Stand der Forschung, empirische Analysen und pädagogische Empfehlungen
Buch, Deutsch, 185 Seiten, KART, Format (B × H): 170 mm x 270 mm, Gewicht: 484 g
ISBN: 978-3-941146-65-5
Verlag: Median-Verlag von Killisch-Horn GmbH
In dem vorliegenden Buch werden aus drei Perspektiven Informationen zum besseren Verständnis der Entwicklung hörgeschädigter Kinder im Vorschulalter zur Verfügung gestellt. Im ersten Teil des Buches erfolgt ein aktueller Überblick zu Forschungsergebnissen der Entwicklung hörgeschädigter Kinder im Alter zwischen 3 und 6 Jahren. Es werden Informationen zur sprachlichen, sozial-kognitiven und sozial-emotionalen Entwicklung vorgestellt und es werden Ergebnisse zu den wichtigen Vorläuferfertigkeiten für das Lesen und Rechnen aufbereitet. Im zweiten Teil stellen die Autoren verschiedene Ergebnisse aus eigenen Forschungsarbeiten der letzten Jahre vor, die insbesondere die psychosoziale Entwicklung hörgeschädigter Vorschulkinder in den Blick nehmen, aber auch Informationen zur sprachlichen und kognitiven Entwicklung bereit halten. Schließlich wird im dritten Teil des Buches zum einen aufgezeigt, welche diagnostischen Möglichkeiten es gibt, um den Entwicklungsstand hörgeschädigter Vorschulkinder in den verschiedenen Entwicklungsbereichen zu überprüfen. Weiter werden Empfehlungen zur Förderung kindlicher Kompetenzen in den wesentlichen vorschulischen Entwicklungsbereichen vorgestellt.
Das Buch vermittelt dem Leser insgesamt einen Überblick zu relevanten Themen der Entwicklung hörgeschädigter Kinder im Vorschulalter und stellt dazu den aktuellen Wissensstand vor.
Zielgruppe
Hörgeschädigtenpädagogen, Eltern von Kindern mit einer Hörminderung, Studenten der Hörgeschädigtenpädagogik
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Vorwort
Erster Teil: Stand der Forschung
1. Zur Entwicklung von hörgeschädigten Kindern im Vorschulalter –
ein Blick in die Forschung
1.1 Sprachentwicklung
1.2 Vorläuferfähigkeiten zum Lesen
1.3 Vorläuferfähigkeiten von Rechenkompetenzen
1.4 Entwicklung sozial-kognitiver Fähigkeiten
1.4.1 Emotionen verstehen
1.4.2 Theory of Mind
1.4.3 Exekutive Funktionen
1.5 Entwicklung sozial-emotionaler Fähigkeiten
1.5.1 Verhaltensauffälligkeiten
1.5.2 Soziale Beziehungen
Zweiter Teil: Eigene Studien
2. Eigene empirische Studien zur Entwicklung
hörgeschädigter Kinder im Vorschulalter
2.1 Familiäre Ressourcen, elterliches Belastungserleben
und kindliche Verhaltensauffälligkeiten bei hörgeschädigten
Kindern im Vorschulalter
2.2 Exekutive Funktionen und kindliche Verhaltensauffälligkeiten
bei hörgeschädigten Kindern im Vorschulalter
2.3 Resilienzstärkende Faktoren und Kommunikation
hörgeschädigter Kinder im Vorschulalter
2.4 Entwicklungsrelevante Kompetenzen hörgeschädigter und
hörender Vorschulkinder in einer integrativen Tagesstätte
2.5 Beziehungsqualität zwischen hörgeschädigten Kindern
im Vorschulalter und ihren Erzieherinnen
2.6 Sozial-emotionale, sprachliche und kognitive Entwicklung
von hörgeschädigten Kindern im Vorschulalter aus Eltern-
perspektive
Dritter Teil: Pädagogische Beurteilung und Empfehlungen
3. Pädagogische Beurteilung und Empfehlungen für die Förderung
hörgeschädigter Kinder im Vorschulalter
3.1 Pädagogische Beurteilung des Unterstützungsbedarfs
3.2 Förderung der Sprachentwicklung
3.3 Förderung der Vorläuferfähigkeiten zum Lesen
3.4 Förderung der Vorläuferfähigkeiten zum Rechnen
3.5 Förderung sozial-kognitiver und sozial-emotionaler Fähigkeiten
Literatur
Die Autoren
Im Jahr 2014 sind für den deutschen Sprachraum zwei Buchpublikationen erschienen, die den aktuellen Stand der Forschung sowie praktische Konsequenzen zu Fragen der Entwicklung, Bildung und Förderung hörgeschädigter Kinder dargelegt haben.
