E-Book, Deutsch, Band 2733, 64 Seiten
Reihe: Fürsten-Roman
Heyden Fürsten-Roman 2733
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7517-8065-0
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Darf ich nie wieder glücklich sein?
E-Book, Deutsch, Band 2733, 64 Seiten
Reihe: Fürsten-Roman
ISBN: 978-3-7517-8065-0
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der plötzliche Tod von Fürst Franz-Otto reißt ein tiefes Loch in Friederikes Leben. In ihrer Trauer zieht sie sich zurück, während ihre Schwiegermutter Dorothea die Kontrolle über das fürstliche Palais und die Kinder übernimmt. Mit harter Hand regiert die alte Frau - für Widerspruch ist kein Platz. Jahre vergehen, bis Friederike den Mut findet, ins Leben zurückzukehren. Doch ihre Kinder sind ihr fremd geworden, und ihre Schwiegermutter duldet keine Einmischung. Erst als Fürstin Friederike dem charismatischen Lehrer Gregor begegnet, wächst in ihr die Hoffnung, sich ihre Rolle als Mutter und Fürstin zurückzuerobern. Doch kann sie sich gegen die mächtige Schwiegermutter behaupten - oder wird sie erneut verlieren?
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Darf ich nie wieder glücklich sein?
Eine Fürstin findet zurück ins Leben
Von Sandra Heyden
Der plötzliche Tod von Fürst Franz-Otto reißt ein tiefes Loch in Friederikes Leben. In ihrer Trauer zieht sie sich zurück, während ihre Schwiegermutter Dorothea die Kontrolle über das fürstliche Palais und die Kinder übernimmt. Mit harter Hand regiert die alte Frau, deren Wort Gesetz ist – für Widerspruch ist kein Platz.
Jahre vergehen, bis Friederike den Mut findet, ins Leben zurückzukehren. Doch ihre Kinder sind ihr fremd geworden, und ihre Schwiegermutter duldet keine Einmischung. Erst als Fürstin Friederike dem charismatischen Lehrer Gregor begegnet, wächst in ihr die Hoffnung, sich ihre Rolle als Mutter und Fürstin zurückzuerobern. Doch kann sie sich gegen die mächtige Schwiegermutter behaupten – oder wird sie erneut verlieren?
Schon seit Wochen arbeitete Friederike zu Williges-Dernau an einer Neu-Übersetzung von Shakespeares »Ein Sommernachtstraum«. Als anerkannte Übersetzerin der altenglischen Sprache war sie die erste Wahl des Verlags gewesen und hatte diesen Auftrag auch gern angenommen.
Auf diese Weise verfügte sie über ein eigenes kleines Einkommen und war nicht mehr auf die knapp bemessene Apanage ihrer Schwiegermutter Dorothea angewiesen, die diese ihr natürlich dennoch gewährte. Friederike stand als Witwe des Fürsten, der Tradition des Hauses Williges-Dernau gemäß, eine monatliche Zuwendung zu.
Dorothea zu Williges-Dernau war sehr in diesen Traditionen verhaftet, und es würde ihr niemals einfallen, ihnen zuwiderzuhandeln. Allenfalls würde sie Wege finden, sie zu unterlaufen, wenn sich diese Traditionen nicht mit ihren Plänen in Einklang bringen ließen.
Heftige Worte drangen durch das Fenster zu Friederike in den ersten Stock des Palais hinauf, in dem sie mit ihrer Familie lebte. Außer ihrer Schwiegermutter Dorothea zählten die inzwischen sechzehnjährigen Zwillinge Maximilian und Amanda dazu. Der kleine Barock-Bau lag idyllisch inmitten üppiger Weinberge in der Nähe von Mainz. Wenn man sich ihm näherte, kam man an dem kleinen vorgelagerten Kavaliershaus vorbei, im gleichen barocken Stil erbaut, wie auch das Palais. Hinter dem Haupthaus erstreckte sich ein kleiner, terrassenförmig angelegter Park, an den sich die Weinberge anschlossen, die zu dem kleinen, aber exquisiten Weingut der Familie gehörten.
