Herbst / Müller | Aus dem Leben eines Priesters | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 156 Seiten

Herbst / Müller Aus dem Leben eines Priesters


1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7543-5021-8
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 156 Seiten

ISBN: 978-3-7543-5021-8
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ferdinand Herbst hat in der Form autobiographischer Reflexionen sein Leben vom luth. Meuselwitz seinen Weg in die kath. Kirche bis zur Priesterweihe 1834 beschrieben. Herbst zeigt die gewinnende Schönheit des eucharistischen Gottesdienstes, der er in seiner Sehnsucht nach Gottes Leibhaftigkeit nicht widerstehen konnte.

Ferdinand Herbst (1798 - 1863) enthüllte sich mir als eine hoch interessante Persönlichkeit aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Freund Karl von Hases, hoch begabt, hervorragend gebildet, Gründungsmitglied der Deutschen Burschenschaft, Theologe, Philosoph, Schriftsteller, Journalist, Zuchthäusler, Konvertit, Priester. Er gehört zu den Konvertiten, die zur katholischen Kirche wechselten und Aufsehen erregten, weil sie ihren Konfessionswechsel als Theologen öffentlich und ärgerlich überzeugend begründeten. Ferdinand Herbst war eng in Freundschaft verbunden mit Karl von Hase, einem der prominentisten evangelischen Kirchenhistoriker des 19. Jahrhunderts. Karl von Hase würdigte noch 1862 in seinem "Handbuch der protestantischen Polemik gegen die Römisch-Katholische Kirche" seinen Jugendfreund: «Mein liebster Jugendfreund ist zur katholischen Kirche übergetreten und hat auch da eine würdige Bestimmung gefunden, jetzt hochverdient um Schulen und Wohlthätigkeitsanstalten, Pfarrer der schönsten gotischen Kirche, welche König Ludwig erbaut hat. Es ist mir ein tiefes Leid gewesen dieser Übertritt, und doch haben wir es vermocht, über den Abgrund hin, der sich dadurch zwischen uns aufthat, so oft sichs fügte, einander die Hände zu reichen und zu drücken.»

