Hobb | Das Geheimnis der Seelenschiffe - Die Händlerin | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch

Reihe: Penhaligon Verlag

Hobb Das Geheimnis der Seelenschiffe - Die Händlerin

Roman
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-641-25385-1
Verlag: Penhaligon
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

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Reihe: Penhaligon Verlag

ISBN: 978-3-641-25385-1
Verlag: Penhaligon
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die große Trilogie von Weltbestsellerautorin Robin Hobb endlich als ungeteilte und überarbeitete Neuausgabe.
Ephron Vestrit war bis zu seinem Tod ein angesehener Händler, doch er hinterlässt seiner Familie hohe Schulden - und das Seelenschiff Viviace. Seelenschiffe sind empfindungsfähig, aber erst wenn sie zu vollem Bewusstsein erwachen, sind sie unschlagbar. Es war Ephrons Wunsch, dass seine Tochter Althea Kapitänin werden soll. Doch ihre Mutter übergibt das Schiff nicht ihr, sondern ihrem Schwiegersohn Kyle Haven. Zähneknirschend akzeptiert Althea diese Entscheidung. Bis sie erfährt, was Kyle ihrer geliebten Viviace antut. Und so entschließt sie sich, für ihr Seelenschiff zu kämpfen - und für ihr eigenes Schicksal.

Dieser Roman ist bereits in zwei Teilen erschienen unter den Titeln 'Die Zauberschiffe 1 - Der Ring der Händlerin' und 'Die Zauberschiffe 2 - Viviaces Erwachen'. Diese Ausgabe wurde komplett überarbeitet und aktualisiert.

Robin Hobb wurde in Kalifornien geboren, zog jedoch mit neun Jahren nach Alaska. Nach ihrer Hochzeit ließ sie sich mit ihrem Mann auf Kodiak nieder, einer kleinen Insel an der Küste Alaskas. Im selben Jahr veröffentlichte sie ihre erste Kurzgeschichte. Seither war sie mit ihren Storys an zahlreichen preisgekrönten Anthologien beteiligt. Mit 'Die Gabe der Könige', dem Auftakt ihrer Serie um Fitz Chivalric Weitseher, gelang ihr der Durchbruch auf dem internationalen Fantasy-Markt. Ihre Bücher wurden seither millionenfach verkauft und sind Dauergäste auf der New-York-Times-Bestsellerliste. Im November 2021 wurde ihr der renommierte World Fantasy Award für ihr Lebenswerk verliehen. Robin Hobb hat vier Kinder und lebt heute in Tacoma, Washington.

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1
Von Piraten und Priestern


Kennit schlenderte an der Wasserlinie entlang, ohne auf die salzigen Wellen zu achten, die seine Stiefel umspülten und seine Fußspuren auf dem Sandstrand wegwuschen. Er hielt den Blick starr auf die gekrümmte Linie aus Seegras, Muscheln und Treibholz gerichtet, die den höchsten Stand des Wassers markierte. Die Gezeiten wechselten gerade, und der sehnsüchtige Schlag der Wellen gegen das Land wurde immer kürzer. In dem Maß, in dem sich das Salzwasser vor dem schwarzen Strand zurückzog, entblößte es auch die verblichenen Schieferplatten und Knäuel von Seetang, die jetzt noch in den Fluten verborgen waren.

Auf der gegenüberliegenden Seite der Insel der Anderen ankerte seine Zweimastbark in der Bucht der Tücke. Er hatte die hier vor Anker gesetzt, als die Morgenwinde den letzten Rest des Sturms vom Himmel geblasen hatten. Da war die Flut noch im Steigen begriffen, und die scharfen Kliffe der berüchtigten Bucht hatten sich missmutig unter das schaumige grüne Band zurückgezogen. Das Beiboot des Schiffs mit ihm und Gankis an Bord war über die muschelübersäten Felsen geschrammt und hatte sich dazwischen hindurchgemogelt, um die beiden auf dem winzigen schwarzen Sandstrand abzusetzen, der vollkommen verschwand, wenn der Sturm die Wellen weit über die Hochwassermarkierung hinauftrieb. Darüber erhoben sich drohend die Schieferklippen. Immergrüne Pflanzen, die so dunkel waren, dass sie beinahe schwarz wirkten, trotzten den vorherrschenden Winden.

