Hering | Der Letzte der Edomiter | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 212 Seiten

Hering Der Letzte der Edomiter

"Die Juden sind nicht tot zu kriegen."
3. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7519-2563-1
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

"Die Juden sind nicht tot zu kriegen."

E-Book, Deutsch, 212 Seiten

ISBN: 978-3-7519-2563-1
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Das Buch ist ein historischer Roman über das Verhältnis der beiden Zwillingbrüder Jakob und Esau in 1000-jähriger Geschichte. Die Rahmenhandlung spielt im Jahr 70, dem Jahr der Zerstörung Jerusalems durch die Römer. Es begegnen sich der jüdische General und Schriftsteller Flavius Josephus und der letzte Nachfahre des biblischen Esau, später Edom genannt. Die Gespräche der beiden Männer kreisen um die spannungsgeladene Geschichte ihrer beiden Völker, Juden und Edomiter. Eine Liebesgeschichte zwischen Josephus und der schönen Tochter des letzten Edomiters gibt dem Roman die nötige Würze.

Wolfgang Hering, Jahrgang 1939, war 40 Jahre lang Pfarrer der Evgl. Kirche. Seit seiner Pensionierung war und ist er in vielfältiger Weise tätig: als Urlauberseelsorger, als Schiffspastor, als Gruppenleiter für viele Reisen, als Pilger und - als Autor. In seinen Büchern kreisen seine Gedanken und Geschichten immer wieder um die Begegnungen der drei Religionen: Judentum, Christentum, Islam.
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2. Fremde Weiber (nach Gen 36,1-3/ Gen 26,34-35/ Gen 28)


E r vertat sich tatsächlich in der Zeit. So etwas kommt vor! „Vater schläft noch“, empfing ihn etwas aufgeregt Adamah. „Er braucht seinen Schlaf. Und ich habe auch noch nichts vorbereitet.“

Sie deutete auf den Tisch.

„Aber das macht doch nichts. Ich muss mich ja entschuldigen. Irgendwie habe ich mich wohl in der Zeit vertan. Soll ich vielleicht noch mal gehen? Und später wiederkommen?“

„Auf keinen Fall. Ihr bleibt. Und wenn Ihr mit Eurer Dienerin vorliebnehmt, will ich Euch gern etwas Gesellschaft leisten. Ich bin freilich nicht so gebildet wie Vater, obwohl er mir Lesen und Schreiben und auch sonst manches beigebracht hat.“

Flavius gefiel ihre unbekümmerte Natürlichkeit. Wo gab es so etwas noch in den angeblich gebildeten Schichten?

„Ich finde es wunderbar, wie Ihr hier bei Eurem alten Vater aushaltet. Aber in der Jugend schaut man sich doch auch nach Gleichaltrigen um, auch nach jungen Männern. Da hat man doch, besonders wenn man so schön ist wie Ihr, einen Freund. Oder hat euer Vater Euch das verboten?“

„Nein, nein. Er hat mir gute Regeln für meinen Lebensweg mitgegeben, aber verbieten, nein, von Verboten ist er kein Freund. Ich denke, er hat mir Maßstäbe beigebracht, damit ich selbst entscheiden kann, was gut oder schlecht für mich ist und ob das, was ich tue, gut oder böse ist. Und neulich sagte er, dass ich nun alt genug bin, selbst zu urteilen und um selbst entscheiden zu können.“

„Ob ich einen Freund habe?“ Sie zog die Stirne etwas kraus und um ihre Mundwinkel legte sich ein wehmütiger Zug. „Ich hatte einen“, sagte sie leise, „aber er ist nicht wiedergekommen aus diesem schrecklichen Krieg. Reguel, was mag aus ihm geworden sein? Ob er tot ist oder in der Sklaverei?“

Tränen traten in ihre schönen Augen.

„Ich habe manche Nacht nicht geschlafen in Gedanken an ihn. Aber nun glaube ich nicht mehr, dass ich ihn noch jemals wiedersehe. Er hätte sich sonst gemeldet. Er ist ja schon vier Jahre weg.“

Sie wischte sich über die Augen.

