Ruhe, dann wieder weite kostspielige Reisen, Vergnügungen über Vergnügungen – ein Leben auf der Sonnenseite dieser Erde.
Die Prinzessin erfreute sich tatsächlich einer ungewöhnlichen Schönheit und war verehrungswürdig und begehrenswert zugleich. Dennoch hatte kein Mann sich ihr über einen Flirt hinaus nähern können. Trotz ihrer Gefühlsbetontheit hatte sie sich zu keinem Abenteuer, zu keiner Liebelei hinreißen lassen, sie, die doch so deutlich für die Liebe geschaffen zu sein schien.
Doch dann eines Tages war ihr das große Wunder der Liebe begegnet. Doris und Peter dachten oft an diese schicksalhafte Begegnung zurück …
???
Plötzlich lief ein Junge auf die Straße – genau vor Doris’ Wagen. Und ehe sie bremsen konnte, war es schon geschehen. Leichenblass stieg sie aus dem Wagen. Der Junge lag reglos da.
Kaum war sie bei dem Kind angekommen, da eilte ein Mann herbei, beugte sich...