Hemke | Theater im arabischen Sprachraum | E-Book | sack.de
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E-Book, Englisch, Deutsch, Band 104, 256 Seiten

Reihe: Recherchen

Hemke Theater im arabischen Sprachraum

Theatre in the Arab World
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-943881-98-1
Verlag: Theater der Zeit
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Theatre in the Arab World

E-Book, Englisch, Deutsch, Band 104, 256 Seiten

Reihe: Recherchen

ISBN: 978-3-943881-98-1
Verlag: Theater der Zeit
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Kaum eine Weltregion ist in unseren Medien derzeit so präsent wie der arabische Sprachraum mit seinen Revolutionen, Revolten, Kriegen. Und selten wurde mit einer solch eigenartigen Mischung aus Sympathie, Befremden und Unverständnis über welthistorische Ereignisse berichtet wie über das, was seit dem Dezember 2010 in Tunesien und Ägypten, Libyen und Syrien passiert. Das Buch 'Theater im arabischen Sprachraum' wurde vor dem Hintergrund dieser Umwälzungen und im Bewusstsein verfasst, dass das Theater oft die politischste und spontanste aller Kunstformen sein kann. Es ist eine Bestandsaufnahme der theaterpraktischen Arbeit im arabischen Sprachraum in einer turbulenten, widersprüchlichen Zeit. Renommierte Journalisten und Theaterwissenschaftler, Kuratoren und Regisseure haben eine Zusammenschau erstellt, die Selbstzeugnisse und Porträts von Theatermachern ebenso wie von Theaterszenen der Metropolen Kairo, Tunis, Rabat und Casablanca enthält. Ergänzt wird der Band um ein kommentiertes Verzeichnis von wichtigen Bühnen und Theaterinstitutionen in der Region. Das Buch erscheint in deutscher und englischer Sprache und parallel im Verlag Sud Edition in Tunis in arabischer und französischer Sprache. - Ägypten, Algerien, Irak, Jordanien, Kuwait, Libanon, Marokko, Palästina, Syrien, Tunesien -

Rolf C. Hemke ist freier Autor und arbeitet als Dramaturg für Öffentlichkeitsarbeit und Marketing des Theater an der Ruhr/ Mülheim a. d. Ruhr. Seit 2007 kuratiert er das Mülheimer Festival 'Theaterlandschaft', derzeit mit dem Schwerpunkt arabisches Theater. Von 1992 bis 2002 war er freier Kulturjournalist u. a. für die Frankfurter Rundschau, die Süddeutsche Zeitung, den Wiener Standard und den öffentlich-rechtlichen Hörfunk.

