E-Book, Deutsch, Band 3327, 64 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Erstauflage
Hirdt Perry Rhodan 3327: Träume bis zum Untergang
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-8453-6327-1
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Perry Rhodan-Zyklus "Phoenix"
E-Book, Deutsch, Band 3327, 64 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Erstauflage
ISBN: 978-3-8453-6327-1
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Gut 4000 Jahre in der Zukunft leben die Menschen in Frieden und Freiheit. Von der Erde aus haben sie Tausende von Welten besiedelt; ihr Netz aus Handelsbeziehungen und Bündnissen umfasst die meisten Sternenreiche der Milchstraße. Mit dem Projekt von San will Perry Rhodan die Verbindungen zu anderen Galaxien verstärken. Der PHOENIX steht als neuartiges Raumschiff zur Verfügung und soll für das Projekt als Kurierschiff dienen. Dann taucht Shrell auf Terra auf und fordert von Perry Rhodan, in die Agolei zu reisen. In diesem weit entfernten Sternenband soll er seinen ältesten Freund töten: Reginald Bull. Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, erschafft sie an drei Stellen das Brennende Nichts - diese Anomalien werden die Erde und den Mond vernichten, falls Rhodan ihr nicht gehorcht. Cameron Rioz hat als Einziger den Kontakt mit dem Brennenden Nichts überlebt und wurde zum Träger einer mysteriösen »Schattenhand«. Doch wie ist es dazu gekommen? Mehr darüber verraten vielleicht die TRÄUME BIS ZUM UNTERGANG ...
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1.
Cameron berichtet
Es begann nach meiner und Bonnifers Flucht aus dem Tekener-Tower. Damals hatte ich Angst, richtiggehend Panik, ich konnte überhaupt nicht klar denken. Wie auch? Meine Eltern waren tot. Meine Freundin war tot. Und ich, ich hätte verdammt noch mal auch tot sein müssen! Das Brennende Nichts hatte mich berührt. Wieso war ich nicht gestorben wie hunderttausend andere auch? Wieso hatte es nur meine Hand gefressen?
Und um dieses Mal, dieses schwarze Ding auf dem Armstumpf, darum hatte ich erst recht niemanden gebeten. Dadurch war ich plötzlich ein Conduit. Konnte mir jemand sagen, was das bedeutet? Nein. Wollte ich das sein? Ratet!
Trotzdem waren deswegen alle hinter mir her. Atlan und Icho Tolot, weil sie mich für die Menschen als Forschungsobjekt haben wollten. Und diese Shrell ... diese schreckliche Shrell ... Warum, habe ich erst später herausbekommen. Damals wusste ich nur, dass. Aber ich wollte nicht, dass sie mich noch einmal gefangen nahm.
Es gab nur einen Weg, um freizukommen, hatte Bonnifer gesagt. Seine Idee war irre, passte also perfekt zu jenen Tagen. Es war lebensgefährlich, aber ehrlich gesagt: Zu dem Zeitpunkt war mir völlig egal, ob ich überlebte. Ich wollte nur weg, ich wollte meine Ruhe und meinen Frieden. Vor euch allen.
Wenn ich bei dem Versuch starb ... Das wollte ich eigentlich nicht, aber so richtig Sinn im Leben hatte ich auch nicht mehr gesehen. Und meine Ruhe hätte ich gehabt.
Vielleicht war auch der Chor schuld. Wir standen ja direkt neben dem Brennenden Nichts. Zu sehen war nur diese Wand aus Schwärze, aber die Stimmen daraus ... Der Gesang, den nur Bonnifer und ich hören konnten ... Die Sirenenstimmen ... Wir wollten uns hineinstürzen. Vielleicht war das Ganze auch nur ein unbewusster Vorwand, um einen solchen Irrsinn vor uns selbst zu rechtfertigen.
Der Plan war also der: Bonnifer war mit mir per Pentaferer in das Hochhaus gesprungen, in dem meine Eltern gelebt hatten – und von einer herabstürzenden Decke erschlagen worden waren, als Shrell das Brennende Nichts gezündet hatte. Die Anomalie hatte Teile des Hochhauskomplexes verschlungen. Der Rest war nicht stabil geblieben.
Inzwischen war das Brennende Nichts an mein Elternhaus selbst herangewachsen und fraß sich in die tragenden Elemente. Es war klar, dass die 99 übrigen Stockwerke bald zusammenkrachen würden.
