Heyer Die Jungfernfalle


1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-7325-5896-4
Verlag: beHEARTBEAT
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 8, 520 Seiten

Reihe: Liebe, Gerüchte und Skandale - Die unvergesslichen Regency Liebesromane von Georgette

ISBN: 978-3-7325-5896-4
Verlag: beHEARTBEAT
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Gefährliche Versuchungen, zweifelhafte Freier und ein schurkischer Entführer ...

Nach dem Tod ihres Vaters macht sich die junge Aristokratin Judith Taverner zusammen mit ihrem Bruder Perry auf den Weg nach London, um dort in die High Society eingeführt zu werden. Aber unmittelbar nach ihrer Ankunft haben die Geschwister ein Problem: Durch einen Fehler im Testament wurde der attraktive Julian Audley, der fünfte Earl of Worth, zum Vormund der beiden ernannt.

Während der junge Perry sich ins Londoner Getümmel stürzt und dort schnell auf die schiefe Bahn gerät, wird die hübsche Judith von heiratswilligen Lords belagert. Doch ihr arroganter Vormund Julian weigert sich partout, seine Einwilligung zu ihrer Hochzeit zu geben! Als Perry nur knapp einem Unglück entgeht, muss sich Judith fragen, wem sie eigentlich vertrauen kann ...

'Die Jungfernfalle' (im Original: 'Regency Buck') entführt die Leser in das London Anfang des 19. Jahrhunderts - jetzt als eBook bei beHEARTBEAT. Herzklopfen garantiert.

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1. KAPITEL


Sie hatten Newark hinter sich gelassen, und der vierspännige Reisewagen fuhr nun durch flaches Land, das dem Auge wenig bot und kaum Anlass zu einer Bemerkung gab. Miss Taverner wandte also den Blick von der Landschaft ab und kehrte sich ihrem Gefährten zu, einem blonden Jüngling, der sich in einer Ecke der Kutsche rekelte und schläfrig den Rücken des ihm zunächst sitzenden Postjungen betrachtete. »Wie langweilig, stundenlang ununterbrochen still sitzen zu müssen!«, bemerkte sie. »Wann kommen wir eigentlich nach Grantham, Perry?«

Ihr Bruder gähnte. »Himmel, weiß ich doch nicht! Du warst es ja, die unbedingt nach London wollte.« Darauf erwiderte Miss Taverner nichts, sondern griff nach dem Reiseführer, der auf dem Sitz neben ihr lag, und begann ihn durchzublättern. Der junge Sir Peregrine gähnte wieder und bemerkte, die beiden Stangenpferde, die in Newark vorgespannt worden waren, seien ansehnliche, starke Biester, ganz anders als das letzte kurzatmige Paar. Miss Taverner war in den Reiseführer vertieft und stimmte ihm zu, ohne die Augen von der eng bedruckten Seite zu heben.

Sie war ein schönes junges Frauenzimmer, überdurchschnittlich groß und seit den letzten vier Jahren daran gewöhnt, dass man sie als ein bemerkenswert hübsches Mädchen bezeichnete. Sie selbst fand ihre Schönheit durchaus nicht bewundernswert, sondern war eher geneigt, ihren Typ gering zu schätzen. Sie wäre viel lieber schwarzhaarig gewesen und hielt das Blond ihrer goldenen Locken für langweilig. Zum Glück waren ihre Brauen und Wimpern dunkel; die Augen, von einem aufsehenerregenden Blau (wie bei einer Wachspuppe, hatte sie einmal verächtlich zu ihrem Bruder gesagt), waren von einer Offenheit und einem Feuer, die ihrem Gesicht sehr viel Eigenart verliehen. Auf den ersten Blick hätte man sie als eine hübsche, langweilige Meißner-Porzellan-Figur abtun können, sah man aber näher hin, entdeckte man unweigerlich Intelligenz in ihren Augen und im Schwung ihrer Lippen einen Zug von Entschlossenheit.

