E-Book, Deutsch, 344 Seiten
Reihe: Broken
Hennig Broken
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7519-4324-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 344 Seiten
Reihe: Broken
ISBN: 978-3-7519-4324-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Natalie Hennig ist 1991 in der schönen Stadt Hamburg geboren. Nachdem Sie eine Ausbildung zur Bürokauffrau absolviert hat, arbeitet Sie heute hauptberuflich in einem Autohaus. Zum Schreiben ist Sie über Fan-Fictions gekommen. Da ihr die Enden einer Serie nicht gefallen haben, hat sie diese einfach umgeschrieben. Später traute Sie sich dann an eigene Figuren heran, daraus sind drei Fantasy Romane und ihr Herzensprojekt Broken entstanden.
Autoren/Hrsg.
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KAPITEL 2
»Ein Cappuccino mit extra viel Milchschaum«, rief ich dem schlaksigen Jungen am Kaffeewagen zu.
Ich glaube, er hieß Gustav. Letztes Semester war er in meinem Literatur-Kurs.
»Hi«, sagte er zu mir. Ich lächelte gequält und sah unruhig auf meine Armbanduhr. Er hatte letztes Semester noch nicht hier gearbeitet. Ich war spät dran und wollte nicht an meinem ersten Tag mit neuem Professor schon zu spät kommen.
»Hi«, gab ich zurück und tippte ungeduldig mit dem Schuh auf und ab. Gustav sah mich an und strähnige blonde Haare fielen ihm in die Augen.
dachte ich.
»Waren wir nicht letztes Jahr zusammen in Literatur?«
Ich nickte eifrig und schaffte sogar ein Lächeln. Ungeduldig schob ich mir eine blonde Strähne hinters Ohr.
»Ja, das kann sein.« Es war eine knappe Antwort, denn wenn er nicht langsam einen Zahn zulegte, konnte ich mir meinen geliebten Cappuccino in die Haare schmieren. Dabei brauchte ich ihn doch so sehr.
Gustav lächelte. »Katharina, oder? Diese grünen Augen vergisst man nicht so schnell.«
Ärgerlich spürte ich die Röte, die in meine Wangen stieg.
»Nur Kat«, korrigierte ich ihn. Katharina nannte man mich das letzte Mal in einem anderen Leben.
»Freut mich, dich wiederzusehen, Kat, erinnerst du dich an mich? Ich bin Gustav.«
Ich kam nicht dazu zu antworten. Das Erste, was mir auffiel, war der Klang dieser dunklen Stimme, die von weit hinter mir ertönte. Sie hörte sich kalt an und man spürte die Stumpfheit darin.
»Kaffee, schwarz. Hört endlich auf zu flirten, zur Hölle noch eins.«
Diese Stimme ließ mich innehalten und einige Herzschläge lang einfach nur dastehen. Gemurmel ging durch die Warteschlange, die sich hinter mir gebildet hatte. Es war so eine Art Getuschel, wie es nur Menschen bekamen, die entweder der heißeste Typ überhaupt waren oder eben ein totaler Versager.
Ich spürte, dass sich jemand neben mich stellte und es wirkte wie eine Mauer, die vor mir emporragte. Ich hatte das Gefühl, dass dieser Mann, der die unhöfliche Bestellung ausgestoßen hatte, mich um etliche Zentimeter überragte, obwohl ich noch nicht hingesehen hatte.
»Sorry, aber die junge Dame ist vor dir dran.«
Ich sah Gustav an und erkannte in seinen Augen, dass er mich damit beeindrucken wollte. Doch das brauchte er nicht. Ich konnte mich seit meinem vierzehnten Lebensjahr selbst verteidigen. Gegen die Welt und den ganzen Rest.
»Dann mal zu.« Wieder ertönte diese genervte, dunkle Stimme neben mir und endlich schaffte ich es mich umzudrehen, um zu sehen, zu wem sie gehörte.
Als Erstes schaute ich in die wohl unglaublichsten Augen, die ich jemals gesehen hatte.
Sie waren stechend blau, aber umhüllt von einem grauen Schleier, der sie stählern aussehen ließ. Doch sie wirkten stumpf und Kälte strömte aus jedem Winkel dieser Farbe.
Ich schaffte es, mich von seinen Augen loszureißen, bereute dies jedoch sofort. Das Gesicht passte genau zu den kalten Augen. Er besaß hohe, schneidende Wangenknochen, die ihm noch mehr Härte verliehen. Seine dunklen, vollen Lippen waren wütend zusammengepresst. Die pechschwarzen Haare standen etwas vom Kopf ab, als würde er sie lang wachsen lassen wollen.
Gerade als ich vom Gesicht Richtung Körper wandern wollte, riss er mich aus meiner Musterung.
»Kleine, hör auf mich anzuschmachten, nimm dein scheiß Milchzeug und verschwinde hier.« Es war wie eine kalte Dusche, die mich hart und klar in die Realität beförderte.
Ich streckte meinen Rücken durch und funkelte ihn an.
»Was hältst du davon, wenn du ganz schnell von hier verschwindest und uns nicht mehr mit deiner Montagslaune auf die Nerven gehst, Kleiner.« Das letzte Wort spuckte ich ihm voller Verachtung entgegen.
Seine Augen blitzten auf und er beugte sich leicht zu mir herunter. Mein Herz hüpfte in der Brust und ich hasste es dafür. Was zur Hölle machte ich hier eigentlich? Ich sah wieder auf meine Uhr, die mir sagte, dass ich genau noch zehn Minuten Zeit hatte, einmal über den ganzen Campus zu laufen, um pünktlich zu meinem Seminar zu kommen. Ich machte ein gleichgültiges Geräusch, womit ich ihm die Antwort nahm. Dann drückte ich Gustav drei Dollar in die Hand.
