Hochried | In Adelskreisen - Folge 46 | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 46, 64 Seiten

Reihe: In Adelskreisen

Hochried In Adelskreisen - Folge 46

Ein Prinz gestand ihr seine Liebe
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-7325-0330-8
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Ein Prinz gestand ihr seine Liebe

E-Book, Deutsch, Band 46, 64 Seiten

Reihe: In Adelskreisen

ISBN: 978-3-7325-0330-8
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Ein Leben voller Seligkeit liegt vor ihr. Das jedenfalls glaubt die junge Monika, als sie an der Seite des Grafen Norbert von Wildenberg zum Traualtar geht. Doch schon bald muss sie erkennen, dass der Graf ein herrschsüchtiger Mann ist, der ihr nicht das kleinste Vergnügen gönnt und sie auf Schritt und Tritt bewacht. Sie fühlt sich wie eine Gefangene, wenn auch in einem goldenen Käfig. Und so sieht Monika nach nur einem Jahr Ehe keine andere Möglichkeit, als ihren Mann zu verlassen. Doch sie weiß, dass ihre Flucht aus dem Schloss gefährlich ist ...

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Dass Wildmuth Graf von Wildenberg eigenhändig seinen Bruder Roderich in den Grundfesten der trutzigen Burg einmauerte, ist bis auf den heutigen Tag in einer alten Chronik überliefert, die freilich kaum mehr zu lesen ist. Das grausige Geschehen spielte sich im Jahre 1386 ab. Die beiden Brüder hatten sich nie recht verstanden. Graf Wildmuth war ein jähzorniger, herrschsüchtiger Mann, der keinen Widerspruch duldete und jeden Menschen, der ihm in den Weg kam, als seinen Untertan betrachtete. Graf Roderich hingegen konnte lesen und schreiben, weshalb er in den Augen seines Bruders als verrückt galt, und außerdem sagte man von ihm, dass er das Zweite Gesicht habe. Daher war es nicht verwunderlich, dass Graf Wildmuth die sich bietende Gelegenheit sofort ergriff, sich seines ungeliebten Bruders zu entledigen. Graf Wildmuth war mit einer zarten, stillen Frau verheiratet. Er hatte sie nie geliebt. Es war fast natürlich, dass diese Frau, die unter der Willkür ihres Mannes genauso litt wie alle anderen Menschen in seiner Umgebung, sich dem sanfteren Bruder Roderich zuwandte. Ein unglücklicher Zufall wollte es, dass Graf Wildmuth seinen Bruder und seine Frau in zärtlicher Umarmung antraf. Damit war das Schicksal der beiden Liebenden besiegelt. Graf Wildmuth sperrte seinen Bruder in ein unterirdisches Verlies, kettete ihn an und gab ihm – als Gnadenbeweis, weil er ja immerhin sein Bruder war – ein paar Talglichter und Wasser und Brot für zwei Tage. Dann mauerte der Graf den Ausgang zu, und es war allen Burgbewohnern bei sofortiger Todesstrafe verboten, sich dem Mauerwerk zu nähern. Seine Frau ließ der grausame Graf von den Hunden aus der Burg jagen. Man hat nie mehr etwas von ihr gehört. Es ging das Gerücht, dass sie den Wölfen zum Opfer gefallen sei, die damals noch die schier endlosen Wälder unsicher machten. Aus Hohn hatte Graf Wildmuth seinem Bruder auch Schreibzeug und Pergament auf den unvermeidlichen Weg in die Ewigkeit mitgegeben. »Jetzt kannst du schreiben, bis die Feder dir aus den Fingern fällt«, hatte der Graf gehöhnt. Graf Roderich schrieb, doch niemand hat die Pergamente je zu Gesicht bekommen. So kam es, dass bis auf den heutigen Tag auch eine Weissagung unbekannt geblieben ist, die Graf Roderich beim verlöschenden Schein seines letzten Talglichtes zu Papier brachte. Diesmal, so schrieb der Sterbende, sei es so gewesen, dass