Kennit besaß zwar Nerven aus Stahl, aber selbst ihm kam es so vor, als träten sie in das weit aufgerissene Maul einer Kreatur.

Sie hatten Opal bei der Gig gelassen, damit ihr nicht dasselbe widerfuhr, was so oft unbewachten Booten in der Bucht der Tücke zustieß. Und zum sichtlichen Unbehagen des Schiffsjungen hatte Kennit Gankis befohlen, ihn zu begleiten und das Boot und den Jungen allein zurückzulassen. Als Kennit einen letzten Blick zurückwarf, sah er, wie der Junge in dem Boot kauerte, das schief am Strand lag. Abwechselnd hatte er furchtsam über die Schulter zu den bewaldeten Klippenspitzen gespäht und dann wieder angestrengt hinaus auf die Bucht geblickt, wo die sich gegen ihre Ankerkette stemmte. Als sehne sie sich danach, den Strömungen aus der Mündung der Bucht hinauszufolgen.

Die Gefahren, die einen beim Besuch dieser Insel erwarteten, waren legendär. Es waren nicht nur die Unwirtlichkeit des »besten« Ankerplatzes auf der Insel oder die merkwürdigen Unfälle, die bekanntermaßen Schiffen und Besatzungen zustießen. Die ganze Insel war von der seltsamen Magie der Anderen überzogen. Kennit hatte gemerkt, wie sie an ihm zog und zupfte, während Gankis und er dem Pfad folgten, der von der Bucht der Tücke zum Kleinodienstrand führte. Für einen Weg, der nur selten genutzt wurde, war er wunderlich frei von Laub oder wuchernden Pflanzen. Von den Blättern über ihnen fielen die letzten Regentropfen des nächtlichen Sturms auf Farne, die bereits mit kristallenem Tau schwer beladen waren. Die Luft war kühl und erfüllt von Leben. Bunte Blumen wuchsen mindestens eine Körperlänge vom Wegrand entfernt und spotteten der Dunkelheit des schattigen Waldbodens. Ihre verführerischen Düfte erfüllten die Morgenluft, als wollten sie die Männer verlocken, vom Weg abzuweichen und ihre Welt zu erforschen. Weniger zuträglich sahen hingegen die orangefarbenen Pilze aus, die sich wie Treppen um die Stämme vieler Bäume wanden. Die schockierende Brillanz ihrer Farbe verriet Kennit den Hunger des Parasiten. Ein Spinnennetz hing vor ihnen über den Weg und zwang sie, sich zu ducken. Es war wie die Farne mit schillernden Regentropfen behangen. Die Spinne, die an seinem Rand hockte, war orangefarben wie die Pilze und beinahe so groß wie die Faust eines Säuglings. Eine grüne Baumkröte hatte sich in dem klebrigen Netz der Spinne verfangen und versuchte sich zu befreien, doch die Spinne schien das nicht zu interessieren. Gankis gab ein missbilligendes Grunzen von sich, als er sich bückte, um das Netz nicht zu berühren.

