Hoffmann | Mythor 121: Der siebte Kristall | E-Book | www2.sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 121, 64 Seiten

Reihe: Mythor

Hoffmann Mythor 121: Der siebte Kristall


1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-8453-9873-0
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 121, 64 Seiten

Reihe: Mythor

ISBN: 978-3-8453-9873-0
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Mythor, der Sohn des Kometen, begann vor rund zweieinhalb Jahren seinen Kampf gegen die Mächte des Bösen in Gorgan. Dann wurde der junge Held nach Vanga verschlagen, der von den Frauen beherrschten Südhälfte der Lichtwelt. Und obwohl in Vanga ein Mann nichts gilt, verstand Mythor es nichtsdestoweniger, sich bei den Amazonen Achtung zu verschaffen und den Hexenstern zu erreichen, wo er endlich mit seiner geliebten Fronja zusammenkam. Gegenwärtig befinden sich der Sohn des Kometen und seine Gefährten, zu denen auch Fronja, die ehemalige Erste Frau von Vanga, zählt, inmitten der Schattenzone. Mythor hat mit seiner Schar Carlumen in Besitz genommen, die fliegende Stadt des legendären Caeryll. Mythors magiekundigen Gefährten ist es inzwischen gelungen, Yhr, die Schlange des Bösen, die Carlumen in ihrem Leib mit sich führt, in Fesseln zu schlagen und Einfluss auf den Kurs der fliegenden Stadt zu nehmen. Und am 70. Tag der Reise mit Carlumen schafft es Mythor sogar, eine Mumme Darkons, des Herrn der Finsternis, zu töten und einen weiteren DRAGOMAE-Kristall in seinen Besitz zu bringen. Danach setzt die fliegende Stadt ihre Fahrt fort. Mythors Ziel ist DER SIEBTE KRISTALL ...

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1.


Die Knospe

Die Ruhe war mehr als trügerisch, doch viele nutzten sie, um einige Stunden Schlaf nachzuholen oder Dinge zu erledigen, die gezwungenermaßen hatten vernachlässigt werden müssen. Carlumen durchteilte die treibenden Staubmassen und glitt in der schweren Luft wie auf der Oberfläche eines Meeres durch die Schattenzone. Ab und an tauchten Hindernisse auf, oder es galt, einer Schule von Schattenwalen auszuweichen. Die Steuerung der Fliegenden Stadt bereitete den Magiekundigen kaum noch Schwierigkeiten, zumal Yhr in den sechs DRAGOMAE-Kristallen gefangen war, die Mythor bislang zusammengetragen hatte. Der Körper der Schlange wand sich durch viele Bereiche. Die Carlumer machten es sich zunutze. Sie zogen den Tillornischen Knoten mit Hilfe der Steine fester, sobald Yhr gegen die Gefangenschaft aufbegehrte, und befanden sich ansonsten auf einer Route, die Caeryll einst genommen hatte. Damals war ihm die Flamme von Logghard erschienen, was auf der Weltkarte eingetragen stand. Mythors und der Gefährten Hoffnung bestand darin, auf dem gleichen Kurs das Licht wiederzufinden, das ihnen den Weg nach Gorgan wies. Allerdings hatte es schon zu viele Enttäuschungen gegeben, und die Unzufriedenheit griff vor allem unter den Kriegern allmählich immer mehr um sich.

Gerrek rührte das nicht. Er lag am Fuß der obersten Wehrmauer und döste so friedlich vor sich hin, als hätte er nie von der Pfaderregel gehört, die da sagte: »Hüte dich vor der Stille, denn in ihr reift das Verderben!«

Was ihn als einziges störte, war Mythor, wenn er sich im Schlaf herumwälzte oder stöhnte. Der Sohn des Kometen lag neben ihm, die Hand am Griff seiner Klinge. Auf seiner Stirn standen Schweißperlen. Das Abenteuer am Crusenriff, wo er den Darkon im Kampf besiegte und den sechsten Kristall eroberte, war nicht ohne Spuren an Mythor vorübergegangen.

Der Mandaler blinzelte in das blutrote Wabern über Carlumen. Auch die vierhundert Rohnen hatten sich in ihre Behausungen zurückgezogen. Sie gewöhnten sich zwar allmählich an die Fliegende Stadt, doch nach wie vor machte ihnen die Schattenzone zu schaffen. Tertish als Kriegsherrin hielt mit Hukender, Mokkuf und den Wälsenkriegern an verschiedenen Stellen Carlumens Wache, während sich die Magiekundigen im widderkopfförmigen Bug befanden.

