E-Book, Deutsch, Band 0018, 384 Seiten
Reihe: Romana Traumziele der Liebe
Henry / Keller / Wiemers Romana Traumziele der Liebe Band 18
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-7337-4474-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 0018, 384 Seiten
Reihe: Romana Traumziele der Liebe
ISBN: 978-3-7337-4474-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
HIMMLISCHE WUNDER WERDEN WAHR von ANNA KELLER
Im Weihnachtspostamt von Himmelstadt beantwortet Luzia liebevoll die Wunschzettel der Kinder, die an das Christkind geschrieben haben. Ein Brief rührt sie zu Tränen: Johann vermisst seine Mami so sehr! Obwohl Luzia seine Adresse nicht kennt, macht sie sich auf die Suche nach ihm ... und findet seinen Vater. Wie wird der verwitwete Architekt reagieren, wenn sie ihm von Johanns sehnsüchtigsten Wunsch erzählt?
SCHLITTENFAHRT INS WINTERGLÜCK von LILLI WIEMERS
Was für ein eingebildeter Kerl! Zimmermädchen Josefine ist empört über die Arroganz von Hollywoodstar Russell Bishop. Doch als das Schicksal sie zwingt, eine gemeinsame Nacht in einer einsamen Berghütte zu verbringen, ahnt sie plötzlich, dass auf Russells Seele ein Schatten liegt ... Kann der Zauber der Weihnacht sein verletztes Herz heilen?
LEBKUCHENKÜSSE UND ZIMTSTERNDUFT von KIM HENRY
Der nostalgische Christkindlesmarkt in Nürnberg, festliche Klänge, verschneite Gassen - all das erinnert Schlossbesitzer Maximilian von Ebner an die schrecklichste Zeit seines Lebens! Aber die hübsche Marlene versucht, ihn mit verführerischen Lebkuchenküssen von der Kraft der Liebe zu überzeugen. Wer er wirklich ist, darf Marlene jedoch nie erfahren ...
Kim Henry ist das Pseudonym des deutsch-dänischen Autorinnen-Duos Nicole Wellemin und Corinna Vexborg. Corinna und Nicole lernten sich 2011 in einem Hobby-Schriftstellerforum kennen und stellten bald fest, dass sie die Leidenschaft für romantische Geschichten mit Happy End teilen. Seither lassen sie das Internet zwischen der dänischen Insel Fünen und dem bayerischen München glühen. Über eine Entfernung von über tausend Kilometern hinweg entstanden auf diese Weise zahlreiche Romane, von denen einige es bereits auf die BILD-Bestsellerliste geschafft haben.
Autoren/Hrsg.
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2. KAPITEL
Johann hasste diese Stadt, in der er nicht Fahrrad fahren durfte, weil sein Vater meinte, dass er nicht unverletzt über die große Kreuzung auf dem Schulweg kommen würde. Diese Stadt, in der er nie auf einen Berg oder eine Wiese schaute, sondern fast nur gegen Häuserwände. Er musste schon den Kopf ganz nach hinten biegen, um den Himmel zwischen all den hohen Häusern sehen zu können. Das machte er oft, weil er hoffte, seine Mutter könnte ihm dann in die Augen sehen, auch wenn er selbst sie dort oben nicht entdeckte. Mit seinem Vater wohnte er in einem der modernen Wohnblocks in der Hafencity. Allein der Weg vom Aufzug in die Wohnung im achten Stock dauerte länger als der Weg zur Schule in Himmelstadt. Da nützte es auch nichts, dass sein Vater sagte, dass er hier aber zum Gymnasium laufen könnte, während Himmelstadt so klein war, dass es nur eine winzige Grundschule gab. Aber in der saß immerhin sein bester Freund Leo, den er fast genauso vermisste wie seine Mutter.
„Meinst du, dein Vater kommt gleich?“, fragte Lena, eine Betreuerin aus der Ganztagsschule, die mit Johann auf dem Schulhof wartete, bis er als letztes Kind endlich abgeholt würde.
„Natürlich. Sie brauchen nicht auf ihn zu warten. Ich setze mich einfach vor das Schultor, dann können Sie nach Hause gehen. Wirklich“, antwortete Johann nachdrücklich. Die junge Frau strich ihm über die braunen Locken und schaute ihn mitfühlend an.
