Holten | Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 479 | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 479, 64 Seiten

Reihe: Die Welt der Hedwig Courths-Mahler

Holten Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 479

Die Zwillingsschwestern
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7325-8976-0
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Die Zwillingsschwestern

E-Book, Deutsch, Band 479, 64 Seiten

Reihe: Die Welt der Hedwig Courths-Mahler

ISBN: 978-3-7325-8976-0
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Die Zwillingsschwestern
Erster Teil eines großen Schicksalsromans

Die Gerwald-Töchter des Müllers sind Zwillingsschwestern, und sie sehen sich zum Verwechseln ähnlich. Unbeschwert wachsen Gisa und Uschi heran und treiben mit ihrer verblüffenden Ähnlichkeit gern ihre Scherze. Zuerst necken sie Lehrer und Schulfreunde, später die jungen Burschen, die dem Liebreiz der hübschen Schwestern erliegen.
Doch keiner von ihnen berührt ihr Herz. Was soll auch werden, wenn sich eine von ihnen verliebt? Für Gisa und Uschi steht nämlich fest, dass sie sich niemals trennen wollen. Aber eines Tages tritt die Liebe doch in ihr Leben, und diese stürzt die Zwillingsschwestern, anstatt sie zu beglücken, in tiefste Verzweiflung ...

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Die Zwillingsschwestern

Erster Teil eines großen Schicksalsromans

Die Gerwald-Töchter des Müllers sind Zwillingsschwestern, und sie sehen sich zum Verwechseln ähnlich. Unbeschwert wachsen Gisa und Uschi heran und treiben mit ihrer verblüffenden Ähnlichkeit gern ihre Scherze. Zuerst necken sie Lehrer und Schulfreunde, später die jungen Burschen, die dem Liebreiz der hübschen Schwestern erliegen.

Doch keiner von ihnen berührt ihr Herz. Was soll auch werden, wenn sich eine von ihnen verliebt? Für Gisa und Uschi steht nämlich fest, dass sie sich niemals trennen wollen. Aber eines Tages tritt die Liebe doch in ihr Leben, und diese stürzt die Zwillingsschwestern, anstatt sie zu beglücken, in tiefste Verzweiflung …

„Aber hier, Frollein, sehen Sie sich das mal an! Schön, was? Ist das nicht ein Gedicht? Habe ich Gedicht gesagt? Eine ganze Oper ist das, wenn man’s richtig ansieht.“

Der Mann mit der Hakennase wühlte in den Stoffen, zog ein weißes Etwas hervor und breitete es mit einer Geste aus, als lege er dem Mädchen ein Brillantcollier zu Füßen.

„Diese Bluse würde Sie kleiden wie … Na, wie sie nur so eine hübsche Dame kleiden kann, wie Sie es sind! Mein Himmel, ich bin dumm, dass ich das Stück überhaupt aus der Hand gebe!“

Der Mann warf den Stoff in noch verlockendere, noch duftigere Falten.

Das Mädchen beugte sich über die Kühlerhaube des uralten, klapprigen Vehikels, mit dem der Händler vor der Mühle stehen geblieben war.

„Die Bluse gefällt mir schon“, sagte es überlegend. „Doch bevor ich sie kaufe, möchte ich sie rasch meiner Mutter zeigen. Darf ich?“

Der hagere Städter breitete die Arme aus.

„Ihnen kann man doch nichts abschlagen, Frollein! Ihre Frau Mutter wird begeistert sein.“

Das Mädchen griff geschwind nach dem Stoff und eilte ins Haus.

Der Händler schob den Hut in die Stirn und lehnte sich an den Kotflügel.

„Das gibt ein Geschäftchen!“, murmelte er vor sich hin. „Diesen Bauerntrampeln kann man doch aufschwatzen, was man will.“ Er sah sich um wie ein Feldherr.

