Höppner / Richter | Theorie und Modelle der Physiotherapie | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 256 Seiten, Format (B × H): 170 mm x 240 mm

Höppner / Richter Theorie und Modelle der Physiotherapie

Ein Handbuch
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-456-95814-9
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

Ein Handbuch

E-Book, Deutsch, 256 Seiten, Format (B × H): 170 mm x 240 mm

ISBN: 978-3-456-95814-9
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark



Wie wird sich die Physiotherapie an die Entwicklungen und Herausforderungen im 21. Jahrhundert anpassen?Neues Denken - Bewährtes Bewahren: unter diesem Motto treiben acht Wissenschaftlerinnen und Therapeutinnen der Physiotherapie die Theoriebildung ihrer Disziplin voran - ihre Beiträge sammelt dieses Handbuch. Seit 2015 treffen sie sich im sogenanntenBerliner Salon: sie analysieren, diskutieren und rezipieren bestehende Modelle und eine Theorie. Gemeinsam ist ihnen eine berufliche Ausbildung in der Physiotherapie und eine Weiterqualifizierung in Studiengängen wie Gesundheitswissenschaften, Pädagogik, Therapiemanagement. Gemeinsam leiden sie an einer „theoretischen Blutleere“ in der Berufspraxis, gemeinsam erleben sie dort die vielfältigen, oftmals unbewussten Diskurse.Theorieverständnis und Theoriebildung setzt eine theoriegeleitete Reflexion voraus, deren Ergebnisse längst denBerliner Salonverlassen haben und international rezipiert werden.„This handbook represents an important contribution to the evolution of the profession of Physiotherapy in German-speaking countries by bringing together a collection of theoretical approaches and clinical frameworks that help define the profession of Physiotherapy“, schreibt Cheryl Cott, Professorin der Universität in Toronto im Vorwort.Diskutieren Sie mit und nehmen Sie teil an der Theorieentwicklung der Physiotherapie - sie ist Grundlage der Forschung und einer qualitativ angemessenen physiotherapeutischen Praxis im 21. Jahrhundert.