„Natürlich lasse ich dich nicht alleine! Und da hinten kommt dein Vater auch schon!“ Sie zeigte in Richtung Schultor. Da entdeckte Johann auch, wie sein großer Vater, der die gleichen braunen Locken hatte wie er, auf den Schulhof schritt, als hätte er einen unangenehmen Gerichtstermin. Der Kragen seines schwarzen Wintermantels war hochgeschlagen, der Blick gesenkt. In der einen Hand hielt er noch seine Laptoptasche. Johann wusste, dass das bedeutete, dass er sich heute Abend wieder einmal weiter an die Arbeit setzen würde. Am liebsten wäre Johann in die Arme seines Vaters gerannt, aber er wartete nur stumm, bis dieser bei ihm war, während Lena sich verabschiedete. Er hatte das Gefühl, sein Vater wäre aus Stein. Wie eine Statue, an der man sich nur stoßen, und dann abprallen würde, wenn man auf sie zurannte. Als Mama noch gelebt hatte, war das ganz anders gewesen.
„Servus Papa“, sagte er nur matt, als der ihn erreicht hatte. Immerhin schob er seine freie Hand in die des Jungen, während sie zusammen zur nächsten U-Bahnstation liefen.
„Können wir am Wochenende nicht mal nach Hause fahren? Ich vermisse Oma und Opa. Und der Weihnachtsmarkt hat bestimmt schon offen“, fragte Johann seinen Vater, als sie fast zu Hause angekommen waren.
„Du weißt genau, dass ich am Samstag auch arbeiten muss. Das neue Hafenquartier plant sich nicht von alleine, und nächste Woche müssen wir die Pläne präsentieren“, antwortete sein Vater und blieb vor ihrem Haus stehen. Sie spiegelten sich in der Eingangstür, die im Gegensatz zu der Tür zu Hause völlig frei von einer persönlichen Note war. Na ja, so richtig schön war der Kranz mit Weihnachtssternen am Ende auch nicht mehr gewesen, der auch ein halbes Jahr nach dem Tod seiner Mutter an der Holztür gehangen hatte.
„Und Sonntag?“, hakte Johann nach.
„Für einen Tag ist der Weg viel zu lang“, entgegnete der Vater.
„Ich könnte auch Freitag in den Zug steigen und allein zu Oma und Opa fahren. Dann könntest du ganz in Ruhe arbeiten.“ Johann gab nicht auf.
„Auf gar keinen Fall. Das ist viel zu gefährlich“, entgegnete er, schaute seinen Sohn an und lächelte auf einmal zaghaft, als wäre ihm gerade aufgefallen, dass er doch eigentlich Glück hatte mit diesem kleinen Jungen.
„Aber weißt du was, Johann? Hamburg hat auch tolle Weihnachtsmärkte. Es gibt einen direkt in der Nähe der Elbphilharmonie. Wir bringen eben Laptop und Schulranzen nach oben, und dann gehen wir dort hin. Was hältst du davon? Wir können dort auch etwas zu Abend essen!“, schlug er vor.
„Okay, gerne“, antwortete Johann, weil er froh war, dass sein Vater überhaupt etwas mit ihm unternehmen wollte. Wie oft hatte er das Gefühl, nur eine Last für ihn zu sein? Wenn er nicht da wäre, könnte Papa so viel arbeiten, wie er wollte. Darüber hatte er sich ja auch immer mit Mama gestritten, als sie noch lebte.
Sie starteten ihren Ausflug mit einem heißen Kakao und frischen Franzbrötchen. Johann liebte die Hefeteilchen, die so wunderbar nach Zimt und Zucker schmeckten. Immerhin eine gute Sache gab es in Hamburg. Der Weihnachtsmarkt war nicht sehr groß, aber trotzdem noch voller als der in Himmelstadt. Johann hörte viele Stimmen – auch Englisch und Sprachen, die er noch nie gehört hatte. War das gerade Chinesisch? Auf jeden Fall sah die Gruppe von Männern in Anzügen genauso aus, als käme sie aus dem fernen China.
„Und jetzt noch ein Fischbrötchen?“, fragte sein Vater, und Johann nickte eifrig.
Am Rande des Weihnachtsmarktes, fast direkt an der Elbe, die durch eine hohe Kaimauer mit beleuchteter Absperrung von den Menschenmassen getrennt war, stand eine Fischbrötchenbude. Dahinter stand ein dicker, bärtiger Mann in blau-weiß gestreiftem Fischerhemd und sagte: „Moin, moin“, obwohl es doch längst Abend und stockdunkel war. Na ja, durch die ganzen blinkenden Lichter und Sterne war es nicht ganz so dunkel, aber auf keinen Fall Morgen, dachte Johann, der sich einfach nicht an das Leben in der Großstadt gewöhnen konnte.
