E-Book, Deutsch, 440 Seiten
Hill Ich schenk dir was von Tiffany's
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-98690-636-8
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Roman
E-Book, Deutsch, 440 Seiten
ISBN: 978-3-98690-636-8
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Melissa Hill ist eine USA-Today-Bestsellerautorin aus dem irischen County Wicklow. Ihre Romane über Familie, Freundschaft und Liebe erschienen bislang in über 26 Sprachen. Ihr Roman »Ich schenk dir was von Tiffany's« wurde von Reese Witherspoons Produktionsfirma »hello sunshine« für Amazon Prime mit dem Titel »Weihnachtsgeschenke von Tiffany« verfilmt. Die Website der Autorin: www.melissahill.info Auf Facebook: www.facebook.com/melissahillbooks Auf Instagram: @melissahillbooks Bei dotbooks veröffentlichte die Autorin ihre gefühlvollen Romane »Ich schenk dir was von Tiffany's«, »Wiedersehen in Irland«, »Der Himmel über Castlegate«, »Die Schwestern von Killiney«, »Wiedersehen in Dublin«, »Das Glücksarmband«, »Briefe für ein ganzes Leben«, »Die Freundinnen von Glengarrah«, »Der Himmel über Dublin«, und »Das kleine Café von Lakeview«.
Weitere Infos & Material
Kapitel 2
»Hey, meine Schöne, was gibt s?«
Gary Knowles befand sich im Bergdorf Goodman Mens Store in einer Umkleidekabine und klemmte sich das Handy zwischen Ohr und Schulter, um beide Hände frei zu haben. Er drehte sich zur Seite und reckte die Schultern, um zu schauen, wie gut das Ralph-Lauren-Polohemd passte, das er gerade anprobierte. Dabei lächelte er seinem Spiegelbild zu.
»Ja ... schön, dass du Spaß hast«, fuhr er abwesend fort und drehte den Kopf, um besser sehen zu können, wie das taillierte Hemd sich an seinen Rücken schmiegte. »Hmm? Ja, bin hier gleich fertig.«
Anerkennend nickte Gary seinem Spiegelbild zu und strich sich ein paar blonde Haarsträhnen aus dem Gesicht, die an den Spitzen gerade so stark mit Wasserstoffperoxid aufgehellt waren, dass es total cool aussah. Doch, dieses Hemd würde er definitiv mitnehmen, beschloss er. »Dürfte nicht mehr lange dauern. Du könntest dich doch schon für heute Abend fertig machen«, schlug er vor, »und wir treffen uns dann nachher im Hotel. Kanns nicht genau sagen ... so um sieben vielleicht? Ich muss hier noch ein paar Dinge erledigen.« Er zog eine Augenbraue hoch. »Was, du bist mit deinen Sachen schon durch? Ist ja spitze – und für eine Frau erst recht!« Er lachte über seinen Scherz, schlüpfte aus dem Hemd und begutachtete jetzt seinen nackten Oberkörper.
Der Waschbrettbauch wirkte in diesem Licht besonders eindrucksvoll, fand er. Schade nur, dass niemand ihn so sehen konnte. »Toll. Dann treffen wir uns da? Ja ... ich mich auch.«
Damit beendete Gary das Gespräch und steckte das Handy zurück in die Tasche. Dann zog er seine eigenen Sachen wieder an, schnappte sich die Sammlung von Einkaufstüten zu seinen Füßen und verließ die Kabine in Richtung Kasse.
Er genoss jede Minute im Big Apple. So eine Reise hatte er schon seit Jahren vorgehabt, aber aus irgendeinem Grund war er nie dazu gekommen. Und in letzter Zeit lief seine Firma so mies, dass er es nicht hätte verantworten können, für so was Geld hinzulegen.
Damals, im goldenen Zeitalter des irischen Baubooms, hatte Garys Ein-Mann-Baufirma selbst für die kleinsten Hütten ganz hübsche Sümmchen einstreichen können, aber diese Zeiten waren leider lange vorbei.
Natürlich hatte er ein paar Pfund auf der hohen Kante und war daher noch nicht ganz abgebrannt, aber Ausflüge nach New York standen ziemlich weit unten auf der Liste, wenn man vier Immobilien am Hals hatte, die allesamt Fehlinvestitionen waren – zwei davon zurzeit ohne zuverlässige Mieter -, und außerdem noch ein teures Hobby pflegte, nämlich das Motorradfahren.
