E-Book, Deutsch, Band 237, 160 Seiten
Reihe: Perry Rhodan Neo
Hirdt Perry Rhodan Neo 237: Das Omnitische Herz
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-8453-5437-8
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Staffel: Sagittarius
E-Book, Deutsch, Band 237, 160 Seiten
Reihe: Perry Rhodan Neo
ISBN: 978-3-8453-5437-8
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Gut fünfzig Jahre nachdem die Menschheit zu den Sternen aufgebrochen ist, bildet die Solare Union die Basis eines friedlich wachsenden Sternenreichs. Aber die Sicherheit der Menschen ist immer wieder in großer Gefahr. Eine unheimliche Bedrohung sucht die Galaxis heim - das Dunkelleben. Es scheint seinen Ursprung im Zentrum der Milchstraße zu haben. Deshalb bricht Perry Rhodan mit der CREST II in den Sagittarius-Sektor auf. Die Terraner erreichen das Compariat in der galaktischen Kernregion, das von den Omniten beherrscht wird. Allerdings verwehrt ihnen eine Raumflotte der Shafakk den Zugang nach Jad-Kantraja, wo die Menschen dringend benötigte Informationen über das Dunkelleben finden wollen. Ein gewaltsames Vorgehen kommt nicht infrage. Daher hilft nur die Infiltration mit einem kleinen Einsatzteam. Perry Rhodan und seine Gefährten finden sich in einer exotischen gefahrvollen Umgebung wieder, in der eine seltsame Endzeitstimmung herrscht - sie erreichen DAS OMNITISCHE HERZ ...
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2.
Alles war gut auf Jad-Kantraja.
Troduun, der Jad der Station, war stolz auf seine Jademi. Die acht Unterkommandanten hatten die Situation auf ihren acht Stationssegmenten komplett unter Kontrolle, trotz der schwierigen Situation durch die Belagerung der Shafakk.
Das war alles andere als selbstverständlich. Troduun, so ehrlich war er zu sich selbst, hätte allein kaum gewusst, wie er mit wenig Personal und ausbleibendem Nachschub die zigtausend Gäste hätte bei Laune halten sollen, die auf Jad-Kantraja gestrandet waren.
So aber musste er sich damit überhaupt nicht beschäftigen und hatte den Kopf frei für ein wichtigeres Problem: das Schweigen der Omniten. So wenig trennte die Oproner und Omniten voneinander, immerhin gehörten sie derselben Spezies an, und doch waren sie so völlig anders. Es gelang Troduun nie gänzlich, sich in die Überlegungen der hochgestellten Artgenossen hineinzuversetzen.
Normalerweise brauchte er das auch nicht. Er kümmerte sich darum, dass die Omniten alles bekamen, was sie auf Jad-Kantraja erwarteten. Sie ihrerseits hörten die Bitten der Pilger an, gewährten manche davon, lehnten andere ab. Troduun, der Jad, hatte damit nichts zu tun, solange alles regelkonform ablief.
Davon konnte aber längst keine Rede mehr sein. Seit Wochen belagerten die Shafakk das Omnitische Herz, und ohne Hilfe der Omniten hatte Jad-Kantraja keine Chance, die Angreifer zurückzuschlagen. Doch die Omniten schwiegen.
Auch die Pilger saßen seit Wochen fest. Sie waren teils unter größten Schwierigkeiten angereist, gaben Unsummen für ihren Aufenthalt auf der Station aus – doch die Omniten schwiegen. Kein Einziger von ihnen hatte seit Beginn der Belagerung eine Audienz gegeben. Sie hatten sich in ihre Quartiere jenseits der Kontaktzonen zurückgezogen, und niemand mehr hatte etwas von ihnen zu hören oder zu sehen bekommen. In Troduuns Augen grenzte es an ein Wunder, dass die Pilger nicht längst den Aufstand probten.
Es juckte Troduun, in die omnitischen Privatareale einzudringen und die Herrscher des Compariats zur Rede zu stellen, die zurzeit auf Jad-Kantraja residierten. Aber natürlich war allein der Gedanke ein Frevel, und er würde nichts dergleichen tun. Er benötigte andere Optionen, um diese Krise zu lösen oder zumindest die Katastrophe aufzuschieben, bis die Herrscher wieder mit ihm sprachen.