Sie war zwar nett, jedoch keineswegs nach der letzten Mode gekleidet; über dem schlichten Kleid mit weitem Rock aus französischem Batist und einer Rüsche aus Languettenspitze um den Hals trug sie einen ärmellosen, eng anliegenden Mantel aus geköpertem Seidentaft. Eine Schute aus Strohgeflecht mit einem gestreiften Samtband umrahmte schmeichelnd ihr Gesicht; die lohfarbenen Yorker Handschuhe waren eng um die Handgelenke geknöpft.

Der junge Mann, der seine schläfrige Betrachtung des Postillionrückens wieder aufgenommen hatte, sah ihr sehr ähnlich. Seine Haarfarbe neigte allerdings eher zu Braun, und seine Augen hatten nicht das gleiche tiefe Blau, aber er war unverkennbar ihr Bruder. Er war ein Jahr jünger als Miss Taverner und ließ es, sei es aus Gewohnheit, sei es aus Sorglosigkeit, durchaus zu, dass sie alles so ordnete, wie es ihr gefiel. »Von Newark nach Grantham sind es vierzehn Meilen«, verkündete Miss Taverner und hob die Augen vom Reiseführer. »Ich hätte nicht gedacht, dass es so weit ist.« Sie beugte sich wieder über das Buch. »Hier steht – es ist Kearsleys ,Unterhaltsamer Reiseführer‹, den du ja in Scarborough für mich besorgt hast –, es sei eine hübsche, dicht bevölkerte Stadt am Witham-Fluss. Nach den ausgegrabenen Resten eines Kastells zu schließen, dürfte es eine römische Garnison gewesen sein. Ich muss schon sagen, ich möchte mich dort gern ein bisschen umsehen, wenn wir Zeit dazu haben, Perry.«

»Ach Himmel, weißt du, Ruinen schauen doch überall gleich aus!«, wandte Sir Peregrine ein und vergrub die Hände in den Taschen seiner Wildlederhose. »Ich sage dir schon im Voraus, Judith, wie das ausgeht: Wenn du darauf aus bist, in allen Kastellen, die am Weg liegen, herumzuschnüffeln, werden wir eine ganze Woche unterwegs sein. Ich bin dafür, dass wir nach London durchfahren.«

»Na schön«, sagte Miss Taverner nachgiebig, klappte den Reiseführer zu und legte ihn wieder auf den Sitz. »Wir werden also im George ein zeitiges Frühstück bestellen, und du musst ihnen sagen, wann du angespannt haben willst.«

»Ich dachte, wir steigen im Engel ab?«, bemerkte Sir Peregrine.

»Nein«, erwiderte seine Schwester entschieden. »Du hast den miserablen Bericht vergessen, den uns die Mincemans über die Unterbringung dort gegeben haben. Es ist das George-Hotel, und ich habe unsere Zimmer schriftlich bestellt, weil mich Mrs. Minceman gewarnt hat, was für Aufregung und Getue sie einmal hatte, als man ihr zumutete, zwei Treppen hoch zu einem elenden Appartement im Hintertrakt hinaufzusteigen.«

Sir Peregrine wandte den Kopf und grinste sie freundschaftlich an. »Na ja, ich glaube, es gelingt ihnen bestimmt nicht, dich mit einem Hinterzimmer abzuspeisen, Ju.«

»Bestimmt nicht«, erwiderte Miss Taverner mit einer Strenge, die von dem Zwinkern in ihren Augen Lügen gestraft wurde.

»Nein, das steht fest«, fuhr Peregrine fort. »Aber ich bin gespannt darauf, wie du mit dem Alten zurechtkommen wirst, mein Liebling.«

Miss Taverner sah etwas ängstlich drein. »Ich bin doch auch mit Papa zurechtgekommen, Perry, nicht? Wenn Lord Worth bloß keine Gicht hat! Ich glaube, das war das einzige Mal, dass Papa wirklich schwierig zu behandeln war.«

»Alle alten Leute haben Gicht«, sagte Peregrine.

Miss Taverner, die die Wahrheit dieser Bemerkung anerkennen musste, seufzte.

