E-Book, Deutsch, Band 32, 104 Seiten
Reihe: edition pace
Hoffmann / Qiuhua / Bürger Kein Krieg ist der beste Krieg
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7693-9727-7
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Das chinesische Werk "Die Kunst des Krieges" (bingfa) von Sunzi dargeboten im Vergleich mit Anschauungen des Preußen Carl von Clausewitz
E-Book, Deutsch, Band 32, 104 Seiten
Reihe: edition pace
ISBN: 978-3-7693-9727-7
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der vorliegende Band beinhaltet nicht nur eine Übersetzung der sicher bedeutsamsten Schrift zum Krieg in China, sondern auch einen Vergleich des kriegsphilosophischen Meisterwerks von Sunzi mit den kriegstheoretischen Ansichten von Clausewitz. "Neben Schnittflächen der beiden Autoren sticht die Zielperspektive von Sunzi, in deutlichem Unterschied zu Clausewitz, hervor. Sunzis Plädoyer ist im Grunde ein pazifistisches. Kein Krieg ist seiner Argumentation nach der beste Krieg. - Sunzi lesen und verstehen führt nicht nur in ein Verständnis von Frieden und Krieg ein, das bis in die Gegenwart hinein chinesische Politik mitbestimmt. Die im vorliegenden Band dargebotene Einführung in Kriegstheorien westlicher wie östlicher Couleur erschließt all jenen, die nach Konfliktlösungsstrategien jenseits von Krieg suchen, Kerngedanken derjenigen, die im Krieg eine Möglichkeit sehen, Frieden herbeizuführen. Mitunter können sie dabei sogar Gemeinsamkeiten mit ihren eigenen Ansichten entdecken." (Egon Spiegel) Die Sunzi-Übersetzung ist ein Gemeinschaftswerk des Sinologen und Politologen Rainer Hoffmann (Universität Freiburg i.Br. und Universität Basel) und seiner chinesischen Ehefrau, der Sinologin und Germanistin Qiuhua Hu (Universität Zürich). Von beiden ist zuletzt das Geschichtswerk "China. Seine Geschichte von den Anfängen bis zum Ende der Kaiserzeit" erschienen. Ein Auszug aus dem erhellenden Vergleich von Clausewitz und Sunzi erscheint als Beitrag von Rainer Hoffmann im "China Journal of Peace Studies" (Nanjing 2025).
Dr. Rainer Hoffmann: Im SS 1963 Beginn des Studiums in den Fächern Geschichte, Politik und Anglistik an der Freiburger Universität. - 1965/66 Studienjahr an der School of Oriental and African Studies in London. - 1968 Abschluss des Studiums mit dem Staatsexamen an der Universität Freiburg. - 1968-72: Zweitstudium der Ostasienwissenschaft in den USA: an der Columbia University in New York, und in Harvard, Cambridge. - Sommer 1972: Promotion zum Dr. phil. an der Freiburger Universität mit der Bewertung: summa cum laude. Die Arbeit wurde mit dem Forschungspreis der Fakultät ausgezeichnet. - 1972: Tätigkeit als Assistent am Seminar für wissenschaftliche Politik der Universität Freiburg. - 1973-75: Studienaufenthalt in Japan (Universität Kyoto) und in Hongkong (dort Sammlung von Materialien für die geplante Habilitation am Union Research Institute und an der Universität). - 1976: Habilitation an der Freiburger Universität mit einer Arbeit zur Sozialgeschichte der chinesischen Kulturrevolution; Erhalt der venia legendi für den Bereich: Geschichte und Politik Ostasiens. - Im Sommer 1978 Aufnahme in das Heisenberg-Programm. - 1989: Verleihung des Titels eines außerordentlichen Professors durch das Stuttgarter Kultusministerium. - Ab 1990: Lehrtätigkeit in Freiburg, Basel und Sankt Gallen.
Autoren/Hrsg.