Als er noch einmal in den Himmel schauen wollte, um seiner Mutter einen stummen Gruß zu schicken, blieb sein Blick an der Elbphilharmonie hängen. Wie ein riesiges Schiff ragte die weltberühmte Konzerthalle in den Himmel. Und selbst hoch oben, rund um die Halle, liefen Menschen, als bestiegen sie ein Schiff. Johann musste an einen ganz traurigen Film denken, den er neulich mit seinem Vater geschaut hatte. Titanic oder so. Seine Mutter hätte ihm so einen Film nie erlaubt. Am Ende waren fast alle gestorben, und Johann erinnerte sich noch ganz genau daran, dass sein Vater Tränen in den Augen hatte, als der Mann im Meer ertrunken ist. Ob er da an Mama denken musste? Aber das Liebespaar in dem Film hatte sich wenigstens nicht vor dem Tod gestritten, so wie seine Eltern. Niemand hatte mit ihm darüber geredet, und vielleicht wussten sie nicht einmal davon, aber Johann hatte gehört, wie seine Mutter seinen Vater angeschrien hatte, dass er schon sehen würde, was er von seinem Verhalten hätte. Und dann war die Haustür zugeknallt.
Der Matrose in der Fischbude reichte Johann und seinem Vater je ein Brötchen, was Johann von seiner Grübelei abhielt. Zwischen zwei Hälften lag saftiger, panierter Seelachs mit Remouladensoße, Zwiebeln und ein paar Salatblättern. Johann biss in das Fischbrötchen, und etwas von der Soße spritzte auf seine Jacke.
„Mann, sind die lecker! So was gibt es in Himmelstadt nicht.“ Sein Vater machte die Ablenkung wieder zunichte.
„Trotzdem war es da viel schöner“, entgegnete Johan mit vollem Mund.
„Du wirst dich schon an unsere neue Heimat gewöhnen, mein Junge“, entgegnete der Vater und warf auch einen Blick in die Sterne. Ob er in Gedanken auch noch mit Mama sprach? Wie schön wäre es, wenn sie miteinander über sie reden könnten, dachte Johann. Aber sein Vater wurde immer noch trauriger, wenn die Rede von ihr war, also bemühte Johann sich, seine Mutter nur ganz selten zu erwähnen.
Um seinen Vater nicht zu betrüben, nickte Johann stumm und biss wieder in das Brötchen, obwohl er genau wusste, dass er sich nie an diese Stadt gewöhnen würde.
Einen Haufen Polizisten, die den Weihnachtsmarkt bewachten wie hier, gab es in Himmelstadt auch nicht. Ein Obdachloser mit fünf zerrissenen Tüten und einer blutenden Wunde am Kopf redete auf einen Polizisten ein, bis eine Sanitäterin kam und den Mann zu einem offenen Krankenwagen führte. Der Obdachlose betrat den Wagen bereitwillig. Wahrscheinlich, weil es dort drinnen warm war. Der Mann sah aus wie der Nikolaus, nur in ganz arm, und hatte nicht mal eine Mütze an, obwohl er bestimmt fror. Unschlüssig griff Johann nach der schwarzen, ziemlich locker sitzenden Mütze, die er von seinem Vater bekommen hatte, als der sie nicht mehr brauchte.
„Ich hole mir noch einen Glühwein, möchtest du einen Kinderpunsch?“, fragte sein Vater, nachdem er sich die Hände an einer Serviette abgewischt und diese dann in den Mülleimer geworfen hatte, der aussah wie ein offenes Fischmaul.
„Nein, danke, ich warte hier und esse mein Brötchen in Ruhe auf“, antwortete Johann und überlegte, ob er die Gelegenheit nutzen und dem alten Mann seine Mütze schenken sollte.
Sein Vater stellte sich an dem Glühweinstand an. Johann ging vor bis zur Absperrung an der Kaimauer und versuchte einen Blick auf den offenen Krankenwagen zu erhaschen, an dem noch ein paar Jugendliche standen, die offensichtlich zu viel Glühwein getrunken hatten und nun von den Sanitätern bewacht wurden, bis die Eltern sie abholten. Der bärtige, alte Mann kam wieder aus dem Wagen. Auf seiner Stirn klebte ein dickes Pflaster. Der lange Bart flatterte fast in dem eisigen Wind, der an der Elbe entlang pfiff.
Johann nahm seine Mütze vom Kopf, doch weil er sie nicht fest genug hielt, wehte der nächste Windstoß sie fort. Sie flog über die Absperrung und landete auf der Kaimauer.
Mist, dachte Johann und schaute sich kurz um. Sein Vater stand noch immer in der Schlange. Bis er an der Reihe war, hätte er die Mütze längst zurückgeholt. Die Kaimauer hinter der Absperrung war breit genug. Da würde er nicht so schnell in die Elbe stürzen. Und selbst wenn, er war...