Zum einen haben Hintermair und Sarimski (2014) ein Buch zur Frühförderung hörgeschädigter Kinder vorgelegt, in dem die Leser mit dem „state of the art“ im Bereich der ganz frühen Bildung, Förderung und Erziehung von hörgeschädigten Kindern vertraut gemacht wurden, wobei sowohl die theoretischen und empirischen Grundlagen als auch die Konsequenzen für die pädagogische Zusammenarbeit mit den Familien hörgeschädigter Kinder Berücksichtigung fanden. Es konnten hier insbesondere die Grundlagen für ein familienorientiertes Konzept der Frühförderung aufgezeigt werden, das nach dem heutigen Stand der Forschung die bedeutenste konzeptionelle Orientierung für eine erfolgversprechende und insbesondere evidenzbasierte Frühförderung hörgeschädigter Kinder darstellt. Eine familienorientierte Frühförderung ist als eine gesundheitsförderliche Intervention anzusehen, durch die gute Voraussetzungen für alle zeitlich später erfolgenden kindlichen Entwicklungsprozesse geschaffen werden.
Zum anderen haben Hintermair, Knoors und Marschark (2014) ein Buch publiziert, das sich in seinem Schwerpunkt den Entwicklungs- und Lernprozessen von hörgeschädigten Kindern und Jugendlichen im Schulalter widmet und dabei insbesondere die unterschiedlichen Lernstile von hörenden und hörgeschädigten Kindern auf der Basis aktueller Forschungsarbeiten herausarbeitet. Es wird dabei auch aufzeigt, welche Notwendigkeiten sich daraus für die Gestaltung von Bildungsprozessen ergeben, wenn man den Entwicklungsbedürfnissen hörgeschädigter Kinder gerecht werden will.
Wiewohl in beiden Publikationen Fragen der vorschulischen Entwicklung und Förderung hörgeschädigter Kinder mit gedacht wurden und sicherlich auch einige Studien mit berücksichtigt wurden, welche die Entwicklung hörgeschädigter Kinder im Alter zwischen 3 und 6 Jahren untersuchten, so ist dennoch festzuhalten, dass dieser Altersbereich bislang in Forschung wie Praxis eher randständig behandelt wurde1. Gleichwohl stellt dieses Alter eine außerordentlich wichtige Phase in der kindlichen Entwicklung dar, in der die Grundlagen für zahlreiche Prozesse der späteren kognitiven, sprachlichen, sozial-kognitiven und sozial-emotionalen Entwicklung gelegt werden.
Es ist deshalb das Ziel des vorliegenden Buches, sich explizit dieser kindlichen Entwicklungsstufe zu widmen und zu versuchen, eine Lücke für Forschung und Praxis zu schließen. Entsprechend wollen wir in Analogie zu dem bereits vorliegenden Buch zur Frühförderung hörgeschädigter Kinder (Hintermair & Sarimski 2014) einen Beitrag dazu leisten, dass Wissen und Erfahrungen aus Forschung wie pädagogischer Praxis in Bezug auf die Entwicklung hörgeschädigter Kinder im vorschulischen Alter zwischen 3 und 6 Jahren zusammenfassend dokumentiert werden.
Diesem Zwecke folgend ist das Buch gegliedert in drei Teile:
Im ersten Teil werden wir versuchen, den aktuellen Stand der Forschung für diesen Altersbereich aufzubereiten, wie er sich auf der Basis vorwiegend englischsprachiger Literatur derzeit darstellt. Dabei werden einerseits Ergebnisse zur sprachlichen Entwicklung hörgeschädigter Kinder im Vorschulalter vorgestellt sowie Befunde zu den in diesem Alter sich entwickelnden Vorläuferfertigkeiten für Lese- und Rechenkompetenz. Andererseits werden aktuelle Ergebnisse zur sozial-kognitiven und sozial-emotionalen Entwicklung hörgeschädigter Kinder im Vorschulalter vorgestellt, wobei vor allem die Rolle von sozialen Beziehungen zu Gleichaltrigen genauer betrachtet werden soll.
Im zweiten Teil des Buches, der die Kapitel 2.1 bis 2.6 umfasst, stellen wir aus verschiedenen Projekten, die wir in den letzten Jahren zumeist gemeinsam durchgeführt haben, Ergebnisse vor, die vor dem Hintergrund der Befunde aus dem ersten Teil des Buches vorhandenes Wissen anreichern, aber auch erweitern und vor allem speziell die deutsche Situation näher unter die Lupe nehmen. Dabei steht bei den durchgeführten Studien zumeist die psychosoziale Entwicklung der Kinder im Zentrum der Betrachtungen, es werden aber auch Daten zur Verfügung gestellt, welche die sprachliche und kognitive Entwicklung in den Blick nehmen. Einen Großteil der Studien haben wir an anderer Stelle bereits publiziert, allerdings zumeist in Fachzeitschriften, die für Hörgeschädigtenpädagogen nicht erste Priorität haben, sodass eine kompakte Aufbereitung für das vorliegende Buch gerechtfertigt scheint.
