Hennig | Rikscha Blues | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 264 Seiten

Hennig Rikscha Blues

Roman
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-95894-099-4
Verlag: Omnino Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Roman

E-Book, Deutsch, 264 Seiten

ISBN: 978-3-95894-099-4
Verlag: Omnino Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Ein moderner Trottel- oder Schelmenroman kombiniert mit Kerouacs „On the road“-Spirit: „Ich hab den Rikscha Blues“, erzählt der unglückliche und narzistische Romanheld, ein erfolgloser, aber gut beobachtender Rikschafahrer in Berlin, der ständig in neue Geschichten verstrickt wird. Rikscha Blues ist sein autobiografischer Roadtrip durch Leben, Liebe, Fremdenverkehr und die Literatur. Jeder Tag bringt neue Fahrgäste, Bekanntschaften, Abenteuer und seltsame Geschichten, die Episode um Episode, Straße um Straße auf den Höhepunkt zusteuern.

Man liest mit einem Lachen im Gesicht: Das Buch wird uns berauschen, die tragischste Liebesgeschichte liefern, Berlin als Kulisse neue Ehre machen, den Spirit der Stadt einfangen, so, wie es ihn bald nicht mehr geben wird. Am Ende ist es aber auch eine lakonische, nackte Abrechnung mit der Stadt, falscher Liebe und den Wirrungen des Zwischenmenschlichen. Ein Roman als Rikschafahrt. Skurril. Schnell. Immer unterwegs. Auch ihr werdet den Rikscha Blues bald haben!

„Ein Roadtrip durch Berlin? Um den zu erleben muss man es wie Falko Hennig machen, sich auf eine Rikscha setzen und durch Wahnsinn und Schönheit dieser Stadt treiben lassen.“

Jakob Hein

„Selbst, wenn es tragisch wird, haut dieser immer leicht journalistische Ductus gut hin.“
Uli Hannemann