ein Graf Wildenberg seine Frau aus der Burg gejagt habe. Es werde aber der Tag kommen, an dem eine Gräfin Wildenberg die Burg freiwillig und aus eigenem Entschluss verlässt, weil sie es bei ihrem Mann nicht mehr aushalten könne. Und der Graf werde nicht die geringste Möglichkeit haben, sie zurückzuhalten. So soll Gottes Fügung die Verhältnisse also umkehren und gutmachen, was einst in der Familie derer von Wildenberg gesündigt worden sei. Jahrhunderte vergingen. Der eingemauerte Graf, längst nur noch ein Skelett, geriet in Vergessenheit. Bald war er nur noch eine Sage, wenn die Burgleute ihren Kindern erzählten, dass er des Nachts durch die Gewölbe geistere und wehklagend nach seiner Geliebten suche. Schließlich blieb von jenem tragischen Geschehen nur noch ein Stück Papier, das Blatt in der alten Chronik nämlich, denn in späteren Jahren waren große Teile der Burg abgerissen worden. Auf den Grundfesten der Burg bauten die Grafen von Wildenberg ein prachtvolles Schloss, weil die Zeiten ruhiger geworden waren und in der zugigen Burg niemand mehr leben mochte. Das Schloss Wildenberg aber steht noch heute. Es liegt auf einer Anhöhe, ist von einem herrlichen Park umgeben, und längst denken die Grafen nicht mehr daran, friedlich daherziehende Kaufleute zu überfallen. Heute gehört den Wildenbergs einer der größten Gutsbetriebe weit und breit, und weil die Zeiten sich völlig geändert haben, beziehen die Wildenbergs ihre Einkünfte auch aus anderen Quellen – aus Beteiligungen an Aktiengesellschaften beispielsweise. Dieses alles sollte man wissen und bedenken, wenn man erfährt, was sich viele Hundert Jahre später auf Schloss Wildenberg zugetragen hat … Norbert Graf von Wildenberg hatte denkbar schlechte Laune, als er mit seinem schweren Wagen zum Schloss fuhr. Seine Absicht, den Gutleder-Hof zu kaufen, war wieder einmal zunichte gemacht worden. Der Hof, um den es ging, gehörte dem alten Gutleder, einem knorrigen, eigensinnigen Bauern. Die Liegenschaften dieses Hofes waren beträchtlich und grenzten direkt an den immensen Besitz derer von Wildenberg an. Hätte der Graf den Grundbesitz des Hofes an sich bringen können, wäre die Wirtschaftlichkeit und Ertragfähigkeit des Gutes erheblich gesteigert worden. Aber der alte Gutleder war ein Querkopf. »Sie haben ja recht, Herr Graf«, hatte er lamentiert, als er seinem Besucher in der guten Stube gegenübersaß, »ich habe keine Erben. Aber ich mag die Hände nicht in den Schoß legen, solange ich sie noch regen kann.« »Aber das ist doch Unsinn, Gutleder«, hielt der Graf ihm vor, seinen Unmut nur mit Mühe zügelnd. »Sie haben in Ihrem Leben genug gearbeitet, nun lassen Sie mal andere ran. Und außerdem biete ich Ihnen für Ihren Hof ein gutes Stück Geld.« »Geld – was soll ich mit Geld, Herr Graf? Ich bin alt, ich brauche nichts mehr. Das Einzige, was mir noch geblieben ist, ist die Freude an der Arbeit.« »Viele würden lachen, wenn sie Sie so reden hörten«, setzte der Graf dagegen. »Freude an der Arbeit! Für die meisten ist Arbeit eine unangenehme Unterbrechung der Freizeit, Gutleder!« »Das sind neumodische Ansichten, mit denen habe ich nichts zu schaffen«, zeterte der Bauer und fügte hinzu: »Ein paar Jahre nur noch, Herr Graf, dann holt der liebe Herrgott mich sowieso zu sich. Kommen Sie dann wieder, dann werde ich Ihnen den Hof geben.