Zumindest Fronja hätte bei Mythor sein sollen. Gerrek seufzte und warf dem Gorganer einen mitleidvollen Blick zu.

»Sei froh, dass du wenigstens mich hast«, murmelte er. »Wenn auf das Weibervolk kein Verlass mehr ist, müssen wir Männer zusammenhalten.«

Er grinste über die Weisheit der eigenen Worte und dachte dabei an Kalisse und einige andere Amazonen, die ihm oft genug das Leben schwer gemacht hatten.

Gerrek schlief ein und wurde erst wieder aus seiner Traumwelt gerissen, als er Mythor lauter denn je stöhnen hörte. Er lag auf der Seite und konnte ihn sehen, wie er sich aufbäumte und wand.

Ein wenig Rücksicht sollte Mythor nun doch nehmen. Gerrek streckte den Arm schon aus, um ihm dies durch einen freundschaftlichen Stoß in die Seite zu verstehen zu geben, als das Unfassliche geschah.

Gerrek stieß einen spitzen Schrei aus, sprang auf und machte entsetzt zwei, drei Schritte von dem Gefährten fort. Er wischte sich über die Augen, doch der Spuk blieb. Mythor lag vollkommen still. Der Schatten schälte sich aus seinem Körper. Etwas unsagbar Dunkles schwebte für einige Herzschläge ganz dicht über Mythor, so als bildete es eine zweite Haut um ihn.

Gerrek sah sich verzweifelt um, doch da war niemand, der ihm in diesem Augenblick beistehen könnte.

Der Schatten wurde zur festen Gestalt. Es war so, als hätte Mythor einen dunklen Zwillingsbruder bekommen, der sich jetzt aus ihm erhob und für einen kurzen Moment über ihm stehenblieb. Gerrek schnürte die Angst die Kehle zu. Er starrte die schwarze Gestalt an und hatte das schreckliche Gefühl, sie starrte zurück. Dann ging sie davon und durch die Mauer hindurch.

Mythor lag reglos noch an der gleichen Stelle. Gerreks Knie gaben nach. Endlich löste sich ein Schrei. Gerrek fuhr herum und rannte davon, als wäre der Schatten hinter ihm her. Sein Gekreische ließ die Rohnen aus den Unterkünften strömen und gleich wieder darin verschwinden, als sie den wild mit den Armen rudernden Beuteldrachen auf sich zukommen sahen. Gerrek stolperte und fiel hin, raffte sich auf und war vollkommen außer Puste, als er endlich die Kommandobrücke erreichte. Er holte tief Luft und versengte Sadagar fast die Kleider, als er zuerst eine Feuerlohe hervorbrachte, dann ein heiseres Kreischen:

»Ihr ... ihr müsst alle mitkommen! Mythor ist ... ist ...!«

»Was ist er, Beuteldrache?«, kam es von Tertish, die hinter ihm auftauchte.

»Da war der Schatten!«, jammerte Gerrek. »Fronja, da war plötzlich der Schatten, und er hat Mythor geholt!«

Fronja zog die Brauen zusammen. Begriff sie denn nichts? Es war ja nicht zu übersehen, dass zwischen ihr und Mythor nicht alles stimmte. Aber so einfach nur dazustehen und ...

»Der Schatten ist aus Mythor gewachsen und durch das Wehr verschwunden!«, schrie Gerrek. »Und Mythor liegt da wie tot!«

Fronja wechselte einen schnellen Blick mit Cryton, offenbar nicht ganz sicher, was sie von Gerreks Worten zu halten habe. Endlich packte sie seinen Arm.

»Dann bringe uns hin, aber du kannst etwas erleben, wenn das wieder einer von deinen dummen Scherzen ist!«

Tertish winkte den Kriegern und lief voraus. Alle anderen folgten, alle außer Cryton.