„Die Rikscha ist in Fahrt!“
Michael von Orsouw

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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1. Teil
Brief an Rikscha-Taxi
Was verwechseln, das kann jedermann. Was verwechseln, das kann jedermann. Aber gar nichts wissen, dann ist man dran. Ich hab den Rikscha Blues. Beschwerde über Ihren Angestellten Falko Hennig Karlsruhe, 10. November Sehr geehrte Damen & Herren von Rikscha-Taxi, angezogen hat meine Frau und mich Ihre Werbung „Mit Rikscha-Taxi fahren Sie richtig!“ und so buchten wir für unseren Urlaub eine Rikschatour zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Es heißt in Ihrer Reklame, dass sowohl Neuankömmlinge als auch „alte Hasen“ in Berlin mit einer solchen Fahrt die richtige Wahl träfen. Dafür sorge der perfekte Mix aus obligatorischen Klassikern wie dem Hackeschen Markt, dem Potsdamer Platz und dem Regierungsviertel sowie „hidden places“, also Wohnsitzen von Promis und Szeneeinblicken. Ergänzt werde die Fahrt durch umfassendes Hintergrundwissen von qualifizierten Fahrern, ich zitiere: „erfahrene Stadtführer, die Maßstäbe setzen“. Maßstäbe hat der Guide Falko Hennig, mit dem wir am 22. Oktober fuhren, wirklich gesetzt mit einer Fahrt, auf die meine Frau und ich sehr gern verzichtet hätten. Vielleicht hätten wir schon durch die merkwürdige Kleidung unseres Fahrers stutzig werden müssen, die selbst für Berliner Verhältnisse auffällig schäbig und geschmacklos war. Dazu stank er penetrant, womöglich wegen seiner schweren Hautkrankheit, die wohl niemand sonst einem Publikum zugemutet hätte. Gegen einen Joint nach Feierabend haben wir wirklich nichts, aber dieser Fahrer hat stinkenden Skunk derartig Kette geraucht, dass meine Frau und ich die ganze Zeit hustend in seiner Rauchfahne sitzen mussten. Elfmal gelang es diesem Individuum, mit der Rikscha gegen Wände, Mauern oder Bäume zu fahren. Von den roten Ampeln, die er überfuhr, den Einbahnstraßen in der falschen Richtung und Bürgersteigen, über die er mit irrsinnigen Tempo raste, wohlgemerkt mit uns als seinen Geiseln in der Rikscha, will ich gar nicht erst anfangen, da dies den Rahmen dieses Briefes sprengen würde. Dass dieser Mensch schon vor Beginn der Fahrt und dazwischen nicht weniger als sieben mal auf seine Bücher hinwies, die er zu verkaufen habe, war besonders nervend. Er hörte damit auch nicht auf, als wir für unsere Verhältnisse extrem deutlich gemacht hatten, dass wir keinerlei Interesse daran hätten. Schon die oberflächlichste Recherche zeigte uns nach diesem Horrortrip, dass er sich nicht als Schriftsteller, sondern ausschließlich als Plagiator einen Namen gemacht hat. Sein aufdringliches Geschäftsgebaren erinnerte uns an das aus afrikanischen und arabischen Ländern, aber es war nicht verbunden mit dem Charme beispielsweise ägyptischer Händler. Anfangs fanden wir seine undurchdringliche Sonnenbrille gruselig und wir wünschten, dass er sie mal absetzte. Vom Augenblick an allerdings, als er das getan hatte, sich zu uns umdrehte und wir seine blutunterlaufenen, glasigen Augen sehen mussten, hätten wir es begrüßt, wenn er sie wieder aufgesetzt hätte. Dass unser Fahrer meistens keine Ahnung hatte, wo er sich befand, konnten wir nicht übersehen. Wo wir zum Beispiel genau waren, als er uns das angebliche Geburtshaus von Hitler zeigte, wusste er offensichtlich nicht. Aber dass es unmöglich ein Plattenhochhaus von ungefähr 1985 sein konnte, war auch uns als historische Laien klar. Auch hinterließen seine ständigen Erwähnungen des Führerhauptquartiers, aus dem er komme und in das er wieder zurück müsse, bei uns einen bitteren Geschmack. Seine Frage, ob wir „auch so nen Brand“ hätten, verneinten wir ausdrücklich. Gern hätten wir die Fahrt abgebrochen, aber weder wir noch unser Fahrer wussten ja, wo in Berlin wir überhaupt waren. Dass wir mit ihm auf der Avus auf dem Randstreifen der Autobahn bis zur Ausfahrt Spanische Allee fahren mussten und uns am Arsch der Welt wiederfanden, das verdanken wir Ihrem grandiosen Angestellten. Sein immer wieder vorgebrachter Vorschlag, doch in diese oder jene Kneipe einzukehren, um „die Kehle anzufeuchten“, „einen zu zwitschern“, „ein Sturzbier da vorn“ zu nehmen, weil doch hier sehr „trockene Luft“ sei, lehnten wir ausdrücklich ab. Gerade von trockener Luft konnte bei dem feuchtkalten Wetter in keiner Weise die Rede sein. Einige seiner Fehlleistungen habe ich in Erinnerung. Der angebliche Biber-Damm war eindeutig die Mühlendamm-Schleuse. Der angebliche Darkroom von Wowereit im Roten Rathaus war ein Wasserloch unter einem Bauwagen in Treptow. Dass Barack Obama und Helmut Kohl ausgerechnet an der Currybude Mehringdamm zusammen gegessen haben, ist doch auszuschließen. Auffällig war der Geldschein, mit dem sich unser Fahrer beim Mann von der Frittenbude auszahlen ließ. Nun wollte er mit uns „jetzt mal ordentlich einen löten“ und „einen schnasseln“, weil es so heiß sei und das jeweilige Lokal besonders bemerkenswert. Dies beruhte ausschließlich auf seinem Wunsch. In Wirklichkeit war es ziemlich kalt. Weder meine Frau noch ich wollten am Morgen schon Alkohol trinken. Dass dieser Touristenführer behauptete, ein prominenter Autor zu sein und viele