Der Pfad führte direkt durch das Reich der Anderen. Hier konnte ein Mensch die unscharfen Grenzen ihres Territoriums überschreiten. Falls er genug Kühnheit besaß, den gut markierten Pfad zu verlassen, der den Menschen zugewiesen war, und sich in den Wald traute, um die Wesen zu suchen. Früher einmal, so berichteten die Legenden, waren auch Helden hierhergekommen. Und zwar nicht, um dem Pfad zu folgen, sondern um ihn vorsätzlich zu verlassen. Sie wollten die Anderen in ihren Höhlen aufspüren und die Weisheit ihrer Göttin suchen, die angeblich in einer Höhle eingesperrt war. Oder Geschenke von ihnen verlangen, wie zum Beispiel den Mantel, der Unsichtbarkeit verlieh, oder Schwerter, die Flammen warfen und jede Panzerung durchschlugen. Barden, die es gewagt hatten, diesen Weg zu gehen, verfügten, wenn sie nach Hause kamen, über Stimmen, die das Ohr eines Mannes zerschmettern konnten oder aber jeden Zuhörer mit ihrer Kunstfertigkeit dahinschmelzen ließen. Alle kannten die uralte Sage von Kaven Rabenschwarz, der über ein halbes Jahrhundert bei den Anderen geblieben und zurückgekehrt war, als wäre für ihn ein Tag vergangen. Seine Haare hatten die Farbe von Gold, seine Augen glühten wie Kohlen, und seine Lieder waren von Wahrheit erfüllt. Sie verkündeten in komplizierten Reimen die Zukunft. Kennit schnaubte verächtlich. Alle kannten diese alten Märchen, aber wenn zu seinen Lebzeiten jemals ein Mann diesen Weg verlassen hatte, hatte er es bestimmt niemandem erzählt. Vielleicht war auch niemand jemals zurückgekehrt, um damit zu prahlen. Der Pirat schob diese Gedanken beiseite. Er war nicht auf die Insel gekommen, um den Pfad zu verlassen, sondern um ihm bis ans Ende zu folgen. Denn es war allgemein bekannt, was dort wartete.

Kennit folgte dem Schotterweg, der sich durch die bewaldeten Hügel des Inneren der Insel schlängelte, bis der gewundene Pfad sie schließlich auf einer kargen Hochebene ausspie, die eine langgezogene, offene Bucht einrahmte. Sie lag genau gegenüber der anderen Bucht der winzigen Insel. Die Legenden besagten, dass jedes Schiff, das hier ankerte, als Nächstes nur noch die Unterwelt anlaufen würde. Kennit hatte keine Aufzeichnungen von irgendeinem Schiff gefunden, dessen Besatzung es gewagt hätte, den Wahrheitsgehalt dieses Gerüchtes zu überprüfen. Falls Seeleute es dennoch versucht hatten, war ihre Kühnheit mit ihnen zum Teufel gegangen.

Über den blauen Himmel zogen noch einige Wolken von dem nächtlichen Sturm. Die lange Kurve aus Felsen und Sand wurde nur von einem Fluss unterbrochen, der sich durch das hohe, grasige Ufer fraß, das den Strand säumte. Er schlängelte sich durch den Sand und mündete schließlich ins Meer. In größerer Entfernung erhoben sich die hohen Klippen aus schwarzem Schiefer und markierten das Ende des sichelförmigen Strandes. Ein spitzer Turm aus Schiefer stand von der Insel gelöst im Meer. Er war schief und durch ein kleines Stück Strand von dem Mutterkliff getrennt. Dieser Spalt im Kliff umrahmte eine blaue Scheibe des Himmels und der rastlosen See.

»Gestern Abend hatten wir ganz schön Wind und Wellen, Käpt’n. Manche sagen, dass die Bucht der Schätze am besten von den grasigen Dünen hier oben zu begehen ist … Angeblich werfen bei einem kräftigen Sturm die Wellen die Dinge bis hier oben hinauf, zerbrechliche Gegenstände, von denen man eher glaubt, dass sie an Felsen und so zerschmettert werden. Aber stattdessen landen sie auf dem Riedgras hier oben, und zwar so richtig sanft.« Gankis stieß die Worte keuchend hervor, während er versuchte, Kennit zu folgen. Er musste sich abmühen, um mit dem langbeinigen Piraten Schritt zu halten. »Mein Onkel sagte, er würde einen Mann kennen, der ein Holzkästchen hier oben gefunden hätte. Glänzend schwarz und ganz und gar mit Blumen bemalt. Drinnen wäre eine kleine Glasstatue einer Frau mit Schmetterlingsflügeln gewesen. Aber es war nicht einfach nur durchsichtiges Glas, o nein. Die Farben der Flügel waren direkt ins Glas eingewirbelt, waren sie wirklich.« Gankis blieb bei seinem Bericht stehen und hob den Kopf, als er vorsichtig seinen Herrn ansah. »Möchtet Ihr wissen, was die Anderen daraus weissagten?«, fragte er zurückhaltend.