Friederike liebte diese Gegend. Sie lebte gern hier, auch wenn es ihr von ihrer Schwiegermutter Dorothea nicht leicht gemacht wurde.
Friederike seufzte, denn sie erkannte die scharfe Stimme ihrer Schwiegermutter, die sich unter ihrem Fenster auf der Terrasse mit dem Hauslehrer ihres Sohnes stritt.
Da Maximilian mit einer Körperbehinderung geboren worden war und im Rollstuhl saß, hatte Dorothea – in einer Zeit, in der es für Friederike unmöglich gewesen war, dies zu verhindern – dafür gesorgt, dass er zu Hause unterrichtet wurde, um ihn nicht den von ihr befürchteten Hänseleien und dem Spott von Mitschülern auszusetzen. Dass Dorothea den Jungen damit aber auch von der Außenwelt und vom wahren Leben isolierte, wollte sie nicht sehen. Wie Dorothea überhaupt wenig sehen wollte, was Maximilian betraf.
Friederikes erneuter Seufzer galt dem Foto, das in einem kostbaren silbernen Rahmen auf ihrem Schreibtisch stand. Es zeigte das Portrait eines sehr gut aussehenden und sehr blonden jungen Mannes. Die Augen strahlten selbstbewusst, und er lächelte die Betrachterin mit leicht süffisant verzogenen Mundwinkeln an. Friederikes Herz wurde schwer.
Warum hast du mich verlassen?, rief ihr Herz, um gleich darauf hinzuzufügen: Und warum hast du nur ein solches Testament hinterlassen?
Ehe Friederike sich selbst die Antwort geben konnte, wurde die Tür ihres Arbeitszimmers aufgerissen und Dorothea stürmte herein. Sie war eine große, kräftige Frau. Das dunkle, zu einem Knoten geschlagene Haar wurde von silbernen Fäden durchzogen. Obschon Mitte sechzig wirkte Dorothea zu Williges-Dernau wesentlich jünger und strotzte nur so vor Tatkraft und Energie.
»Hol bitte Amanda von der Schule ab!«, warf sie Friederike hin. Obwohl in eine Bitte verpackt, waren diese Worte ein Befehl, der weder Widerspruch duldete noch erwartete. »Berthold kommt gleich. Wir haben über geschäftliche Angelegenheiten zu sprechen.«
Friederike nickte.
Berthold Graf von Rothann war nicht nur der beste Freund von Franz-Otto, sondern war auch sein Testamentsvollstrecker gewesen und der Hausjustiziar der Familie. Er stand Dorothea in allen Rechtsfragen zur Seite und gehörte schon fast zur Familie. Friederike wusste, dass Berthold von Rothann an ihr interessiert war. Schon zu Lebzeiten des Fürsten hatte er ihr den Hof gemacht. Ein sehr unsympathischer Zug.
Auch nach Franz-Ottos Tod hatte er sich rührend um sie gekümmert. Friederike hatte es in ihrem unsagbaren Schmerz nur nicht wahrgenommen. Erst in letzter Zeit war ihr aufgefallen, dass Graf Bertholds Bemühungen nicht nachgelassen hatten und diese von Dorothea unterstützt wurden. Dumm nur, dass ihr so gar nichts an diesem Mann lag. Im Gegenteil. In ihren Augen war er ein ausgemachter Opportunist, der gerade dem schmeichelte, der ihm nützlich war. Früher war es Franz-Otto gewesen, nun war es eben Dorothea.
»Warum hast du dich mit Herrn Heberlein gestritten?«, wollte sie dann wissen.
Ein kalter Blick traf Friederike, der ihr wohl klarmachen sollte, dass sie das nichts anging. Schließlich hatte sie sich in den ganzen letzten zehn Jahren kaum um ihre Kinder gekümmert, sich nicht kümmern können! Dorothea führte das oft genug an. Friederike litt entsetzlich unter dieser verpassten Zeit, in der sie kaum wahrgenommen hatte, wie die Kinder sich entwickelt hatten.