Also warteten wir dort, wo die Trümmer uns zerschmettern mussten. Bonnifer hatte Shrell angefunkt und zu uns gelockt, und ihr ... Na ja, das alles wisst ihr ja. Ihr habt es mitgehört und seid dann zu uns gerast, um uns wieder einzufangen.
Wir sind mit dem Pentaferer gesprungen, genau an die Grenze der Anomalie. Atlan kam als Erster an und hätte uns sicher etwas von zum Wohl der ganzen Menschheit und Verantwortung vor der Geschichte oder so einen Mist erzählt, aber dazu kam er gar nicht. Erst ist Tolot aufgetaucht. Hier steht er jetzt ja ruhig neben mir, aber damals ist er in vollem Lauf aufgetaucht und hat wirklich alles niedergewalzt ... Wie eine Dampframme – was ist das eigentlich, eine Dampframme, warum sagt man das so?
Jedenfalls, wie eine Dampframme, auf allen sechsen kam er angerannt mit über hundert Stundenkilometern, schwarz, riesig wie ein Elefant. Ich hätte Angst haben müssen, aber auf Tolot hatte ich eher eine Riesenwut. Auf dem Mond hatte er andere gerettet und Lyta sterben lassen ...
Angst bekam ich erst, als Shrell auftauchte. Dann aber richtig. Kaum hatte ich die schwarze Silhouette gesehen, bekam ich Panik, dass sie mich wieder schnappen, auf ihr Schiff bringen, wieder in die Fesselfelder packen würde. Bonnifer hat sie fünfzig Jahre so gefangen gehalten. Mit mir hat sie das nur ein paar Stunden gemacht, aber echt: Das reicht fürs Leben!
Hat sie dann aber gar nicht versucht, sondern direkt auf uns geschossen. Auch nicht besser. Aber Tolot hat sich in den Schuss geworfen. Mann, ich war damals sogar sauer auf dich, weil du mich gerettet hast ... Ich wollte dir nicht dankbar sein müssen!
In genau dem Moment kam das Haus runter. Es war ein unfassbares Chaos. Shrell ist geflohen, alle anderen waren zu weit weg, um uns genau zu sehen. Als klar war: Es wirkt so, als würden wir von den Trümmern erschlagen; als wir komplett im Steinstaub eingehüllt waren – da sind Bonnifer und ich den letzten Schritt gegangen. Auf die andere Seite. Rein ins Brennende Nichts.
*
Ruhe und Frieden? Mann, war ich naiv. So einen Schmerz kann man sich gar nicht vorstellen. Als ob in jeder einzelnen Zelle deines Körpers ein Sprengsatz steckt, und die werden alle gleichzeitig gezündet. Und dann begießt jemand die Reste mit Ameisensäure. Und was dann noch übrig ist, wird durch den Fleischwolf gedreht. Und dann ...
Ja, okay, ihr versteht, was ich meine. Als ob man brennt, aber ich konnte die Flammen nicht ausschlagen, weil ich gar keinen Körper mehr hatte. Der hatte sich aufgelöst, als wir hinein wechselten. Und trotzdem brannte er, und ich konnte ihn nicht löschen.
Dafür konnte ich schreien, und das sehr laut. Dafür brauchte ich nicht einmal einen Mund.
Ich konnte auch sehen, obwohl ich keine Augen hatte. Fragt mich nicht, wie so etwas funktioniert. Ich weiß, wahrscheinlich ist das Quatsch, und es waren andere Sinneseindrücke, die mein Bewusstsein als Bilder gedeutet hat. Weil das nun mal unsere normale Art ist, Dinge wahrzunehmen.
Egal. Für mich sah es jedenfalls wie Bilder aus, ein einziges Feuerwerk in der Schwärze. Eigentlich Nicht-Schwärze, da waren überall farbige Schleier davor, die so aussahen, als wären sie Hunderte Millionen Kilometer weg. Und Formen ... Ich weiß es nicht. Kugeln, aber sie waren nicht rund. Würfel aus Licht mit verbogenen Seiten. Nichts passte zueinander. Dinger, die Stäbe sein konnten oder verzerrte Eier. Falls es Wörter dafür gibt, kenn ich sie nicht. Damals nicht, heute nicht.
