Hewitt | Soulbird - Die Magie der Seele | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 512 Seiten

Reihe: Soulbird

Hewitt Soulbird - Die Magie der Seele

Roman
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-641-25360-8
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, Band 1, 512 Seiten

Reihe: Soulbird

ISBN: 978-3-641-25360-8
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Seit ihrer Kindheit wird Alice Wyndham von Albträumen geplagt, deren Bedeutung sie nie entschlüsseln konnte. Bis plötzlich der geheimnisvolle, attraktive Crowley vor ihrer Tür steht und ihr Unglaubliches eröffnet: Alice hat eine uralte, seltene Gabe. Sie sieht Nachtschwalben, wundersame Vögel, die die Seele eines Menschen hüten. Und ein mächtiger Feind ist ihr auf den Fersen, um ihre Kräfte für sich zu nutzen. In letzter Sekunde kann Alice mit Crowleys Hilfe fliehen. Sie folgt ihm in ein verborgenes paralleles London voller Zauber und Gefahren, um mehr über ihre Fähigkeiten zu lernen. Doch ihre Magie ist mit einem dunklen Erbe verbunden ...

Deborah Hewitt lebt mit ihren beiden Söhnen und ihrem Hund in Großbritannien und liebt es, sich neben ihrer Arbeit als Lehrerin magische Geschichten auszudenken. 'Soulbird' ist ihr Debüt.
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1


Der ganze Ärger begann an einem bitterkalten Novembermorgen, als Alice Wyndham ihre Wohnung verließ und einen Karton vor der Haustür vorfand. Er war völlig unscheinbar: eine schlichte braune Pappschachtel, etwa einen halben Meter breit. Das einzig Ungewöhnliche war, dass sie über und über mit durchsichtigem Klebeband umwickelt war.

, stand auf dem Etikett.

Sie starrte die Schachtel irritiert an. Wer um alles in der Welt verschickte ein Paket mit der Anweisung, es nicht zu öffnen? Ein Blick auf die Uhr ließ sie vor Schreck zusammenfahren. Ihr Bus kam in zehn Minuten. Sie durfte heute nicht zu spät kommen. Der mysteriöse Karton würde noch eine Weile warten müssen.

Sie verstaute das Paket schnell im Hausflur und eilte die Straße hinunter. Da sie den Kopf zum Schutz vor dem schneidenden Wind eingezogen hatte, konnte sie den Fahrer des schwarzen Autos nicht sehen, der sie beobachtete. Robert Lattimer war ein schlanker Mann mit blasser Haut, die an fades Porridge erinnerte, und der antrainierten Fähigkeit, sich unsichtbar zu machen. Er blickte kurz von seinem Notizblock auf und vermerkte auf einer leeren Seite. Sein Stift verharrte einen Moment über dem Block, dann fügte er hinzu:

Etwa eine Stunde später verfasste Alice in Gedanken ihren eigenen Nachruf. So oft sie sich diesen fürchterlichen Morgen auch schon ausgemalt hatte – dass sie durch einen wahnsinnig gewordenen Busfahrer den Tod finden würde, war ihr nicht in den Sinn gekommen. Doch selbst das war womöglich noch besser als das, was sie im Büro erwartete. Bald würde eine ganze Meute von leitenden Angestellten dort eintreffen, um sich ihre Präsentation anzuhören – ihre erste, seit sie vor über einem Jahr bei der Firma angefangen hatte. Ihre beste Freundin Jen hatte versprochen, ihr eine Flasche Prosecco auszugeben, wenn sie es hinter sich gebracht hatte. Im Stillen dachte Alice, dass ihre Chancen besser stünden, wenn sie den Prosecco der Präsentation trank.

Sie versuchte, sich an ihre Einleitung zu erinnern. Mist. Was hatte die Umfrage ergeben? Die Handouts waren in ihrem Büro. Warum hatte sie sie dort liegen lassen?

Ohne Vorwarnung machte der Busfahrer eine Vollbremsung, und Alice wurde so heftig nach vorne geschleudert, dass ihre Knie gegen den Sitz vor ihr stießen. Aus dem Augenwinkel nahm sie verschwommene Bewegungen draußen vor dem Fenster wahr, und die Tür flog auf. Eisiger Regen fegte herein und durchnässte die vorderen Sitze.