»Er ist doch ein guter Lehrer, oder?«, insistierte Friederike. Sie wusste, dass Ernst Heberlein vor allem ein fügsamer Lehrer war, der Dorotheas Herrschaft anerkannte.
Dorothea verzog das Gesicht. »Er ist unfähig, deinem Sohn das Wesen der Wirtschaft und der damit zusammenhängenden Mathematik nahezubringen!«
»Oh«, machte Friederike nur, denn Dorothea hatte den Lehrer ausgewählt, eben weil er auf diesen Gebieten eine pädagogische Kapazität war. »Vielleicht liegt das an Maximilian. Du weißt, dass er für diese Dinge keine ausgesprochene Begabung besitzt.«
Dorotheas scharfer Blick erdolchte Friederike beinahe.
»Es ist gleich, ob er dafür eine Begabung hat oder nicht. Er muss es lernen. In zwei Jahren wird er ein Vermögen verwalten müssen ...«
»... mit deiner Unterstützung«, warf Friederike ein.
»Gott sei Dank. Dafür hat Franz-Otto ja gesorgt!« Jeder Zoll an Dorothea drückte aus, für wie unfähig sie Friederike hielt, diese Aufgabe zu übernehmen und dass ihr verstorbener Sohn das sehr wohl gewusst hatte. »Glaub mir, ich weiß, was gut für Maximilian ist«, schob Dorothea nach und machte ihr so klar, wie viel sie versäumt hatte. Damit schürte Dorothea Friederikes ohnehin schon starkes Schuldgefühl.
Friederike erhob sich. »Ich fahre Amanda abholen.«
Dorothea nickte. »Dazu bist du ja zum Glück in der Lage.«
Friederike parkte den Kombi, der eigentlich Dorothea gehörte und auf dessen Fahrertür das Familien-Wappen prangte, in der Paffengasse, gegenüber dem Maria Ward-Mädchengymnasium am Ballplatz, das ihre Tochter auf Wunsch ihrer Großmutter besuchte.
Auch Dorothea parkte stets in der Pfaffengasse, wenn sie ihre Enkelin abholte und Amanda wusste daher, wo sie hinkommen musste.
Friederike war in Gedanken versunken und erschrak heftig, als es plötzlich an der Seitenscheibe klopfte. Ein freundlich lächelndes Männergesicht blickte herein und bedeutete ihr, das Fenster herunterzukurbeln.
Friederike tat es.
»Ja?«, fragte sie irritiert.
Sie war ein wenig fassungslos, denn das Gesicht vor ihr war auf eine sehr männliche Art unglaublich schön. Ein wenig schmal, aber harmonisch proportioniert. Das dunkelblonde Haar ein wenig lang. Der Mann trug enge, verwaschene Jeans. Ein schlichtes T-Shirt und darüber eine alte, braune Cordjacke mit Aufnähern an den Ellbogen.
Doch das Unbeschreiblichste waren seine Augen. Entwaffnend blaue Augen, umgeben von einem dichten dunklen Wimpernkranz, um den ihn sicher manche Frau beneidete.
»Ich nehme an, Sie sollen Prinzessin Amanda abholen?« Seine Stimme war angenehm, männlich, und sie ging Friederike unter die Haut. Sie spürte, wie ihre Nackenhärchen sich verzückt aufrichteten.
»Ja.« Sie war kaum in der Lage, mehr als dieses eine Wort herauszubekommen, so sehr verwirrte dieser Mann sie.
»Die Prinzessin hat mich gebeten, auszurichten, dass sie sich verspäten wird«, teilte er ihr mit, und Friederike hatte Mühe, seinen Worten zu folgen. »Wie Sie vielleicht wissen, spielt sie in der Theatergruppe und leider musste die Probe verschoben werden. Es wird also noch ein Stündchen dauern ...«
Er musterte sie mit plötzlichem Interesse. Was er sah, schien ihm zu gefallen. Eine schlanke junge Frau von Mitte dreißig. Kupferfarbenes Haar, das in sanften Wellen bis auf...




