E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Holland Brich mir nicht das Herz
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7337-7386-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Digital Edition
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-7386-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Auf Kreuzfahrt nach Marokko - Elena will nur die romantische Seereise genießen. Von Urlaubsflirts hält sie nichts. Nach einer unglücklichen Liebe will sie ihr Herz schützen. Da begegnet sie Patrick. Und vierzehn sonnige Tage und heiße orientalische Nächte liegen vor ihnen ...
Sarah Holland kann auf einen beeindruckenden Werdegang zurückblicken, ihr wurde das kreative Talent offenbar schon in die Wiege gelegt: Als Tochter eines erfolgreichen Journalisten und einer Bestsellerautorin romantischer Romane kam sie früh mit dem Schreiben in Kontakt. Als Jugendliche zog sie gemeinsam mit ihren Eltern und ihren Geschwistern von London auf die 'Isle of Man', eine Insel zwischen England und Irland, dort wurde sie von ihren Eltern zu Hause unterrichtet. Die Familie besaß eine eindrucksvolle Bibliothek mit über 50.000 Büchern! Bereits im Alter von 19 begann Sarah sich an ihrer Mutter zu orientieren, an ihrer Seite schrieb sie ihre ersten eigenen Liebesgeschichten und schon ein Jahr später wurde zum ersten Mal eines ihrer Werkte veröffentlicht! Ihre Romane sind bis heute sehr erfolgreich, Sarah schreibt inzwischen außerdem für Film und Fernsehen und verschiedene Zeitungen. Neben dem Job als Autorin ist sie ausgebildete Schauspielerin und Sängerin. Sie reist unheimlich viel und gerne und hat schon in verschiedenen Teilen Englands, auf der Isle of Man, in Holland, Frankreich, den USA, Australien und Hong Kong gelebt.
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1. KAPITEL
Ein weißes Taxi hielt auf dem Kai von St. Tropez. Schneeweiße Jachten wiegten sich leicht im Hafen, während in den eleganten Straßencafés gegenüber die Gäste Perrier tranken und das Kommen und Gehen der Reichen beobachteten.
Elena stieg aus dem Wagen. Eine Sommerbrise erfasste ihr rotes Sommerkleid und enthüllte lange, schlanke Beine den neugierigen Blicken. Elenas nachtschwarzes Haar war lang und lockig und umrahmte ein makellos schönes Gesicht mit katzengrünen Augen und einem sinnlichen Mund.
„Ich bezahle den Fahrpreis“, sagte Liz und lächelte strahlend. „Geh du inzwischen auf die Jacht und bitte, dass jemand uns das Gepäck tragen hilft.“
Verwirrt blickte Elena auf die vielen Boote. „Welche ist es denn?“
„Oh, entschuldige, die große in der Mitte. Sea Witch heißt sie.“
Elena drehte sich um, eilte den Kai entlang, betrachtete die schnittigen Jachten und lächelte spöttisch.
Wie sehr erinnerte diese Umgebung sie an ihre Kindheit, als ihr wohlhabender Vater sie seinen reichen Freunden vorgeführt, und sie ihm zu Gefallen die geliebte Tochter gespielt hatte.
Nur war sie leider weit davon entfernt, geliebt zu werden. Für den Vater war sie nur eine kostbar herausgeputzte Ankleidepuppe gewesen. Und bei dem Anblick dieser herrlichen Jachten musste sie wieder an die Scheinwelt des Vaters mit ihren Statussymbolen denken, mit der sie nach dessen Tod nichts mehr zu tun haben wollte.
Deshalb empfand Elena es einfach als Ironie, eine Jacht zu suchen, auf der sie die nächsten zwei Wochen mit Liz’ Bruder Patrick über die Meere kreuzen sollte.
Liz war Elenas beste Freundin und seit einiger Zeit auch ihre Arbeitgeberin. Liz schrieb Liebesromane, die Elena zwar nicht leiden konnte, aber ebenso sehr hasste sie es, untätig zu sein. Als sie im Januar ihren Job als Sekretärin verloren, und Liz’ Sekretärin auch gerade gekündigt hatte, war es selbstverständlich für Elena, sich der Freundin als Hilfe zur Verfügung zu stellen. Das war jetzt sechs Monate her. Wenn Elena auch die Sentimentalität der Liebesromane lächerlich fand, das tägliche Zusammensein mit der Freundin genoss sie sehr.
