E-Book, Deutsch, Band 1, 64 Seiten
Reihe: PERRY RHODAN-Androiden
Hirdt Androiden 1: Totenozean
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-8453-5188-9
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Miniserie
E-Book, Deutsch, Band 1, 64 Seiten
Reihe: PERRY RHODAN-Androiden
ISBN: 978-3-8453-5188-9
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Wir schreiben das Jahr 2083 der Neuen Galaktischen Zeitrechnung, mehr als dreitausendsechshundert Jahre in der Zukunft. Seit elf Jahren leben die Bewohner der Milchstraße in einer Phase relativer Ruhe. Zwischen den Sternenreichen herrscht Frieden - doch unter der Oberfläche brodeln die Konflikte weiter ... Das zeigt sich, als die Föderation Normon zu zerbrechen droht. Der demokratische Planetenbund, der vor Jahrtausenden von Menschen begründet worden ist, scheint ins Chaos abzurutschen. Perry Rhodan und der Mausbiber Gucky brechen auf, um zwischen den verfeindeten Teilen der Republik zu vermitteln. Sie wollen die Gegner wieder an den Tisch bringen. Es ist eine heikle Mission, gut 15.000 Lichtjahre von der Erde entfernt. Mitten in ihren diplomatischen Bemühungen erreicht sie ein Notruf. Dieser führt sie zum Planeten Chentap - und tief hinein in den TOTENOZEAN ...
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1. Drei Wochen zuvor auf Chentap Bericht Marlynn Kane »Wie weit seid ihr mit dem Packen?«, fragt Lilja über Funk. »Nur noch die Sensorenphalanx vom Höhleneingang«, gebe ich fröhlich zurück. Natürlich ist der Rest schon fertig verstaut. Bereits seit zwei Tagen, weil ich es nicht erwarten kann, dieses Drecksloch von einem Planeten zu verlassen. Ich freue mich auf mein Quartier in der MUNGO PARK. Ich freue mich auf Privatsphäre. Ich freue mich, wieder Marlynn Kane sein zu können, Exobiologin, die aufgrund der Familientradition bei der Explorerflotte gelandet ist. Und nicht Marlynn Kane, Räumerin von Sensorphalangen. Das stand nicht in meiner Jobbeschreibung! Vor diesem Einsatz habe ich mir nie klargemacht, was es bedeutet, Teil eines Feldforschungsteams zu sein: einen ganzen Monat wohnen in einem nur vier mal zehn Meter großen Shift. Sich diesen Platz mit drei Kollegen teilen müssen. Und es ist ja nicht so, als hätte jeder ein Viertel des Raums für sich. Der Großteil geht eh drauf für die Steuerzentrale dieses Flugpanzers und das Wissenschaftsmodul. »Wir warten nur auf dich, Chefin!«, schiebe ich noch hinterher. Johann Aspra schüttelt den Kopf. »Und der große Preis für Ehrlichkeit und Authentizität bei diesem Einsatz geht an Marlynn Kane«, spottet er. »Kein Satz, der nicht auf die Beurteilung am Ende des Einsatzes schielen würde.« »Du hast natürlich recht«, gebe ich zurück. »Es wäre viel besser, wenn ich fortwährend Gift spritze und die Stimmung vermiese.« Das Problem ist: Aspra hat ein Stück weit recht. Große Forschungsleistungen habe ich während dieser Tour nicht vollbracht. Ist auch schwierig, wenn man als Exobiologin seine Forschungsgegenstände nur aus der Ferne betrachten darf. Wenn ich noch einmal eingesetzt werden will, bin ich also tatsächlich von einer guten Bewertung der Expeditionsleiterin abhängig. Ich betrachte das komplexe und exzellent getarnte Konstrukt, das unser Versteck vor unbemerkter Annäherung schützt. Es wird eine Weile dauern, es zu demontieren, selbst mit Kors Hilfe. Dass Aspra etwas Sinnvolles dazu beiträgt, bilde ich mir gar nicht erst ein. Der Siganese ist gerade so groß, wie meine Hand lang ist. Also nicht gerade eine Bank, wenn viel Ausrüstung transportiert werden muss. Beim Demontieren der Sensoren