Hidber / Ruch | VENNER | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 336 Seiten

Hidber / Ruch VENNER

Ein Krimi zwischen Nordkap und Sarganserland
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-907178-07-2
Verlag: Driftwood GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Krimi zwischen Nordkap und Sarganserland

E-Book, Deutsch, 336 Seiten

ISBN: 978-3-907178-07-2
Verlag: Driftwood GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der Auslandschweizer Reto Anrig wird tot auf der nördlichsten Landzunge Europas gefunden. War es wirklich ein Unfall auf der Nordkap-Insel Magerøya? Ja, sagen Polizei und Rechtsmedizin. Doch Selina, die Tochter des Toten, und ihr Kindheitsfreund, der junge Dorfpolizist Einar, folgen ihrem Instinkt und entdecken Ungereimtheiten und dunkle Geheimnisse – im hohen Norden ebenso wie in Retos Heimat, dem Sarganserland.

VENNER ist ein rasanter, witziger Kriminalroman mit viel schweizerischem und norwegischem Lokalkolorit und einem Schuss Liebe. Mit zwei Schauplätzen und zwei Protagonisten, die gegensätzlicher nicht sein könnten.

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Without detracting from the North Cape (Nordkapp), it’s not actually the northernmost point of mainland Europe. Unbeknownst to all but a few savvy travelers, nearby Knivskjellodden is actually 1,457 meters farther north.
(…) For comparison, approximately 300,000 tourists visit the North Cape annually but less than 1,500 make it to Knivskjellodden. 10 Great Hikes in Norway 1
EINAR
Honningsvåg Natürlich regnete es auch an diesem Nachmittag. Wie es immer nur zu regnen schien in diesem bis dahin so beschissenen Sommer. Mir war das eigentlich egal, ich hatte ohnehin keine Ferien. Wenn es regnet, gibt es für uns auf dem Polizeiposten von Honningsvåg mehr zu tun, und es ist etwas spannender als sonst. Denn schlechtes Wetter macht die Touristen aufsässig. Sie meinen, wenn sie schon für alles Unsummen hinblättern müssen und dafür nur Regen serviert bekommen, können sie sich alles erlauben. Also parken sie ihre Wohnmobile kreuz und quer, sind frech und rücksichtslos, weil jeder die wenigen Momente Trockenheit ausnützen will. Und wenn sie dann nach 3500 Kilometern oder mehr am Nordkap sind und vor lauter Nebel und Regen gar nichts sehen, werden sie erst recht unerträglich. Bei schönem Wetter sind die Touristen dagegen nett, gut gelaunt und angenehm. Dann helfen wir auch gern weiter. Wenn sie zum Beispiel das Scandic-Hotel Nordkapp in Skarsvåg nicht finden, weil es gar nicht in Skarsvåg steht, sondern in Skipsfjorden. Wir sind sogar dann hilfsbereit, wenn man uns merkwürdige Fragen stellt. An einem bitterkalten Januartag wollte mal ein amerikanischer Hurtigruten-Passagier wissen, ob er für den Ausflug zum Nordkap einen Mückenschutz brauche. Und im Juni wurde ich schon gefragt, um wie viel Uhr denn das Nordlicht zu sehen sei. Dass es ausgerechnet an diesem Nachmittag wieder wie aus Kübeln schüttete, tat mir leid für Selina. Zur Beerdigung ihres Vaters hätte ich ihr und uns allen, die gekommen waren, wenigstens ein paar trockene Momente gewünscht. Aber kaum hatte Pastor Raudeberg die Feier in der Kirche beendet und uns eingeladen, nun am Grab von Reto Abschied zu nehmen, hatte wieder ein durchdringender Regen eingesetzt, den ein kalter Wind von Nordwesten auf unsere Insel Magerøya trieb. Es waren gerade noch sechs Grad, und der Wetterdienst von yr.no hatte gemeldet, dass Schneeschauer von Hammerfest bis rüber nach Kirkenes nicht ausgeschlossen seien. «Ein grässlicher Mittsommer», hörte ich unsere Grundschullehrerein Siv Hønefoss murmeln, als alle die Schirme