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Zielgruppe


Physiotherapeuten, Gesundheitswissenschaftler, Lehrende an Hochschulen

Weitere Infos & Material


1;Inhalt und Vorwort;7
2;Einleitung;15
3;1 Denkwerkzeuge: Theorien und Modelle;21
3.1;1.1 Der Nutzen von Physiotherapietheorie: Orientierung für die Zukunft;21
3.2;1.2 Den Wert von Wissenschaftfür Gesellschaftbegründen;23
3.3;1.2.1 Wissenschaftstheorie und Wissenschaftssoziologie;23
3.4;1.2.2 Zum Theoriebegriff;25
3.5;1.2.3 Zum Modellbegriff;28
3.6;1.2.4 Konzepte, Methoden,Techniken;29
4;2 The Movement Continuum Theory of Physical Therapy;33
4.1;2.1 Einleitung;33
4.2;2.2 Vorstellung der Theorie;34
4.3;2.3 Diskussion, Weiterentwicklungund Kritik;43
5;3 Empirische Zugänge zur Movement Continuum Theory of Physical Therapy;47
5.1;3.1 Physiotherapy practice: Practitioner’s perspectives (Beeston/Simons 1996);47
5.2;3.2 Proposing 6 Dimensions Within the Construct of Movement in the Movement Continuum Theory (Allen 2007);52
5.3;3.3 Using Item Response Modeling Methods to Test Theory Related to Human Performance (Allen 2010);60
5.4;3.4 Ausblick;67
6;4 Paradigmenorientierte Annäherung an die Physiotherapie;71
6.1;4.1 Einführung;71
6.2;4.2 Paradigma – Die Idee der Realität;71
6.3;4.3 Professionelles Paradigma;74
6.4;4.4 Forschung, Bildung und Praxis – zur Diskussion;79
6.5;4.5 Fazit;81
7;5 Mehrdimensionales Belastungs und Belastbarkeitsmodell;83
7.1;5.1 Einleitung;83
7.2;5.2 Entstehungshintergrund des MDBB-Modells;85
7.3;5.3 Die Weiterentwicklungdes MDBB-Modells zu einem fachphilosophischenModell;91
7.4;5.4 Fazit;98
8;6 Modell der menschlichen Bewegung;101
8.1;6.1 Einleitung;101
8.2;6.2 Wesensbeschreibungder Physiotherapie;104
8.3;6.3 Auswirkungen auf die Physiotherapie;111
8.4;6.4 Begegnung von aktuellen und zukünftigen Entwicklungsanforderungen in der Physiotherapie durch dasModell der menschlichen Bewegung in der Physiotherapie;112
9;7 Das Neue Denkmodell der Physiotherapie;117
9.1;7.1 Die Vordenkerin;117
9.2;7.2 Die Grundidee;118
9.3;7.3 Die Weiterentwicklungdes Modells;122
9.4;7.4 Die Einordnung des Modells in die Theorie;130
9.5;7.5 Anschlussfähigkeit des Modells an ein Gesundheitssystem im Wandel;132
10;8 The body and physiotherapy;139
11;9 Kommentar zu „The body and physiotherapy“;153
11.1;9.1 Zusammenfassung;153
11.2;9.2 Woher kam der Artikel?;154
11.3;9.3 Warum sind die Ideen in dem Artikel wichtig für die aktuelle und für die zukünftige Physiotherapie?Warum jetzt?;157
11.4;9.4 Wie haben wir den Artikel in unserem Unterricht, unserer Praxis oder unserer Forschung verwendet?;159
11.5;9.5 „The body and physiotherapy“ als eine kritische Methodik;161
11.6;9.6 Schlussfolgerungen;164
11.7;9.7 Schlusswort;165
12;10 Inklusive Therapie – eine Leitperspektive für die Entwicklung von Physiotherapie;167
12.1;10.1 Eine persönliche Einleitung und Hinführung zum Thema;167
12.2;10.2 Neuorientierung einer Physiotherapie im 21. Jahrhundert;172
12.3;10.3 Zum Begriff einer Inklusiven Physiotherapie;173
12.4;10.4 Inklusive Physiotherapieim Kontext der Theoriebildung;176
12.5;10.5 Fazit;182
13;11 Ethik der Physiotherapie;187
13.1;11.1 Vorbemerkungen;187
13.2;11.2 Warum eine Ethik der Physiotherapie?;187
13.3;11.3 Wie aus einem theoretischen Modell eine Ethik herausgefiltert werden kann;189
13.4;11.4 Prinzipien einer Ethik der Physiotherapie;190
13.5;11.5 Ein Ethikcodex der Physiotherapie;194
13.6;11.6 Schlussbemerkungen;195
14;12 Zum Nutzen von Theoriefür die Lehre;199
14.1;12.1 Einleitung;199
14.2;12.2 Anforderungen an Lehre aus Bildungs- und Professionsperspektive;200
14.3;12.3 Ausgewählte Erkenntnisse,Theorien und Modelle der Hochschuldidaktik;204
14.4;12.4 Auswahl an pädagogischen Konzepten im Spiegel fachdidaktischer Anforderungen und hochschulischer Erkenntnisse;207
14.5;12.5 Fazit;211
15;13 Modell der Theorie-Praxis-Beziehungin der Physiotherapie;215
15.1;13.1 Gegenstand, Relevanzund Ziel des Beitrags;215
15.2;13.2 Theoretische Rahmung;216
15.3;13.3 Forschung zu Disziplinbildung,Akademisierungund Professionalisierungder Physiotherapie;222
15.4;13.4 Methodisches Vorgehen;224
15.5;13.5 Ergebnisse und Interpretation zur Theorie-Praxis-Beziehung;228
15.6;13.6 Schlussfolgerungenund Diskussion;231
16;14 Theoriebildung für eine Physiotherapie im 21. Jahrhundert;237
17;Kurzporträts Autorinnen und Autoren sowie Sachwortregister;243


4 Paradigmenorientierte Annäherung an die Physiotherapie (S. 69-70)

Petra Kühnast

4.1 Einführung

Leena Noronen und Camilla Wikström-Grotell, beide Physiotherapeutinnen und Senior Dozentinnen in Abteilungen der Physiotherapie bzw. der Rehabilitation in Helsinki, veröffentlichen 1999 einen Beitrag zur theoretischen Grundlagendebatte der Physiotherapie als einer angewandten Wissenschaft. Der Aufsatz trägt den Titel: Towards a paradigm- oriented approach in physiotherapy (Noronen/ Wikstöm-Grotell 1999).