„Das Leben geht weiter. Und Vater sagt, dass ich noch jung bin und darüber hinwegkommen werde. Und müsse!“

„Das tut mir ja alles schrecklich leid. Wie viele Mädchen, Bräute und Mütter mögen in diesen schrecklichen Zeiten trauern. Aber Euer Vater hat recht. Ihr werdet über den Schmerz hinwegkommen. Ihr seid noch jung und seid hübsch und verständig und voller Kraft. Das Leben ist für Euch noch nicht vorbei. Im Gegenteil: es fängt erst an. Denkt nicht mehr an das Traurige, das war, sondern schaut auf das Schöne, das auf Euch zukommt.“

„Danke, ich danke euch für eure Worte und Anteilnahme. Es tut mir gut. Ja, ich will nach vorne schauen.“

Dabei sah sie ihn voller, ja, was? Liebe? Vertrauen? Glauben? an, so dass er etwas verwirrt die Augen senkte. Gut, dass sich in diesem Augenblick jemand in der Tür räusperte.

„Verzeihung, ich habe wohl etwas verschlafen. Danke, Täubchen, dass du unserm Gast etwas die Zeit vertrieben hast. Nun aber bereite uns den Tisch. Wir müssen arbeiten. Mit dem Kopf, weißt du?“

Dabei zog er sie liebevoll an sich.

„Wenn ich dich nicht hätte!“

Als sie dann drinnen hantierte, sagte er: „Im Vertrauen: ich hatte Glück mit meinen Weibsbildern. Ich hatte eine gute Frau und mein Täubchen liebe ich über alles. Aber wie wird es weitergehen mit ihr? Als Vater macht man sich so seine Gedanken. Und in der allerersten Familiengeschichte unseres Volkes gab es ja mit den Weibern auch so manche Probleme. Einer hat Glück und der andere hat Pech.“

Im Handumdrehen hatte seine Tochter den Tisch gedeckt. Nicht nur schön, auch geschickt war sie.

„Bin ich nicht ein glücklicher Mann mit solch einer Tochter?“

Dabei tätschelte er ihr den Arm.

„Das ist nicht selbstverständlich. Egal, ob Söhne oder Töchter, man kann auch Pech haben. Und die Geschwister untereinander erst. Na, da sind wir ja wieder bei unserem Thema. Wollt Ihr wirklich noch mehr hören von mir altem Kerl?“

„Mein lieber, verehrter Esau Bar-Qoz, Ihr glaubt gar nicht, wie dankbar ich bin, Euch getroffen zu haben. Eure Informationen über die Vorzeit und das Pergament von gestern – Ihr habt es doch wieder gut verwahrt? – einfach wunderbar. Und Ihr könnt so schön erzählen. Schade, dass Ihr nicht eine Schar von Enkeln um euch habt. Aber das kann ja noch kommen. Die werden begeistert sein über einen Opa, der ein echt orientalischer Märchenerzähler ist. So müsst Ihr heute wieder mit einem alten Juden vorlieb nehmen. Aber ich verspreche Euch, ich werde das Beste daraus machen. Also: Worum geht es heute?“

Der Alte war sichtlich geschmeichelt von diesem Lob und dem Interesse seines Gegenübers und rückte sich am Tisch zurecht. Noch nie im Leben hatte ihn jemand nach der Geschichte seines Volkes gefragt. Die Juden um ihn herum waren voll und ganz mit sich und den aktuellen Ereignissen ihres Volkes beschäftigt, auch schon vor der großen Katastrophe. Von ihm nahmen sie nur Notiz als von einem der eben auch hier wohnte und den man auch mal um Hilfe bitten konnte. Seine Vergangenheit? Gar die Vergangenheit seines Volkes? Das interessierte niemanden. Er war und blieb letztlich der Fremde.

„Ja, so ist das hier“, sagte er laut.

„Verzeihung, ich war mit meinen Gedanken eben abwesend. Also, wenn es Euch so sehr interessiert, will ich gern erzählen, wie es nun mit den beiden inzwischen etwa vierzig Jahre alten beziehungsweise jungen Männern weiter ging.



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