Kennit blieb stehen und stieß mit der Stiefelspitze gegen eine Furche in dem nassen Sand. Das Glitzern von Gold belohnte ihn. Er bückte sich lässig und schob seinen Finger unter eine prachtvolle Goldkette. Als er sie anhob, zog er damit auch ein Medaillon aus dem sandigen Grab. Er wischte es an seiner vornehmen Leinenhose ab und versuchte sich dann ungeschickt an dem winzigen Verschluss. Die goldenen Hälften klappten auf. Das Salzwasser hatte die Ränder des Medaillons durchdrungen, aber das Porträt einer jungen Frau lächelte ihn noch gut erkennbar an. Ihr Blick war sowohl fröhlich als auch schüchtern zurückweisend. Kennit knurrte anerkennend über seinen Fund und schob ihn in die Tasche seiner bestickten Weste.

»Käpt’n, Ihr wisst doch, dass sie Euch das nicht behalten lassen. Niemand behält irgendwas vom Kleinodienstrand«, meinte Gankis mit vorsichtigem Nachdruck.

»Ach, erlauben sie das nicht?«, fragte Kennit. Er gab seinen Worten einen amüsierten Anstrich und bemerkte, wie Gankis darüber rätselte, ob das jetzt Selbstironie oder eine Drohung war. Gankis verlagerte unauffällig sein Gewicht, so dass sich sein Gesicht nicht mehr in Reichweite der Faust seines Kapitäns befand.

»Das sagen alle, Käpt’n«, erwiderte er zögernd. »Niemand kann irgendwas mit nach Hause nehmen, was er am Kleinodienstrand findet. Ich weiß ganz sicher, dass der Freund meines Onkels es jedenfalls nicht konnte. Nachdem die Anderen sich seinen Fund angesehen und ihm die Zukunft daraus geweissagt...


Hobb, Robin
Robin Hobb wurde in Kalifornien geboren, zog jedoch mit neun Jahren nach Alaska. Nach ihrer Hochzeit ließ sie sich mit ihrem Mann auf Kodiak nieder, einer kleinen Insel an der Küste Alaskas. Im selben Jahr veröffentlichte sie ihre erste Kurzgeschichte. Seither war sie mit ihren Storys an zahlreichen preisgekrönten Anthologien beteiligt. Mit »Die Gabe der Könige«, dem Auftakt ihrer Serie um Fitz Chivalric Weitseher, gelang ihr der Durchbruch auf dem internationalen Fantasy-Markt. Ihre Bücher wurden seither millionenfach verkauft und sind Dauergäste auf der New-York-Times-Bestsellerliste. Im November 2021 wurde ihr der renommierte World Fantasy Award für ihr Lebenswerk verliehen. Robin Hobb hat vier Kinder und lebt heute in Tacoma, Washington.

Thon, Wolfgang
Wolfgang Thon wurde 1954 in Mönchengladbach geboren. Nach dem Abitur studierte er Sprachwissenschaft, Germanistik und Philosophie in Berlin und Hamburg. Heute ist er als Übersetzer und Autor für verschiedene Verlage tätig. Er ist Vater von drei mittlerweile erwachsenen Kindern und lebt, schreibt, übersetzt, reitet und tanzt (argentinischen Tango) in Hamburg.



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