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2. ERSTES KAPITEL.
Die Bekehrung.
„Niemand erröthe beschämt oder zitternd, von sich selbst zu schreiben – – mit nichts ist der Menschheit mehr gedient, als mit aufrichtigen Selbstbekenntnissen;“ ich meine diese Worte irgend wo in Herders Schriften gelesen zu haben. Wohl kamen sie mir schon damals in Erinnerung, als ich die Schrift verfasste: „die Kirche und ihre Gegner in den drei letzten Jahrhunderten.“ (Landshut 1833. Verlag der Krüll’schen Universitätsbuchhandlung.) Ich war versucht, die eigentliche Geschichte meiner Conversion zu geben, und gab sie doch nicht, einmal, weil es mir zusagte, die gnadenvolle Führung Gottes, deren ich mir bewußt war, als ein Geheimnis meines Lebens zu verschließen, sodann, weil die Sache, mit der ich es nun hielt, mir schon in ihrer Allgemeinheit überreichen Stoff darbot. Es war die große Sache des katholischen Glaubens, vor deren welthistorischer Macht alles Persönliche gern in den Hintergrund tritt. Nachdem ich nun dieselbe Jahre lang auf mich habe wirken lassen, bin ich entschlossen, den der eben angeführten Bekenntnißschrift fehlenden Theil – die Geschichte meiner Conversion selbst – nachzuholen. Ich habe mich dazu entschließen [2] können, in der Meinung, es möchte für die Gläubigen nützlich und heilsam seyn, zu sehen, wie Gott eine in mancherlei Widerstreit und Verwirrung ringende Seele zur Ruhe gebracht und mit seinem Throste erquickt hat. Da mein Bekenntniß des katholischen Glaubens mit meiner ganzen Lebenserfahrung zusammen hängt, so erzähle ich zunächst Einiges aus meinem früheren Leben. Mein Geburtsort ist der Marktflecken Meuselwitz im Herzogthum Altenburg in Sachsen. Dort haben die Freiherrn von Seckendorf, zu denen der berühmte Feldmarschall von Seckendorf und, in naher Linie, der bekannte Verfasser des Werkes de Lutheranismo gehört, ihre Erblehen- und Gerichtsherrschaft. Mein Vater war daselbst Zeugfabrikant, ein von Gefreundten und Nachbarn geehrter Mann, der den Segen, so auf bürgerlichen Tugenden ruht, wohl erfahren hat. Die Mutter war ihm gleich an guter Gesinnung und betriebsamen Wesen, doch, der Natur ihres Geschlechtes gemäß, weniger ernst und streng, wenn es galt Fehler zu rügen oder Vergehen zu bestrafen. Beide waren Zöglinge des Luthertums in seiner ältern, vielfach ehrwürdigen Form, und hielten daher fest am geschriebenen Wort der Offenbarung und heiligten Gott den Herrn in ihrem Herzen (1.Petr.3,15). Sonntags nach Tische versammelte der Hausvater alle die Seinen, Kinder, Gesinde und Gesellen um sich her zur Andacht; erst wurde ein Lied gesungen, dann ließ er von einem seiner Kinder das treffende Evangelium lesen, über welches er, nicht ohne Gewandtheit katechisirte; den Schluß machte wiederum ein gemeinschaftlich gesungenes Lied. So wurde es auch in mehrern andern Familien des Orts gehalten, und ich [3] erinnere mich noch heute gerne daran, wie erbaulich es war, aus der Nachbarschaft Gesang zu vernehmen, während der Vater, wie ein Priester seines Hauses, das Evangelium auslegte und Gebete extemporirte. Ein anderer wohlhabender Fabrikant des Ortes hielt noch eigens des Abends eine Betstunde für die heranwachsende Jugend. Er ließ den Gesang mit Orgeltönen begleiten, las irgend etwas Erbauliches laut vor, und vertheilte oft kleine Bücherchen, die er von den Herrnhutern bezog, zu denen er sich hielt. So war ich als Knabe in eine Umgebung versetzt, in welcher es sich bald entscheiden mußte, ob Elemente der Frömmigkeit in mir vorhanden wären und auf Ausbildung Anspruch machten. Und in der That, die ersten Gefühle, die in mir erwachten, waren Sehnsucht nach dem Unendlichen, Verlangen nach dem Unsichtbaren. Sobald ich lesen konnte, suchte ich, mit Erbauungsbüchern in der Hand, einsame Plätze im Freien, und betete da mit großer Innigkeit. Zu Hause hing ich mir oft ein Stück Zeug um die Schulter, um ein priesterliches Aussehen zu bekommen, und predigte, auf einen Schemel mich stellend, den arbeitenden Gesellen, wobei zuletzt irgend ein Aufgebot vermeintlicher Brautleute nicht vergessen ward. Kaum zwölf Jahre alt, bildete ich einen Kreis von Schulknaben um mich her, mit denen ich ein Buch las, welches den Titel führte: Betrachtungen über das wahre Christenthum. Ich hatte in meiner Kindheit viele Krankheiten zu bestehen; besonders gefährlich war ein anhaltender Bluthusten. Handarbeiten, zu denen sonst der Vater uns anzuhalten [4] pflegte, mußte ich daher möglichst meiden. Da ging ich denn an schönen Frühlings- oder Sommertagen