Hirschlehner | Ein Leben auf dem Scherbenhaufen | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 215 Seiten

Hirschlehner Ein Leben auf dem Scherbenhaufen

MNP
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-8423-3108-2
Verlag: Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)

MNP

E-Book, Deutsch, 215 Seiten

ISBN: 978-3-8423-3108-2
Verlag: Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



BAND 2 Nach der Auflösung von LOST kehrt Ruhe in Daniels und Maries Leben ein. Allerdings nicht lange: Eine neue Bande treibt in der Stadt ihr Unwesen und scheint es ausgerechnet auf Marie abgesehen zu haben. Um sie zu beschützen, muss Dan mit Jul zusammenarbeiten, die in Wahrheit ihre ganz eigenen Ziele verfolgt ...

1995 in Oberösterreich geboren, machte sie 2014 ihren Abschluss an der HLW Steyr mit dem Schwerpunkt Design und Produktinnovation. Neben dem Malen und dem Lernen von Sprachen ist das Schreiben schon seit ihrer Kindheit eines ihrer größten Hobbies. Mehr Infos: www.ninahirschlehner.com Facebook: https://www.facebook.com/ninahirschlehner

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Kapitel 1
»Nein.« Mein Blick wanderte zu Marie, die neben mir stand und demonstrativ die Arme vor der Brust verschränkt hatte. »Was soll das heißen, nein?«, wollte ich wissen. »Du hast dich noch nicht einmal richtig umgesehen. Woher willst du wissen, dass es dir hier nicht gefällt?« »Ich weiß es einfach«, gab sie mit einer Sicherheit in der Stimme zurück, die mich überraschte. Bei all den Wohnungen, die wir uns zuvor angesehen hatten, war sie sich kein einziges Mal sicher gewesen, ob sie ihr gefielen oder nicht. Gut, zu wissen, dass sie zumindest wusste, was ihr nicht gefiel ... »Aber Sie haben noch gar nicht das Bad gesehen«, gab der Mann zurück, der für uns beide die perfekte Wohnung finden sollte. Nervös rieb er sich die verschwitzten Hände. Das war nun die fünfte Besichtigung in drei Tagen, und bis jetzt hatte Marie noch kein Vorschlag des Maklers zugesagt. Kein Wunder, dass er langsam nervös wurde. Ich fragte mich, woran es wohl lag, dass sie keine der Wohnungen begeistern konnte. Alles, einfach alles, war besser als die Bruchbude, in der Leon gelebt hatte. Dort war es doch ständig eisig kalt gewesen. Hatte Marie das etwa schon vergessen? Einen Moment lang betrachtete ich sie eingehend, doch Marie hielt den Blick stur von mir abgewandt. Was war nur los mit ihr? Warum verhielt sie sich plötzlich so komisch? Heute Morgen war doch noch alles in Ordnung gewesen. Sie hatte sich darauf gefreut, die Wohnung zu besichtigen, aber jetzt ... »Der Ausblick ist übrigens umwerfend«, warf der Makler mit einem vorsichtigen Lächeln auf den Lippen ein. Offenbar war ihm Maries schlechte Laune ebenfalls nicht entgangen. Wenn ich doch nur wüsste, woran das liegen könnte. Seit wir aus dem Auto gestiegen waren, hatte sie sich in eine Art Eisblock verwandelt. »Wenn Sie vielleicht einen Blick aus dem Fenster werfen wollen ...« Geben Sie es auf, Mann, wollte ich sagen, verzichtete aber besser darauf. Denn das würde bestimmt nicht zur Besserung ihrer Laune beitragen – ganz im Gegenteil. Ich warf noch einen kurzen Blick auf Marie, bevor ich an ihrer Stelle auf das Fenster zuging, um dem Makler einen Gefallen zu tun. Schließlich gab er sich unheimliche Mühe, Marie aufzuheitern. »Die Aussicht ist wirklich nicht schlecht«, meinte ich, auch wenn das gelogen war. Von hier aus hatte man zwar einen guten Ausblick, allerdings nur auf das Gebäude, das einst LOST gehört hatte. In diesem Fall verstand ich, warum Marie sich wehrte, diese Wohnung in Betracht zu ziehen. Andererseits hatte sie noch nicht aus dem Fenster gesehen. Sie konnte nichts von dem Ausblick wissen. Das war also auch nicht der Grund dafür, dass sie sich so merkwürdig benahm. »Nicht wahr?