Henderson | Der Lebensretter | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 352 Seiten

Henderson Der Lebensretter


1. Auflage 2006
ISBN: 978-3-86827-877-4
Verlag: Francke-Buch
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

E-Book, Deutsch, 352 Seiten

ISBN: 978-3-86827-877-4
Verlag: Francke-Buch
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Jack O'Malley ist Feuerwehrmann. 'Brenzlige' Situationen gehören zu seinem Alltag. Als eine Serie von Brandanschlägen die Stadt überzieht, kämpft Jack an vorderster Front. Wer ist der Täter, der seine Tatorte mit Popcorn und roten Wandschmierereien markiert? 'Mörder', 'Feiglinge', 'Lügner' - sind damit die Feuerwehrleute gemeint? Ein brandgefährlicher Fall, der den kriminalistischen Sachverstand des gesamten O´Malley-Clans erfordert. Doch Jack bekommt auch Hilfe von anderer Seite. Seine Kollegin Cassie hatte den Helm zwar an den Nagel gehängt, als ein Flammeninferno fast ihr Schicksal wurde. Nachdem sie aber Zeuge eines neuen Anschlages geworden ist, eilt sie Jack zu Hilfe. Und bei Jack fühlt sie sich durchaus wohl.

Seit 1996 hat sich Dee Henderson mit nur zwei Romanserien in die Spitze der christlichen Schriftsteller in den USA geschrieben. Dem Erfolg entsprechend hat die Tochter eines Pfarrers ihren Beruf als Finanzbeamtin an den Nagel gehängt und lebt als Schriftstellerin bei Chicago.
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1

Das Haus war nicht mehr zu retten. Oberbrandmeister Jack O’Malley ließ den hellen Strahl seiner Lampe über die triefenden Mauern gleiten, auf der Suche nach irgendetwas, das den Qualm verursachen könnte, dem er noch immer nachging. Die Balken des zweiten Stockwerks über ihm ächzten, jetzt wo das Gebäude sich setzte. Das Feuer hatte aus dem ehemals schönen, gut gepflegten Heim einen Trümmerhaufen gemacht. Es war, als liefe man in einem Sarkophag herum. Das Gebäude schien zu sterben.

Aus der Küche drang ein scheußlicher Geruch, und der scharfe Gestank verbrannter Reinigungsmittel ließ Jacks Augen tränen. Schlaffe Bananen hingen über den Rand einer Schüssel, in der die Äpfel zu Mus zerkocht waren. Rabattmarken flatterten von der Arbeitsplatte zu Boden, wo sie im Wasser zu einer aufgeweichten Masse wurden. Am Kühlschrank waren die Farben der Fotos durch die Hitze verlaufen, und die schwachen Umrisse, die von den Personen übrig geblieben waren, wirkten wie Geister.

Der große Kalender an der Wand neben dem Telefon war nur noch eine Sammlung geschwärzter, gekräuselter Blätter. Das Leben einer Familie, festgehalten in Tagen und Zeiten und Terminen, war verschwunden. Jack ließ das Licht auf dem Kalender ruhen, auf dem der halbe Monat November durchgekreuzt war. Das heutige Datum, der Fünfzehnte, war durch einen jetzt unlesbaren Eintrag in roter Tinte hervorgehoben. Das Urlaubsdatum, vermutete er. Nächste Woche war Thanksgiving, und sie hatten beschlossen, früh loszufahren. Er war dankbar, dass sie nicht von dem Inferno überrascht worden waren.

Es war so unglaublich sinnlos. Das Feuer sah aus, als sei es absichtlich gelegt worden.

Jack spürte, wie die Müdigkeit über ihm zusammenschlug, und dahinter das Zucken in seinem linken Auge, das immer stärker wurde und seinen wachsenden Unmut zum Ausdruck brachte. Wie gerne würde er den Mann finden, der hierfür verantwortlich war, und ihn niederschlagen!

Ein grauer Rauchfaden erregte seine Aufmerksamkeit, als das Haus atmete. Qualm kam durch den zentralen Lüftungsschacht. Jack betätigte sein Funkgerät. „Nate, sieh noch mal im Hauswirtschaftsraum nach.“

„Wird gemacht.“

Jack ging durch das, was früher die Terrassentür gewesen war, und trat hinaus in die Nacht. Die mächtigen Scheinwerfer der Löschfahrzeuge vor dem Haus warfen merkwürdige Schatten auf den Hof durch Löcher im Haus, wo keine Fenster sein sollten.