aufspannten und im Gefolge von Pastor Raudeberg auf schlammigen Wegen zum offenen Grab stapften. Unmittelbar hinter ihm war Selina, die sich bei Henri eingehakt hatte. Er kümmerte sich rührend um Selina. Henri war ein sehr guter, vielleicht sogar der beste Freund von Selinas Vater. Ich kannte ihn vom Sehen, er besuchte Reto und Selina regelmässig. Retos Tod machte mich traurig. Wir hatten ab und zu mal ein Bier miteinander getrunken und uns gut verstanden. Offenbar war ich, abgesehen von Selina, einer der ganz wenigen Menschen gewesen, die er noch vertragen hatte. Darum war ich etwas überrascht, dass so viele zur Beerdigung gekommen waren. Reto war bei vielen unbeliebt. Seit er vor vielen Jahren aus der Schweiz ausgewandert war und sich bei uns niedergelassen hatte, ging er unseren Leuten vom Tourismus gehörig auf die Nerven. Zuletzt legte er sich mit Knut Halvorsen an, der an der Strasse zum Nordkap ein riesiges Hotel errichten wollte. Vor allem aber regte sich Reto über den «idiotischen Nordkap-Kult» auf, wie er es nannte. «Das Nordkap ist nicht der nördlichste Punkt!», schrieb, rief, protestierte er unzählige Male. «Knivskjellodden ist es! Hört auf, unsere Gäste zu belügen!» Neben sein Haus am Nordkappveien im Ortsteil Storbukt hatte er – was Selina immer etwas peinlich war – ein riesiges Schild gestellt, an dem alle Touristen vorbeifahren mussten, wenn sie ins Zentrum von Honningsvåg wollten. Auf dem Schild stand: Knivskjellodden: 71° 11‘ 08‘‘ North
«Nordkapp»: 71° 10‘ 21‘‘ North only
Don’t believe what they tell you! Als freischaffender Guide, der mit den Gästen zu seinem geliebten Knivskjellodden wanderte, hatte er sich durch sein grosses Wissen über Magerøya im Laufe der Zeit aber doch immerhin so etwas wie Respekt verdient. Als Selinas Mutter, die aus Honningsvåg stammte, vor neun Jahren starb, wurde er allerdings noch unzugänglicher und abweisender. Sein Tod riss Selina den Boden unter den Füssen weg. Reto war am Morgen des 19. Juni, einem der wenigen trockenen Tage, zum Knivskjellodden aufgebrochen, und als er um 22 Uhr noch immer nicht zurück war, schickte mir Selina voller Sorge eine WhatsApp-Nachricht. Er ging nicht an sein Handy, und Selina war sich sicher, dass ihm etwas zugestossen sein musste. Ich versuchte sie zu beruhigen und bat sie, noch die Nacht abzuwarten, denn da es nicht dunkel wurde, hätte es ja sein können, dass Reto einfach länger am Knivskjellodden bleiben wollte. Doch als er am nächsten Morgen immer noch nicht heimgekehrt war, glaubte nun auch ich, dass wir handeln mussten. Ich forderte den Polizeihubschrauber an, der dann auf dem kleinen Flugplatz von Honningsvåg landete und Selina und mich mit auf die Suche nahm. Es dauerte ziemlich lange, bis wir in einer dieser tückischen Felsspalten am Wanderweg zum Knivskjellodden einen roten Fleck sahen, der sich als Retos Windjacke entpuppte. Er war offenbar in die Felsspalte gestürzt. Hätten wir nicht diese rote Jacke entdeckt, wäre seine Leiche wohl so schnell nicht gefunden worden, denn die Felsspalten sind eng und tief. Die Kollegen alarmierten die luftambulanse in Lakselv. Die Bergung erwies sich als äusserst schwierig, doch das war nebensächlich, denn Reto war, wie der Arzt feststellte, schon mehrere Stunden tot. Todesursache war ein Genickbruch infolge des Sturzes. Die Leiche wurde zur Rechtsmedizin nach Tromsø geflogen, doch schon nach kurzer Zeit für die Beerdigung freigegeben und nach Honningsvåg überführt. Für ein Fremdverschulden gebe es keinerlei Anhaltspunkte, so der Bericht der Rechtsmedizin. Ein Unfall also. In der Nacht nach dem schrecklichen Fund bekam ich eine SMS von Selina. Sie