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???? Kapitel I | VORÜBERLEGUNGEN 1. ??,????,????,????,?????? Der Krieg zählt zu den wichtigsten Angelegenheiten des Staates, weil es dabei um Leben und Tod geht. Darum nämlich, ob ein Land existieren soll, oder aber vernichtet wird. Daher ist es notwendig, über das Phänomen des Krieges gründlich nachzudenken. 2. ??????,????,????: Die Gesetze des Krieges werden daher von fünf konstanten Faktoren bestimmt, die bei allen Planungen sorgfältig bedacht werden müssen. 3. ???,???,???,???,??? Diese sind folgende: (1) die moralische Legitimation;5 (2) der richtige Zeitpunkt; (3) das richtige Terrain; (4) Die Führungsqualität (der Offiziere); (5) Fragen der Organisation. 4. ??,??????,????,????,?????; Der Führer, der die Moral auf seiner Seite weiß, wird die Zustimmung des Volkes gewinnen, und es wird ihm auf Leben und Tod in jede Gefahr hinein folgen. 5. ??,????????? Den richtigen Zeitpunkt bestimmen bedeutet, daß man den Wechsel von Tag und Nacht, von Kälte und Hitze beachtet, und daß man die Abfolge der Jahreszeiten berücksichtigt. 6. ??,????????????; Was das Terrain betrifft, so geht es dabei darum, die Nähe und Ferne, sowie die Gefährlichkeit oder Sicherheit einer Örtlichkeit richtig einzuschätzen, und die Breite oder Enge der Pässe zu beurteilen, weil dieses Wissen über Leben und Tod entscheiden kann.6 7. ??,??????????; Der militärische Führer sollte über die folgenden Eigenschaften verfügen, nämlich: Klugheit, Zuverlässigkeit, Menschlichkeit, Mut und das richtige Urteilsvermögen im Hinblick auf Belohnung und Strafe. 8. ??,??????????????,????, ??????? Unter organisatorischer Kompetenz ist folgendes zu verstehen: die Fähigkeit, die Truppenteile je nach ihrer militärischen Funktion wirksam einzusetzen; sowie ein Auge für Nachschub und zureichende Verpflegung, damit das Überleben der Armee gewährleistet ist. Alle diese Punkte müssen jedem Armeeführer vertraut sein, weil es hierbei um Sieg oder Niederlage geht. 9. ?????,????,?:??????????????? ???????????????????????????. Deshalb soll man die Ausgangslage nach den folgenden Punkten untersuchen: (1) Welche der beiden Parteien verfügt über die bessere moralische Position? (2) Welcher Feldherr verfügt über das bessere strategische Konzept? (3) Welcher Feldherr hat den Vorteil von Zeit und Ort auf seiner Seite? (4) Wer verfügt über die effektivere Organisation? (5) Welche Armee hat die größere Schlagkraft? (6) Auf welcher Seite sind Offiziere und Mannschaften besser geschult? (7) In welcher Armee gibt es die größere Gerechtigkeit was Lohn und Strafe angeht? Diese sieben Überlegungen ermöglichen es, Sieg oder Niederlage vorherzubestimmen. 10. ????,????,??;?????,????,??? Wenn ein Feldherr diese Vorgaben beherzigt und danach handelt, dann wird er siegreich sein. Einem solchen Führer soll man die Treue bewahren. Wenn ein Feldherr aber diese Vorgaben nicht beherzigt und dennoch handelt, wird er eine Niederlage erleiden. Dann soll man ihn lieber verlassen (bevor es zu spät ist). 11. ????,????,????? Wer sich zum Kampf entschlossen hat, der muß seine Pläne verschleiern, damit der Feind davon keine Kenntnis bekommt. 12. ??,?????????,???? Diese Planungen sollten flexibel gestaltet sein, damit sie je nach Lage geändert werden können. Alle Kriegsführung basiert auf Täuschung. 13. ???????,??????,?????,?????? Das heißt: wenn wir stark sind, müssen wir nach außen schwach erscheinen; und wenn wir dabei sind, eine Offensive zu starten, muß es so aussehen, als wollten wir uns zurückziehen; wenn wir bereits nahe am Feind sind, muß es scheinen, als seien wir noch weit vom Schuß; und während wir uns schon abgesetzt haben, müssen wir den Feind glauben machen, wir seien immer noch in seiner Nähe. 14. ????,????, Leg einen Köder aus, um den Feind auf eine falsche Fährte zu locken; wenn seine Reihen zu wanken beginnen, nutze die Gelegenheit, um vorzustoßen. 15. ????,????, Wenn der Feind gut organisiert ist, dann muß man sich auf alles ge-faßt machen. Wenn der Feind an Stärke überlegen ist, soll man ihm ausweichen. 16. ????,????, Wenn der Gegner leicht zu reizen ist, dann soll man ihn erst recht provozieren. Man soll sich kleiner machen, als man ist, damit der Gegner unvorsichtig wird. 17. ????,????, Wenn der Feind Ruhe benötigt, dann soll man ihn stören. Wenn er Verbündete besitzt, muß man versuchen, einen Keil dazwischen zu treiben. 18. ????,????? Greife den Feind dann an, wenn er nicht vorbereitet ist; sei plötzlich an Orten präsent, wo dich niemand erwartet. 19. ?????,?????? Diese siegbringenden Ratschläge der Strategischen Schule müssen geheim gehalten werden. 20. ????????,????;????????,????????,????,??????!?????,????? Wenn die Analyse der oben genannten Faktoren günstig ist, kann man den Sieg voraussagen; wenn jedoch ein sorgfältiges Kalkül ergibt, daß die Faktoren eher ungünstig sind, dann wird man keinen Sieg erringen können. Also bringen viele genaue Berechnungen den Sieg, während zu wenige in die Niederlage führen; geschweige denn ein rein impulsives Handeln! Aus all dem kann man voraussehen, ob Sieg oder Niederlage zu erwarten sind.7 5In den dynastischen Kämpfen des alten China beanspruchten die Kontrahenten, das Mandat des Himmels (tianming ??) zu besitzen. Das war aber nur dann glaubhaft, wenn man der eigenen Seite den Mantel der Rechtlichkeit (dao/zheng ?/?) umhängen konnte. Gleich zu Anfang der klassischen Zeit beschäftigen die siegreichen Zhou ? eine kleine Armee von Intellektuellen in diesem Sinne. Sowohl das Buch der Lieder (shijing ??) als auch das Buch der Dokumente (shujing ??) sind Ideologieproduktionen, die sich zur Aufgabe machen, den moralischen Anspruch der Zhou auf die Herrschaft nachzuweisen, indem sie die vo-raufgegangene Shang ? dämonisieren. Das gleiche leisten die Propagandisten der Tang ? mit Bezug auf die Sui ?. Die westliche Geschichte bietet dasselbe Schauspiel. Die Kriege, die Rom führte, waren immer ein bellum justum, und das Monumentum...