Heuer / Heid | Deutsche Kultur - Jüdische Ethik | Buch | 978-3-593-39516-6 | sack.de

Buch, Deutsch, Band 27, 221 Seiten, Format (B × H): 142 mm x 214 mm, Gewicht: 292 g

Reihe: Campus Judaica

Heuer / Heid

Deutsche Kultur - Jüdische Ethik

Abgebrochene Lebenswege deutsch-jüdischer Schriftsteller nach 1933

Buch, Deutsch, Band 27, 221 Seiten, Format (B × H): 142 mm x 214 mm, Gewicht: 292 g

Reihe: Campus Judaica

ISBN: 978-3-593-39516-6
Verlag: Campus


Viele deutsch-jüdische, aber vollständig assimilierte Schriftsteller sahen sich 1933 plötzlich entwurzelt. Obwohl manche emigrierten, waren sie zugleich gezwungen, sich erneut mit dem Judentum auseinanderzusetzen, mit dem sie sich nicht mehr identifizierten. Der Band beschreibt diese Situation anhand von Lebensgeschichten, aus denen die Treue der Juden zu deutscher Kultur und Sprache erschütternd sichtbar wird.
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Weitere Infos & Material


Inhalt

Vorwort 7

Deutsche Kultur, jüdische Ethik
Guy Stern 15

Anna Seghers: Jüdin und Kommunistin Rezeptionsgeschichte und literarische Qualität
Renate Heuer 25

Die Wurzeln von Friedrich Wolfs Poesie und Dramatik in der jüdischen Ethik
Karin Schlootz 47

Sigmund Freud und Arnold Zweig - Psychogramm einer Freundschaft
Ludger Heid 73

Fremd - In der Fremde - Daheim
Zwei deutsche Karrieren in der Zeit des III. Reichs: Fritz Lang und Ernst Lubitsch
Dieter Brockmeyer 96

Etta Federn (1883-1951): Befreiende Dichtung und libertäre Pädagogik
Marianne Kröger 115

"Eure Dichter sind auch meine …" - Karl Wolfskehl (1869-1948)
Ralph-Rainer Wuthenow 141

Philosophie und Philologie: Reflexionen über Rudolf Schottlaender
Volker Riedel 157

Der Roman Tohuwabohu oder Gronemanns Sicht auf die Dinge
Tilmann Gempp-Friedrich 167

Die Kunstwissenschaftlerin Margot Riess
Manfred Bosch 187

Felix A. Theilhaber: "Judenschicksal. Acht Biographien"
Renate Heuer 197

Autorinnen und Autoren 221


Die Epoche der Emanzipation verhieß den Juden Europas ein gleichberechtigtes Leben in einer christlich geprägten und dominierten Umgebungsgesellschaft, doch drohte dieser Prozess zugleich, sie von ihren Glaubenstraditionen zu entfremden. Das, was Juden in Deutschland seit Moses Mendelssohn, dem tapferen Aufklärer und Vorkämpfer der Emanzipation, zur deutsch-jüdischen Beziehungsgeschichte - besonders in den Jahren von 1870 bis 1933 - beigetragen haben, ist unbestritten. Als das deutsche Judentum am Anfang des 19. Jahrhunderts im Prozess seiner Emanzipation aus der Welt des Ghettos und der Isolierung heraustrat, begann ein einzigartiges Kapitel deutsch-jüdischer Beziehungen, das keine Parallele in all den andern Verflechtungen zwischen Juden und Nichtjuden hatte. Für Millionen Juden in Ost- und Mitteleuropa war Kultur gleichbedeutend mit deutscher Kultur. Ist es verwunderlich, dass die prophetische Vision einer geeinten, friedlichen Menschheit, von Gerechtigkeit für die Armen und Hilflosen bei den Juden auf fruchtbaren Boden fiel und nie vergessen wurde? Ist es verwunderlich, dass die Juden, als die Mauern des Ghettos fielen, in unverhältnismäßig großer Zahl zu denen gehörten, die die Ideale von Internationalismus, von Frieden und Gerechtigkeit proklamierten? Was von einem mundanen Standpunkt aus die Tragödie des Judentums war - der Verlust ihres Landes und Staates -, war für sie vom humanistisch-ethischen Standpunkt aus der größte: Da sie zu den Leidenden und Verachteten gehörten, waren sie in der Lage, eine Tradition des Humanismus und eine - ihre - Ethik zu entwickeln und zu bewahren. Was andererseits den Einfluss der Juden auf Deutschland betrifft, kann sich die Bedeutung des jüdischen Beitrags zur modernen deutschen Kultur mit keinem anderen europäischen Land vergleichen. Schon im Kaiserreich spielten Juden, wenn auch de facto nie gleichberechtigt und trotz der Gefährdung durch einen sich immer stärker artikulierenden Antisemitismus, eine wichtige Rolle in Wirtschaft und Industrie. Der Höhepunkt jüdischer Geistesleistungen wurde jedoch in der Weimarer Republik erreicht, die wohl eine der größten Kulturepochen deutscher Geschichte war. Gemeinsam war den meisten jüdischen Wissenschaftlern, Künstlern und Schriftstellern - und darin stimmten sie mit der übergroßen Mehrheit der in Deutschland lebenden Juden überein -, dass sie allen Kränkungen, Zurücksetzungen und Gefährdungen zum Trotz, stolz darauf waren, Juden und Deutsche zugleich zu sein, und es gar nicht für notwendig hielten, sich für die eine oder andere Seite zu entscheiden. Seit der Emanzipation bis zum Ende des 19. Jahrhunderts und der Proklamierung des zionistischen Programms hatten Juden in vielen Ländern alles getan, sich zu assimilieren. Juden in Frankreich oder England assimilierten sich gewissermaßen ohne besondere Anstrengung. Sie taten alles, um als gute Franzosen und Engländer zu erscheinen. Doch keine jüdische Gemeinschaft versuchte es mit solcher intellektuellen und emotionalen Anstrengung wie die deutsche. Deutsche Juden waren schließlich mit der deutschen Kultur so verwachsen, dass sie sich als Deutsche jüdischen Glaubens fühlten.


Renate Heuer (1928-2014), Dr. phil., war Germanistin und Lehrbeauftragte für deutsch-jüdische Literatur an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Seit 1983 bis zu ihrem Tod leitete sie das Archiv Bibliographia Judaica, Frankfurt am Main. Dessen Ziel ist es, den jüdischen Beitrag zur Kulturgeschichte von 1750 bis zur Gegenwart in seinem Gesamtumfang zu erfassen und bio- wie bibliographisch darzustellen.

L. Heid, PD Dr. phil., ist Historiker und Publizist in Duisburg.


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