E-Book, Deutsch, Band 3159, 64 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Erstauflage
Hirdt Perry Rhodan 3159: Die herrlichste Stadt aller Zeiten
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-8453-6159-8
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Perry Rhodan-Zyklus "Chaotarchen"
E-Book, Deutsch, Band 3159, 64 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Erstauflage
ISBN: 978-3-8453-6159-8
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
In der Milchstraße schreibt man das Jahr 2071 Neuer Galaktischer Zeitrechnung. Dies entspricht dem Jahr 5658 nach Christus. Über dreitausend Jahre sind vergangen, seit Perry Rhodan seiner Menschheit den Weg zu den Sternen geöffnet hat. Noch vor Kurzem wirkte es, als würde sich der alte Traum von Partnerschaft und Frieden aller Völker der Milchstraße und der umliegenden Galaxien endlich erfüllen. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmtheit ein, man arbeitet intensiv zusammen. Doch entwickelt sich in der kleinen Galaxis Cassiopeia offensichtlich eine neue Gefahr. Dort ist FENERIK gestrandet, ein sogenannter Chaoporter. Nachdem Perry Rhodan und seine Gefährten versucht haben, gegen die Machtmittel dieses Raumgefährts vorzugehen, bahnt sich eine unerwartete Entwicklung an: FENERIK stürzt auf die Milchstraße zu. Was das genau bedeutet, weiß noch keiner. Die Völker der Galaxis beschließen unter dem Druck der Gefahr und der Erkenntnis ihrer eigenen Bedürfnisse den Schulterschluss zum Dritten Galaktikum. Perry Rhodan folgt indes dem Chaoporter, mit einem der Quintarchen an Bord. Er besucht DIE HERRLICHSTE STADT ALLER ZEITEN ...
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1.
Yüllvay Onofero rannte durch das Wohnmodul der RAS TSCHUBAI – er war viel zu spät dran! Er kam sich schäbig vor, seine Mütter warten zu lassen, und das an seinem Ehrentag! Seit Agnathe und Edita ihn adoptiert hatten, feierten sie jedes Jahr – und nun, 14 Jahre danach, kam er zum ersten Mal zu spät. Es war nicht seine Schuld, aber ... Wenige Meter vor ihrer Tür blieb er aus vollem Lauf stehen, wäre beinahe gestürzt. Eine Welle der Panik überrollte ihn. Es gab keinen erkennbaren Anlass, und doch wusste er, dass ihm etwas geschehen war. Eine Kränkung, eine Verletzung, etwas zutiefst Furchtbares. Yüllvay konnte das Geschehen einordnen: Seine Gabe spielte wieder verrückt. Er hatte ein Déjà-vu oder etwas in der Art. Ein unerklärliches Gefühl sagte ihm, dass er sich an diesem Tag schon einmal an dieser Stelle befunden hatte, in völlig aufgelöstem Zustand. Sein Verstand sagte ihm, dass da nichts dran war, aber das half nicht: Das Herzrasen blieb. Yüllvay musste sich an der Wand abstützen, weil seine Knie zitterten. Es ist nichts geschehen, sagte er sich immer und immer wieder. Es ist nichts geschehen. Nach einer Minute hatte er sich so weit gefangen, dass er weitergehen konnte. Es ist nichts geschehen. Die Türautomatik erkannte ihn und öffnete. * Seine Mütter sahen sofort, dass etwas nicht stimmte. »Yüllvay, Schatz! Was ist passiert?«, fragte Agnathe. »Was haben sie mit dir gemacht?« Edita schoss von ihrem Platz am gedeckten Tisch in die Höhe. »Was haben sie dich gefragt?« Sie war selbst Kosmopsychologin und hatte Yüllvay versichert, dass er beim Gespräch mit ihren Kollegen nichts zu befürchten hatte. Jedes Besatzungsmitglied wurde nach seinen ersten Außeneinsätzen und selbst später noch – zumindest sporadisch – zu Erlebnissen und Erfahrungen befragt. Das mochte stimmen – er wollte trotzdem nicht, dass jemand in seinen Gedanken herumrührte. Er kam selbst kaum mit dem Chaos in seinem Kopf zurecht. Er konnte es nicht brauchen, dass noch jemand anders mit blöden, persönlichen Fragen für Durcheinander sorgte. Aber damit musste er seine Mutter nicht beunruhigen. »Nichts, Mama«, versicherte er. »Es hat nichts mit dem Gespräch zu tun. Ich hatte ...