Als der ehemalige Götterbote allein vor den Kristallablagerungen der Wände stand, in denen sich Caerylls eingeschlossener Körper vielfach spiegelte, fragte die Stimme aus dem Kristall:

»Sage mir, Cryton, wie lange ist es nun noch bis zu ALLUMEDDON?«

Und Cryton knurrte mit nachdenklichem Blick auf den Steuertisch mit dem darüber schwingenden Pendel:

»Wenn die Zeichen nicht trügen, mein Freund, ist ALLUMEDDON schon viel wahrer, als wir alle denken.«

*

Mythor stand gegen die Mauer gelehnt und strich sich mit dem Ärmel über die Stirn. Er fühlte sich elend, wie ausgelaugt. Die bösen Träume schienen sich an seinem Geist festklammern zu wollen, und immer wieder flüsterte es in ihm:

Sieben Mummen hat der Darkon! Eine konntest du ihm nehmen, als du ihn im Kampf besiegtest. Doch sechs weitere Körper, sechs Leben sind noch sein! Es wird nicht viel Zeit vergehen, bis dir der Herr der Finsternis in einer neuen Gestalt gegenübersteht – und stark!

So hatte Shaya zu ihm gesprochen. Es waren nicht genau die gleichen Worte gewesen, doch die Warnung brannte in ihm wie ein alles verzehrendes Feuer. Die Rückkehr des Darkon mochte zu jeder Stunde und an jedem Ort erfolgen. Dann musste er gewappnet sein. Doch er war schwach. Der Schlaf hatte ihm keine neue Kraft geschenkt, sondern Unsicherheit und dieses schreckliche Gefühl innerer Leere.

Mythor stieß sich ab und fuhr herum, als er die Rufe hörte und gleich darauf Tertish an der Spitze der Krieger und Magiekundigen heranstürmen sah. Die Waffen blitzten in ihren Händen. Am schlimmsten brüllte Gerrek, der vergeblich versuchte, sich von Fronja loszureißen.

Die Tochter des Kometen stieß ihn auf Mythor zu, der sie verständnislos anblickte.

»Ich denke, er liegt wie tot da! Und wo ist der Schatten, Beuteldrache!«

»Durch ... durch die Mauer gegangen!«, jammerte Gerrek.

Mythor brauchte eine Weile, bis er sich Ruhe verschaffen konnte. Tertish und Fronja erklärten ihm, was Gerrek beobachtet haben wollte.

»Es war so, Mythor!«, beteuerte der Mandaler. »Glaube wenigstens du mir, ich habe ja neben dir gelegen und es mit eigenen Augen gesehen!«

»Du hast geträumt«, sagte der Gorganer. »Ich lebe und fühle mich ganz wohl dabei. Also hört auf mit dem Unsinn und haltet weiter Ausschau nach der ...«

»Flamme von Logghard«, knurrte Mokkuf. »Du gibst die Hoffnung nie auf, oder?«

Einige andere nickten zustimmend. Sie zerstreuten sich, um ihre Plätze wieder einzunehmen. Nur Fronja blieb zurück. Gerrek setzte sich beleidigt auf einen Stein – jedoch offenbar auch ganz froh, dass man ihm keine Beachtung mehr schenkte.

»Es stimmt nicht«, sagte Fronja. »Du siehst schlecht aus, dir geht es alles andere als gut. Mythor, warum werden wir uns von Tag zu Tag fremder? Warum gehen wir aneinander vorbei?«

Er wusste keine Antwort. Stattdessen nahm er Fronja in die Arme und küsste sie. Er wollte ihr sagen, dass ihre Eifersucht unbegründet war, doch der Name Shaya kam nicht über seine Lippen.

»Irgendwann«, sagte er, »werden wir alle Zeit der Welt für uns haben.«

»Ja.«

Sie senkte den Blick und schritt davon, zurück auf die Brücke. Als sie allein waren, blinzelte Gerrek scheu herüber.

»Ich habe es gesehen, der Schatten war da und wuchs aus dir heraus!«

»Dummes Geschwätz. Ich habe wahrhaftig genug damit zu tun, mir anhören zu müssen, dass wir unsere Zeit mit der Suche verschwenden.«

»Also bitte!« Gerrek sprang auf und stemmte die Arme in seine Hüften. »Der dumme Beuteldrache muss sich von allen anhören, dass er eben nur ein dummer Beuteldrache ist! Der dumme Beuteldrache verschwindet jetzt, aber dann ruft ihn nicht, wenn ihr wieder seine Hilfe braucht!«

Damit schritt er erhobenen Hauptes von dannen, auf den Wurzelstock unterhalb der Pueblostadt zu, der einmal einen mächtigen Baum des Lebens getragen hatte. Gerrek warf dem dreimal mannshohen Trieb einen flüchtigen Blick zu. Der Lebensbaum musste einmal seine gewaltige Krone über Carlumen gebreitet haben, bis die Dunkelmächte ihn...



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