Vor ihm lag das breit hingestreckte Anwesen eines Müllers mit einem mächtigen Wohnhaus, dem man ansah, dass es schon Generationen in sich aufgenommen hatte. Daneben zwei große Scheunen mit samtbraunen Holzwänden und leuchtenden roten Dächern. Hinten, am jenseitigen Ende des breiten Hofes, die Mühle selbst, ein hoch aufragender Steinbau, aus dem das dumpfe Dröhnen der Maschinen herüberdrang.

Rings um das Gehöft eine Flut von duftenden Blüten.

Der Händler schnippte ein Stäubchen von seinem tadellos gepflegten blauen Anzug.

„Scheinen ja mächtig viel Geld zu haben, diese Bauern!“, murmelte er. „Na ja, wenn es der Landwirt nicht hat, wer soll dann das Geld scheffeln?“

Der Mann zauberte eine Zigarette ins Gesicht. Ein Streichholz flammte auf. Der blaue Rauch mischte sich mit dem Duft der Obstbaumblüte.

„Heda, Sie, kommen Sie doch mal mit Ihrem Koffer herüber!“

Der Händler nickte, klappte den Koffer zu, in dem er seine Schätze aufbewahrte, und machte sich auf den Weg.

Das Mädchen, dem er die Bluse schmackhaft gemacht hatte, stand an der Rückseite des Wohnhauses und winkte um die Ecke.

„Hier vorn entlang können Sie nicht!“, rief es. „Da ist die Wiese zu nass. Gehen Sie drüben über den Dunghaufen! Die Bretter halten schon!“

Der Mann war nicht gerade begeistert, als er vor dem riesigen, nicht sehr gut riechenden Gebirge stand und schüchtern den Fuß auf den Laufsteg aus losen Brettern setzte.

„So etwas kann einem auch bloß auf dem Land passieren“, brummte er unwillig.

Doch das in Aussicht stehende Geschäft überwog seine Bedenken, obwohl er nagelneue gelbe Schuhe an den Füßen hatte.

„Jetzt wird eben der Preis entsprechend heraufgesetzt“, tröstete sich der Händler, während er schon über den Haufen balancierte. Die Bretter schwankten unter seinen Tritten.

„Wo wollen Sie denn hin?“, rief da eine helle Mädchenstimme hinter seinem Rücken.

Der Mann wäre beinahe gestrauchelt, als er hastig herumfuhr.

„Wie kommen Sie denn plötzlich dort hinüber?“, rief er erstaunt, als er neben seinem Wagen das Mädchen bemerkte, das ihn vor wenigen Augenblicken über den Misthaufen zu steigen aufgefordert hatte.

Das Mädchen ging nicht auf seine Frage ein.

„Wer hat Ihnen erlaubt, auf unserem Hof herumzulaufen?“, rief es ihm entgegen. „Bitte, kommen Sie sofort da herunter!“

„Aber ich bitte Sie, gnädiges Fräulein! Sie haben mich doch persönlich vor einigen Sekunden aufgefordert, hier hinüber …“

„Das müssen Sie geträumt haben, Herr! Bitte, verlassen Sie den Hof!“

Der Händler murmelte etwas Unverständliches und zuckte ergeben die Schultern. War er etwa einer Schwachsinnigen in die Hände geraten? Es schien fast so, obwohl das hübsche Mädchen vorhin gar nicht den Eindruck gemacht hatte, als wenn in ihrem Oberstübchen etwas nicht in Ordnung sei.

Dem Mann gelang die befohlene Kehrtwendung nur mühsam. Es hätte nicht viel gefehlt, dass er mit einem Fuß im weichen Untergrund gelandet wäre, aber im letzten Augenblick fand er das Gleichgewicht wieder.

Der Schweiß brach ihm aus den Poren, als er schließlich den gleichen Weg, den er gekommen war, zurückschlich. Zwischen zwei Schritten spähte der Mann nach dem Mädchen. Es war verschwunden.

