E-Book, Deutsch, 304 Seiten
Hince Queen intim
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-85445-491-5
Verlag: Hannibal Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Groupies, Gin und Glitter - Auf Tour mit Queen
E-Book, Deutsch, 304 Seiten
ISBN: 978-3-85445-491-5
Verlag: Hannibal Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Wutausbrüche und Gitarrentausch: So war es wirklich auf Tour mit Queen Über zehn Jahre lang bereiste Peter Hince mit Queen die ganze Welt und erlebte genau das, wovon viele Rockfans träumten: Sex, Drugs & Rock'n'Roll. Vor allem aber erlebte er eine der legendärsten Rockbands nicht nur auf, sondern auch hinter der Bühne, und kam hautnah an einen der größten Stars der Rockszene heran: Als Chef der Roadcrew war er dafür verantwortlich, dass Freddie Mercury die phänomenalen Performances liefern konnte, derentwegen man ihn heute noch in Erinnerung hat - und dazu gehörte nicht nur technischer, sondern oft auch einmal psychologischer Support. Und so war Hince in vielen historischen Augenblicken zugegen, beispielsweise als Freddie 'Crazy Little Thing Of Love' komponierte - in der Badewanne in seiner Suite im Münchner Hilton Hotel. Unprätentiös, grundsympathisch und mit herrlich trockenem Humor erzählt Hince von seinen Erlebnissen an der Seite der großen Stars. Ende der Siebziger ist die Welt noch größer als heute in der Zeit der Billigflieger und der Internettelefonie - die USA sind für einen jungen Briten von gerade mal Anfang zwanzig wie ein anderer Stern, Japan sowieso. Ratty, wie ihn die Roadcrew und die Band nennen, geht mit offenen Augen durch die Welt, betrachtet das gelobte Land Amerika mit neugierigem und kritischem Blick und genießt es natürlich, dass die Mädchen dort auf Jungs mit diesem süßen britischen Akzent stehen. Es ist die Zeit, in der man im Flugzeug noch rauchen darf und niemand etwas von dieser Krankheit namens AIDS gehört hat, die für Freddie Mercury so tragische Konsequenzen haben sollte. Das alles macht Queen intim nicht nur zur Pflichtlektüre für Queen-Fans, sondern auch für alle, die mit der Musik der Siebziger und Achtziger aufgewachsen sind - ein Zeitdokument, das ebenso unterhaltsam wie erhellend ist. Und näher kann man an Queen, die Band, auch nicht herankommen: Wenn Freddie - oder vielmehr, 'Fred', wie Hince ihn nennt - einen seiner legendären Temperamentausbrüche hatte, stand Ratty oft genug genau daneben und musste sich etwas einfallen lassen. Und wenn Brian May die Gitarre gefiel, die er sich gerade selbst gekauft hatte, dann trat er sie ihm eben ab. Alltag bei Queen: Peter Hince erzählt, wie es wirklich war. - mit exklusiven Farbfotos der Band - persönlicher Blick hinter die Kulissen - Queen zählen mit etwas 320 Mio. verkauften Tonträgern weltweit zu den erfolgreichsten Rockbands aller Zeiten
Peter Hince lernte Queen 1973 kennen, als sie noch im Vorprogramm von Mott The Hoople spielten. Zwei Jahre später wurde er einer ihrer Roadies und arbeitete bis zu den letzten Gigs 1986 als Chef der Roadcrew für die Band. Anschließend wechselte er das Fach und wurde Werbefotograf.