Sie schloss die Augen, während eine hutzelige alte Dame in den Bus einstieg.

Etwas streifte ihre Schulter. Als sie die Augen wieder öffnete, stand die alte Frau direkt vor ihr und hüllte sie in eine Wolke Yardley’s English Lavender.

»Hallo«, krächzte sie und starrte Alice mit trüben Augen an. Sie sah zu alt aus für diese Welt, wie etwas schon lange Totes, das ausgegraben und danach ausgestopft worden war.

»Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich mich neben Sie setze?«, fragte sie.

Alice lächelte höflich. Es gab noch genügend andere freie Sitze, aber Alice zog einsame Rentner magisch an. Das lag an ihrem Gesicht – und der gesunden, rosigen Gesichtsfarbe, die von Keuschheit und Tugendhaftigkeit zu zeugen schien. Aber wenn sie keusch war, dann bestimmt nicht aus freien Stücken. Alte Damen liebten ihr Gesicht. Männer leider weniger.

»Natürlich«, sagte sie. »Ich tu meine Tasche woandershin.«

Als der Bus endlich weiterfuhr, bretterte er direkt durch eine Schar Elstern, die vor Schreck auseinanderstoben und sich in den trüben Himmel über Larkhall Park schwangen.

Die alte Frau blickte ihnen nach. »Hübsche kleine Dinger, nicht wahr?«, sagte sie und machte eine unbestimmte Geste mit der Hand – ihre knochigen Finger flatterten wie die Flügel eines Vogels.

Alice’ Herz wurde schwer, als sie zusah, wie eine einzelne Elster zurück über das Dach eines Zeitschriftenladens flog. Großartiges Omen … Unwillkürlich fiel ihr der alte Kinderreim über Elstern ein: – eine fürs Leid.

»Ich weiß, was du bist.«

Alice runzelte irritiert die Stirn.

»Ich weiß, was du bist«, wiederholte die Frau.

Einen Moment herrschte verblüfftes Schweigen. Das war ein bisschen arg existenzialistisch für einen Freitagmorgen. »Ich bin Angestellte bei einem Schuhhersteller, in der Abteilung für Kundenbeschwerden«, sagte Alice mit einem verwirrten Lächeln.

»Nein«, sagte die Frau. »Das ist es, was du . Nicht, was du . Ich weiß von den Vögeln.«

Alice versteifte sich. Vögel? Das war weit entfernt von einer steifen, aber höflichen Konversation über den Verkehr und schlechtes Wetter. Kaum jemand wusste von ihrer Angst vor Vögeln, und das war außerdem das Letzte, woran sie heute Morgen denken wollte.

»Was meinen Sie damit?«, fragte Alice zaghaft. »Sie können erkennen … dass ich keine Vögel mag? Ist es das?«

Die Frau nickte, taxierte Alice aber mit strengem Blick, als fühle sie sich von ihrer Vogelphobie persönlich gekränkt.

»Vögel sind fantastische Kreaturen.« Ihre spröde Stimme klang gepresst. »Wusstest du, dass Weißkopfseeadler eine lebenslange Bindung eingehen? Sie sind vollkommen treu. Loyal. Sag mir: Sind das etwa keine Eigenschaften, die du bewunderst?«

Alice verzog das Gesicht. Ja, sogar Weißkopfadler hatten ein besseres Liebesleben als sie.

»Ich … weiß es zu schätzen, dass Sie mich darüber informieren … ähm …«

»Sylvie«, warf die Frau hilfreich ein.

»Sylvie«, sagte Alice. »Na ja, Vögel sind einfach …«

Plötzlich war ihre Kehle wie zugeschnürt, und sie wandte sich ab. Das gefiel ihr an London mit Abstand am wenigsten. Die ständigen Staus, der Lärm und die unerfreulich hohe Wahrscheinlichkeit, einem Verbrechen zum Opfer zu fallen, machten ihr nichts aus. Aber die Vögel verabscheute sie, und ganz London war voll von ihnen. Raben im Tower, Schwäne auf der Themse, Tauben … überall. Die Vögel hatten ihre gesamte Kindheit verdorben, und jetzt war die einzige Form, in der sie sie überhaupt noch sehen wollte, gebraten, auf ihrem Teller.

