Hirschlehner | Ein Leben auf dem Scherbenhaufen | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 229 Seiten

Hirschlehner Ein Leben auf dem Scherbenhaufen

LOST
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7392-2334-6
Verlag: Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)

LOST

E-Book, Deutsch, 229 Seiten

ISBN: 978-3-7392-2334-6
Verlag: Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



BAND 1 Dass Maries Freund der Anführer einer der einflussreichsten Gangs der Stadt ist, hat ihr noch nie besonders gut gefallen. Als sie jedoch herausfindet, dass er für den Tod eines Menschen verantwortlich ist, bricht für sie eine ganze Welt zusammen. Aus Angst möchte sie den Kontakt zu ihm abbrechen, doch das ist nicht so einfach wie erhofft ...

Nina Hirschlehner: 1995 in Oberösterreich geboren, machte sie 2014 ihren Abschluss an der HLW Steyr mit dem Schwerpunkt Design und Produktinnovation. Neben dem Malen und dem Lernen von Sprachen ist das Schreiben schon seit ihrer Kindheit eines ihrer größten Hobbies. Mehr Infos: www.ninahirschlehner.com Facebook: https://www.facebook.com/ninahirschlehner

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Kapitel 1
»Happy Birthday.« Leon gab mir einen Kuss auf die Schläfe, wobei ich mir ein Grinsen nicht verkneifen konnte. Allerdings war ich mir nicht ganz sicher, woran das genau lag. An der bloßen Tatsache, dass heute mein einundzwanzigster Geburtstag war? Daran, dass wir uns in meinem Lieblingsrestaurant befanden? An Leons reiner Anwesenheit oder an der mächtigen Schokotorte mit einundzwanzig Kerzen darauf, die vor mir auf dem Tisch stand? Ich konnte es nicht sagen, vermutlich war es eine Kombination aus all den Sachen, die mich gar nicht mehr aufhören ließen, zu grinsen.  »Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.« Ich sah mich zwischen den Anwesenden um. Im Restaurant war es dunkel und die Kerzen vor mir leuchteten so hell, dass ich die Gesichter meiner Freunde kaum erkennen konnte. Aber ich wusste auch so, wer wo saß: Mein Freund, Leon, saß stets zu meiner Linken, und zu seiner Linken wiederum saß immer Simon. Es war, als wäre er an dieser Körperhälfte angewachsen. Nach ihm kam seine Schwester, Julia. Zu meiner Rechten saßen noch Timo und seine Freundin Olivia. Und dann war da noch Daniel, an dem mein Blick hängen blieb.  Das Licht der Kerzen warf dunkle Schatten auf sein schmales Gesicht und ließen seine Wangenknochen deutlich hervortreten. Auch er sah mich an, wobei ein kurzes, kaum merkliches Lächeln über seine Lippen huschte und ich schnell den Blick abwandte, bevor Leon etwas davon bemerkte.  »Na los, blas die Kerzen aus«, forderte Olivia – Liv – mich auf. Sie lächelte mich an, als könnte sie diesen Moment gar nicht erwarten. Ihre rötlichen Haare schimmerten im Schein der Flammen und ihre hellen Augen blitzten erfreut auf. Sie wirkte so glücklich, als wäre das ihr eigener Geburtstag. Natürlich tat ich ihr diesen Gefallen nur zu gerne. Ich stand von meinem Stuhl auf, wobei ich merkte, dass Liv bereits ihr Handy gezückt hatte, um den Moment zu filmen. Vermutlich aber wollte sie nur meine Blamage auf Video haben, wenn ich es nicht schaffte, alle einundzwanzig Kerzen auf einmal auszupusten. So sehr ich es auch mochte, die Kerzen auf einem Kuchen auszublasen, ich war auch immer etwas nervös. Die erwartungsvollen Blicke, die auf mich gerichtet waren, förderten dieses Gefühl nur noch. So tief ich konnte, holte ich Luft und pustete auf die Kerzen vor mir, deren Flammen augenblicklich zu flackern begannen und dann zu Rauch erloschen. Alle – bis auf eine Einzige.  »Naja, fast«, meinte Julia – Jul – und grinste mich dabei an, wobei sich ein unangenehmes Gefühl in meinem Magen breitmachte. Etwas verlegen ließ ich mich zurück auf meinen Stuhl fallen. Sie hatte es bestimmt nicht so gemeint, aber da war ein Unterton in ihrer Stimme, der fast spöttisch klang. Ich hatte doch gewusst, dass das zu viele Kerzen waren ... In diesem Moment beugte Leon sich nach vorne und pustete dabei die letzte Kerze aus, bevor er Jul einen Blick zuwarf, den ich nicht ganz deuten konnte. Aber er erfüllte seinen Zweck: Das hochnäsige Grinsen verschwand augenblicklich aus ihrem Gesicht und der überhebliche Ausdruck aus ihren dunklen Augen. »Ich glaube«, sagte er dann, den Blick immer noch auf Jul gerichtet, »das kann man gelten lassen. Irgendwelche Einwände?« Sein Blick wanderte durch die Reihe, wobei alle einvernehmlich den Kopf schüttelten und ich erleichtert durchatmete. Leon wusste stets, was er tun musste, damit es mir besser ging. Genau deswegen mochte ich ihn so gerne. Er sorgte sich um mich. »Hast du dir auch etwas gewünscht?«, wollte Liv wissen, woraufhin ich den Kopf schüttelte. Was sollte ich mir bloß wünschen? Ich hatte doch alles, was ich brauchte.  »Das solltest du aber«, meinte Simon, der bereits nach dem Messer griff, um die Torte anzuschneiden. Ich wusste nicht, woran es lag, doch Messer schienen ihn magisch anzuziehen. Er hatte stets eines dabei – aus Sicherheitsgründen, wie Leon mir erklärt hatte. »Ich meine, das wäre doch Verschwendung, ihn nicht zu nutzen.« »Wenn du deinen Wunsch nicht haben willst, dann kannst du ihn ja mir überlassen.« Jul grinste mich an, doch ich wandte nur den Blick von ihr ab. Ich wusste nicht, was es war, doch sie schaffte es immer, dass meine gute Laune mit einem Mal verpuffte. Vermutlich meinte sie es nicht einmal so. »Von mir auch alles Gute«, hörte ich da eine Stimme sagen, die mich den Kopf heben ließ. Einer der Kellner lächelte mich an und ich lächelte zurück. Ich kannte Lukas schon, seit ich denken konnte. Vermutlich war das auch einer der Gründe, warum ich so gerne genau hierher in dieses Restaurant kam. Seit er hier arbeitete, war ich ständig hier gewesen. Es fühlte sich schon fast an wie ein zweites Zuhause. »Danke«, erwiderte ich ihm. »Sehen wir uns nächste Woche?« »Ich lege dir ein Stück Torte zur Seite.« Er grinste, und dann war er auch schon wieder verschwunden, um seiner Arbeit nachzugehen. Als ich mich zurück an Leon wenden wollte, bemerkte ich, dass dieser mich mit einem finsteren Gesichtsausdruck musterte. Und, dass es ziemlich still am Tisch geworden war – sogar Simon hielt mit dem Messer in der Hand inne und betrachtete mich prüfend. »Was ... ist denn los?« »Wer war das denn?«, wollte Leon wissen. Seine Stimme klang unheimlich angespannt, was ich, um ehrlich zu sein, nicht ganz verstand. Ich hatte ihm doch schon oft von Lukas erzählt. Es war ja nicht so, als hätte ich ihn eben erst kennengelernt. »Das war Luke, er arbeitet hier«, gab ich etwas verwirrt zurück. Ich wollte mich in der Runde umsehen, um zu überprüfen, ob sich zumindest einer meiner Freunde an ihn erinnern konnte, doch ich wollte Leon nicht aus den Augen lassen. In diesem Zustand war er mir irgendwie unheimlich. So liebenswert er auch sein konnte, seine Eifersucht machte mir hin und wieder schon fast Angst. »Du weißt schon, wir sind zusammen zur Schule gegangen«, fuhr ich dann mit meiner Erklärung fort, als er sich nicht zu erinnern schien. »Seine Eltern wohnten in der Wohnung nebenan ...« »Ich kann mich nicht erinnern, dass du diesen Typen jemals erwähnt hättest.