Der dritte Teil stellt Möglichkeiten vor, die den Fachkräften im Bereich der Frühförderung und Elementarpädagogik zur Verfügung stehen, um die verschiedenen entwicklungsrelevanten Kompetenzen im Vorschulalter in der Praxis einzuschätzen. Das Buch wird schließlich abgerundet durch Empfehlungen für die Gestaltung der pädagogischen Arbeit mit hörgeschädigten Vorschulkindern.
Für die Leserinnen und Leser bieten die drei Teile des Buches unterschiedliche Schwerpunkte, die je nach Interesse oder dem Handlungsfeld, in dem man tätig ist, gewählt werden können. Für alle – egal, ob wissenschaftlich interessiert oder aus der Praxis kommend – bietet der erste Teil eine kompakte Information zum aktuellen Forschungsstand bezüglich der vorschulischen Entwicklung hörgeschädigter Kinder. Der zweite Teil dürfte sicherlich im Wesentlichen für wissenschaftlich Interessierte von Bedeutung sein, während der dritte Teil insbesondere für die Fachkräfte an vorschulischen Einrichtungen, an denen hörgeschädigte Kinder begleitet und gefördert werden, von Interesse sein wird und ihnen für ihre konkrete Arbeit Impulse geben kann.
Wir haben aufgrund der sehr positiven Rückmeldungen zu dem von uns verfassten Frühförderbuch (Hintermair & Sarimski 2014) auch für dieses Buch die Idee beibehalten, nach den verschiedenen Teilkapiteln wesentliche Aussagen, Erkenntnisse und Herausforderungen für die Arbeit mit hörgeschädigten Kindern im Vorschulalter in einem Kasten zusammenfassend darzustellen. Damit soll es gelingen, alle Teile des Buches und seine Inhalte für möglichst viele Leserinnen und Leser, egal ob aus Wissenschaft oder Praxis kommend, gleichermaßen attraktiv zu machen.
Am Ende dieser einleitenden Worte wollen wir auch diesmal wieder gerne die Gelegenheit nutzen, Dank auszusprechen an alle, die uns bei der Durchführung unserer Studien in den letzten Jahren unterstützt haben und somit auch das Zustandekommen dieses Buches möglich gemacht haben.
Das sind vor allem die zahlreichen vorschulischen Einrichtungen und deren Leitungen sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Hamburg, die uns entweder die Kontakte zu Familien mit einem hörgeschädigten Kind vermittelt haben oder die sich selbst die Mühe gemacht haben, Fragebögen auszufüllen, Recherchen durchzuführen etc. und dafür viel Zeit und Energie investiert haben. Wir wissen, dass solche Aktivitäten immer neben der normalen Arbeit, die Zeit genug in Anspruch nimmt, erledigt werden müssen. Umso mehr wissen wir das zu schätzen und sind sehr dankbar für die Unterstützung, die wir in vielen Projekten der letzten Jahre erfahren haben.
Dank gilt auch den Eltern mit hörgeschädigten Kindern der vorschulischen Einrichtungen in Bayern, die Fragebögen für uns ausgefüllt haben.
Dank geht weiter an die ehemaligen Studierenden der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, die im Rahmen ihrer Abschlussarbeiten zur Erhebung zahlreicher Daten, die hier vorgestellt werden, beigetragen haben: Lena Krieger, Judith Piskora, Martina Schulz, ebenso wie an Gertrud Lehmann-Tremmel, die bei der Befragung von Eltern bayerischer Vorschul- und Schulkinder als wissenschaftliche Mitarbeiterin in einem Forschungsprojekt tätig war.
Dank geht ebenso an die Pädagogische Hochschule Heidelberg, die die Durchführung der Studie, die in Kapitel 2.1 vorgestellt wird, aus ihren Forschungsmitteln mitfinanziert hat.
Schließlich gilt auch dieses Mal unser Dank dem Median-Verlag, und wie immer vor allem Christina Osterwald, die unser Buchprojekt wie gewohnt mit ruhiger Hand begleitet und zu einem guten Ende gebracht hat.
Heidelberg/München, im Februar 2016
Manfred Hintermair
Klaus Sarimski