«, meinte der Makler, der nun offensichtlich neuen Mut geschöpft hatte. Er kam näher auf mich zu und ließ Marie dabei im Eingang stehen. Offensichtlich hatte er den Versuch aufgegeben, ihr die Wohnung schmackhaft zu machen, und konzentrierte sich stattdessen auf mich. »Und das Bad ...« Er verstummte, als ich langsam den Kopf schüttelte. Das Badezimmer interessierte mich nicht. Es interessierte mich nur, warum Marie es hier nicht gefiel. Die Wohnung sah gut aus – besser als die, die wir zuvor besichtigt hatten. Und sie war um einiges größer als meine Wohnung, in der wir momentan lebten. Also was um alles in der Welt war es bloß, das sie so sehr störte? Der Mann warf einen etwas verunsicherten Blick auf Marie, bevor er zurück zum Eingangsbereich ging. »Die Wohnung ist ideal«, erklärte er ihr ein weiteres Mal. Als ob sie es bei den ersten drei Versuchen nicht kapiert hätte. »Wollen Sie sich nicht ein wenig umsehen?« »Ich muss mich hier nicht umsehen«, gab Marie zurück, wobei ihre Stimme unheimlich gepresst klang. Ich fragte mich, warum dieser Mann nicht einfach aufgeben konnte. Natürlich war es der Job eines Maklers, Wohnungen zu vermitteln. Er bekam schließlich Geld dafür. Aber es war wohl ganz offensichtlich, dass er in diesem Fall kein Glück haben würde. Sie wollte diese Wohnung einfach nicht. Mein Blick wanderte von Marie zu unserem Makler und ich seufzte tief. Na schön, es hatte keinen Sinn, hier unsere Zeit zu vertrödeln. Ich musste den Makler loswerden, nur dann gab es vielleicht eine Chance, Marie zum Reden zu bringen. »Können wir einen Moment alleine sein?« Ich merkte, dass der Mann zögerte. Er schien nicht begeistert von dem Gedanken, uns in der Wohnung alleine zu lassen. »Naja, ich ...« »Ich bin Polizist«, unterbrach ich ihn so ruhig wie möglich. »Wir werden die Wohnung schon nicht leer räumen.« Es war offensichtlich, dass der Makler immer noch nicht überzeugt war, doch bevor ich meinen Dienstausweis hervorholen konnte, schien er es sich anders zu überlegen. Er wischte seine immer noch schweißnassen Hände an seiner Hose ab, bevor er nach der Türklinke griff. »Ich denke, zehn Minuten dürften kein Problem sein. Ich warte inzwischen unten auf der Straße.« Ich nickte und wartete, bis er verschwunden war, bevor ich mich an Marie wandte: »Gefällt es dir, den Mann zu quälen?« »Mach ich doch gar nicht«, gab sie zurück, jedoch ohne mich dabei anzusehen. Ihr war also sehr wohl bewusst, wie mürrisch sie heute war. Und, dass es keinen Grund gab, das an dem armen Makler auszulassen. Ich legte die Stirn in Falten und wollte ihr gerade erklären, dass das absoluter Unsinn war und sie das genau wusste, doch ich tat es nicht. Ich merkte ja, dass es ihr nicht gut ging. Das war nicht zu übersehen. »Was ist los, Marie?«, fragte ich sie stattdessen. »Seit wir dort unten aus dem Auto ausgestiegen sind, verhältst du dich so komisch. Ich merke doch, dass etwas nicht in Ordnung ist.« Sie zuckte mit den Schultern, ohne mich dabei anzusehen. Trotzdem bemerkte ich deutlich, wie sich etwas an Maries Körperhaltung änderte. Mit einem Mal wirkte sie nicht mehr so abwehrend und ich näherte mich vorsichtig. »Marie?« »Ich war schon einmal hier«, erklärte sie mir dann, immer noch ohne mich dabei anzusehen. Offenbar schien es ihr dadurch leichter zu fallen, mir zu sagen, was los war. Das sollte mir recht sein, solange sie nur endlich mit der Wahrheit herausrückte. Im Moment konnte ich nur raten, was das bedeuten sollte, doch mein Gefühl sagte mir nichts Gutes. »Wann?