« Aber nur, weil er sich nicht erinnern wollte. Ich wollte ihm etwas erwidern – mich verteidigen und ihm erklären, dass ich das sehr wohl hatte, doch der Ärger in seiner Stimme machte mir das unmöglich. Ich wusste ja, dass Leon seine Eifersucht nur schwer im Griff hatte, aber das hier, das war sogar für seine Verhältnisse übertrieben ... »Das hat sie«, ergriff Daniel das Wort, woraufhin mein Blick zu ihm wanderte. Ich merkte, wie die Anspannung am Tisch stieg, und dachte vermutlich genau das, was auch in den Köpfen der anderen vor sich ging: Wie konnte er Leon nur widersprechen? »Er arbeitet seit nun fast zwei Jahren hier. Marie besucht ihn wöchentlich. Einerseits um zu reden und andererseits, weil sie hier ihre Lieblingstorte haben. Was auch der Grund dafür ist, warum wir heute hier feiern und nicht zuhause.« Leons Gesichtsausdruck war wie versteinert, als er Dan musterte. Er hasste es, von jemandem belehrt zu werden, das wusste ich. Und eigentlich sollte Daniel das auch wissen. Einen Moment lang herrschte Stille am Tisch, bis Leon plötzlich lauthals zu lachen begann und mir seinen Arm wieder um die Schultern legte. »Gut gespielt, Officer Danny«, sagte er dann, bevor er Luke erneut zu unserem Tisch winkte. »Sei so gut und bring uns doch noch etwas zu trinken, ja?« Ich merkte, dass Lukas mir einen verwirrten Blick zuwarf. Natürlich war ihm nicht entgangen, dass es gerade eben mit einem Mal völlig still im Lokal geworden war, aber zum Glück fragte er nicht nach, woran das gelegen hatte. Ich hätte es ihm wohl schlecht erklären können. Nachdem ich kurz mit den Schultern gezuckt hatte, machte er sich auf den Weg, um Leons Wunsch nachzukommen und unsere Gläser ein weiteres Mal an diesem Abend aufzufüllen. Erleichtert, dass Leon dieses Thema hatte fallen lassen, atmete ich tief durch und beobachtete Simon dabei, wie er nun auch noch den Rest der Torte aufschnitt und sie auf den Tellern verteilte. Ich konnte nicht anders, als einen kurzen Blick auf Daniel zu werfen, der mich mit seinen blauen Augen auf eine Art und Weise betrachtete, die mir eine Gänsehaut verursachte. Ich wollte ihm für seine Hilfe danken, doch das konnte ich nicht vor Leon. Und auch nicht vor den anderen. Ich fragte mich nur, woher Dan das alles wusste. Hatte er mir tatsächlich zugehört, als ich von Luke erzählt hatte, oder ließ Leon mich von ihm beschatten? Sonderlich unwahrscheinlich war das schließlich nicht. Ich wusste ja, dass Daniel Polizist gewesen war, bevor er zu uns gekommen war. Es würde ihm also nicht sonderlich schwer fallen, mir zu folgen und mich zu beobachten ... »Also«, nahm Liv das Gespräch wieder auf, die bereits den Mund voller Torte hatte. »Was hat Leon dir zum Geburtstag geschenkt?« Ich warf einen kurzen Blick auf Leon, der sein Tortenstück noch nicht einmal angerührt hatte, was mich erahnen ließ, dass er immer noch nicht wieder in Feierlaune war, vermutlich wegen der Sache mit Luke. »Naja«, setzte ich vorsichtig an, doch er war zu sehr damit beschäftigt, das Etikett seiner Bierflasche zu lesen. Er hörte mich wahrscheinlich nicht einmal. »Diese Feier hier.« Olivia schnaubte. »Leon.« Nun hob er doch den Blick und musterte Liv mit zusammengekniffenen Augen. »Was?« »Du hast kein Geschenk für deine Freundin? Nur diese lausige Feier?« »Die Feier ist nicht lausig«, beeilte ich mich zu sagen. Das war sie wirklich nicht, ich konnte mich nicht beschweren: Ich war hier mit meinem Freund und meinem Lieblingskuchen – was konnte ich mehr verlangen? Das hier war mit Abstand der beste Geburtstag, den ich seit langer Zeit gehabt hatte...



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