hinaus auf die Wiesen, oder auf die Raine der Saatfelder, um mir heilende Kräuter zu suchen. Und wenn ich da mit meiner kranken Brust einsam unter Bäumen und Gräsern saß, da fing ich an die Macht und Güte des Schöpfers zu preisen; und der Gott, zu dem ich betete, tröstete und stärkte mich wunderbar. Vom Studiren, wozu ich große Neigung hatte, rieth mein Vater ab, weil er gerade damals, als es die rechte Zeit gewesen wäre, damit anzufangen, große Verluste in seinem Geschäfte erlitten hatte2, so daß er fürchtete, er werde die Kosten des Studirens nicht decken können. Wie er aber sah, daß ich, auch, nachdem ich darein gewilligt hatte, ein Handwerker zu werden, doch lateinisch lernte, und überhaupt lieber mit Büchern als mit Handwerkszeug umging; da meinte er als ein verständiger Mann, er dürfe mir nichts zumuthen, was vielleicht meine Bestimmung nicht wäre. Einst, als ich mit ihm an einem schönen Morgen über Land ging, stimmte er, nach seiner Gewohnheit, ein altes gutes Lied an. Die Sonne blickte durch die frischbethauten Bäume des Forstes, in den der Weg uns geführt hatte, und der Himmel, der über den grünen Wipfeln im reinsten Blau sich wölbte, zog seinen Blick zu den Höhen, von wo uns Hilfe kommt. Er sprach heiter und mit Wärme von der Güte Gottes, die sich so herrlich in seiner Schöpfung offenbart, und mochte dabei daran erinnert werden, daß der Mensch in eben [5] dieser Güte gleichsam versehen und versichert sey, und daß es nichts bedürfe, als eines vertrauensvollen Anfangs im Namen Gottes, um etwas durchzuführen, dessen Ausgang man nicht in seiner Gewalt hat. „Mein Sohn“, sprach er, „ich glaube doch, du möchtest gern studirn.“ Als ich dies bejahte, fuhr er fort: „Nun, so soll es denn in Gottes Namen gewagt werden.“ Hatte ich schon vorher Theil genommen an dem Unterrichte, den der Pastor loci seinen eigenen Kindern gab, so wurde nun derselbe um so fleißiger benutzt. Dieser Pastor war ein humaner lieber Mann. Zu Sittlichkeit und gemüthlicher Religiosität zu bilden, war er ganz geeignet; aber mehr der neuern rationalistischen Richtung sich anschließend, führte er seine Schüler nicht in die dogmatische Tiefe des christlichen Glaubens ein. Er sprach mit Salbung von Christus als unserm Vorbild, aber weniger von Seiner Gottheit und Seinem Hohenpriesteramte; er pries das Abendmahl als Gedächtnismahl Seiner Liebe, vermied aber die mystischen Beziehungen Seines Opfertodes. Dennoch feierte ich mein erstes Abendmahl, als hätte ich vollständigen Unterricht darüber genossen. Wie soll ich mir das erklären? Ich schreibe es den Worten der Heiligen Schrift zu, die ich als Knabe fast auswendig wußte, und deren andächtige Lesung für mich über allen Unterricht hinaus von Gott gesegnet war. Auf diese Erfahrung gestützt, bekenne ich, daß die Protestanten durch die Bibel, wenn sie im Glauben an Christus gelesen wird, ein geheimes Band mit der katholischen Kirche haben, und bin überzeugt, daß diejenigen, die von diesem Bande gehalten werden, auch an der von Christus verheißenen Seligkeit participiren. Obgleich protestantisch unterrichtet, [6] war ich damals, ohne es zu wissen, kryptokatholisch; mein Glaube war Fides impliciata. Ich hatte bereits das dreizehnte Jahr zurückgelegt, als ich auf dem Gymnasium zu Altenburg aufgenommen wurde. An der Spitze desselben stand der berühmte Philolog Matthiä. Dankbar gedenke ich der Verdienste, die sich dieser Mann, in dessen Hause ich wohnte, um meine Bildung erworben hat. Es war nichts Pedantisches, nichts Illiberales an ihm; Humanität war sein Wesen; aber vom positiven Christenthum wurde er wenig berührt. Daher geschah auch nicht genug für religiöse Erbauung und Erziehung, und bald vermißte ich in dieser Hinsicht den Segen des väterlichen Hauses. Ich hatte mich früher in frommen Uebungen, so gut ich’s eben verstand, auf das heilige Abendmahl vorbereitet, und wenn der Gesang ertönte: Schaffe in mir, o Gott, ein reines Herz etc. etc. in allem Ernste mich gedemüthigt vor dem Allerbarmer, und daher das Wehen seines Geistes wohl empfunden. Jetzt sah ich alles, zum Theil wenigstens, anders behandelt; es erfolgten auch andere Wirkungen.Wir Gymnasiasten hatten bei der gesetzlich verordneten vierteljährigen Communion zwischen drei oder vier Beichtvätern zu wählen; aber was war das für eine Beichte! Ich erinnere mich, wie wir einmal, dreißig oder vierzig, in eine ziemlich enge Sacristey getrieben wurden; wir standen Mann an Mann, Einer drängte, zupfte, stieß...



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