Was für ein Glück also, dass Rachel ihm nach neun Monaten Beziehung zum fünfunddreißigsten Geburtstag diese Reise nach New York geschenkt hatte. Sie hatten beschlossen, den Trip noch ein Weilchen aufzuschieben, denn Rachel war schon ein paarmal in New York gewesen und hatte ihm versichert, dass Weihnachten in dieser Stadt etwas ganz Besonderes sei und auf jeden Fall der beste Zeitpunkt für einen Kurztrip.
Mit erhobenem Kopf steuerte Gary durch die Kundenscharen zur nächsten Kassenschlange. Da fiel sein Blick auf eine Vitrine mit Tag-Heuer-Uhren, und sofort führte ihn der Hinweis auf ein »Weihnachtsangebot« in Versuchung. Schließlich jedoch entschied er, dass er eine Armbanduhr besaß und dass eine reichen musste. Nun führte sein Weg an der Schmuckvitrine vorbei. Vielleicht begegneten ihm ja noch andere Schnäppchen.
Nun, sie waren zwar nicht im Angebot, aber die Manschettenknöpfe von Paul Smith würden ihm sicher super stehen – besonders bei Besprechungen mit seinem Finanzberater. So was lohnte sich immer, sagte er sich. In seiner Branche musste man schließlich tipptopp aussehen, vor allem in diesen schwierigen Zeiten. Die Dinger waren zwar nicht gerade geschenkt, aber das war doch eine Investition in die Zukunft, oder?
Auf Garys Bitte hin nahm der Verkäufer das Kästchen aus der Vitrine, damit er sich die Manschettenknöpfe besser anschauen konnte. »Und vielleicht auch noch etwas für die Dame Ihres Herzens?«, schlug er vor, und nicht zum ersten Mal war Gary beeindruckt, wie aufgeweckt diese Kerle waren, wenn es ums Verkaufen ging. Sie konnten zwar manchmal ein bisschen penetrant werden, aber wenn die Verkäufer zu Hause in Irland genauso fix wären, würde das Land immer noch boomen, da war er sich sicher. »Wir haben in unserer Parfümabteilung ein paar wunderbare Sonderangebote ...«
Mehr hörte Gary nicht, denn der Hinweis des Verkäufers erinnerte ihn an etwas.
Rachel.
Vorhin hatte er sich zwar hübsche Unterwäsche für sie angesehen, aber tatsächlich gekauft hatte er für seine Freundin noch nichts, wie ihm plötzlich siedend heiß einfiel.
»Äh, nee ... nein. Nur die Manschettenknöpfe, danke«, sagte er, während er fieberhaft überlegte.
Er konnte ihr nicht schon wieder Parfum kaufen, denn das hatte sie gerade erst zum Geburtstag gekriegt, aber was hatte er am Heiligen Abend um diese Uhrzeit sonst für Möglichkeiten? Es war fast sechs, und er hatte Rachel versprochen, etwa bis sieben fertig zu sein. Sie wussten beide, dass er sich immer verspätete, also hatte er noch ungefähr anderthalb Stunden, andererseits kriegte er allmählich Hunger, und die Geschäfte würden bald schließen.
Gary bezahlte das Hemd und die Manschettenknöpfe und beschloss, wieder auf die Fifth Avenue hinauszugehen und es einfach im nächstbesten Laden zu versuchen, den er sah. Schließlich fühlte Rachel sich in der Stadt sauwohl und war offensichtlich einfach schon deshalb glücklich, weil sie zusammen in New York waren. Da würde etwas Kleines als Erinnerung doch wohl reichen, oder?
Als er nicht weit entfernt Tiffany & Co entdeckte, atmete er auf. War das nicht so ein ganz berühmter Schmuckladen? Perfekt. Offensichtlich hielt jemand seine schützende Hand über ihn, und das Ganze war vielleicht weniger stressig, als er befürchtet hatte. Er schob sich wieder durch eine der verdammten Drehtüren – in Manhattan schien es nichts anderes zu geben, aber ihm wurde davon schwindelig – und betrat den Laden.
Sofort fiel sein Blick rechts auf eine Vitrine, aber nicht so sehr wegen der Kostbarkeiten darin, sondern wegen des Schmuckstücks dahinter. Die schöne Blondine mit ordentlich Holz vor der Hütte lächelte in seine Richtung und zog ihn damit unwiderstehlich an.