« Es nutzte alles nichts. Der Graf musste gehen, und dabei war er obendrein noch gezwungen, halbwegs freundlich zu bleiben, sonst hätte er sich die Bereitwilligkeit des Alten, ihm kurz vor seinem Tod den Hof zu geben, vielleicht auch noch verscherzt. Norbert Graf von Wildenberg, ein großer, kräftiger, herrischer Mann, hatte eine Niederlage hinnehmen müssen, und so etwas war er nicht gewöhnt. Kein Wunder, dass ein heftiger Groll in ihm kochte, als er jetzt das Schloss erreichte, den Wagen bis vor die Auffahrt lenkte, ihn dort stoppte und ins Freie sprang. Der Graf blickte gewohnheitsmäßig an der Fassade des Schlosses empor. »Das Schloss mit den sieben Türmen« nannte man es. Eigentlich hatte es nur sechs. Zwei große, die die breit hingelagerten Flügel abschlossen, und vier kleine, die über den Rest des Baues verteilt waren. Sie wirkten ungemein dekorativ über den beiden Stockwerken mit den vielen hohen Fenstern und dem wuchtigen Portal, das auf jeder Seite von drei Säulen flankiert wurde. Der siebente Turm aber, der dem Schloss den Namen gegeben hatte, stand ein wenig abseits, von den hohen, alten Bäumen des Parkes verdeckt. Es war ein trutziger, kantiger Turm mit halb zerfallenen Zinnen – ein Rest der Burg, die früher einmal hier gestanden hatte und deren Herren weit und breit gefürchtet waren. Mit weit ausholenden Schritten nahm der Graf die vier Marmorstufen, die zum Portal hinaufführten. Rechts und links neben dieser Treppe hockten zwei steinerne Löwen, die in ihren Pranken das Wappen derer von Wildenberg hielten. Der Graf betrat die Halle. Sie war hoch und groß, eine breite Treppe führte im Hintergrund in das obere Geschoss des stattlichen Schlosses. Zwischen den hohen Türmen, die rechts und links zu den zahlreichen Räumen des Gebäudes führten, standen auf kleinen Sockeln sechs matt schimmernde Ritterrüstungen. Über ihnen an den Wänden hingen uralte Gobelins unschätzbaren Wertes. »Ist denn hier niemand?«, donnerte die Stimme des Grafen durch die Halle, weil er keinen Menschen erblicken konnte. Die Tür zum Grünen Salon öffnete sich, und der Butler erschien. Er war alt, er hatte schon dem Vater des heutigen Grafen gedient. Sein Haar war grau. »Sie wünschen, Herr Graf?« »Warum sind Sie nicht da, wenn ich heimkomme, Paul?«, fuhr der Graf ihn an. »Wollt ihr mir vielleicht auf der Nase herumtanzen?« Das war so ungerecht wie nur etwas, aber der Graf war nun mal wütend und musste irgendwie Dampf ablassen. »Natürlich nicht, Herr Graf«, antwortete Paul mit fester Stimme. »Ich war gerade bei der Frau Gräfin.« »Wozu hat meine Frau ihre Zofe?«, grollte Graf Norbert. »Muss sie unbedingt das gesamte Personal auf Trab halten?« »Verzeihung, Herr Graf, wir haben über …« »Interessiert mich nicht!«, winkte der Graf herrisch ab und marschierte auf die Tür zum Grünen Salon zu. Der Salon hatte seinen Namen von der grünen Seidentapete bekommen, mit der die Wände bespannt waren. Zierliche Möbel standen herum, alte Ölgemälde hingen an den Wänden, und auf dem Fußboden lag ein großer chinesischer Teppich. Die Gräfin saß in einem Fenstererker, hatte einen kleinen Tisch zu sich herangezogen und studierte ein paar Planskizzen. Als die Tür so heftig geöffnet wurde, ruckte ihr Kopf herum. »Ah, du bist es«, meinte sie lächelnd. »So früh schon zurück?« Mit zusammengezogenen Augenbrauen kam der Graf näher. Er verschränkte die Hände auf dem Rücken. »Ja, ich bin zurück«, knurrte er. »Stört dich das etwa?« Die schönen dunklen Augen der Gräfin wurden groß. Sie waren leicht schräg gestellt und verliehen dieser ungemein attraktiven...



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