E-Book, Deutsch, 704 Seiten, ePub, Format (B × H): 170 mm x 240 mm
Reihe: Kurzlehrbuch
Herdegen Kurzlehrbuch Pharmakologie und Toxikologie
3. Auflage 2013
ISBN: 978-3-13-168033-4
Verlag: Thieme
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
E-Book, Deutsch, 704 Seiten, ePub, Format (B × H): 170 mm x 240 mm
Reihe: Kurzlehrbuch
ISBN: 978-3-13-168033-4
Verlag: Thieme
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Pharmakologie in der richtigen Dosierung! - Kompakter Überblick über das gesamte prüfungsrelevante Wissen der Pharmakologie und Toxikologie. - Das Herz des Autors schlägt für die Klinik. - Direkte Verknüpfung der Theorie von Wirkstoffen mit klinik- und praxisrelevanten pharmakologischen Inhalten. - Gewichtung der Pharmakotherapie verschiedener Krankheiten entsprechend ihrer klinischen Relevanz. - Jedes Kapitel hat als Ergänzung ein Unterkapitel 'Pharmakologie in der Praxis'. - Aufnahme von Wirkstofftabellen mit Informationen zur Dosierung und den Darreichungsformen. - Mehr Informationen zu Kontraindikationen und den Wechselwirkungen von Wirkstoffen.
Zielgruppe
Ärzte
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
1 Pharmakotherapie – Grundlage ärztlicher Tätigkeit
Thomas Herdegen 1.1 Klinischer Fall
Wunderbare Pharmakologie Abb. 1.1 (© Gunnar_Assmy/Fotolia.com) „Stehe auf und wandle“ – das Cortison-Wunder Der 21. September 1948 war der Beginn des Cortison-Wunders. In der US-amerikanischen Mayo-Klinik (Rochester, Minnesota) wurde der schwerstkranken Rheumatikerin Mrs. G. die erste von täglich zwei Spritzen mit 50 mg Cortison verabreicht. G. war bettlägerig, die schmerzhaften Entzündungen machten sie bewegungsunfähig. Am dritten Tag mit Cortison aber war Mrs. G. schmerzfrei, nach einer Woche konnte sie die Klinik verlassen und mit dem Taxi nach Hause fahren. Diesem „Wunder“ vorausgegangen war eine jahrzehntelange pharmakologische Forschungsarbeit, für die E. Kendall, P. Hench und T. Reichstein schon 1950 den Nobelpreis erhielten. Die Gewinnung von einem Gramm Reinsubstanz Cortisol erforderte zu Beginn der Cortison-Forschung fast eine Tonne Nebennieren von 20 000 Rindern. Vergleichbar dem spektakulären Durchbruch der Cortison-Therapie ist wohl nur noch die Herstellung von Insulin und die Entdeckung des Penicillins. Auch heute noch gehören die Glukokortikoide zu den wichtigsten Medikamenten. Licht am Ende des Tunnels: Triptane nehmen der Migräne ihre Schärfe Als sie an diesem Morgen aufwacht, spürt Frau Gärtner sofort, dass dieser Tag sie wieder in den dunklen Tunnel einer schweren Migräneattacke schicken wird, mit stechenden Schmerzen hinter dem linken Auge. Und wirklich: Einige Zeit später entstehen schon gezackte Lichtblitze vor dem linken Auge, die sogenannte „Aura“. Frau Gärtner weiß jetzt sicher, dass in ungefähr einer halben Stunde der Kopfschmerz mit starker Übelkeit einsetzen wird. Schon jetzt schmerzt sie das beginnende Tageslicht und die Musik aus dem Zimmer ihres Sohnes. Zum Glück hat die Familie gelernt, mit dieser Krankheit von Frau und Mutter verständnisvoll umzugehen. Selbstversorgung ist angesagt und Ruhe im Haus, manchmal muss Frau Gärtner das Schlafzimmer über Stunden vollständig abgedunkelt lassen, Lärm kann sie überhaupt nicht ertragen. Frau Gärtner wartet, bis die Kopfschmerzen beginnen, dann nimmt sie ein Triptan ein. Früher, als junge Frau, war sie der Migräne ausgeliefert – die Cox-Inhibitoren, z.B. Acetylsalicylsäure oder Ibuprofen, die vielen anderen Betroffenen geholfen hatten, waren bei ihr nur mäßig wirksam. Seit 10 Jahren weiß sie, dass ihr im Gegensatz dazu aber Triptane meistens helfen – sozusagen Licht ins Schlafzimmerdunkel bringen können. Sie lindern den messerstichscharfen Schmerz hinter dem Auge und ermöglichen ihr fast immer einen normalen Tagesablauf. Triptane stehen für die Entwicklung unzähliger Wirkstoffe, die zwar weder Leben retten noch die Ursache einer Krankheit beseitigen, die aber für die betroffenen Menschen pures Glück von Schmerzfreiheit oder Lebensnormalität bedeuten können. 1.2 Vorbemerkung