Bücher zur Geschichte der Stadt geschrieben zu haben, ist ein Hohn. Wir haben ja schon erlebt, dass jemand die vielen Friedrichs und Wilhelms in der Berliner Geschichte durcheinanderbringt. Aber noch nie einen, der Erich Honecker mit Nelson Mandela verwechselt, von denen, ganz nebenbei, ebenfalls keiner in Berlin geboren oder gestorben ist. Erst recht wurden sie nicht auf dem Marktplatz mit glühenden Zangen gezwickt, gevierteilt und die Teile an den vier Stadttoren auf Spießen ausgestellt. Seine Unfähigkeit zeigte uns der Fahrer am Brandenburger Tor, das er als höchstes Gebäude der Stadt bezeichnete, obwohl alle angrenzenden Häuser deutlich sichtbar höher waren. Dass es 1980 zur 1000-Jahrfeier Berlins eingeweiht worden sei und man unterm Dach in einem Drehrestaurant speisen könne, waren dann noch die i-Tüpfelchen auf seinem Quark der Inkompetenz. Dieser Mann ist entweder schwer dement, wahnsinnig oder steht unter Einfluss einer Überdosis sehr gefährlicher Drogen. Zu dem verheerenden Gesamteindruck seiner Arbeit kam hinzu, dass er beim Fahren offensichtlich versuchte, sämtliche Hunde auf den Gehwegen und in den Nebenstraßen zu fotografieren. Als es regnete, schützte sich dieser Irre mit einem Regenschirm, in der Rikscha fahrend und weiterhin fotografierend, ein abscheulicher Anblick für uns hilflos hinten sitzend und ganz unmöglich war es ihm, dabei auf den Verkehr oder uns zu achten. Lediglich der Auffälligkeit seiner in schreienden Farben lackierten Rikscha ist es zu verdanken, dass schlimmere Unfälle verhindert wurden. Wir legten keinen Wert auf seine unvermittelten Erzählungen aus dem Drogenmilieu, wo in Saloniki und Harrar in Abessinien man guten Stoff kaufen könne oder wie er in Jijiga völlig high mit dem Gouverneur auf Löwen geschossen und wie viel Nasen er mit Gerhard Schröder gezogen habe, wo welche Drogen hergestellt würden und wo er schon überall verhaftet worden sei, offensichtlich nicht nur wegen Drogendelikten, sondern auch wegen diverser Überfälle, Einbrüche und schwerer Körperverletzung. Weder meine Frau noch ich wollte wissen, wo und mit wem dieser hässliche Mensch überall schon Sex gehabt hatte. Erst recht waren wir nicht daran interessiert, wo seinem Vater der Fuß amputiert worden sei. Bei einem Zahnarzt wohlgemerkt, wenn man seinen Worten glauben würde, was wir nicht tun. Seine wiederholten Erwähnungen der Massenmörder an der Charité lassen auf eine akute Persönlichkeitsspaltung schließen. Wer will denn wissen, wo diesem Individuum ein Furunkel am Hoden entfernt worden sei? Wir nicht! Von den vielen Leuten, die er unterwegs grüßte, kannte ihn niemand. Die Namen, die er ihnen zurief, unter anderem Orje, Kalle und Hotte, stimmten kein einziges mal. Auf den Fotos, die er zur Illustrierung seiner Ausführungen zeigte, waren ausschließlich dicke Kinder abgebildet. Des Weiteren fiel sein Zittern und Schwitzen unangenehm auf, dazu stotterte er häufig und sprach dann minutenlang in einer Phantasie-Sprache. Darauf angesprochen, erwiderte er zu seiner Verteidigung, in Abchasien würde man diese Sprache sprechen. Das ist völlig unglaubhaft! Noch nie haben wir in irgendeinem Land einen so übelriechenden Menschen getroffen. Als er Blauer Mond von Berlin sang, ist uns schlecht geworden. Die absurdesten Verwechslungen unterliefen dem Fahrer am Reichstag, den er uns ernsthaft als Plötzensee vorstellte. Wir hoffen inständig, dass dieser Mann nicht typisch für Ihre Rikscha-Fahrer ist. Bitte feuern Sie ihn und sorgen Sie dafür, dass er niemals wieder in Berlin arglose Reisende in die Irre und ins Verderben fährt! Mit freundlichen Grüßen Dr. jur. Rolf Gottwald (Karlsruhe) Richter im Ruhestand Abgekürzte Anfänge
Mit BS und PA gings bergab. In der DDR mochte mans knapp. Die DDR kürzte sich selber ab. Ich hab den Rikscha Blues. Ehrlich gesagt, konnte ich mich an die Fahrt nicht erinnern. Aber dass sie so war, wie von Herrn Gottwald beschrieben, würde ich ausschließen. Allerdings wäre es wohl ganz gut, wenn ich es wissen und nicht nur vermuten würde. Aber so sehr ich auch mein Hirn zermarterte, mir fiel weder sein Gesicht noch das seiner Frau noch die Tour ein, von der er schrieb. Aber ich sollte mich erinnern, wenn es stimmte und erst recht wenn es...


Hennig, Falko
Falko Hennig wurde 1969 in Berlin geboren. Er war Schriftsetzer, Taxifahrer, Bauarbeiter und Touristenführer. Er schreibt für taz, Titanic, FAZ und Berliner Zeitung. Die Berliner Literaturszene prägt er maßgeblich: Seit 1995 ist er Mitglied der Reformbühne Heim & Welt, 1996 gründete er die Charles-Bukowski-Gesellschaft (www.Bukowski-gesellschaft.de). Seit 1997 veranstaltet Hennig die Talkshow RADIO HOCHSEE. Falko Hennig hat zwei Töchter
und lebt in Berlin.

Falko Hennig wurde 1969 in Berlin geboren. Er war Schriftsetzer, Taxifahrer, Bauarbeiter und Touristenführer. Er schreibt für taz, Titanic, FAZ und Berliner Zeitung. Die Berliner Literaturszene prägt er maßgeblich: Seit 1995 ist er Mitglied der Reformbühne Heim & Welt, 1996 gründete er die Charles-Bukowski-Gesellschaft (www.Bukowski-gesellschaft.de). Seit 1997 veranstaltet Hennig die Talkshow RADIO HOCHSEE. Falko Hennig hat zwei Töchter

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