E-Book, Deutsch, Band 0587, 256 Seiten
Reihe: Historical MyLady
Herries Zwischen Ehre und Begehren
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-7337-3371-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 0587, 256 Seiten
Reihe: Historical MyLady
ISBN: 978-3-7337-3371-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
'Warum sollte der große, gut aussehende Phipps sich jemals mit einem hässlichen Entlein vermählen, wie sie es war?' Vom Mauerblümchen zur Ballkönigin? Von wegen! Miss Amanda Hamilton weiß genau, dass die Gentlemen sie nur umschwärmen, weil sie unverhofft ein Vermögen geerbt hat. Wenn sie schon dazu verdammt scheint, einen Mann zu heiraten, der sie nicht liebt, dann sollte es zumindest einer sein, den sie selbst begehrt - wie Lieutenant Peter Phipps! Tatsächlich macht der attraktive Adelige ihr aus heiterem Himmel einen Antrag. Natürlich weiß Amanda um seine prekäre finanzielle Situation ... aber ist der schneidige Lieutenant wirklich nur an ihrem Reichtum interessiert?
Anne Herries ist die Tochter einer Lehrerin und eines Damen Friseurs. Nachdem sie mit 15 von der High School abging, arbeitete sie bis zu ihrer Hochzeit bei ihrem Vater im Laden. Dann führte sie ihren eigenen Friseur Salon, welchen sie jedoch aufgab, um sich dem Schreiben zu widmen und ihrem Mann in seinem Antiquitätengeschäft unter die Arme zu greifen. Anne Herries erster Erfolg ereignete sich 1979, als sie unter dem Namen Lynn Granville schrieb und ihre Arbeit von Robert Hale akzeptiert wurde. Weitere Erfolge ließen nicht lange auf sich warten und so veröffentlichte sie 12 Bücher bei Mills & Boon. Bis heute hat Anne Herries verschiedene Bücher unter ihrem Namen und anderen Pseudonymen wie Linda Sole geschrieben. Ihr Lieblingsverlag bleibt Mills & Boon - wegen der freundlichen und familiären Atmosphäre. Schreiben bereitete ihr schon immer Vergnügen und mit dem ersten Roman wurde ein Traum wahr. Neben dem Schreiben liebt Anne Herries gute Filme, sonnige Spaziergänge und Schwimmen. Ihre größte Liebe abgesehen von ihrem Mann und dem Schreiben gilt Tieren und speziell Vögeln. Sie liebt es, die putzigen Eichhörnchen zu füttern, welche regelmäßig in ihren Garten kommen, genauso wie verschiedene Vogelarten und sogar scheue Füchse die während dem letzten Unwetter bei ihr Schutz suchten.
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PROLOG
Amanda betrachtete ihr Abbild in dem langen Spiegel ihres Ankleidezimmers und seufzte, denn sie war keine Schönheit. Was hatte sie davon, eine reiche Erbin zu sein und im letzten Monat drei Anträge von Mitgiftjägern bekommen zu haben, wenn sie, höflich ausgedrückt, mollig war? Und das zu einer Zeit, da die Mode für Elfen gemacht zu sein schien und für Mädchen, die aussahen, als würde ein etwas stärkerer Windstoß sie umwehen.
Wäre sie doch nur nicht so eine Naschkatze oder doch wenigstens ein paar Zoll größer! An einem größeren Mädchen mochten ihre Rundungen vielleicht beeindruckend wirken, denn sie hatte wohlgeformte Brüste und weiblich gerundete Hüften, wie es den Gentlemen gefiel, aber sie war klein. Die Schuld an alledem trug Papa, denn er hatte sie verwöhnt, seit sie ein Kind gewesen war, hatte ihr Süßigkeiten und Kuchen gegeben und sie verhätschelt, hatte ihren Appetit geweckt auf süße Leckereien, auf die sie nicht mehr verzichten konnte, auch wenn sie ihre Figur ruiniert hatten.
Obwohl sie glänzendes dunkles Haar hatte und ihr Blick aus den grauen Augen offen und direkt war – welcher Mann konnte so ein hässliches Entlein zur Frau haben wollen? Ihr Gesicht war zu rund und hatte daher nicht die hübsche Form, die es hätte haben können, und sie hielt sich für unscheinbar und hässlich, trotz des vielen Geldes, das sie für Kleider ausgab. Wie sollte sie also darauf hoffen können, jemals den Mann ihrer Träume zu finden?
