Hering | Göttliches Puzzle | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 156 Seiten

Hering Göttliches Puzzle

Wahre Geschichten
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-95716-188-8
Verlag: Verlag Kern
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Wahre Geschichten

E-Book, Deutsch, 156 Seiten

ISBN: 978-3-95716-188-8
Verlag: Verlag Kern
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Ein Flugzeug stürzt ab.
Ein Kind wird todkrank.
Ein pensionierter Lehrer und drei seiner ehemaligen Schüler erleben den Niedergang der DDR und die friedliche Revolution aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln.

Anschaulich und spannend erzählt Wolfgang Hering drei scheinbar aussichtslose und gefährliche Begebenheiten mit unerwartetem Ausgang. Etwas Wunderbares geschieht. Ist es purer Zufall? Ist es ein Wunder? Hat es mit Gott zu tun? Die Akteure der wahren Geschichten entwickeln dazu ihre eigene Meinung. Am Ende bleibt das große Staunen – und Dank.

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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Inhalt
Es war einmal …“ 5
Leicht wie Papier – Das Wunder an der Steilen Wand
Auf Wolke Sieben.8
Der Motor stottert.11
Unter Tage.14
Vergebliche Suche.31.
Verzweiflung und Hoffnung.33
Alle Anstrengung umsonst.39
Ein verschenkter Tag.52
Resignation macht sich breit.54.
Papier statt Engel.58
Und nun wird es persönlich.68

Nach dem Krieg – Das Wunder der Kräuter
„Bitte, lieber Gott“.71
Zusammenbruch.72
Typhus.80
Die Tränen einer Mutter.85
Ein glückliches Wochenende.98
Warum ich?.101
Alle guten Dinge sind drei.103

Alle guten Dinge sind drei
Ein Tag im Juli 1990.105
„Wahnsinn!“.116
So ist es gewesen.149
Der Mensch denkt und Gott lacht.125