Als Liz’ älterer Bruder in der vergangenen Woche aus Amerika angerufen hatte, um sie zu einer Kreuzfahrt einzuladen, hatte Liz auch Elena dazu aufgefordert. Und diese, in dem Glauben, es handelte sich um ein kleines, bescheidenes Fahrzeug, hatte begeistert zugestimmt.
Aber jetzt, als sie nach einem schimmernden Palast namens Sea Witch Ausschau hielt, fühlte sie sich von scheußlichen Erinnerungen bedrückt.
Und plötzlich stand sie genau vor der gesuchten Jacht.
Ein dunkelhaariger Mann mit nacktem Oberkörper und eine hübsche, stark geschminkte Brünette saßen an Deck und tranken Cocktails. Beide trugen Sonnenbrillen.
Elena räusperte sich. „Entschuldigen Sie, ich bin Elena Baccarat, Liz Kinsellas Sekretärin, und …“
„Na, das wurde aber auch Zeit“, beschwerte sich die Frau. „Wir haben schon den ganzen Tag auf Sie gewartet. Mittlerweile ist es vier, und um drei wollten wir auslaufen.“
Elena beherrschte sich und erwiderte höflich: „Dafür müssen Sie die Fluggesellschaft verantwortlich machen. Ich kann ja nichts dafür, dass wir so viel Verspätung hatten. Aber jetzt brauchen wir jemanden, der uns tragen hilft. Haben Sie jemanden?“
„Ja, ich komme.“ Der Mann stand auf und ging die hölzerne Gangway hinunter. Durch ihre Sonnenbrille betrachtete Elena ihn erstaunt. Erst jetzt sah man, wie riesig der Fremde war, mindestens ein Meter neunzig, außerdem war er der bestaussehende Mann, den Elena jemals getroffen hatte. Er war geradezu die Verkörperung kraftvoller Männlichkeit: Der muskulöse bronzefarbene Oberkörper über den verblichenen Jeans glänzte vor Sonnenöl. Das seidige Haar war schwarz, die Gesichtszüge straff und beherrscht.
Er blieb vor Elena stehen und lächelte höflich und herablassend. „Ich bin Patrick Kinsella.“
Dieser arrogante Riese sollte Liz’ Bruder sein? Noch immer sah Elena ihn bestürzt an und versuchte, sich krampfhaft darauf zu besinnen, was sie von ihm gehört oder gelesen hatte.
Inzwischen war sein Lächeln ironisch geworden, offenbar dachte er, sie schwieg, weil sein fantastisches Aussehen ihr die Sprache verschlagen hatte.
„Patrick Kinsella“, wiederholte er und streckte Elena die Hand hin. „Freut mich, Sie kennenzulernen. Willkommen an Bord.“
„Danke.“ Gereizt schüttelte Elena ihm die Hand. Sie war überzeugt, dass er nicht nur widerlich war, sondern auch charakterlos, wenn er sich mit der schrecklichen Frau eingelassen hatte, die sich ihr, Elena, gegenüber gerade so unverschämt benommen hatte. „Sehr freundlich, dass Sie mich auf Ihre Jacht eingeladen haben, Mr Kinsella.“
„Nennen Sie mich Patrick.“
„Patrick.“ Elena lächelte kühl, als sie seine Hand losließ. Der Name war das Einzige, was ihr an ihm gefiel. Elenas Mutter war nämlich Irin gewesen, und schon lange hatte Elena sich Irland verbunden gefühlt. Man hätte es für Schwärmerei halten können, wäre Elena romantisch veranlagt gewesen. Mr Kinsella sprach nicht mit irischen Akzent, sondern das reine Englisch der oberen Gesellschaftskreise. Und das beeindruckte Elena überhaupt nicht.
So lächelte sie nur zurückhaltend und sagte: „Ich freue mich auf die Kreuzfahrt. Wenn ich richtig verstanden habe, legen wir in Marokko an?“
„Unter anderem auch da.“ Patrick sah auf. „Ist das da drüben bei dem vielen Gepäck etwa meine Schwester?“
„Ja.“ Elena drehte sich um und sah Liz auf einem Kofferstapel sitzen, das kurz geschnittene Haar umwehte das zarte Gesicht. Fröhlich winkte sie ihrem Bruder.
Zusammen gingen Elena und Patrick auf sie zu, oder besser gesagt, Elena ging, Patrick bewegte sich geschmeidig wie ein Tier im Dschungel. Elena beobachtete es unauffällig mit kühlem Interesse.