könnte er sich aber nützlich machen. Dumm nur: Lilja hat keinen expliziten Befehl dafür erteilt. Ich bin Aspra nominell gleichrangig, aber der Anfänger im Team und habe nichts zu sagen. Und Kor weiß zwar am besten, wie wir schnell und gut vorankommen, ist uns drei Wissenschaftlern aber unterstellt. Er bringt Aspra sicher nicht dazu, einen Finger krumm zu machen, wenn der keine Lust hat. Aspra ist einer der Gründe, warum ich das Ende dieses Einsatzes herbeisehne. Zuerst hatte ich mich gefreut, dass ein Siganese als Materialwissenschaftler mitkommt. Aus recht eigennützigen Gründen, zugegeben: Wenn man vier Wochen auf engstem Raum mit drei Kollegen zusammenlebt, ist es gut, wenn einer davon nur 13 Zentimeter groß ist. Aber wenn diese 13 Zentimeter geballte Missgunst sind, tausche ich ihn sofort gegen einen zweieinhalb Meter langen, dafür gut gelaunten Ertruser. »Glaubst du, die Schmeicheltour bringt dir was, wenn du deine Ergebnisse einreichst?«, ätzt Aspra weiter. »Sieh's positiv: Zumindest brauchst du nicht lang für deinen Bericht.« Ich stehe am Rand des Felssimses. Ganz kurz erwäge ich, ihn über die Kante zu schnippen. Aber das würde sich wirklich nicht gut in der Beurteilung lesen, glaube ich. Außerdem ist das wohl einer der Momente, wo ein Anzug-Antigravprojektor trotz Ortungsrisiko eingeschaltet werden dürfte. Ein letztes Mal blicke ich in die Tiefe. Niedrige, dunkle Bauten drängen sich dort zwischen die Arme eines Flussdeltas und eine Menge künstlich angelegter Kanäle. Die einzige größere Fläche ohne Wasserlauf ist das Landefeld des kleinen Raumhafens, auf dem gerade eine wasserstoffgetriebene Trägerrakete gebaut wird. Außerdem warten die Chenno dort mehrere Raumshuttles, die sie für den Kontakt mit ihrer Mondstation nutzen. Groß ist die Siedlung nicht. Wer wie ich in Terrania aufgewachsen ist, auf den wirkt die Siedlung sogar lächerlich. Wenn vierzigtausend Chenno in ihr leben, ist das viel. Lilja kennt bestimmt die genaue Zahl. Sie hat ja im Gegensatz zu mir sinnvoll forschen dürfen. »Aus dem Weg.« Aspra reißt mich aus meinen Gedanken. Verblüffenderweise hat er sich doch entschieden zu helfen. Allerdings verwendet er einen Antigravitationsprojektor für den Transport, was klar gegen die Einsatzvorschriften für verdeckte beobachtende Feldforschung verstößt. »Schalt das ab«, sagt Kor schneidend. Sofort wird meine Laune besser. Dass Kor und ich uns nähergekommen sind, war der einzige Lichtblick in diesem ganzen desaströsen Campingtrip. Ich habe ihn nicht kommen hören, obwohl er schwer bepackt ist und er sicher kein Antigravaggregat mit verräterischer Streustrahlung benutzt hat. »Und wieso?«, fragt Aspra. »Glaubst du, die Kröten können Gravitationswellen anmessen oder energetische Rückstände?« »Vorschrift ist Vorschrift.« Der Satz passt nicht zu Kor, der eher fünfe gerade sein lässt. Umgekehrt ist eigentlich Aspra der Pedant in unserem Team. Aber wenn es um seine eigene Bequemlichkeit geht, ist er flexibler als im Urteil über seine Teamkollegen. »Herrje. Die kennen da unten nicht mal Antigravitation«, doziert Aspra. »Die reiten noch mit Wasserstoffraketen auf Feuerbällen zu ihrem Mond und halten das für eine Leistung!« »Es gibt Lebensformen, die können Gravitationsschwankungen mit ihren natürlichen Sinnen wahrnehmen«, erkläre ich. »Oh«, sagte Aspra, »unsere Biologin gibt Unterricht! Und, gehören die Chenno dazu? Steht das in deinem Abschlussbericht?