Nach dem Krieg – Das Wunder der Kräuter
„Bitte, lieber Gott“
Sie zerreißt und zerknüllt etwas Zeitungspapier und legt es in die Feueröffnung ihres Küchenherdes. Darauf sortiert sie ein paar Kienspäne, die sie immer aus der Werkstatt von Otto Pelka holen darf. Darauf stapelt sie ein paar Stücke Holz aus trockenen Ästen und alten Brettern und oben drauf ein Kohlebrikett. Das soll die Glut noch lange halten, vielleicht sogar bis morgen früh. Dann zündet sie das Papier an, schließt die Feuertür und zieht darunter den Aschekasten heraus. Sie kippt die Asche vorsichtig in den Ascheeimer und deckt ihn wieder zu. Es muss ja nicht die ganze Küche staubig werden. Als das Feuer im Herd ordentlich bollert, werden die Eisenteile des Herdes schnell warm. Hilde Henning nimmt ein paar Ringe heraus und stellt einen Topf mit Wasser in das Feuer des Herdes. Sie braucht dringend einen heißen Tee und eine warme Suppe. Denn dieser Winter des Jahres 1945/?46 hat es in sich. In der Fabrik, wo sie bei Demontage-Arbeiten eingesetzt ist, war es heute wieder bitterkalt. Deshalb rückt sie ihren Stuhl dicht an den Herd und hält die Hände über die Wärme ausstrahlenden Platten. Nur endlich wieder etwas aufwärmen. Als sie dann den heißen Teepott in Händen hält, wird ihr schon besser. Lindenblütentee, im letzten Jahr reichlich gesammelt. Bloß gut. Dann reibt sie zwei Kartoffeln in das kochende Wasser, etwas Salz dazu und fertig ist die Schunkelsuppe. Brühe wäre natürlich besser und etwas Speck. Aber woher nehmen und nicht stehlen? In diesem Nachkriegswinter muss der Magen froh sein, wenn er überhaupt etwas bekommt. Als sie das karge Mahl genommen und sich aufgewärmt hat, blickt sie wehmütig in die flackernde Kerze, die den Raum notdürftig erhellt. Ihr ist schwer um’s Herz. Aber nicht wegen des Hungers oder der Kälte oder der Stromsperre oder all der anderen Unbill, die der Zusammenbruch des Tausendjährigen Reiches mit sich gebracht hat, nein, ihre Gedanken kreisen nur um das eine schlimme Ereignis, das ihr keine Ruhe lässt: Ihr Sohn Wolfram liegt schwer krank mit Typhus im Krankenhaus. Die Ärzte wissen nicht, ob er durchkommt. „Lieber Gott, lass ihn wieder gesund werden. Er ist doch mein einziger. Ich lieb ihn doch über alles und ich kann nichts machen, gar nichts. Du hast uns doch schon einmal durchgebracht. Bitte, bitte, lieber Gott.“ Zusammenbruch
Es ist im Sommer 1945. Der Krieg ist vorbei. Mutti und ich sind für ein paar Tage in dem Dorf, wo ihre Eltern herstammen und wo sie noch entfernte Verwandte hat. Erntehilfe ist angesagt, denn die Männer fehlen. Sie sind entweder tot oder in Gefangenschaft. Niemand weiß etwas Genaues, auch Mutti nicht von meinem Papa. Seine letzte Nachricht kam aus Frankreich. Aber das ist lange her. Jetzt beim Zusammenbruch, wie die Erwachsenen sagen, ist auch die Post und alle Kommunikation zusammengebrochen. Jetzt geht es nur noch um das tägliche Brot zum Überleben. Und dazu muss die Ernte rein. Uns Kindern freilich macht das Spaß. Wir sind schon dabei, wenn morgens die Pferde vor den großen Erntewagen gespannt werden, was Muttis Cousin Bernd besorgt. Der hat ein steifes Bein, weil ihm gleich zu Kriegsbeginn in Polen ein Pferd so gegen das Knie getreten hat, dass nichts mehr zu reparieren war. „Wenn die Pferde im Krieg in den Eisenbahnwaggons transportiert wurden und sich tagelang nicht bewegen konnten, dann spielten sie verrückt, wenn sie ausgeladen wurden. Und da hat mich ein Pferd so erwischt, dass ich ausgemustert wurde, kaum dass ich Soldat geworden war. Zuerst habe ich mich gegrämt, dass ich nun Invalide war. Aber nachher, je mehr Todesanzeigen von der Front kamen, dachte ich, dass der Gaul mir vielleicht das Leben gerettet hat. Wer weiß, wo ich sonst längst im großen Russland verscharrt wäre.“ „Schlagen die Pferde hier auch aus?“ „Nö, nö, brauchste keine Angst haben. Hans und Lotte sind brave Pferde. Die haben nachts ihren schönen Stall und am Tag haben sie genug zu tun. Die haben keinen Grund, um sich zu schlagen. Willst du Lotte mal streicheln?“ Onkel Bernd hob mich hoch und ich fühlte das warme braune Fell des für mich riesigen Tieres. Dann setzte er mich spaßeshalber sogar oben drauf, natürlich mit Festhalten. Aber das war mir denn doch unheimlich. „Wieder runter“, wimmerte ich. Schließlich war ich mal gerade sechs geworden und ein Stadtkind. Außer Onkel Bernd sind sonst nur Frauen da und große Jungs, die schon kräftig mitarbeiten. Und dann fahren wir alle raus zu den Feldern. Für mich ist das alles neu und aufregend. Der Geruch der Tiere und der Duft der Felder, das Gerumpel des Wagens und die selbstverständliche Gemeinschaft der anderen Kinder aus dem Dorf, die sich fröhlich unterhalten. Beim Feld werden auch wir Kinder eingeteilt, je nach unseren Kräften Steine vom Acker zu sammeln, jedenfalls da, wo schon gemäht ist und die Puppen aufgerichtet sind. So hieß das zusammengebundene Korn, das zum Trocknen aufgestellt worden war. Dann holen wir, je nach unseren Kräften, Steine vom Feld und stapeln sie am Rand auf. Natürlich schaffen wir nicht viel. Ich Knirps schon gar nicht. So sitze ich bald auf einem der Steine und gucke zu, wie Onkel Bernd und zwei große Jungs die Sense schwingen und zwei Frauen mit Mutti hinter ihnen das Korn zusammenbinden und aufrichten. Das Hallo unter den jüngeren Kindern ist groß, als es heißt: „Nun geht mal spielen. Aber nichts anfassen, was nach Munition aussieht! Verstanden?