Oh, es gab viele, die ihr den Hof machten, und sie hatte in dieser Saison schon mehrere Angebote bekommen. Aber keiner der Gentlemen, die sich ihr erklärt hatten, hatte sie um ihrer selbst willen haben wollen. Und keiner von ihnen wäre von Papa akzeptiert worden. Lord Neville Hamilton wollte einen Ehemann für seine Tochter, der ihr den Lebensstil garantieren konnte, an den sie gewöhnt war. Allerdings wusste sie, dass Papa am Ende ihren Wünschen nachgeben würde, wenn ihr an einem der Gentlemen, die sich um sie bemühten, wirklich etwas lag. Doch keiner ihrer Verehrer hatte ihr schlaflose Nächte bereitet, denn sie hatte ihr Herz bereits an einen Mann verloren, den sie liebte, seit er ihr zum ersten Mal zugelächelt hatte.
Lieutenant Peter Phipps, der zweitgeborene Sohn von Lord Richard Piper und zweifellos der netteste Gentleman, den Amanda jemals das Vergnügen hatte zu treffen. Phipps, wie seine Freunde ihn nannten, war freundlich genug gewesen, um mit ihr auf einem Ball auf einem Landsitz zu tanzen, nachdem sie mehr als eine Stunde lang gänzlich unbemerkt von den meisten der anwesenden Herren nur dagesessen hatte. Zu jener Zeit war ihr Vermögen bescheiden gewesen, denn natürlich würde ihr älterer Bruder Robert Papas Besitz erben. Doch nur ein Jahr nach dieser schicksalhaften Begegnung, bei der sie ihr Herz verloren hatte, war Großtante Mariah Howard gestorben und hatte ihr gesamtes Vermögen ihrer Lieblingsgroßnichte hinterlassen, sehr zum Missfallen verschiedener anderer Nichten und Neffen, die darauf gehofft hatten, Lady Howard zu beerben.
Amanda hatte festgestellt, dass mehrere Gentlemen, für die sie noch vor einem Jahr unsichtbar gewesen war, jetzt begierig darauf waren, ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Einige hatten ihr bereits einen Antrag gemacht, und wenn sie sich nicht irrte, stand ein weiterer junger Mann im Begriff, dies zu tun. Aber bedauerlicherweise hatte jener eine Gentleman, den sie geheiratet hätte, ob er sie nun wirklich liebte oder nicht, keinerlei Andeutungen in die Richtung gemacht, dass er vorhaben könnte, um ihre Hand anzuhalten – obwohl er stets freundlich war und immer stehen blieb, um mit ihr zu sprechen oder sie aufzufordern, wenn es ihr an Tanzpartnern fehlte.
Dass sie intelligent und gebildet war, versuchte Amanda zu verbergen, denn Mama hatte ihr einst gesagt, dass Gentlemen keine klugen Mädchen mochten. Papa mochte stolz sein auf ihre Fähigkeiten im Zeichnen, in Französisch, Latein und Mathematik und ebenso auf ihre Kenntnisse in einigen Bereichen der Wissenschaften, aber Mama sagte, es sei Zeitverschwendung, sich mit diesen Dingen zu beschäftigen. Mama wünschte, dass ihre Tochter schöne Nadelarbeiten herzustellen vermochte, was sie tatsächlich konnte, und in der Lage war, verschiedene Dichter zu zitieren, das Pianoforte und die Harfe zu spielen und hübsch zu singen – das alles war unerlässlich für eine junge Dame ihres Standes. Amanda konnte das alles. Sie besaß auch, genau wie Papa, Sinn für Humor, obwohl Mama nicht immer verstand, warum sie beide über etwas lachten, denn sie teilte nicht ihren Spaß am Absurden.
Mama sagte, junge Damen brauchten einen Ehemann, damit sie Kinder haben konnten und ein gutes Zuhause, aber danach war es vernünftig, den eigenen Interessen nachzugehen und es den Gentlemen zu überlassen, das zu tun, was immer sie gern taten.
„Oh, du dummes, dumme Mädchen“, sagte Amanda zu ihrem Spiegelbild, und ein Anflug von Belustigung erschien in ihren Augen. „Sich nach einem Mann zu verzehren, nur weil er freundlich ist und immer auf deine Gefühle Rücksicht nimmt. Das ist lächerlich, und du solltest ihn dir aus dem Kopf schlagen. Er mag nett sein, aber er ist nicht in dich verliebt.“
Wie könnte er auch in das Mädchen verliebt sein, das sie im Spiegel gesehen hatte? Kein Mann wollte ein hässliches Entlein zur Frau – schon gar nicht ein Mann, der so groß und gut aussehend war wie Phipps. Sie wäre eine Närrin, auch nur daran zu denken, und sie musste akzeptieren, dass sie vermutlich eine alte Jungfer werden und zu Hause bleiben würde, um sich um Papa zu kümmern – und das würde ihrem Papa überhaupt nichts ausmachen.