« Er verstummte. Es war ihm unangenehm, über seine Gabe zu sprechen. Als einziger junger Gataser an Bord des Schiffs war er einsam genug. Er brauchte nicht noch etwas, das ihn von gleichaltrigen Terranern oder den älteren Jülziish an Bord absetzte. »Eine deiner Visionen?«, fragte Agnathe. Wie so oft sprach sie brachial das Thema an, das Yüllvay am liebsten vermieden hätte. Edita als Psychologin war gut darin, subtile Hinweise aufzunehmen und auch auf wortlose Kommunikation richtig zu reagieren. Agnathe war Triebwerkstechnikerin. »Es sind keine Visionen«, erklärte er zum hundertsten Mal. »Eher das Gefühl, dass ich etwas aus der Vergangenheit oder Zukunft erlebe statt aus der Gegenwart. Aber ich sehe oder höre dabei nichts, was ihr nicht auch seht. Können wir über etwas anderes sprechen?« »Können wir.« Edita lächelte. »Komm, wir haben Kuchen.« Yüllvays Mütter kletterten auf ihre Hochstühle – jedenfalls waren sie es aus seiner Perspektive des kurzbeinigen Jülziish –, sodass sie alle auf Augenhöhe miteinander essen konnten. In der Mitte ihres Tisches stand ein runder Mutchnussgugelhupf mit 16 Kerzen darauf. Yüllvay war zwar erst seit 14 Jahren ein Onofero, aber seine Mütter feierten den Tag seiner Adoption immer als seinen »zweiten« Geburtstag, weil das bei den Terranern schlicht der gebräuchlichere Ritus war. Im Lauf der Jahre hatte er sogar herausgefunden, wie man mit einem riesigen, tellerförmigen Kopf und einer Atemöffnung unterhalb des Halses Kerzen auspusten konnte, ohne sich die Schädelunterseite zu verbrennen. Seine Mütter ließen ihn das erste Stück schweigend genießen. Erst dann fragten sie wieder nach. »Also erzähl«, bat Edita. »Ich hoffe, meine Kollegen haben dich nicht zu sehr gelöchert.« »Ging.« Der Kuchen verbesserte Yüllvays Laune merklich. »Sie wollten mich über Farbaud aushorchen. Aber was sollte ich ihnen erzählen? Ich weiß ja selbst nicht, was er von mir will und warum er mich auf Prudh dabeihaben wollte. Das habe ich ihnen gesagt, wieder und wieder und wieder, in immer anderen Worten. Hat ihnen nicht gefallen. Und dann haben sie andere Fragen gestellt. Wie ich mich fühle nach dem Einsatz. Ob ich in Gefahr war. Wie es mir damit geht. Ob ich davon träume. Das ging ewig so weiter, deswegen bin ich so spät.« Während des Monologs hatte er es geschafft, zwei weitere Kuchenstücke zu verdrücken. Er durfte das. Obwohl schon 2,25 Meter hoch, war er noch im Wachstum. Den Psychologen hatte er die Wahrheit gesagt, aber nicht die ganze. Natürlich war er in Gefahr gewesen – auf einem Planeten, der den tödlichen Strahlenschauern eines Neutronensterns ausgesetzt war und auf dem Schutzvorrichtungen sabotiert wurden. Aber eben nicht in akuter Lebensgefahr. Er hatte sich meist bei Perry Rhodan aufgehalten und war nicht einmal in der Nähe gewesen, wenn wirklich die Fetzen geflogen waren – darum hatte sich Gucky gekümmert. Zum Erfolg hatte Yüllvay nichts Nennenswertes beigetragen. Wenn man bedachte, dass junge Gataser auf ihrer Heimatwelt oft schon mit elf Jahren unbegleitet auf gefährliche Sternenfahrten mitgingen, war der Einsatz lausig gewesen. Yüllvay kam sich vor wie ein zu groß geratenes Baby. Aber das würde er den neugierigen Kollegen Editas ganz sicher nicht auf ihre seltsamen Nasenhubbel binden. Auch seinen Müttern verschwieg er, was ihn bedrückte. Wie hätten sie ihm denn helfen sollen? Er war nun einmal Teil einer terranischen Familie, und da passte man lächerlich lange aufeinander auf. Als Gataser lehnte er das ab. Als Sohn von Agnathe und Edita allerdings fühlte er sich, zugegeben, heimelig geborgen. Ein weiterer der vielen Zwiespalte, mit denen er klarkommen musste. »Hmm«, machte Edita. »Da haben sie aber wirklich den ganz großen Fragebogen rausgeholt. Das hätte man schneller machen können. Aber es sind halt alle wahnsinnig nervös wegen diesem Farbaud.