»Frohe Weihnachten«, sagte sie, als Gary sich näherte.
»Hallo. Wünsche ich Ihnen auch.« Gary überflog die Auslage mit den todschicken Ketten, und plötzlich brach ihm der kalte Schweiß aus. Mein lieber Schwan, die Preise waren ja der Hammer!
»Willkommen bei Tiffany’s. Wie kann ich Ihnen helfen? Suchen Sie etwas Bestimmtes?«
»Nein, eigentlich nicht«, murmelte Gary. »Nur eine nette Kleinigkeit für ... Ich brauche etwas für meine Schwester.« Wenn er sagte, dass er etwas für seine Freundin suchte, würde die Verkäuferin ihn für einen Geizkragen halten, weil er nicht viel ausgeben wollte. »Was Hübsches, aber nicht zu ... Na ja, Sie wissen schon.« Wie hatte er nur so blöd sein können, ausgerechnet hier reinzumarschieren, als könnte er sich in so einem Laden einfach irgendwas aussuchen.
»Oh, ich glaube, da habe ich genau das Richtige für Sie. Bitte folgen Sie mir«, sagte die Verkäuferin und führte ihn zu einer anderen Vitrine. »Diese Bettelarmbänder werden immer sehr gern gekauft, vor allem jetzt zu Weihnachten.« Sie deutete auf einige silberne Armbänder. »Sie sind sehr beliebt. Ein ideales Geschenk für eine Schwester, finde ich, etwas Besonderes, aber gleichzeitig relativ neutral.«
»Äh ... darf ich mal sehen?«, fragte Gary nervös.
»Aber selbstverständlich.«
Gary betrachtete das Armband und warf einen raschen Bück auf das Preisschildchen. Erleichtert atmete er aus. Ja, das war das Richtige. Etwas Besonderes, dabei relativ neutral und vor allem nicht zu kostspielig. »Gut. Das ist perfekt ... Amanda«, fügte er mit einem Blick auf ihr Namensschildchen hinzu.
»Sie wollen das Armband wirklich nehmen?« Die Verkäuferin kicherte, und ihre blauen Augen waren groß vor Staunen. »Das ging aber schnell.«
»Ja«, sagte Gary mit einem kleinen Augenzwinkern. »Bei mir wird nicht lang gefackelt.«
»Mir gefällt Ihr Akzent«, sagte Amanda und betrachtete ihn prüfend. »Sind Sie Engländer?«
»Ich bitte Sie, was für eine Beleidigung!« Gary tat entsetzt, schüttelte aber gleich den Kopf, als er ihr bestürztes Gesicht sah. »Nein, nein, keine Sorge, das ist bloß ein alter Witz. Ich bin Ire. Aus Dublin. Schon mal da gewesen?«
»Leider nicht. Vielleicht irgendwann mal ...«, sagte Amanda, während sie das Armband in ein weiches Filzbeutelchen packte und das Ganze wiederum in eine quadratische blaue Schachtel legte und mit einer weißen Satinschleife zuband. »Hier, bitte sehr. Mit dieser kleinen blauen Schachtel machen Sie Ihrer Schwester bestimmt eine Riesenfreude – darüber freut sich jede Frau!«
»Ja, ja, das glaube ich auch. Sie wird mich dies Jahr zu ihrem Lieblingsbruder küren«, murmelte Gary und zückte seine Visa. Nachdem Amanda den Preis eingetippt hatte, gab sie ihm die Karte zurück, zusammen mit einer kleinen Tragetasche von Tiffany’s. Gary musste zugeben, dass er ein bisschen stolz war, als er seinen Einkauf entgegennahm.
Immerhin – er würde Rachel was von Tiffany’s schenken! Bestimmt würde sie sich ein Loch in die Mütze freuen.
»Vielen Dank, Sir«, sagte die Verkäuferin lächelnd. »Viel Freude noch bei Ihrem Aufenthalt in New York. Genießen Sie die Zeit hier.«
»Das mache ich. Und ganz schöne Weihnachtstage für eine schöne Frau«, sagte er mit einem Augenzwinkern.
»Danke Ihnen. Die werde ich bestimmt haben!« Amanda kicherte,...