zermartere sich das Hirn, warum ihr Vater abgestürzt sei. Ausgerechnet er, der am Knivskjellodden jeden Quadratmeter kannte! Und nie sei er ein Risiko eingegangen. Ich fragte sie vorsichtig, ob allenfalls ein Suizid in Frage komme, aber sie antwortete, und das fast empört, wie ich denn auf so etwas komme, das sei ganz und gar ausgeschlossen. Ich schämte mich für meine Frage und wollte sie wiedergutmachen, indem ich Selina versprach, mir am nächsten Tag die Absturzstelle nochmals genauer anzuschauen. Zu Fuss hätte ich bis zur Absturzstelle mehrere Stunden gebraucht, also fuhr ich am nächsten Morgen nach Skarsvåg. Dort wohnt seit der Scheidung mein Vater und liegt auch sein schnelles Motorboot. Schon als Teenager beherrschte ich es, und Pappa hatte natürlich nichts dagegen, dass ich es mir auslieh. Ich umrundete das Nordkap, wo ich mich plötzlich einem gigantischen Kreuzfahrtschiff gegenübersah, das mich mit seinem wütenden Getute verscheuchte, und war nach ungefähr einer Stunde in der Knivskjellbukta, einer flachen Bucht, in der ich gut an Land gehen konnte, um von dort den Wanderweg zu nehmen. Auch ich fand es sehr seltsam, dass Reto, der diese Landzunge kannte wie wohl niemand sonst auf Magerøya, ohne jeglichen ersichtlichen Grund neben dem Wanderweg in eine Felsspalte gestürzt sein sollte. Als ich an die Stelle kam, an der es passiert sein musste, fand ich zunächst nichts Bemerkenswertes. Auch nicht sein Handy, das verschwunden blieb. Nach einer Weile entdeckte ich immerhin ein Papiertaschentuch. Gut, das konnte von Wanderern weggeworfen worden sein, aber bei dem Sauwetter der letzten Wochen waren wohl nicht viele hier draussen unterwegs gewesen. Ich streifte mir vorsichtshalber Gummihandschuhe über und steckte das Taschentuch in eines dieser Plastiktütchen für die Beweismittelsicherung. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich das Wichtigste bisher gar nicht gesehen hatte: Es gab Fussspuren! Sie stammten unzweifelhaft von Reto, der riesige Füsse hatte. Daneben entdeckte ich aber auch Spuren einer kleineren Schuhgrösse; sie mussten also von jemand anders stammen. Falls die Fussspuren zur selben Zeit entstanden waren, konnte das nur eines bedeuten: Reto war nicht allein, als er in die Felsspalte stürzte. Das roch geradezu nach einem Verbrechen! Ich war wie elektrisiert, zückte mein Handy für Fotos – und verfluchte im selben Augenblick, dass schon wieder der Akku leer war. Ich kehrte sofort zum Boot und nach Skarsvåg zurück, setzte mich in den Streifenwagen und rief die Kriminaltechnische Abteilung in Alta an. Ich beschwor sie geradezu, jemanden herzuschicken, um die Spuren zu sichern. Doch der zuständige Kriminaltechniker meinte, er könne gerade nicht weg, ich solle mich an seine Kollegen in Kirkenes wenden. Die zeigten sich jedoch reichlich desinteressiert. Man werde zunächst einmal mit der Rechtsmedizin Kontakt aufnehmen, um abzuklären, ob es überhaupt Anhaltspunkte für ein Fremdverschulden gebe. Im Moment sei man nämlich ferienbedingt unterbesetzt und Honningsvåg liege ja nicht gerade um die Ecke. Man melde sich wieder. Mich als jungen Polizisten nahmen die offenbar gar nicht ernst, wie ich feststellen musste. Olav Dunderland, unseren Chef, hätten sie sicher nicht so abgespeist, doch Olav konnte mir jetzt nicht helfen, denn er war zum 90. Geburtstag seiner Mutter nach Südnorwegen gereist. Ich raste zur Wache nach Honningsvåg zurück, um den Fotoapparat zu holen. Doch den hatte gerade mein Kollege Espen Galde, der den Unfall eines deutschen Wohnmobils auf dem Nordkap-Parkplatz aufnehmen...



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