Heubel / Kettner / Manzeschke | Die Privatisierung von Krankenhäusern | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 196 Seiten

Reihe: Gesundheit und Gesellschaft

Heubel / Kettner / Manzeschke Die Privatisierung von Krankenhäusern

Ethische Perspektiven
2010
ISBN: 978-3-531-92479-3
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

Ethische Perspektiven

E-Book, Deutsch, 196 Seiten

Reihe: Gesundheit und Gesellschaft

ISBN: 978-3-531-92479-3
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark



Öffentliche Krankenhäuser zu privatisieren heißt, sie von Versorgungseinrichtungen in Unternehmen zu verwandeln, die in einem Markt agieren. Verträgt sich das mit den Erwartungen, die wir an Krankenhäuser haben? Die Intuitionen, dass Patienten keine Kunden sind und dass die Gesundheitsversorgung öffentlich verantwortet sein sollte, sind weit verbreitet. Der Band sammelt Fakten sowie Pro- und Kontra-Argumente und gewichtet sie anhand ethischer Kriterien. Die Kontra-Argumente erweisen sich als die stärkeren.

Heubel / Kettner / Manzeschke Die Privatisierung von Krankenhäusern jetzt bestellen!

Zielgruppe


Professional/practitioner

Weitere Infos & Material


Einführung und Überblick.- Einführung und Überblick.- Bestandsaufnahme.- Die Krankenhauslandschaft nach Trägern und Rechtsformen.- Krankenhäuser als Wirtschaftseinheiten – ökonomische Aspekte und Herausforderungen.- Krankenhausprivatisierung: Auch unter DRG-Bedingungen ein Erfolgsmodell?.- DDR-Polikliniken und Medizinische Versorgungszentren – ein Vergleich zweier umfassender Versorgungsformen.- Reflexion.- Gesellschaftsvertrag und Recht auf öffentliche Gesundheitsversorgung.- Kann Ökonomisierung gut und muss Kommerzialisierung schlecht sein?.- »Ohne Ansehen der Person« – Zur ethischen Unterbestimmtheit der ökonomischen Theorie im Privatisierungsdiskurs.- Therapeutische Interaktion und Funktionslogik des Marktes.- Abschließende Stellungnahme der Arbeitsgruppe.


»Ohne Ansehen der Person« – Zur ethischen Unterbestimmtheit der ökonomischen Theorie im Privatisierungsdiskurs (S. 129-130)

Arne Manzeschke

1. Die Schädigung Dritter durch eigeninteressiertes Handeln als ethisches Problem

Die Privatisierung von Krankenhäusern trifft in Deutschland auf moralische Bedenken, die kurz gefasst lauten: Das privatwirtschaftliche Handeln von Krankenhausträgern als Unternehmen in einem (Gesundheits-)Markt orientiert sich zuallererst an ihrem spezifischen Eigeninteresse. Ein Krankenhaus ist nämlich als Unternehmen ein »wirtschaftlich-rechtlich organisiertes Gebilde, in dem auf nachhaltig ertragbringende Leistung gezielt wird, je nach der Art der Unternehmung nach dem Prinzip der Gewinnmaximierung oder dem Angemessenheitsprinzip der Gewinnerzielung. Das Gewinnstreben richtet sich zumindest auf angemessene Verzinsung des betriebswirtschaftlichen Kapitals«1.

Die moralischen Bedenken richten sich nun vor allem gegen die Annahme, dass dieses Gewinnstreben einer angemessenen medizinisch und pflegerischen Versorgung entgegenstehen könnte. Einen Anhalt bietet folgende Überlegung: In einer symmetrischen Markt-Konstellation von Akteuren, die sich mit ihrem jeweiligen Eigeninteresse in einem gemeinsamen Tauschgeschäft einigen, mag dieses eigeninteressierte Handeln des Unternehmens zielführend und ethisch unproblematisch erscheinen.

In der asymmetrischen Konstellation, in der Not leidende Menschen, die durch Unfall oder Krankheit der stationären Gesundheitsversorgung bedürfen, auf unternehmerische ›Gesundheitsdienstleister‹2 treffen, die in praktisch jeder Hinsicht (fachlich, emotional und hinsichtlich ihres Zeithorizonts) überlegen und besser ausgestattet sind, ist das primär eigeninteressierte Handeln des Gesundheitsdienstleisters ethisch bedenklich.

Eine weit verbreitete moralische Intuition lautet, dass private Dienstleister stärker als kommunale oder freigemeinnützige dazu neigen, ihr ökonomisches Eigeninteresse vor die Interessen der Patientinnen und Patienten zu stellen und ihnen damit schaden könnten3. Allgemeiner gesprochen wird gegen eine Privatisierung von Krankenhäusern argumentiert, weil die hier dominierende Marktlogik zu einer Interessenkollision führe, in der die Interessen der Schwächeren, also der Patientinnen und Patienten, zugunsten der Stärkeren, also der Krankenhausträger, vernachlässigt werden. Aus ethischer Perspektive hat jedoch der Gesundheitsdienstleister die Perspektive des anderen, Schwächeren nicht nur mit zu berücksichtigen, sondern sogar vor seine eigenen Interessen zu stellen und ihm auf keinen Fall durch die Verfolgung eigener Interessen zu schaden.


Dr. Friedrich Heubel ist Privatdozent für Medizinethik und Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, sowie Leiter der Arbeitsgruppe Klinikprivatisierung der Akademie für Ethik in der Medizin in Göttingen.
Dr. Matthias Kettner ist Professor für praktische Philosophie an der Universität Witten/Herdecke.
Dr. Arne Manzeschke ist Privatdozent für Systematische Theologie/Ethik, Akademischer Oberrat und Leiter der Arbeitsstelle für Theologische Ethik und Anthropologie an der Universität Bayreuth.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.