»Und ich glaube«, fügte Peregrine hinzu, »er will nicht, dass wir nach London kommen. Wenn ich es recht bedenke – hat er das nicht sogar geschrieben?«

Miss Taverner lockerte die Schnüre ihres Retiküls und grub darin nach einem schmalen Briefpäckchen. Einen davon entfaltete sie.

»Lord Worth lässt sich Sir Peregrine und Miss Taverner empfehlen, hält es aber nicht für ratsam, dass sie die Ermüdungen einer Reise nach London in dieser Jahreszeit auf sich nehmen. Seine Lordschaft werden sich die Ehre geben, sie in Yorkshire aufzusuchen, wenn er demnächst im Norden ist. Und das«, schloss Miss Taverner, »wurde vor drei Monaten geschrieben – schau dir nur das Datum an, Perry: 29. Juni 1811 –, und nicht einmal persönlich. Ich bin überzeugt, das hat irgendein Sekretär geschrieben, oder diese grässlichen Anwälte. Verlass dich darauf, Lord Worth hat vergessen, dass wir überhaupt vorhanden sind, denn du weißt ja, alle Vorkehrungen wegen des Geldes, das wir bekommen sollen, sind von den Anwälten getroffen – und wann immer ein Problem zu regeln ist, sind sie es, die uns darüber schreiben. Wenn er also nicht mag, dass wir nach London kommen, ist es nur seine Schuld, denn er hat nicht den geringsten Versuch unternommen, zu uns zu kommen oder uns zu sagen, was wir tun sollen. Ich halte ihn für einen armseligen Vormund. Ich wollte, Vater hätte einen unserer Freunde in Yorkshire ernannt, irgendjemanden, den wir kennen. Es ist sehr unangenehm, unter der Vormundschaft eines Fremden zu stehen.«

»Na ja, wenn sich Lord Worth nicht die Mühe machen will, unser Leben zu lenken, umso besser«, sagte Peregrine. »Du willst in London eine Rolle spielen, und ich bin überzeugt, ich werde mich königlich unterhalten, wenn wir keinen mürrischen alten Vormund haben, der uns fortwährend den Spaß verdirbt.«

»Ja«, stimmte ihm Miss Taverner, wenn auch etwas zweifelnd, zu. »Aber die bloße Höflichkeit verlangt es, dass wir seine Erlaubnis einholen, wenn wir uns in London einrichten. Hoffentlich entdecken wir, dass er nichts gegen uns hat, ich meine, dass er uns als Bürde empfindet; vielleicht denkt er, es hätte eher unser Onkel als er zu unserem Vormund ernannt werden sollen. Es muss ihm sehr eigenartig vorkommen. Es ist eine peinliche Sache, Perry.«

Da als einzige Antwort darauf nur ein Brummen kam, sagte sie nichts weiter, sondern lehnte sich in ihre Ecke zurück und studierte die unbefriedigenden Botschaften, die sie bisher von Lord Worth erhalten hatte.

Es war wirklich eine peinliche Sache. Seine Lordschaft, der, wie sie überlegte, etwa fünfundfünfzig oder sechsundfünfzig sein musste, zeigte eine betonte Abneigung, sich mit den Angelegenheiten seiner Mündel zu befassen; das war zwar in einiger Hinsicht als vorteilhaft, in anderer hingegen als ausgesprochenes Übel zu betrachten. Weder sie noch Peregrine waren von daheim je weiter als bis Scarborough gekommen. Sie wussten nichts über London und hatten keine Bekannten dort, die ihnen hätten behilflich sein können. Die einzigen Leute in der ganzen Stadt, die sie kannten, waren ihr Onkel und eine Kusine, die, zwar achtbar, aber in kleinen Verhältnissen, in Kensington lebte. Miss Taverner konnte nur hoffen, dass diese Dame sie in die Gesellschaft einführte, denn ihr Onkel, ein pensionierter Admiral der Blue Squadrons, war dank gegenseitiger Abneigung und tiefem Misstrauen auf derart schlechtem Fuß mit ihrem Vater gestanden, dass es von vornherein ausgeschlossen war, seine Unterstützung oder auch nur seine Bekanntschaft zu suchen.

Sir John Taverner hatte niemals freundlich von seinem Bruder gesprochen,...



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