« Yüllvay zirpte amüsiert. Die Psychologen waren nervös? Sie waren doch gar nicht dabei gewesen, als der Quintarch eine verschlossene Sicherheitstür aus armdickem Stahl mit bloßen Händen aus dem Rahmen gerissen und meterweit durch den Raum geschleudert hatte, um seinem Ärger Luft zu machen. So etwas war Grund zur Nervosität. Kuchenstück Nummer vier fand seinen Weg in den Mund, da fiel ihm die Stille im Raum auf. Weder Agnathe noch Edita sprachen. Stattdessen sahen ihn beide erwartungsvoll an. »Was?«, fragte er. »Wir haben etwas für dich«, sagte Edita. »Ein Geschenk«, ergänzte Agnathe. »Oder so etwas Ähnliches.« Jetzt war Yüllvay gespannt. Edita schob ihm ein großes Kuvert zu. Erstaunt nahm Yüllvay es entgegen und öffnete es. Er zog ein computergeneriertes Dokument heraus und las: Beurkundung der Volljährigkeit eines Ligabürgers auf Antrag der Erziehungsberechtigten. »Was ist das?« »Dein Geschenk«, antwortete Edita. »Du redest seit Monaten davon, dass du auf einer Jülziish-Welt schon lange als Erwachsener gelten würdest und wie unfair es ist, dass du hier immer noch als Kind behandelt wirst. Agnathe und ich habe lange darüber gesprochen, und wir haben beschlossen: Du hast recht. Es fällt uns als Müttern nicht ganz leicht, das zuzugeben, aber du bist allmählich kein Kind mehr, sondern ein Mann. Du wirst schließlich sogar schon von der Schiffsführung auf Außeneinsätze mitgenommen. Also haben wir deine Volljährigkeit vorziehen lassen.« »Was?« Yüllvay war völlig überrumpelt. Ja, er hatte sich beklagt – dutzendfach, hundertfach. Aber seit wann reagierten Eltern auf so etwas? »Und das ist noch nicht alles. Zur Volljährigkeit gehört Unabhängigkeit.« Auf seinem Komarmband erschien die Kennung eines Appartements im Wohnmodul, auf demselben Deck, aber an dessen gegenüberliegenden Seite. »Deshalb haben wir ANANSI gebeten, dir ein eigenes Quartier zu...« »Ihr werft mich raus?« »Was? Nein! Wir wollen dir nur ...« Doch Yüllvay hörte schon nicht mehr zu. Angst und Panik schlugen über ihm zusammen. Seine Mütter warfen ihn aus dem gemeinsamen Quartier. Sie waren nicht anders als gatasische Eltern. Du hast das Alter erreicht. Fort mit dir! Leb oder stirb! Er sprang vom Stuhl und rannte aus dem Quartier. * Als er wieder bei Sinnen war, saß er allein in einem leeren Quartier im Wohnmodul der RAS TSCHUBAI. Die Beleuchtung war gedimmt, aber hell genug, um zu sehen, dass kein einziges Möbelstück in dem kleinen Zwei-Zimmer-Block stand. »ANANSI?«, fragte er leise. Der Avatar des Bordgehirns tauchte auf, die durchscheinende Gestalt eines Mädchens in einer großen Glassphäre, wie in einer Schneekugel. »Wie geht es dir?« »Das wüsste ich gerne von dir«, antwortete Yüllvay. »Wie komme ich hierher? Wo bin ich? Was ist passiert?« »Du befindest dich in dem Quartier, das deine Mütter für dich haben reservieren lassen. Deine Herz- und Atemfrequenz lassen darauf schließen, dass du dich von einem Schock erholst.« Das traf es gut. »Meine Mütter haben mich verstoßen«, klagte er. »Das glaube ich nicht«, antwortete ANANSI. »Wie kommst du auf den Gedanken?« »Es ist die Art meines Volkes«, erzählte er. »Es gibt traditionell immer zu viele von uns. Deshalb...