Herrmann | Anni kehrt heim | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Herrmann Anni kehrt heim

Ein Tegernseeroman
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7578-7510-7
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Tegernseeroman

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

ISBN: 978-3-7578-7510-7
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Endlich hat sich Anni Obermaier in eine leitende Position hochgearbeitet und ihre schreckliche Kindheit vergessen. Doch dann schickt ihr Chef sie an den Tegernsee und damit in die Vergangenheit. Sie muss sich auf Wunsch ihres Chefs um das Hotel Hoferer kümmern, das in den Fokus einer Investorengruppe gerückt ist. Ausgerechnet das Haus ihrer einstigen Liebe Sven. Zur gleichen Zeit stirbt ihre zänkische Tante Grete und Anni soll deren kleines Hotel erben. Sie, die ungeliebte Nichte? Auch ein Fremder meldet Ansprüche auf das Erbe an. Alte, unschöne Erinnerungen erwachen. Doch auch die Veränderungen in ihrer geliebten Heimat wecken widersprüchliche Gefühle in ihr. Anni spürt, dass sie sich entscheiden muss, was ihr das Wichtigste im Leben ist: Liebe, Heimat und Familie oder das Geld. Ein Roman um familiäre Verwerfungen, Profitgier, Gefühle, Tradition und ganz viel vergessene Heimatliebe, rund um das Tegernseer Tal.

Barbara Herrmann wurde in Karlsruhe geboren und ist im Kraichtal aufgewachsen. Ihre Geschichten laden in ihre badische Heimat und ins von ihr geliebte Elsass ein. Andere entstehen während ihrer Reisen in schöne Urlaubsregionen. Gerne sucht sie für ihre Charaktere besondere Schauplätze, die entweder Zeitgeschichte oder eine interessante eigene Geschichte haben und eine Erzählung bereichern. Nach ihrem Eintritt in den Ruhestand erschienen zahlreiche Bücher verschiedener Gen-res. Heute lebt die Mutter zweier Söhne mit ihrer Familie in Berlin.

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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