Den Rest der Fahrt saßen sie schweigend nebeneinander, während der Regen immer heftiger gegen die Scheiben prasselte. Am Trafalgar Square sprang Alice auf und schob sich an ihrer Sitznachbarin vorbei.

»Einen Moment, Schätzchen.« Sylvie stand mühsam auf und schwankte auf ihren kleinen Streichholzbeinchen. »Ich muss hier auch raus. Kannst du mir beim Aussteigen helfen?«

Sie streckte den Arm aus, und nach kurzem Zögern hakte sich Alice unter und führte Sylvie vorsichtig hinaus in den strömenden Regen.

»Danke«, sagte Sylvie, als der Bus wieder anfuhr. »Würdest du mir noch über die Straße helfen?«

Alice sah verzweifelt zum Trafalgar Square, einem der Plätze Londons, die sie am wenigsten mochte. Sie hatte keinen Schirm dabei, deshalb wollte sie eigentlich den ganzen Weg zur Arbeit rennen.

»Bitte?«, sagte Sylvie.

Alice bekam ein schlechtes Gewissen. Sie konnte die alte Frau wohl kaum einfach stehen lassen.

»Natürlich«, sagte sie und setzte ein Lächeln auf.

Sie spähte in den Regen und schlang einen Arm um die alte Frau. Sobald sich eine Lücke im Verkehr auftat, bugsierte sie Sylvie über die Straße und stürzte sich widerwillig in die Unmenge von Tauben, die den Trafalgar Square wie immer belagerten.

Ihre Haare waren klitschnass und klebten ihr am Kopf. Wundervoll. Genau der Eindruck, den sie auf ihre Chefs hatte machen wollen.

»Na dann, einen schönen Tag noch«, sagte sie und wandte sich zum Gehen.

»Warte«, sagte Sylvie und hielt sie am Handgelenk fest. Sie starrte auf irgendetwas hinter ihr. Alice warf einen Blick über die Schulter, sah aber nur die Nelsonsäule über ihnen aufragen.

»Ich war nicht ganz ehrlich zu dir«, sagte Sylvie.

Alice lächelte geistesabwesend. »Hören Sie, wenn es um – ach, ich weiß auch nicht – die Vorteile einer Mitgliedschaft bei der Royal Society zum Schutz der Vögel geht …«

»Nein, tut es nicht. Es geht um das Paket.«

Alice blieb der Mund offen stehen. »Entschuldigung, sagten Sie gerade, es gehe um ›das Paket‹?«

Sylvie nickte.

»Was für ein Paket?«, fragte Alice. »Heißt das, Sie haben mir das Päckchen geschickt, das ich vor der Haustür gefunden habe?«

»Ja.«

Alice stieß ein verwundertes Lachen aus. »Aber …«

»Hör mir zu, Alice«, sagte Sylvie leise.

»Woher kennen Sie meinen Namen?«, fragte Alice, plötzlich argwöhnisch. »Wer sind Sie?«

»Ich habe keine Zeit für Erklärungen«, ächzte Sylvie. Ihr Atem ging plötzlich keuchend, und ihre Haut hatte die Farbe und Textur von Pergament angenommen.

»Ich habe dir die Schachtel nur für den Fall zukommen lassen, dass ich dich heute nicht treffe«, sagte sie und rang sich ein Lächeln ab. »Aber ich wollte dich sehen und sicherstellen, dass du die Richtige bist.«

»Die Richtige wofür?«, fragte Alice.

Sylvies Lächeln verblasste, und sie taumelte zurück. Mit jedem unsicheren Schritt scheuchte sie Tauben auf. Ein leises Stöhnen kam ihr über die Lippen, als ihre Knie unter ihr...


Hewitt, Deborah
Deborah Hewitt lebt mit ihren beiden Söhnen und ihrem Hund in Großbritannien und liebt es, sich neben ihrer Arbeit als Lehrerin magische Geschichten auszudenken. »Soulbird« ist ihr Debüt.



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