Irgendwann tat es nicht mehr weh, und ich hörte auf zu schreien. Ich weiß nicht, ob das Sekunden gedauert hat, Tage oder Monate. Zeit ...
Es ist schwer, Zeit einzuschätzen, wenn du keinen Körper hat, der hungrig wird oder schlafen muss, und keine Welt, auf der die Sonne auf- und untergeht. Ich kann es wirklich nicht sagen.
Aber ich habe gespürt, dass ich nicht mehr allein war. Da war ein anderes Bewusstsein. Bonnifer hatte mich gefunden, und ich hörte seine Gedanken ganz deutlich: Hör nicht auf den Chor! Hör auf die Stimmen!
Es hat lange gedauert, bis ich das verstanden habe. Aber ja: Der Chor, der uns ins Brennende Nichts gelockt hatte, war immer noch da. Und Bonnifer hatte recht. Es war nicht eine überlaute Einheit, die uns da rief, sondern unfassbar viele Einzelstimmen, teils nah, teils sehr weit weg. Und wenn ich mich konzentrierte, konnte ich ein paar davon klar von den anderen unterscheiden.
Jetzt kommt der Teil – oder einer von den Teilen –, der außerhalb des Brennenden Nichts echt schwierig zu erklären ist. Ich spürte, dass ich mich bewegt hatte, ohne Körper und mitten im Nirgendwo. Da, wo die Stimme herkam, da war ich danach auch. Das ging gedankenschnell, und trotzdem konnte ich mich auf dem Weg in aller Ruhe umsehen.
Jede Stimme, jede einzelne, hatte eine Blase im Nichts. Wie eine Seifenblase, in der der Sänger wohnte. Und diese Blasen waren winzig. Aber wenn man auf zwei Schritte herankam, waren sie auf einmal so groß wie ein Mensch, und noch einen Schritt näher so groß wie eine ganze Welt.
Ich konnte in die Blase hineinschauen. Darin war ein Mensch, ein ganz normaler Mensch. Er saß in einem Boot, richtig mit Segel, und segelte über ruhiges Wasser der Sonne entgegen. Zwischen Palmeninseln. Das gefiel mir echt besser, als brennend und körperlos und schreiend im Nichts zu treiben.
Ich lauschte anschließend anderen Stimme und näherte mich anderen Blasen, und ...
Das ist ein bisschen peinlich, aber ich habe wirklich lange gebraucht, um es zu begreifen: Die Menschen, die vom Brennenden Nichts geschluckt worden waren, waren gar nicht tot. Ihre Körper waren zwar aufgelöst, aber ihre Bewusstseine waren alle noch da. Also überlegte ich, wie man sie irgendwie retten könnte. Wie ich es könnte, ich müsste nur herausfinden, wie!
Das Wie war aber die ganz große Frage. Ich hatte nicht mal den Anfang einer Idee.
Also rief ich nach Bonnifer. Den hatte ich bei meinem Surfen zwischen den Blasen wieder verloren. Der Einzige im Brennenden Nichts, mit dem ich Gedanken austauschen konnte, Idee entwickeln konnte, war weg!
Ich geriet prompt wieder in Panik, wollte zurücklaufen, um einen besseren Überblick zu bekommen. Das ging – und sehr viel rasanter als erwartet. Wie ein Raumschiffstart ohne Andruckabsorber. Oder ... Als ob man mit laufender Kamera in drei Sekunden von der Erde bis hinter die Jupiterbahn fliegt, nur weil man es sich wünscht. Es war das erste Mal, dass ich es geschafft hatte, mit meinen Gedanken ein kleines bisschen im Nichts zu navigieren. Ja, da darf man schon mal anerkennend nicken!
Auf einmal konnte ich ganz viel gleichzeitig sehen: Alle Bewusstseine, die bei der Zündung des Brennenden Nichts auf der Erde eingesaugt worden waren. Aber auch die vom Mond. Am Anfang begriff ich überhaupt nicht, wieso die Menschen vom Mond auch da drin waren, wo wir doch in das Nichts auf der Erde gegangen waren. Aber das waren sie.
Das Ganze wurde sogar noch rätselhafter. Zwei Blasen stachen heraus, sie waren abseits und auch sonst anders als die anderen. Die anderen wirkten tatsächlich wie Seifenblasen: Man hatte jede Sekunde Angst,...