Popcorn.

Jack blieb abrupt stehen, als er am Rand der Veranda die weißlichen Körner sah, durch das hölzerne Geländer vor gestiefelten Tritten geschützt. Der schwelende Ärger brach aus und ihn packte die Wut. Jemand hatte hier gestanden und zugesehen, wie das Haus brannte; war hierher gekommen, um sich zu amüsieren. Er kannte diese Handschrift.

Die weißen Körner lagen verstreut, fallen gelassen wie überzählige Exemplare aus einer vollen Hand. Jack suchte den Bereich ab. Einige nicht aufgeplatzte Körner, die in die Flammen geschnipst worden waren, lagen verkohlt und mit gespaltener Schale in den Trümmern. Jack hatte inständig gehofft, dieser Brandstifter würde sich auf seine üblichen Gras- und Müllbrände beschränken. Stattdessen war er gerade zu seinem ersten Haus aufgestiegen.

Feuer sollte ein Unfall sein und keine Waffe. Man sollte es nicht genießen. Jack stieß mit dem Fuß ein qualmendes Holzstück zur Seite, das von einem Fensterrahmen losgerissen worden war, um die Beweisstücke sicherzustellen. Seine Arbeit wurde langsam zu einem Polizeijob.

Er hasste Brandstifter. Schmerzhafte Erfahrungen hatten ihn in der Vergangenheit gelehrt, wie skrupellos sie werden konnten. Zerstörung von Eigentum. Unschuldige Opfer. Verletzte Feuerwehrleute. Sie mussten diesen Kerl finden, bevor jemand zu Schaden kam.

Er konnte ein Feuer bekämpfen, aber einen Mann ... Jack hatte das Gefühl, dass ihm die Hände gebunden waren, und er hasste dieses Gefühl der Hilflosigkeit. Er war ein O’Malley. Er ging Problemen nicht aus dem Weg. Stattdessen ging er ihnen auf den Grund. Das hier war ganz eindeutig ein Problem. Aber wie sollte er es mit einem Mann aufnehmen, der es vorzog, ein Feigling zu sein und sich hinter einem Streichholz zu verstecken?

Bald war Thanksgiving und dann kam Weihnachten, und er hatte schon genug um die Ohren. Seine Schwester Jennifer hatte Krebs, und zusätzlich zu all dem konnte er diese Art von Wirrwarr nun wirklich nicht gebrauchen. Die Feiertage schrien förmlich nach Ärger. Er konnte nicht an zwei Orten gleichzeitig sein. Sie mussten diesen Kerl bald kriegen. Aber das hatte Zeit bis morgen.

Um ihn herum rollten die Feuerwehrleute von Kompanie 81 die Schläuche aus und versuchten mit ihren Rufen den Lärm einer Motorsäge zu übertönen. Sie suchten unermüdlich nach schwelenden Brandherden in dem zerstörten Haus und versuchten herauszufinden, woher der Qualm kam, der sich immer noch wie eine Kobra in die Luft schlängelte.

Irgendwo in den Trümmern war das Feuer noch am Leben. Jack zog Handschuhe an und ließ seinen geübten Blick über die Trümmer gleiten. Zehn Jahre Brandbekämpfung waren eine gute Schule gewesen, denn dieser Beruf verzieh einem keine Fehler.

Feuer war ein herrschsüchtiges Tier. Wenn es die Oberhand hatte, forderte es jeden, der sich ihm näherte, mit grimmiger Verachtung heraus. Wenn es gezwungen war, sich zurückzuziehen, hielt es sich gerne zurück und wartete geduldig, um dann schmerzliche Rache zu üben.

Sie würden es finden. Und töten. Dann war wieder ein Drache vernichtet.

„Cole.“ Jack wandte sich an den Brandoberinspektor.

Es gab nur wenige Männer, die eine Einsatzstelle einfach durch ihre Anwesenheit dominieren konnten. Sein Freund Cole war so jemand: fast einen Meter achtzig groß, gute achtzig Kilo schwer und mit seinen zweiundvierzig Jahren vorzeitig ergraut. Cole Parker war schon mit sechsunddreißig Hauptbrandmeister geworden. Die meisten anderen erreichten diesen Rang erst zehn Jahre später. Jetzt war er Leiter des Brandstiftungsteams. Jack vertraute ihm wie nur wenigen Menschen außerhalb seiner Familie.