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Ich kann nicht! Ich kann da einfach nicht rauf! Das ist sinnlos – die Show muss auf jeden Fall abgesagt werden!“ Freddie Mercury, Sänger der Rockband Queen, erklärte häufig gegenüber seinem geliebten Publikum, dass er sich eine sexuelle Beziehung wünsche – mit allen! Tja, wenn man ihn sich jetzt anschaut, überkommt einen schnell der Eindruck, als hätte er es gemacht – mit allen Zuschauern und einigen ihrer Freunde. Und noch einen Drink mit ihnen gekippt. Queen stehen auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs – und Exzesses. Ein blasser und zerbrechlich wirkender Freddie verkriecht sich in der schützenden Bequemlichkeit der Garderobe im Backstage-Bereich. Draußen in der Arena drängeln sich 20.000 schreiende Fans. Bis zum Auftrittsbeginn sind es nicht mal mehr 60 Minuten. Mr. Mercury hat mal wieder eine seiner Launen und keiner der Anwesenden traut sich, ihm etwas zu entgegnen. Sie ignorieren ihn, hoffend, dass es schnell vorbei geht. Was nicht geschieht. Fred steht da, gestikuliert theatralisch mit den Armen und artikuliert seine Gefühle mit lauter Stimme: „Ich sag es euch doch, ich kann diese Show nicht machen. Meine Stimme ist kaputt. Ich bin total fertig!“ Na, was erwartest du auch, wenn du hier so meckerst und rumbrüllst? Brian May und Roger Taylor murmeln beschwichtigende Worte, um ihn umzustimmen, während der Bassist John Deacon, ausgestreckt auf einer Couch liegend, den Kopfhörer seines Walkmans aufsetzt, nickt und lächelt. Er grinst dabei sogar. Zwischenzeitlich bedienen sich die Männer vom Management nicht mehr an den zahlreichen Platten des kalten Büffets, sondern suchen in ihren Notizbüchern nervös nach den Telefonnummern von Rechtsanwälten und Versicherungsbüros. Die Gesichtfarbe des Veranstalters hat sich in ein strahlendes Schneeweiß verwandelt. Fred ist mal wieder dort angelangt, wo er so gerne ist – im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit aller. Und er spielt die Primaballerina bis zur Perfektion. Du dummer, kleiner Kerl! Dieses Szenario haben wir zuvor schon öfter erlebt, doch dieses Mal sieht es so aus, als könnte es ernst werden. Einer der Band-Assistenten blättert in seinem Spartacus-Reiseführer und erzählt Fred voller Freude, dass es in der Gegend ein Telefonhäuschen gebe, an dem sich Schwule treffen, einen Zebrastreifen und einen bis spät in die Nacht geöffneten Eisenwarenhandel. Da könnte man ja nach der Show noch hin. Fred zeigt sich überhaupt nicht beeindruckt. Vielleicht einen Drink, um die Laune zu heben? Champagner – deine Lieblingsmarke Moët? Nein? Eventuell einen Wodka, einen ganz großen? Nein. Sieht nach verdammt harter Arbeit aus. „Gib mir ’ne Ziggie!“ Fred verlangt nach einem seiner „Kammerdiener“. Er schnappt sich eine King Size mit niedrigen Nikotinwerten und nimmt einen kurzen flüchtigen Zug. Das wird deiner Stimme sicherlich gut tun, Fred. Gerry Stickells, der gewiefte Tourmanager von Queen, lauert im Hintergrund und hat alles beobachtet. Er geht auf Mr. Mercury zu und erinnert ihn daran, dass ein Riesenpublikum – tatsächlich ist das Konzert ausverkauft – eine lange Zeit gewartet und gutes Geld bezahlt habe, um seinen Auftritt zu sehen. Es wäre doch wirklich nicht nett, sie zu enttäuschen, und Fred sei doch noch nie ein Mann gewesen, der die Menschen enttäuscht, oder? Und wer schreibt diese Zeilen? Ich, Peter Hince alias Ratty, Freds und Johns Roadie und Chef der Crew. Als einer der wenigen, denen der Zutritt unmittelbar vor dem Auftritt gestattet ist, schlendere ich durch die Garderobe und ignoriere das Melodrama. Während er über die Worte des Tourmanagers nachdenkt, beruhigt sich Fred ein wenig, reicht die Zigarette jemandem, um sie auszudrücken, nimmt einen Schluck eines Drinks mit heißem Honig und Zitrone und setzt sich stirnrunzelnd und zerknirscht in einen Sessel. Er schweigt, während der Rest von Queen ihn in Ruhe lässt und wissbegierig dem Tourmanager/Assistenten/Roadie die gewohnten Fragen stellt. „Wie ist der Front-Sound jetzt, wo das Publikum da ist? Die Show ist heute total ausverkauft – das stimmt doch? Wie läuft es mit den Ticket-Verkäufen für den Rest der Tournee – sind die Konzerte auch ausverkauft? Ist die neue Single schon auf Platz 1? Wann müssen wir rauf? Wann müssen wir wieder runter? Ist es draußen heiß oder kalt? Ist das nervige Brummen der Monitore weg? Stimmt es, dass Van Halen mehr Licht haben als wir? Und wie sieht es mit dem Merchandise aus? Was setzen die von Queen angestellten Sandwich-Verkäufer um?