»Das ist für den schwarzen Kaffee von Mister miesgelauntes Arschloch hinter mir, er braucht ihn dringender als ich.«
Und dann machte ich kehrt, nicht jedoch, ohne Mister Grauauge noch einen selbstbewussten Blick zuzuwerfen.
Der konnte mich mal.
»Nett dich kennenzulernen, Engelchen«, hörte ich Sturmauge mir nachrufen, doch ich ignorierte den Drang, umzudrehen und ihm sein Engelchen sonst wohin zu schieben. Stattdessen streckte ich mich und verschwand in der Menge des Campus.
Ich erreichte den Hörsaal, als der neue Professor gerade die Tür schließen wollte. Ich schob mich schnell hindurch, sah ihn nur kurz an und suchte mir schnell eine Sitzgelegenheit. Zum Glück stellte ich fest, dass mein alter Platz aus dem ersten Jahr noch frei war.
»Da wir nun wohl alle da sind«, hörte ich den Professor sagen und sah ihn mir genauer an, als ich am Tisch saß und mein Geschichtsbuch aus meinen roten Rucksack holte. Er erwiderte meinen Blick mit hochgezogenen Augenbrauen. Wieder, das zweite Mal an diesem Morgen, stieg mir die Röte ins Gesicht.
Ich wollte mich entschuldigen, doch er überging mich damit, dass er begann sich vorzustellen.
»Ich heiße Professor Dr. Manuel Heath.«
Er schrieb seinen Namen an die dunkelgrüne Tafel hinter sich, wie damals in der Schule.
Ich fragte mich, ob wir nun alle aufstehen sollten, um »Guten Morgen, Professor Heath« zu rufen.
Heimlich grinste ich in mich hinein und schlug die erste Seite meines Buches auf, während Professor Heath uns darüber informierte, was und wie viel er dieses Semester in unsere Hirne projizieren wollte. Na ja, er nannte es genügend Wissen anhäufen. Wie auch immer. Nach wie vor saß die Angst, all dies nicht zu schaffen, tief in mir drin. Trotz der guten Noten, der Fortgeschrittenen-Kurse, die ich dieses Semester belegen durfte, trotz des vielen Lernens hatte ich noch immer Angst, mein Traum könnte an meinem Versagen zerplatzen.
Das Seminar lief relativ gut, wir würden mit dem Römischen Reich beginnen und ich war erleichtert, da ich etliche Bücher darüber verschlungen hatte. Es war kurz vor Ende der Stunde, wir waren gerade dabei, das Kapitel über die Gründung Roms zwischen 814 und 728 v. Christus zu beginnen, als es an der Hörsaaltür klopfte und der rothaarige Schopf der Uni-Leitung in der Tür erschien.
»Mister Heath«, begann diese, wurde jedoch vom Professor harsch unterbrochen.
»Professor«, korrigierte er sie, vermutlich sauer über die Unterbrechung.
Mrs. Brown lächelte diesen Kommentar einfach weg und sah den Professor strahlend an. Sie trug eine rote Bluse, die sich scharf mit ihrem Haar biss, und einen schwarzen Bleistiftrock. Die Schuhe, die sie anhatte, würde ich wohl nur in bestimmten Situationen tragen. Ein Nümmerchen mit dem Professor oder eben Strippen in einer von diesen Kneipen. Wieder musste ich grinsen.
Es ging das Gerücht, dass Frau Unidirektorin schon einige der knackigen Studenten vernascht haben soll. Ich musste zugeben, sie sah für ihr Alter auch noch ganz fesch aus. Also vielleicht war da ja sogar was dran an den Gerüchten. Durch meine Grübelei bekam ich den Grund für ihren Besuch leider nicht mit, was mich innerlich fluchen ließ. Doch das Raunen, das nun durch den Hörsaal ging, ließ mich überrascht innehalten. Das Getuschel wurde lauter. Köpfe wurden zusammengesteckt und ein Kichern kam von einer großen blonden Frau im hinteren Bereich des Hörsaals. Es war Susi Cornelly, das hauseigene Flittchen der NYU. Sie schmiss sich an alles ran, was groß und muskulös war. Gerade als ich meinen Sitznachbarn fragen wollte, was hier los war, begann der Professor zu fluchen, was mich doch ziemlich wunderte, und Mrs. Brown zur Seite zu treten.
»Ich hasse Unpünktlichkeit und Studenten, die in meinen Kurs hineingesteckt werden, obwohl sie keinerlei Interesse an der Geschichte haben.« Weit entfernt hörte ich den Professor vor sich hin fluchen, denn in dem Moment, als Mrs. Brown zur Seite getreten war, sah ich ihn. Sturmauge. Er erschien im Türrahmen und sah nicht begeistert aus. Wieder war es seine Größe, die mich aufgeregt auf meinem Stuhl hin und her rutschen ließ. Er trug ein schwarzes Shirt mit dem Aufdruck irgendeiner Rockband, die ich nicht kannte. Ich war eher der Typ für Taylor Swift und Selena Gomez.
Dazu schwarze Jeans und schwarze Rockerstiefel, wenn ich das so ausdrücken darf. Auf jeden Fall Boots, die nicht jedem Jungen stehen würden. Ihm, das musste ich wohl oder übel zugeben, standen sie unglaublich gut.
Langsam glitt sein grauer Blick durch den Hörsaal und in...