„Was hast du gefunden, Jack?“

Mit seiner Lampe beleuchtete Jack das Popcorn.

Cole, dessen mächtiger Körper einen ebenso mächtigen Schatten warf, blieb einen Augenblick stehen, dann schritt er über die Terrasse.

„Er hat die nächste Stufe gezündet“, sagte Jack.

Cole bückte sich, um ein Korn aufzuheben. „Uns war klar, dass er das irgendwann tun würde. Fünf Brände in sieben Wochen – er ist nicht gerade ein geduldiger Typ.“

„Er legt Brände rund um die neuen Grenzen des Feuerwehrbezirks“, vermutete Jack. Es war zumindest ein Hinweis auf die Identität des Mannes, den sie aufhalten mussten. Die kleineren, älteren Feuerwehren waren in den vergangenen Monaten geschlossen worden, und Löschzüge und Mannschaften waren auf die ausgeweiteten Feuerwehrzentralen verteilt worden. Deren entsprechend umverteilte Ausstattung entsprach besser der Bebauung und demografischen Entwicklung in der Region, aber es war eine Tatsache, dass es zu längeren Reaktionszeiten kam, wenn jedem Bezirk ein größeres Gebiet zugeordnet war. Dieser Feuerteufel wusste, wie er diese Tatsache für sich nutzen konnte.

Cole nickte nur. „Ein gefährlicher Mann, der ein gefährliches Spiel spielt.“ Er probierte von dem Popcorn. „Gesalzen. Er bringt sich was zu knabbern mit.“

„Das wollte ich jetzt wirklich nicht hören.“

Sein Freund richtete sich mit einer geschmeidigen Bewegung auf. „Ich dachte mir schon, dass es von ihm sein könnte. Spät abends, am Rand des Bezirks.“ Er sah zu Jack hinüber. „Die Goldene Schicht.“

Die Andeutung, dass seine Schicht Ziel der Anschläge sein könnte, war Jack nicht entgangen. Sie arbeiteten in 24-Stunden-Schichten, eine Schicht Dienst und zwei Schichten frei, aber alle Brände waren von seiner Schicht bekämpft worden, nie war es die Schwarze oder die Rote Schicht gewesen. Jack gab nicht gerne zu, dass er ein mulmiges Gefühl gehabt hatte, als der Alarm ging. Es war nicht einfach, seinen sprichwörtlichen Humor zu bewahren, wenn jemand da draußen es darauf angelegt hatte, dass er Feuerkontakt bekam.

Cole klopfte sich die Hände an seiner ausgewaschenen Jeans ab. Er war von zu Hause an den Brandort gerufen worden. „Erzähl mir was über das Feuer.“

„Es war in den Mauern.“

Wagen 81 war als Erster am Einsatzort gewesen. Das Löschfahrzeug war vorgefahren, als der Rauch gerade, von den Luftschächten im Dachboden und rund um die Dachrinne nach unten drang. Jack hatte sich einen Weg in die vordere Diele gebahnt und im Schein seiner Lampe gesehen, wie die Farbe von der Hitze im Innern der Wände Blasen warf. Es waren keine Flammen zu sehen gewesen, aber als er mit seiner Axt die Wand aufgebrochen hatte, war der Drache brüllend auf ihn losgegangen. „Es war schwierig, es mit dem Wasser zu erwischen.“

Nate war am Strahlrohr gewesen, während Bruce den Schlauch entrollt hatte. Aber sie hatten wertvolle Zeit verloren, weil sie die Wände aufbrechen mussten. Ohne Mondlicht oder einen direkten Nachbarn in der Nähe war das Feuer erst gemeldet worden, als es das Haus bereits fest im Griff hatte. Jack dachte zuerst, ein Kurzschluss in der Elektrik hätte den Brand verursacht, bis er die Ausmaße des Feuers sah. Er lenkte den Lichtstrahl seiner Lampe auf die Rauchlinie und die Brandmuster, als sie durch die Trümmer schritten.

„In der Mitte des Hauses?“, überlegte...


Seit 1996 hat sich Dee Henderson mit nur zwei Romanserien in die Spitze der christlichen Schriftsteller in den USA geschrieben. Dem Erfolg entsprechend hat die Tochter eines Pfarrers ihren Beruf als Finanzbeamtin an den Nagel gehängt und lebt als Schriftstellerin bei Chicago.



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