« Ich presse die Lippen aufeinander. Warum muss er darauf herumreiten? Vier Wochen, und nicht einen Chenno habe ich untersuchen können. Einen Abend habe ich vorsichtig die Möglichkeit angedeutet, heimlich einen Verstorbenen zu exhumieren und zu obduzieren. Oh Mann, hat Lilja mir da den Marsch geblasen. Respekt vor fremden Kulturen, Wahrung der Totenruhe, das volle Programm. Im Ergebnis habe ich: nichts. Vier Wochen Einsatz. Meine erste große Expedition, seit ich bei der Explorerflotte bin. Ich wurde ausgewählt, obwohl ich die mit Abstand jüngste Exobiologin an Bord der MUNGO bin und einige erfahrenere Kollegen ebenfalls scharf auf den Einsatz waren. Aber ich wollte mich profilieren, habe es geschafft, mich durchzusetzen – und komme nun mit leeren Händen zurück; gerade mal mit ein paar Analysen von ungewöhnlich stark phosphoreszierenden Moosen, die ich aus purer Langeweile durchgeführt habe. Was für eine Bauchlandung. »Und welche bahnbrechenden Entdeckungen hast du gemacht, du Experte?«, fragt Kor. Er ist der einzige Nicht-Wissenschaftler im Team, kümmert sich darum, dass unsere Technik funktioniert. Auf dieser Mission keine gigantische Herausforderung, aber Explorerteams forschen ja nicht nur wie wir hier, sondern auch mal in wesentlich schwierigeren Umfeldern. Und wenn man über Wochen vom Mutterschiff getrennt ist und die lebenswichtigen Systeme ausfallen, braucht man jemanden, der das Wartungshandbuch beiseite feuert und kreative Lösungen findet. Ich bin sicher, Kor Chappal kann einen Hyperantrieb mit Spucke und ein paar Spulen aus einem alten Toaster reparieren. »Keine«, antwortet Aspra gelassen. »Und ich habe vor, mich bei Zeniq über Ryksdottirs restriktive Missionsleitung zu beschweren. Es ist schon auffällig, dass sie jede Beobachtung machen kann, die sie möchte, während wir kurzgehalten werden und keine Proben nehmen dürfen.« Was eine Lüge ist – Aspra hat jede Menge Material- und Gesteinsproben analysiert. Lilja hat nur verboten, dass er bestehende, benutzte Architektur und Kunstwerke anbohrt. Dass die Chenno nichts Interessanteres verbauen als Stein und Blei, ist sicher nicht ihre Schuld. »Tu das, wenn du das für das Richtige hältst«, sage ich kühl. Ich werde bei so einem Quatsch nicht mitmachen. Die Terraner haben das, was sie über die letzten Jahrtausende erreicht haben, nicht geschafft, indem sie sich mit Dienstaufsichtsbeschwerden überzogen haben. Außerdem bin ich 24 Jahre alt und habe noch viele Jahrzehnte in der Flotte vor mir. Ich möchte, dass meine Kollegen mich mögen! * Eine halbe Stunde später sind wir fertig, und ich finde mich mit Kor im Innern des Shifts wieder, der die letzten vier Wochen unsere Heimat war. Aspra ist draußen geblieben – er ist beleidigt, dass ich bei seiner Stuhlsägerei nicht mitmache. Kor und mir soll es recht sein. Mein Freund grinst mich an. »Vielleicht ist es besser, wenn wir jetzt erst mal nicht rausgehen, damit wir nicht von einem wütenden Siganesen angefallen werden. Was können wir bloß anfangen mit der restlichen Zeit in dieser romantischen Unterkunft?« Ich weiß genau, was er vorhat. »Aber Aspra ...« Kor schraubt eine Thermoskanne auf und präsentiert mir das leere Innere. »... ist nicht hier.« Deckel wieder drauf. Ich lache und werfe ein Kissen nach ihm. »Nicht nett!« »Jeder bekommt, was er verdient«, sagt er schulterzuckend, und ein unerklärlicher Anflug von Trauer huscht über seine Züge. Der Moment ist so schnell vorbei, wie er gekommen ist. Er schlendert zu mir und setzt sich neben mich auf den Rand meiner Pritsche. »Also, schöne Dame, habe ich dich hier nicht schon einmal gesehen?« Er legt seinen Arm um mich, und mir gefällt es. Wir können wenigstens das Ende einer furchtbaren Reise angenehm...