Eben setzte der Händler seinen Fuß erleichtert auf festen Erdboden, als er fast in die Knie sackte. Hinter ihm, jenseits des Haufens, ertönte nämlich wieder die ihm nun schon gut bekannte Mädchenstimme.

„Mein Himmel, haben Sie vielleicht Angst?“, rief sie. „So kommen Sie doch endlich!“

Der Mann setzte den Koffer ab. Er zerrte ein Taschentuch hervor und fuhr sich über die Stirn. Das war denn doch zu wunderlich! Wie konnte ein Mensch zu gleicher Zeit an zwei Stellen sein?

„Moment mal, Frollein, damit wir uns richtig verstehen: Ich bin hergekommen, um Ihnen etwas zu verkaufen. Über den Misthaufen da mögen meinetwegen die Hühner laufen, aber nicht ich.“

Das Mädchen lachte auf.

„Sie sind hier nun mal auf dem Land. Nun kommen Sie endlich. Mutter wird schon ungeduldig.“

„Ja, ich bitte Sie, liebes gnädiges Fräulein, Sie haben mich doch vor zwei Sekunden aufgefordert, sofort den Hof zu verlassen.“

Das Mädchen bekam runde Augen.

„Ich? Das ist doch nicht möglich! Sie haben wahrscheinlich geträumt.“

„Muss ich wohl“, knurrte der Mann gottergeben, holte tief Luft und begann seine gefährliche Kletterei von Neuem.

Das Mädchen sah ihm gelassen eine Weile zu, und als der Händler die letzten Meter bewältigte, verschwand es hinter der Hausecke.

„Sie können wohl nicht hören, Sie!“, kam da wieder die Stimme des Mädchens vom Hofeingang her. „Äpfel stehlen gibt’s nicht! Wenn Sie nicht sofort machen, dass Sie weiterkommen, mache ich die Hunde los!“

Der Mann erschrak dermaßen, dass er für den Bruchteil einer Sekunde die Balance verlor. Sein Oberkörper neigte sich nach rechts, er schwankte, der freie Arm ruderte rasend durch die Luft, und dann landete der rechte Fuß mitten im duftenden Gold des Landwirtes.

„So ein Mist!“, fluchte der Mann und zog seinen Fuß schleunigst wieder auf den schmalen Steg.

„Wenn Sie erst jetzt wissen, dass Sie auf einem Dunghaufen herumlaufen, dann können Sie mir leid tun!“, rief das Mädchen.

Der Mann machte eine hilflos flehende Geste, doch die Augen des Mädchens sprachen eine sehr entschlossene, deutliche Sprache. Seufzend machte er sich wieder auf den Rückweg.

Der Arm, der den schweren Koffer schleppen musste, begann zu schmerzen. Als er das Gepäckstück in die andere Hand wechselte, machte auch der linke Fuß Bekanntschaft mit dem weichen, feuchten Untergrund.

„Du liebe Güte, was ist denn mit Ihnen los? Wollen Sie nun etwas verkaufen oder nicht?“

Als der Angerufene abermals die Mädchenstimme hinter seinem Rücken hörte – eben tat er den rettenden, erlösenden Schritt auf den Erdboden –, schwoll die Zornesader auf seiner Stirn.

„Ich verbitte mir das!“, schrie er über den Haufen hinweg. „Mich können Sie nicht zum Narren halten. Geben Sie mir die Bluse her! Ich verzichte auf das Geschäft!“

„Und wir verzichten auf Ihre weitere Gesellschaft“, entgegnete da die Mädchenstimme – abermals in seinem Rücken.

Der Händler wirbelte herum, wobei ihm der Koffer schwer gegen die Knie schlug. Zum Kuckuck, konnte das Mädchen fliegen?

Ein Blick belehrte ihn, dass die Sache mit rechten Dingen zuging. Neben seinem Fahrzeug stand ein Mädchen, und drüben, hinter dem Haufen, stand ebenfalls eines. Und die beiden glichen einander aufs...



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