Noronen und Wikström-Grotell konstatieren, dass Physiotherapie als angewandte Wissenschaft ihre Identität auf ihren spezifischen Feldern Forschung, Bildung und klinische Praxis (Noronen/Wikstöm-Grotell 1999: 183) noch nicht hinreichend definiert hat, um auf allen drei Feldern dem theoretischen Anspruch einer unabhängigen Wissenschaft zu genügen (ebd: 175). Dieses Desiderat war bereits in einer Debatte über theoretische und philosophische Voraussetzungen zur Entwicklung relevanter physiotherapeutischer Praxis und Forschung in einigen Publikationen aufgezeigt worden (ebd). Hieran anknüpfend haben es sich die Autorinnen zur Aufgabe gemacht, ein konzeptionelles Paradigma zu postulieren, das auf Kuhn’s (1970), Venkula’s (1994) und Törnebohm’s (1985) Theorien basiert (ebd: 178) und das den damaligen Stand beruflicher Paradigmen in der Physiotherapie einbezieht (ebd). In den ersten beiden Teilen der vorliegenden Arbeit werden die Paradigmen Die Idee der Realität und Professionelles Paradigma vorgestellt und kommentiert. Der dritte Teil schließt mit einer Diskussion.

4.2 Paradigma – Die Idee der Realität

Die Grundannahmen einer Wissenschaft über die Realität werden als Paradigmen, als Analysemodelle, Weltanschauungen, Deutungsmuster oder Lehrmeinungen bezeichnet, welche die wissenschaftliche Gemeinschaft in einer bestimmten Zeit für bestimmte Forschungsprobleme- und -lösungen anwendet (z. B. Kuhn 1976: 10). Als Ausdruck und Behauptung für die zeitliche und menschliche Bedingtheit wissenschaftlicher Methoden und ihres Erkenntniswertes wird von den Autorinnen der Begriff Paradigma von Kuhn als erkenntnistheoretisches Konzept der gesamten Realität auf Die Idee der Realität ausgeweitet (Noronen/Wikstöm-Grotell 1999: 176). Unter Aufnahme und Abwandlung der Ideen von Venkula (1994) und Törnebohm (1985), sehen Noronen und Wikström-Grotell die Physiotherapie auf der Suche nach ihrem Paradigma: „Physiotherapy is seeking its paradigm.“ (Noronen/Wilkstöm-Grotell 1999: 178). Venkula und Törnebohm verstehen Paradigma zunächst als ein kognitives, kulturelles und psychosoziales Muster, das unsere Handlungen bewusst und auch unbewusst lenkt (ebd). Im welterklärenden Denkmodell unter der Überschrift „The Idea Of Reality-Macro Paradigms- view to reality“ stellt Venkula die Wissenschaft als einem Makro- Paradigma noch zwei weitere zur Seite: den Glauben und die Kunst (ebd: 176) (Abb. 4-1). In diesen drei Makro-Paradigmen lege sich die menschliche Denkweise bzw. das menschliche Bewusstsein („human mind“) aus. Die Autorinnen widmen sich dem Makro- Paradigma Wissenschaft. Die Wissenschaft als Makro-Paradigma konstituiere sich methodisch aus drei Mikro-Paradigmen: Positivismus, Hermeneutik und Pragmatismus (Noronen/Wilkstöm-Grotell 1999: 179). Glauben und Kunst lassen sie als intellektuelle Herausforderung für die Physiotherapie beiseite.

In den Ausführungen der Autorinnen wird das Spannungsfeld kenntlich gemacht, innerhalb dessen sich Physiotherapie als angewandte Wissenschaft bewegt: zwischen Theorie und Praxis, zwischen qualitativen, praxisbasierten und quantitativen, theoriebasierten Forschungsmethoden. Forschung und Praxis beziehen sich auf den Menschen in seiner Ganzheit „… since the profession views humans holistically, we must also consider physiotherapy a humanistic science.“ (Noronen/Wilkstöm-Grotell 1999: 178). Die Perspektive auf den Menschen als ein Ganzes kann jedoch nicht alleine in den Ergebnissen einer biomedizinisch-wissenschaftlichen Forschung dargestellt werden. Nach dem 2. Weltkrieg entwickelte sich die biomedizinische Forschung zur Norm und wurde der Physiotherapie innerhalb des Gesundheitssystems zugeschrieben. Das heißt durch jeweils zeitgenössische Theoriesysteme im Gesundheitswesen („contemporary healthcare ideologies“) und durch die entsprechenden Therapiemethoden wurde sie auf ihren Nutzen für den Sport, im Sozial- und Gesundheitswesen festgelegt (ebd: 177). Im Versuch, diese so beschriebenen Voraussetzungen eines rein funktionalen, theoretisch und praktisch normierenden Verständnisses der Physiotherapie zu überschreiten, plädieren die Autorinnen mit der Einführung des philosophischen Begriffs Ontologie für eine erweiterte „Wirklichkeitssicht“.



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