Key Point Die Verordnung von Medikamenten ist Teil der ärztlichen Tätigkeit und leistet einen wesentlichen Beitrag zu einer erfolgreichen Therapie. Die Zunahme der Lebensqualität und -erwartung in den Ländern der ersten Welt beruht auch auf der stetigen Weiterentwicklung effizienter Medikamente. Jedoch können Interaktionen und unerwünschte Nebenwirkungen von Arzneimitteln klinisch relevante Störungen verursachen und selbst wiederum zu Arztbesuchen oder Krankhauseinweisungen führen. Das Nebenwirkungspotenzial und die hohen Kosten einer flächendeckenden Versorgung mit wirksamen Arzneimitteln erfordern daher auch die Fähigkeit, die (fehlende) Notwendigkeit und die (mangelnde) Wirksamkeit einer Verordnung abzuschätzen. Mehr als 75% aller Arztbesuche enden mit der Ausstellung eines Rezepts. Damit ist die Verordnung eines Arzneimittels die zahlenmäßig häufigste therapeutische Entscheidung des Arztes. Die Notwendigkeit, über die Wirkung von Arzneistoffen Bescheid zu wissen, geht weit über das eigene Fach-(arzt-)gebiet hinaus: Patienten nehmen oft Medikamente, die andere Ärzte verschrieben haben, die keiner Rezeptpflicht unterliegen oder die gar nicht als Arzneimittel wahrgenommen werden, wie pflanzliche Präparate, Wirkstoffe für die Schilddrüse oder OTC-Schmerzmittel (over the counter = frei verkäuflich). Mit steigender Zahl von Medikamenten erhöht sich das Risiko von Arzneimittelinteraktionen und damit auch von unerwünschten Nebenwirkungen. Gerade der letzte Aspekt gewinnt immer mehr an Bedeutung. Bis zu 20% der Krankenhauseinweisungen auf internistisch-geriatrische Stationen werden auf unerwünschte Nebenwirkungen von Medikamenten zurückgeführt (einschließlich Applikations- und Übertragungsfehler). Bei aller Kritik und Vorsicht gegenüber Medikamenten darf dennoch nicht übersehen werden, dass die Weiterentwicklung und Neueinführung von Arzneistoffen bedeutende Meilensteine für eine wachsende Lebensqualität sind, auf denen auch unsere steigende Lebenserwartung beruht. Eine differenzierte Sichtweise bzw. ein solides pharmakologisches Wissen ist auch bei der Einschätzung neuer Medikamente gefordert: Ihre unbekannten Risiken stehen der angeblichen Sicherheit der „altbewährten“ „verträglichen“ und „preiswerteren“ Medikamente gegenüber, die schon seit vielen Jahren auf dem Markt sind. Für diese älteren Medikamente liegen jedoch nicht immer kontrollierte klinische Verträglichkeitsstudien mit ausreichender statistischer „Power“ und ausreichend langem Beobachtungszeitraum vor. Die Nutzen-Risiko-Bewertung von Pharmaka muss deshalb so sachlich wie möglich durchgeführt werden: Eine „gefühlte“ Sicherheit älterer Medikamente oder eine grundsätzliche Ablehnung von Neuerungen sind fehl am Platz, ebenso ein Generalverdacht gegen die forschende und produzierende Pharmaindustrie. 1.3 Zielsetzung des Buches
Zunehmende Bedeutung der Pharmakologie in der Ausbildung Die aktuellen Approbationsordnungen für Mediziner und Pharmazeuten fordern eine auf die Klinik bzw. Praxis ausgerichtete, intensive Vermittlung von Lerninhalten. Diese klinische Ausrichtung des Faches wird besonders betont im Querschnittsbereich Klinische Pharmakologie und Therapie. Im sog. „Hammerexamen“ haben viele Fragen eine pharmakologische Komponente. Bei den Pharmazeuten sind klinisch-pharmazeutische und pharmakologische Veranstaltungen neu hinzugekommen oder wurden noch stärker auf die Praxis ausgerichtet. Einbindung in den klinischen Kontext Wissensvermittlung von pharmakologischen Lerninhalten muss immer auf die Einbindung in den klinischen Kontext abzielen. Es ist die bewusste Intention der Autoren, die über viele Jahrzehnte gelehrte Einteilung in eine allgemeine und spezielle Pharmakologie aufzubrechen. In den ersten Kapiteln werden die Grundlagen pharmakologischer Wirkungen von Arzneistoffen und deren systemische Effekte dargestellt. Die Wirkstoffe werden dann im Einzelnen entweder im Rahmen von klinischen Wirkungen (z.B. Schmerzhemmung, Immunsuppression, Sedierung), im Rahmen von Krankheitsentitäten (z.B. Hypertonie, Diabetes mellitus, Depression), oder orientiert am betroffenen System (z.B. Blut, Gastrointestinaltrakt) behandelt. Einordnung in den pathophysiologischen Kontext und in klinische Therapieschemata Das pharmakologische Therapiekonzept richtet sich nach der Pathophysiologie der Krankheit – diese Zusammenhänge aufzuzeigen ist ein...