2023
Anni
München Anni gönnte sich am Vormittag im Café in der Nähe ihrer Wohnung ein schönes Frühstück. Sie hatte allen Grund, zufrieden und stolz zu sein. Ihr Chef, Alexander, hatte sie am Tag zuvor in sein Büro gebeten. Sie würde bald ihre bisherige Gruppe, zuständig für Hotels und Restaurants, leiten. Ausgerechnet sie, das einfache Tegernsee-Mädchen, die einst schlichte Hotelfachfrau, durfte künftig in verantwortlicher Position einer renommierten Unternehmensberatung in München arbeiten. Sie wäre dann eine Frau, die über das Wohl und Weh eines Unternehmens und seiner Besitzer entschied. Niemand würde sie je wieder gängeln können. Das war es, was sie die letzten Jahre akribisch verfolgt hatte, wofür sie hart arbeitete und was sie in ihrem Leben erreichen wollte. Was für ein Gefühl! Sie war am Ziel. Und dann setzte das Kopfkino ein. Sie sah ihren inzwischen verstorbenen Vater vor sich. Sie vermisste ihn, denn sie hatten beide so viel erlebt, dass sie jetzt so gerne ihre Freude und ihren Erfolg mit ihm teilen würde. Zwei Stunden später und wieder zu Hause fischte sie ein Anwaltsschreiben aus dem Briefkasten. Sie runzelte die Stirn und fragte sich, was das wohl zu bedeuten hatte. Im Flur ihrer Wohnung streifte sie die Schuhe ab, stellte die Tasche auf die Kommode und lief ins Wohnzimmer an ihren Schreibtisch. Langsam ließ sie sich in den Sessel gleiten und öffnete den Brief. Als sie ihn überflogen hatte, schüttelte sie ungläubig den Kopf. Tante Grete war verstorben; die Beerdigung hatte bereits vor einer Woche stattgefunden. Das jedenfalls hatte sie dem Schreiben entnommen. Man bedauere, sie nicht rechtzeitig vor der Beisetzung informiert zu haben, aber die Rechercheergebnisse hatten leider nicht eher vorgelegen. Grete Obermaier hatte ihre Beisetzung genauestens vorgegeben und es waren keine Namen genannt, die benachrichtigt werden sollten. Sie hatte keine Trauerfeier gewollt, wurde eingeäschert und in aller Stille beigesetzt. Das Beerdigungsunternehmen war von Grete vorab selbst bezahlt worden. Anni legte das Schreiben beiseite und zog die Beine an. Wie konnte das sein? Sie war damals von jetzt auf gleich gegangen, als sie genug hatte von den körperlichen Übergriffen und der Gängelei ihrer Tante. Ihr Vater allerdings half seiner Schwester, trotz aller Vorkommnisse, weiter, bis er krank wurde und nicht mehr konnte. Es handelte sich bei dem Erbe um den Anteil ihres Vaters, der nun leider Gottes nicht mehr lebte. Obwohl, überlegte sie, es waren drei Geschwister: Tante Grete, ihr Vater Josef und der kleine Bruder Paul. Den hatte sie aber nie kennengelernt. Er sollte angeblich als junger Mann in den Norden, nach Usedom, gegangen und sehr früh verstorben sein. Blieb nur noch sie übrig. Es konnte sich lediglich um den unumgänglichen Pflichtteil ihres Vaters handeln. Alles andere hätte Grete nach Annis Dafürhalten nicht zugelassen. Sie hatte den Hauptteil bestimmt der Stadt oder einer Institution vermacht. Was wohl die letzten Jahre aus dem kleinen Hotel geworden war, das von den Großeltern vom Bauernhaus zur Pension umgebaut und später von Grete zum Hotel erweitert und geleitet worden war, fragte sie sich. Sie sah es vor sich, ein für Bayern typischer Bau mit Fachwerk, direkt am See. Der Eingang lag zur Adrian-Stoop-Straße und auf der Seeseite war eine wunderschöne Terrasse angebaut. Das Haus war schon damals, vor mehr als zehn Jahren, an der einen oder anderen Stelle renovierungsbedürftig gewesen. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ihre Tante mit zunehmendem Alter die Qualität hatte halten können. Aber das Seegrundstück, das war ein besonderes Bonbon. Das Hotel müsste mittlerweile geschlossen sein, überlegte sie und das private Haus stand bestimmt leer. Am Abend würde sie Google bemühen, obwohl ihre Tante schon damals nicht online zu finden war, auch keine Hotelportale bemühte. Sie lebte einzig von ihren Stammkunden. Schnell verwarf sie den Gedanken. Es war besser, sich überraschen zu lassen. Anni dachte angestrengt darüber nach, ob sie keine weiteren Verwandten in Bad Wiessee kennen müsste, die noch als Erbe infrage kämen. Es fiel ihr allerdings niemand ein. Und nun? Vielleicht waren gar das Hotel und das Wohnhaus heruntergekommen und verschuldet. Sie musste zur Testamentseröffnung, aber sie wollte vorsichtig sein. Nicht, dass ihr Vater zu guter Letzt mit Schulden bedacht wurde. Zuzutrauen wäre es Grete. Alexander holte sie aus diesen trüben Gedanken, indem er anrief, und sie bat, am späten Nachmittag in sein Büro zu kommen. „Grüß dich, Anni, wie geht’s heute?