« Nun hob sie doch den Blick. Ihre hellen Augen musterten mich eingehend. Da war wieder diese Traurigkeit darin, die mich an unser erstes Treffen erinnerte. Damals war sie noch mit Leon zusammen gewesen und ich hatte keine Ahnung davon gehabt, was noch alles auf mich zukommen würde. Ich hatte nach dem Tod meines Vaters meinen Job als Polizist hinschmeißen wollen, und es war genau diese Traurigkeit in ihren Augen gewesen, die mich davon abgehalten hatte. Ich hatte gar keine andere Wahl gehabt, als herauszufinden, was mit ihr passiert war – und wie ich sie da rausholen konnte. Seit diesem Tag hatte sich zwar einiges geändert, aber eines war gleich geblieben: Ich konnte es immer noch nicht ertragen, sie traurig zu sehen. »Kurz bevor Luke gestorben ist«, sagte Marie dann und ich hatte das Gefühl, mein Herz würde einen Moment lang aussetzen. Ich erinnerte mich nur zu gut an ihren besten Freund, der Leons Eifersucht zum Opfer gefallen war. Er hatte ihn getötet und damit auch noch angegeben, als wäre es eine besondere Leistung, einem nichts ahnenden Jungen in den Rücken zu schießen. »Oh.« Mehr brachte ich im Moment einfach nicht hervor. Mein Gehirn arbeitete auf Hochtouren bei dem Versuch, zu verstehen, was das bedeutete. »Leon hat ihn geschlagen, genau dort.« Marie deutete auf die Tür, durch die der Makler eben noch verschwunden war. »Und das nur, weil ich ihn hier besucht habe. Ich habe mir doch nichts dabei gedacht. Ich meine, ich wusste doch nicht, dass Leon-« Als ich merkte, dass ihre Stimme brach, zog ich sie schnell an mich. Ohne ein Wort zu sagen, schlang Marie ihre Arme um meinen Oberkörper und ich strich ihr behutsam über das Haar. Ich wüsste nicht, was ich sonst tun sollte. Ich wusste nicht, wie ich die Tränen stoppen könnte, die ihr über die Wangen liefen. Und ob ich dazu überhaupt in der Lage war. Luke war schließlich ihr bester Freund gewesen und das seit Jahren. So eine Person konnte man nicht einfach so ersetzen. Egal, wie viel Mühe ich mir auch gab. Ich hasste dieses Gefühl der Hilflosigkeit, das sich in mir breitmachte. Mir wurde bewusst, dass es vermutlich nichts gab, was ich sagen oder tun konnte, um sie zu beruhigen. Es hatte wohl auch keinen Sinn, ihr zu erklären, dass Leon tot war und ihr somit nicht mehr wehtun konnte. Das wusste sie ja. Aber was sollte ich ihr denn sonst sagen? Am besten gar nichts, vermutlich. Am besten ließ ich sie erst einmal den Druck abbauen, der sich in den letzten Minuten in ihr angestaut hatte. Das war dringend nötig. »Ich vermisse Luke so schrecklich«, schluchzte sie und drückte sich fester an mich. Ich spürte, wie ihre Tränen mein T-Shirt durchnässten, aber es war mir egal – solange sie sich nur besser fühlte. »Das weiß ich«, versicherte ich ihr. Und das entsprach der Wahrheit. Als sie noch mit Leon zusammen gewesen war, hatte sie so viel von Luke erzählt. Kein Wunder, dass Leon eifersüchtig gewesen war. Sogar ich wäre damals schon fast eifersüchtig geworden. Und das, obwohl ich noch keine Ahnung von meinen Gefühlen für sie gehabt hatte ... Es war also nicht gerade verwunderlich, dass Marie ihn vermisste. Lukas hatte sie über Jahre hinweg begleitet. Er war für sie da gewesen, als ihre Schwester gestorben war und sie den Kontakt zu ihren Eltern abgebrochen hatte. Und er hatte auch noch zu ihr gestanden, als er erkannt hatte, wie gefährlich Leon...



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