„Hi, Liz!“ Patrick musste sich tief bücken, um die Schwester auf die Wange zu küssen. „Du siehst gut aus. Liegt vermutlich an dem romantischen Unsinn, den du dir immer zusammenträumst.“
„Sei nicht so eklig!“ Liz sprang von den Koffern herunter und lachte. „Warte nur, eines Tages wirst auch du dich verlieben, wenn du es am wenigsten erwartest. Dann wirst du nicht mehr so überheblich sein. Hast du dich mit Elena bekannt gemacht?“
„Ja“, erwiderte Patrick, ohne Elena anzusehen. „Ich habe die Abfahrt auf Mitternacht verschoben, weil ich nicht genau wusste, wann ihr ankommen würdet. Charles und Toby sehen sich heute Nachmittag das alte Fort an. Nur Natasha ist an Bord.“
Liz schnitt ein Gesicht. „Bewahre uns vor Natasha. Ist sie sehr gemein oder nur einfach unausstehlich?“
„Nur einfach unausstehlich“, entgegnete Patrick und musterte das Gepäck. „Wenn ich vier Koffer nehme, könnt ihr den Rest tragen?“
Ja, das schafften sie. Mühelos ergriff Patrick die vier Koffer und ging schnell davon. Liz und Elena folgten viel langsamer.
Elena war erleichtert, dass die entsetzliche Natasha offenbar für schlechtes Benehmen berüchtigt war. Sie wunderte sich nur, dass Patrick Kinsella mit ihr ausging, wenn er sie nicht leiden konnte. Aber es sollte ja Männer geben, die Beziehungen, aufgebaut auf Hassliebe, zu boshaften Frauen reizten. Da kann man nur Glück wünschen, dachte Elena und zuckte gleichgültig die Schultern.
In sechsundzwanzig Lebensjahren war sie Liebesbeziehungen leid geworden und glaubte weder an Romantik noch daran, dass sie jemals die große, ehrliche Liebe finden würde.
Natürlich stellte auch sie sich insgeheim einen idealen Mann vor, aber das behielt sie vorsichtshalber für sich, denn sie war überzeugt, den gab es gar nicht. Wie er aussah, war gleichgültig, Elena interessierte nur der Charakter.
Ihrer Erfahrung nach wollten die meisten Männer nur Sex und Frauen zum Vorzeigen, mit denen sie vor ihren Freunden angeben konnten. Als sie jünger war, hatte sie genügend Rollen spielen müssen, zuerst für den Vater, dann für ihren verstorbenen Mann. Jetzt wollte sie nur noch Aufrichtigkeit oder gar nichts.
Sie erreichten die Jacht und gingen an Bord, wo plötzlich drei Männer in weißer Uniform auftauchten.
„Bringen Sie diese Koffer in die Kabine meiner Schwester“, sagte Patrick und setzte seine Last ab. „Der Rest kommt in Miss Baccarats Unterkunft.“
Die Männer nickten schweigend. Zweifellos waren sie widerspruchlosen Gehorsam Mr Kinsella gegenüber gewohnt. Sie verschwanden über das blank gescheuerte Deck durch eine schmale Tür auf der rechten Seite.
„Möchte eine von euch in die Kabine hinuntergehen und sich erfrischen oder auspacken?“, fragte Patrick und sah Liz und Elena an.
„Ich möchte erst einen Drink“, antwortete Liz. „Die Reise war die wahre Hölle, und da sehe ich auch schon meinen Lieblingschampagner stehen.“
Patrick lachte und reichte ihnen Gläser. „Nebenbei bemerkt, das ist Natasha de Courcey. Natasha, das ist Elena Baccarat.“
„Aha, Miss Baccarat“, sagte Natasha affektiert. „Ich nehme an, Sie erwarten jetzt, dass ich Ihnen die Hand gebe und artig Guten Tag sage, aber ehrlich gesagt, das macht mir zu viel Mühe.“
„Schon gut, Natasha“, griff Patrick ein, während er Elenas Glas füllte. „Wir kennen ja deine schlechten Manieren, Elena muss sich eben auch daran gewöhnen.“
Natasha nippte an ihrem Drink und wippte mit dem Fuß. „Ich habe nur schlechte Laune, weil wir so endlos lange in St. Tropez bleiben...