“ „Danke gut, Alexander.“ „Setz dich. Ich habe noch einen heiklen Auftrag für dich, ehe du deine Gruppe übernimmst.“ „Um was geht es?“ Er schaute sie lange an, denn er kannte in groben Zügen ihre Jugend und ihre Lebensgeschichte. Er hatte sie damals im Hotel seines Freundes Ludwig Loibl hier in München kennengelernt, in dem sie sich als junge Frau von ganz unten langsam nach oben gearbeitet hatte. „Ich weiß, dass ich jetzt etwas viel von dir verlange, aber es geht nicht anders. – Du musst an den Tegernsee reisen.“ Anni erschrak. Welch ein Zufall, schoss es ihr durch den Kopf. „Was soll ich dort tun?“, wollte sie wissen. „Es geht um das Hotel Hoferer. Es ist schon lange in Schieflage und eine Investorengruppe möchte unbedingt zugreifen.“ „Und ich soll das einfädeln?“, flüsterte sie. „Ja. Nicht nur einfädeln, sondern auch vollenden, notfalls mit Druck. Das Problem ist, dass sich die Familie mit Zähnen und Klauen wehren wird.“ Anni erschrak. Sie hatte alles Mögliche erwartet, aber das nicht. Das Hotel Hoferer! „Weshalb soll ausgerechnet ich das machen? Wir haben unbefangenere Kollegen“, erklärte sie mit Nachdruck. „Wieso solltest du befangen sein? Ich dachte eher an deine Ortskenntnisse. Dein spezielles Wissen wird dir die Sache sehr erleichtern.“ Anni pustete die Luft, die sich angestaut hatte, durch die Lippen. „Nun … Der Sohn des Inhabers, wenn er nicht schon selbst übernommen hat, war einst mein Freund, meine erste Liebe. Ich denke, dass es deshalb keine so gute Idee wäre. Er würde versuchen, mich umzustimmen, an alte Zeiten erinnern. Ich möchte nicht daran denken müssen, was einmal war.“ „Aber das ist doch schon so lange her, du bist nicht mehr befangen. Ich brauche dich an der Stelle, weil es sehr emotional zugehen wird, wie ich gehört habe. Die Politik mischt sich ein und es geht um ein großes Seegrundstück. Da sind Fingerspitzengefühl, Weitsicht und Ortskenntnis vonnöten. Das kannst nur du, Anni! Also, noch einmal, ich brauche dich am Tegernsee.“ Anni schüttelte den Kopf. „Ich weiß, was das für ein Grundstück ist. Bitte, Alexander. Ich bitte dich, mich da rauszulassen. Ich muss wegen meiner verstorbenen Tante die nächsten Tage ins Tal, und das allein ist mir schon ein Graus. Meine ganze beschissene Jugend steht plötzlich wieder auf. Jetzt auch noch Sven und das legendäre Hotel Hoferer … Schlimmer geht’s nimmer.“ Alexander zog die rechte Augenbraue hoch. „Umso besser, dann wirst du mit den dienstlichen Aufgaben von den privaten Emotionen abgelenkt, kannst den nötigen Abstand gewinnen. Prima! Dann fährst du morgen.“ Er machte eine kurze Pause, um ihre Reaktion abzuwarten. Da sie schwieg, sprach er weiter: „Lass dir von deiner Sekretärin ein schönes Zimmer mit Seeblick in Rottach-Egern reservieren und genieße nach Feierabend die Schönheit und die Natur deiner Heimat. Dein Besuch dort kann dich mit der Vergangenheit versöhnen.“ Damit war alles gesagt und Anni hinauskomplimentiert. Am Abend stand sie vor ihrem Spiegel und schaute sich lange an. Sie sah eine Frau mit braunen Haaren, die mit zarten, hellen Strähnen durchzogen waren und je nach Lichteinfall reflektierten. Sie war mittelgroß, schlank und wirkte mit Ende zwanzig immer noch ein paar Jahre jünger. Selbst im strengen Bürokostüm wurde sie von Unternehmern oft unterschätzt, was ihren Kollegen häufig ein verschmitztes Lachen ins Gesicht zauberte. Ihre rehbraunen Augen leuchteten und funkelten, sodass die Männer des Öfteren ganz verzückt waren und ihren Freund Fabian gelegentlich eifersüchtig machten. Fabian hatte sie vor etwa einem Jahr in der Firma kennengelernt. Als neuer Kollege übernahm er die Gruppe für Industriebetriebe, die frisch eingerichtet wurde. Sie mochten sich auf Anhieb und kamen sich immer näher. Durch die gleiche Arbeit hatten sie gegenseitiges Verständnis für berufliche Reisen, Karriereplanungen, und das zum Teil harte Vorgehen gegenüber maroden oder gefährdeten Unternehmen wurde nicht hinterfragt. Er drängte in letzter Zeit zur gemeinsamen Wohnung. Anni aber war sich unsicher. Sie konnte sich das noch nicht vorstellen. Ja, sie fühlte sich in seiner Nähe wohl, aber reichte das für ein gemeinsames...



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