Er kontaktierte Kupran, den Jademi von Segment Fünf. Dort war der primäre Schirmgenerator installiert – der größte Schwachpunkt bei der Abwehr der aufständischen Shafakk. Troduun wollte wissen, wie viel Zeit ihm blieb. Denn auch wenn im Augenblick alles eitel Sonnenschein war, würde sich dies irgendwann ändern.
Allein: Kupran antwortete nicht. Es dauerte eine ganze Weile, bis eine fragile Jad-Tarak in blendend weißer Uniform das Gespräch entgegennahm.
»Wo ist Kupran?« Mit Höflichkeitsfloskeln hielt sich Troduun nicht auf. Diese waren für Wesen reserviert, die in der Rangordnung über ihm standen – und das waren ausschließlich die Omniten an Bord.
»Er inspiziert sein Segment und hilft den Pilgern bei ihren Anliegen«, kam die schnelle und einzig akzeptable Antwort.
Troduun wiegte den Kopf. Wenn er Kupran dabei störte, würden vielleicht einige Gäste den Eindruck bekommen, dass auf der Station etwas nicht stimmte. So ein Gerücht konnte sich in den Casinos rasant verbreiten.
Das wollte er nicht riskieren. Für sein aktuelles Anliegen brauchte er den Jademi ohnehin nicht. »Dann schick du eben diesen Ingenieur zu mir«, sagte er. »Den, der sich um den Schirmgenerator kümmert. Diesen ...«
»Hobsbi?«, fragte die Jad-Tarak zögerlich.
»Ferratan Hobsbi, genau.« Troduun war selbst überrascht, dass ihm der volle Name einfiel. »Ich will ihn sofort sehen.«
»Möchten Sie nicht vielleicht doch auf Kupran ...«
»Sofort!« Er beendete die Verbindung.
Es dauerte nicht lange, da stürmte der Ingenieur herein. Wenn Ferratan Hobsbi lief, sah es stets so aus, als müssten sich seine acht dünnen Gliedmaßen verknoten. Der Mann aus dem Volk der Hebanter kam jedoch unfallfrei vor Troduuns Arbeitstisch zum Stehen.
Das gelborangefarbene Haar quoll aus jeder Öffnung der hellblauen Technikeruniform. Es war eingerußt. »Endlich«, schnauzte der Ingenieur. »Wieso hat das so lange gedauert?«
Die unverschämte Eröffnung irritierte Troduun dermaßen, dass er vergaß, seinen Untergebenen auf den himmelweiten Rangunterschied hinzuweisen und ihn entsprechend zurechtzustutzen. Die Hebanter waren bekannt dafür, dass die Älteren ihren Platz in der Ordnung der Dinge vergaßen und sich in der Gegenwart von Opronern als gleichgestellt wähnten. Da und dort war dann ein bisschen Korrektur, Erinnerungshilfe und Erziehung notwendig. Troduun bedauerte das jedes Mal, aber nur so konnte man ihre technischen Fähigkeiten für das Compariat nutzbar halten.
»Was heißt das: so lange gedauert?«, fragte Troduun. »Ich habe dich eben erst rufen lassen.«
»Ich habe dir vor drei Tagen schon sagen lassen, dass ich dich sprechen will.«
Troduun legte irritiert die Stirn in Falten. »Du wolltest mit mir sprechen?«
»Du bist zuständig, oder?«, antwortete der Ingenieur. »Ich habe dem Jademi gesagt, wir haben Probleme und dass ich dich sprechen muss.«
»Du hast Jademi Kupran auf Probleme hingewiesen?«
»Bist du taub?«
Troduun hielt an sich. Hobsbis Verhalten war absolut inakzeptabel und würde Konsequenzen nach sich ziehen. Aber zuerst galt es, die Sachlage voll und ganz zu verstehen.
Troduun nahm Kuprans Bericht vom Stapel. Er überflog ihn kurz, suchte nach etwas, das er übersehen haben konnte. Aber nein, dort stand es klar und deutlich: keine Schwierigkeiten, alles bestens. Troduun knüllte die Folie zusammen und behielt sie in der Faust, bis sie sich im sauren Schweiß seiner Hand auflöste.