“ Die Ausstattung der Queen-Garderobe unterschied sich je nach Veranstaltungsort in der Größe und im Stil. Theater verfügten zwangsläufig über angemessene Räumlichkeiten, wohingegen Sportstadien eher funktionale Umkleiden boten, die erst dementsprechend eingerichtet werden mussten, damit sie sich eines Besuches von Queen als würdig erwiesen. Man legte große und kleine Teppiche auf den kalten Betonboden, die nackten Wände wurden mit Vorhängen oder Bildern geschmückt, nicht zu vergessen zusätzliche Möbel, Lampen, Blumen und weitere Objekte, die den sich dort aufhaltenden Künstlern Komfort und eine Möglichkeit zum Entspannen boten. Von der Garderobe aus waren die Duschen leicht zu erreichen. Im Raum selbst standen Schminktische, und ein Bereich wurde für die Garderobenkoffer reserviert. In der Mitte achtete man immer auf einen Freiraum zum Relaxen. Das Catering stand hingegen auf Tischen an der Wand. Mitunter hörte man von der Gemütlichkeit des Backstage-Bereichs aus das entfernte Dröhnen der Vorgruppe, die auf der Bühne alles gab. Gelegentlich, wenn sich Queen nervös oder unkonzentriert fühlten, bestanden sie darauf, dass der Support-Act die Lautstärke runterfährt, um sich selbst in Ruhe und Frieden vorbereiten zu können. „Und nun, Fred?“, spreche ich einen der größten Entertainer der Welt freundlich an. „Ja, mein Lieber, was ist denn?“, antwortet er mit etwas mehr Schwung. Er scheint sich besser zu fühlen. „Welche Songs? Deine Auswahl für den heutigen Abend?“ „Ach ja, richtig.“ Dieser kleine, dumme Kerl, vor dem ich den höchsten Respekt habe, den ich über alles schätze – und der mich am schnellsten auf die Palme bringen kann – hat sich nun also doch zum Auftritt entschieden. Ich hatte nie daran gezweifelt, dass er das Publikum nicht enttäuscht, die Band oder die Crew, wobei letztere die vorhergehenden zwölf Stunden Blut und Wasser geschwitzt hat, um das hier alles aufzuziehen, damit er in einigen albernen Kostümen ein paar Minuten herumstolzieren kann. Wie von ihm gewohnt, stellt sich Fred den Anforderungen mit Willenskraft, Selbstvertrauen und Entschlossenheit. Nur wenige dürfen sich Fred so zwanglos bei der Vorbereitung einer Show nähern, doch ich schlendere auf ihn zu, während er von „schönen und wichtigen“ Leuten umgeben ist und frage: „Hey! Was hast du dir denn für heute Abend ausgesucht, Fred?“ „Ich weiß nicht – was schlägst du vor?“ „Ich soll was vorschlagen?“ „Ja, Ratty, mach einen Vorschlag!“, kichert er und zieht dabei für sein unmittelbares Publikum eine Show ab, das aber eher gekünstelt lacht. „Na gut, aber das ist nicht sonderlich hilfreich, oder?“ „Würde ich dich sonst fragen?“, entgegnet er in einer Art tuntiger Autorität, die er für die eingeladene Entourage spielt. „Oh, na gut“, erwidere ich achselzuckend, wohl wissend, dass es sich hierbei um ein von ihm inszeniertes Spielchen handelt. „Wir werden das per Armdrücken entscheiden!“, meint er, pumpt sich dabei auf und lässt die Muskeln spielen. „Was?“ Diejenigen, die unseren Rapport nicht kennen, werden sich darüber wundern, dass ein unordentlicher und respektloser Roadie die Aufmerksamkeit eines der größten Rockstars der Welt in Anspruch nehmen konnte. Fred lachte dann meist, streckte die Arme in die Höhe und skandierte mit einem dramatischen Unterton: „Okay, ich gebe mich geschlagen – du wählst aus!“ Das war alles recht schmeichelhaft, aber nicht konstruktiv, sodass ich einige Led-Zeppelin-Songs und einen Stones-Klassiker vorschlug und ihn fragte: „Vielleicht kannst du sogar einige deiner Stücke spielen, Fred?“ „Ar***!“ Er verpasste mir spielerisch eins mit einem Handtuch oder was da sonst so rumlag, jagte mich aus der Garderobe und schrie: „Dieselben wie bei der letzen verdammten Show!“ Nun schien die Stimme tatsächlich besser zu sein. Die Set-List war nun klar. Kurz vor der Show stand die Reihenfolge auf einem kleinen Zettel, denn die letztendliche Zusammenstellung lag bei Fred und hing davon ab, wie er sich fühlte und seine Stimme einschätzte. Manchmal wollte er nur etwas umstellen, damit sich die Konzentration erhöhte. Gelegentlich beschrieb er die Set-List von Queen als „unser Repertoire“, womit er alle meinte. Tja, allgemein betrachtet war Freddie Mercury ein redegewandter Mann und sehr belesen. „Scaramouche, and doing the fandango?“ Er war äußerst gebildet und intelligent. „Thunderbolts...