Amanda fühlte sich besser und lachte. Ihre Miene hellte sich auf, als sie die komische Seite ihrer Lage erkannte. Lieutenant Phipps befand sich in finanziellen Schwierigkeiten. Sie wusste, dass er als zweitgeborener Sohn nur ein kleines Anwesen von seiner Großmutter geerbt hatte, und außerdem noch etwas Geld von seinem Vater erhalten würde. Wenn er den Lebensstil weiterführen wollte, den er so offensichtlich bevorzugte, seine Clubs besuchen, ein edles Gespann kutschieren und in der Gesellschaft verkehren, dann musste er eine Erbin heiraten. Warum also nicht sie?
„Weil du fett bist“, sagte Amanda in ernstem Ton zu ihrem Spiegelbild. „Wenn du nicht so gierig wärest, dann würdest du wie eine zarte Elfe sein, und er würde sich in dich verlieben.“
Sie musste wieder versuchen, Gewicht zu verlieren. Amanda – selbst stets ihre größte Kritikerin – hielt sich oft beim Essen zurück, und wirklich, sie versuchte es, aber wenn man auf so viele Partys ging und wenn einem so viele verlockende Gerichte angeboten wurden, dann war es schwer abzulehnen. Doch selbst wenn es ihr gelang, Gewicht zu verlieren, so würde sie dennoch nie so aussehen wie die schöne Miss Cynthia Langton. Lord Langtons Tochter war die hochmütigste unter all den attraktiven jungen Debütantinnen in dieser Saison. Die meisten der ungebundenen Gentlemen hatten sich Miss Langton und ihrem Gefolge angeschlossen, und Amanda hatte gesehen, dass mehrere junge Damen ihr Blicke zugeworfen hatten, die – wären Blicke Dolche – den Neuankömmling zweifellos getötet hätten.
Seltsamerweise hatte Miss Langton eine Schwäche für sie entwickelt. Amanda hatte nicht viele Freundinnen, obwohl ihre Cousinen Sara und Jennifer in der Stadt waren und sie selbstverständlich in ihrer Gruppe aufgenommen hatten. Doch sie hatte der Schönsten dieser Saison geholfen, als eine Rüsche am Saum ihres teuren Pariser Modellkleides gerissen war. Amanda, die stets Nadel und Faden bei sich trug, hatte Miss Langton auf den Riss aufmerksam gemacht, hatte sie in einen privaten Salon geführt und ihn so geschickt repariert, dass niemand sehen konnte, dass das Kleid überhaupt je zerrissen gewesen war. Miss Langton hatte sich danach bei jeder möglichen Situation ihrer Retterin angeschlossen, sie ‚meine liebste Amanda‘ genannt und sie gebeten, sie Cynthia zu nennen.
So kam es, dass Amanda bei allen Partys, die die Familie der Freundin gab, eingeladen war. Je nach Anlass nahm man sie mit ins Theater, nach Vauxhall oder in den Park, wenn dort ein Heißluftballon aufstieg. Zu jedem Picknick, jeder Ausfahrt nach Richmond und auf alle Bälle, Tanzabende und Feste, die Miss Langton besuchte, lud man sie ein. Das bedeutete, dass innerhalb von Minuten, nachdem die beiden Erbinnen gemeinsam einen Raum betreten hatten, mindestens die Hälfte der anwesenden Gentlemen an ihre Seite getreten war.
Amanda bekam ihren Teil der Aufmerksamkeit, aber sie war nicht so dumm, den Unterschied nicht zu bemerken, der zwischen der Bewunderung, die ihrer Freundin entgegengebracht wurde, und der höflichen Aufmerksamkeit, die ihr zuteilwurde, herrschte.
Was ihr ganz und gar nichts ausmachte – tatsächlich erheiterte es sie sogar zu sehen, wie verschiedene Gentlemen erst versuchten, Miss Langtons Sympathie zu erlangen, und dann, wenn sie bemerkten, dass ihnen das nicht gelang, sich ihr zuwandten. Ihre leichte Belustigung allerdings hatte einen Dämpfer bekommen, als Lieutenant Phipps sich um Miss Langstons Gunst bemühte.
Phipps war einer von vielen Verehrern, die die Schönheit bewunderten, und zuweilen schien sie ihn zu bevorzugen, und das machte Amanda traurig. Wenn Cynthia ihn wollte, dann würde sie ihn bekommen, so wie sie sich alles nehmen konnte, was ihr in den Sinn kam. Sie erwartete sklavische Bewunderung, als wäre dies ihr gutes Recht – und bekam sie auch. Nach einem Ballabend konnte Amanda mit fünf oder sechs Veilchensträußen von möglichen Verehrern rechnen, Cynthia aber erhielt zwanzig Bouquets. Sie war die Königin der...