»Dann kannst du jetzt vortragen, was du zu sagen hast«, sagte der Jad ruhig. Er ließ sich seinen Zorn nicht anmerken, weder den auf Hobsbi noch den auf Kupran. »Was macht dir Sorgen?«
»Alles!« Hobsbi schrie es beinahe. »Wir sind so gut wie tot, wenn keine Hilfe kommt!«
Beschwichtigend hob Troduun die Hand. »Nicht so dramatisch, bitte. Sicherlich gibt es eine Möglichkeit ...«
Hobsbi setzte sich in Bewegung Richtung Tür, ohne sich umzudrehen. »Du bist genau wie die anderen«, schimpfte er. »Wenn du etwas nicht hören willst ...«
»Halt!«, schrie Troduun so laut und schrill, dass der Hebanter zusammenzuckte und die acht Knie anzog. »Ich will es hören. Erkläre es mir.«
»Unser Schutzschirm hält den Shafakk nicht mehr lange stand«, sagte der Ingenieur. »So einfach.«
»Bisher hatten wir keinen Ausfall«, hielt Troduun ihm entgegen.
»Ach wirklich?«, spottete Hobsbi. »Andernfalls säßen wir wohl kaum mehr hier. Aber weißt du, warum wir keinen Ausfall hatten? Weil ich gut bin!«
»Und wirst du in Zukunft schlechter?« Troduun benötigte Informationen von diesem Wesen, aber man konnte ihm auch nicht jede Unverschämtheit durchgehen lassen.
»Die Hyperkristalle gehen uns aus«, erläuterte Hobsbi missmutig. »Das Dauerfeuer der Shafakk beansprucht das Material so stark, dass wir bereits sämtliche für ein Jahr gedachten Reserven einsetzen mussten. Wir leben von den letzten Resten.«
»Kann man nicht andere Verbraucher abschalten und den Vorrat so strecken?«, erkundigte sich Troduun.
Der Hebanter lachte fast so schrill wie ein Oproner. »Das habe ich schon vor zwei Wochen gemacht! Ganze Segmente der Station sind lahmgelegt!«
Erneut legte Troduun die Stirn irritiert in Falten. Auch davon stand nichts in den Berichten. Er hatte seinen Jademi gesagt, er wolle nicht mit Problemen behelligt werden. Aber das hieß doch nicht, dass man ihm eine Krise dieses Ausmaßes verschweigen konnte!
»Erklär mir in wenigen Sätzen, was passieren wird«, bat er.
Das ließ sich Hobsbi nicht zweimal sagen. »Wir haben alle nicht notwendigen Schirmfelder abgeschaltet. Das reicht längst nicht mehr, mittlerweile kommen die notwendigen dran. Das sind einmal der Schutzschirm außen, der uns vor den Angriffen der Shafakk und dem stetigen Partikelstrom rund um Almonidra schützt. Und der im Innern, der die Kunstsonne im Stationszentrum einhegt und verhindert, dass unsere eigene Energiequelle uns grillt.«
»Keinen davon kannst du abschalten!«
»Meinst du, das weiß ich nicht selbst? Und was soll ich tun, wenn ich sie einfach nicht mehr aufrechterhalten kann?«
»Kann man nicht ...«
»... die Energieproduktion der Kunstsonne reduzieren, um mit einem kleineren Schirmfeld innen auszukommen? Schon getan!« Hobsbi nahm ihm das Wort aus dem Mund. »Spart Hyperkristalle. Das lässt sich aber nicht unendlich fortsetzen, denn dadurch steht uns natürlich weniger Energie zur Verfügung. Die Außenbereiche der Station kühlen bereits aus. Und wenn wir die Energieerzeugung so massiv drosseln, dass wir im Innern keine Schutzschirme mehr brauchen, können wir die außen nicht aktiviert halten. Dann darfst du die Shafakk an Bord willkommen heißen. So oder so – wenn nicht bald etwas passiert, haben diese elenden Untergangsprediger am Ende recht.«
Troduun tippte mit seinen fast durchsichtigen Fingern einen hektischen Rhythmus auf den Tisch. Die Untergangsprediger – er kannte sie aus seiner eigenen Zeit als Jademi vor vielen Jahren. Schon immer hatte es diese sogenannten Eschatoliten an Bord von Jad-Kantraja gegeben, die den drohenden Weltuntergang nicht nur verkündeten, sondern geradezu herbeisehnten. »Ich sehe nicht, was diese Handvoll Spinner mit unserem Problem zu tun...