“ Aber zu einer zerschossenen Flak dürfen wir. Da liegt keine Munition mehr rum. Hier ballern die Älteren wie die Verrückten nach „feindlichen Fliegern“ und verkünden immer wieder begeistert: „Getroffen! Sssssst, peng.“ Als die Mädchen nicht mehr Krieg spielen wollen, einigt man sich auf Verstecken. Dazu war das Gelände mit den Kornpuppen, den Büschen am Wegrain und den Bäumen des nahen Waldes auch bestens geeignet. So verging die Zeit bei solchen und anderen Spielen wie im Fluge. Absoluter Höhepunkt für mich aber war der Moment, als es hieß: „Essen!“ Dann stürmte die hungrige Meute zu den mitgebrachten Körben und was da zum Vorschein kam, war für mich wie der Himmel auf Erden: ganz große Bauernbrote, mit Butter drauf, mit Schinken oder Leberwurst, dazu köstliche Milch und große Äpfel und Birnen. Ich habe heute noch den Geschmack dieses Brotes auf der Zunge und meine, so Köstliches später nie wieder gegessen zu haben. Oder war es nur der Hunger? In den Wochen, Monaten und Jahren, die dann folgten, musste ich jedenfalls immer wieder voll wehmütiger Sehnsucht an dieses Brot, diese Butter, diesen Schinken und diese Milch denken. Mutti ging es genauso, wie sie mir später verriet. Als wir am Abend müde nach Hause schaukelten, war ich mit der Welt restlos zufrieden. Nur die Gespräche der Erwachsenen bei Tisch waren dann sehr viel ernster. „Hoffentlich lassen sie uns die Pferde. Wenn sie uns die auch wegnehmen, dann können wir einpacken. Jetzt, wo das ganze Transportwesen zusammengebrochen ist. Und auf dem Acker: Ohne Männer und ohne Pferde, wie soll das gehen?“ „Wie konnte Hitler bloß so blöd sein und nach Russland rein marschiern. Hätte sich doch 1940 zufriedengeben können mit Polen, Frankreich, Sudeten und so weiter. Nö, muss er auch noch nach Russland. Und wir können es jetzt ausbaden.“ „Die Liesbeth soll ja schwanger sein. Von den Russen. Was musste sie auch auf die Flucht gehen. Wär sie lieber hier geblieben. Hier sind keine Russen durchgekommen.“ „Vielleicht hat es ihr ja Spaß gemacht. Die war doch immer scharf auf Männer.“ „Nun ist es aber gut. Können wir mal das Thema wechseln? Schließlich sind hier Kinder.“ Die Kinder waren aber nicht mehr lange da, denn wir schliefen schon am Tisch fast ein. So brachte Mutti mich in die Kammer, wo „bis zum Zusammenbruch der Pole geschlafen hatte“. Ich wusste damals nicht, was ein Pole war und warum der da geschlafen hatte. Später, sehr viel später erst, habe ich das alles verstanden. Im Augenblick war nur eins wichtig: „Mutti, kommst du auch bald?“ „Ja, freilich. Aber nun schlaf mal schön. Ich bin nebenan. Und nachher komme ich auch und dann schlafen wir hier zusammen im Bett. Gut?“ Sie drückte und streichelte und küsste mich und mir war so wohl, wie immer, wenn Mutti da war. Und dann war ich auch schon entschlummert. Der nächste Morgen begann genauso fröhlich wie der vorige. Hans und Lotte legten einen kleinen Trab ein auf dem Weg zum Feld und wir Kinder johlten vor Freude und riefen: „Schneller, schneller!“ Aber nachher, mitten beim Spielen, gab es plötzlich einen lauten Knall. Wir hielten erschrocken inne und schauten zum Wald hinüber. Da kamen auch schon Onkel Bernd und die Frauen. Auch Mutti. „Was ist los? Was ist passiert?“ „Wo ist mein Peter?“, fragte ängstlich eine junge Frau. Sie war die Nachbarin Luise, die hier mithalf. „Peter!“ „Wir haben doch bloß Verstecken gespielt. Peter ist da in den Wald gelaufen.“ „Peter!“ Ihr Rufen wurde immer lauter, als sie in den Wald rannte. „Peeeter!“ Und dann ein gellender Aufschrei. Wir anderen, Onkel Bernd und seine Schwester, Mutti und wir Kinder liefen nun auch in den Wald, wo die Nachbarin laut schreiend und weinend an der Erde hockte, in den Armen ihren Jungen, der am ganzen Körper blutete und sich nicht mehr rührte. „Ist er tot?“ ...


Wolfgang Hering, Pfarrer i.R. und Jahrgang 1939, war vierzig Jahre lang im Dienst der evangelischen Kirche, davon dreißig Jahre in Potsdam an St. Nikolai. Die Jahre des Ruhestandes waren gefüllt mit Reisen als Schiffspastor und mit Gruppen zu den heiligen Stätten der Christenheit, sowie als Urlauberpfarrer im Ausland. Daneben hat er Bücher geschrieben, Pilgerwege begangen und engagiert sich auch in seiner Heimatstadt Potsdam bei den ‚Potsdamer Pilgerwegen‘. In der übrigen Zeit hält ihn seine große Familie mit sieben Kindern und 15 Enkelkindern aus zwei Ehen auf Trapp



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