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Ägypten In der Schwebe hängen: Ägyptisches Theater nach dem 25. Januar Von Sarah Enany In den 1990er Jahren wandte sich eine Gruppe unabhängiger feministischer Theatermacherinnen an den Vorstand eines bedeutenden Kulturzentrums eines europäischen Landes und bat um finanzielle Mittel für ihr Frauen-Theaterprojekt. „Aus zuverlässigen Quellen weiß ich, dass Theater keine genuine ägyptische Kunst ist“, sagte der hochrangige europäische Beamte, „und daher finanzieren wir nur indigene ägyptische Kunstformen wie Geschichtenerzählung und Puppenspiel.“ Glücklicherweise hat sich diese enge Sicht heute größtenteils verändert und die Zeit ist vorüber, in der die koloniale Wahrnehmung Hand in Hand mit repressiven ägyptischen Gesetzen unwissentlich das freie Theater zu ersticken versuchte. Wie in vielen Ländern weltweit existieren jetzt auch in Ägypten traditionelle Theaterarten neben, und manchmal auch zusammen mit, neuen und andersartigen Formen: Stand-up Comedy, Geschichtenerzählung und traditionelles ägyptisches Schattentheater, auf der klassischen Guckkastenbühne werden ägyptische und ausländische Texte gespielt. Aber das sagt natürlich nichts über die Qualität dieses Theaters aus. Zwar gibt es eine staatliche Aufführungsstätte, die sich aktuell „Avant Garde Theatre“ nennt, aber es ist allgemein nachvollziehbar, dass die offi­ziellen staatlichen Produktionen seit den frühen 1990er Jahren den bereits gesetzten „Avantgarde“-Trends freier Theatermacher folgen. Trotz der so genannten „Goldenen Sechziger“ war das Theater der damaligen Zeit in Wirklichkeit von der Regierung produziert, Politik-gesteuert betrieben und ideologisch geprägt, um Präsident Nassers neue Ideologie zu verbreiten und als Sicherheitsventil für Dissidenten zu dienen. Allerdings war dies für die Künstler nicht immer besonders sicher, da viele von ihnen ins Gefängnis kamen. Was das Theater tat, war sorgfältig alles zu meiden, was unter die Devise „das Persönliche ist politisch“ fällt. Weder wurde der
Versuch unternommen – in welcher Form auch immer – den traditionellen, patriarchalen und familiären Status quo herauszufordern, noch wurde das religiöse Gebot, den Machtrepräsentanten zu gehorchen oder die Rolle der Frau in Frage gestellt, etwa indem etwas Unkonventionelles über Sexualität geäußert worden wäre. Die 1970er Jahre waren nicht besser: Präsident Sadats neue, konservative Ideologie und seine Fügsamkeit den Islamisten gegenüber, führten zu einer fast völligen Vernachlässigung des Theaters. Die so entstandene Lücke schlossen kommerzielle Musicals, die von einem golf-arabischen Publikum besucht wurden und – florierten. 1 Syrien/Syria 14 Oman/Oman 2 Jordanien/Jordan 15 Jemen/Yemen 3 Libanon/Lebanon 16 Sudan/Sudan 4 Saudi-Arabien/Saudi Arabia 17 Bahrain/Bahrain 5 Kuwait/Kuwait 18 West Sahara/Western Sahara 6 Irak/Iraq 19 Mauritanien/Mauritania 7 Ägypten/Egypt 20 Tschad/Chad 8 Libyen/Libya 21 Eritrea/Eritrea 9 Algerien/Algeria 22 Dschibuti/Djibouti 10 Tunesien/Tunisia 23 Somalia/Somalia 11 Marokko/Morocco
12 Katar/Qatar 24 Israel und Palästina/
Israel and Palestine 13 Vereinigte Arabische Emirate/ United Arab Emirates Von daher kann von den heutigen freien Theatermachern nicht wirklich behauptet werden, dass sie an eine bereits existierende ägyptische Tradition anschließen würden. Sie leiteten die meisten ihrer kulturellen Ideen und künstlerischen Methoden von denen ihrer Avantgarde-Kollegen weltweit ab – sei es von Freire, Grotowski, Boal oder noch anderen –, ebenso wie von Quellen außerhalb des Theaters, wie dem Kino und der bildenden Kunst. Einen unterstützenden Einfluss hatte das – von konservativen Philologen seinerzeit immer wieder verunglimpfte – heute nicht mehr existierende Cairo International Festival for Experimental Theatre (1988–2010). Insbesondere in seinen frühen Jahren erwies sich das Festival als eine Inspirationsquelle für eine ganze Generation jüngerer Theatermacher. Es bot vielen ihre erste und einzige Plattform, um im internationalen Theaterbetrieb Beachtung zu finden. Dem Slogan „das Persönliche ist politisch“ zu folgen, erwies sich als eine riskante Angelegenheit. Trotz der Versuche einiger Schriftstellerinnen, dem weitgehend patriarchalischen und phallozentrischen ägyptischen Theater einen feministischen Zug zu verleihen, dauerte es bis in die 1990er Jahre, bis solche alternativen Theatergruppen wie Effat Yehias Caravan und Nora Amins La Musica entschieden feministisch orientierte Aufführungen auf die Bühne brachten, die viele Tabus und persönliche Themen berührten. Maher Sabry war der erste Dramatiker und Regisseur, der schwule und lesbische Liebe auf eine einfühlende Art und Weise auf der Bühne darstellte. Trotz ihres Mutes befinden sich diese freien Theatermacher stets in einem harten Existenzkampf, der allzu oft mit dem Exil oder Konkurs endet – es sei denn, sie haben einflussreiche Freunde oder das Glück, jemanden zu kennen, der gut Förderanträge schreiben kann. Sabry wurde nach seinem Einsatz für Schwulenrechte von der Staatssicherheit gejagt und ins US-amerikanische Exil gezwungen; Amin verbringt einen Großteil ihrer Zeit damit, Workshops im Ausland zu leiten; Effat Yehia und die Dramatikerin und Regisseurin Dalia Basiouny haben eine Zuflucht in der American University in Kairo gefunden, während Dalia el-Abd – wie viele ihrer Tänzer- und Choreografen-Kollegen – nur auftreten kann, wenn sie einen Spielort in einem ausländischen Kulturzentrum findet. Andere Künstler sind schlichtweg in Vergessenheit geraten. Es wäre sehr einfach, nun einen orientalistischen Blick auf diese Entwicklungen zu werfen und diese dem Druck der „islamischen“ Kultur und dem dazugehörigen Konservatismus zuzuschreiben. Die Erklärung ist wie immer nuancenreicher. Trotz eines tief verwurzelten patriarchalischen Erbes war Ägypten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der Tat Zeuge bedeutender Bemühungen um eine Liberalisierung. Zum Beispiel rissen –...


Rolf C. Hemke ist freier Autor und arbeitet als Dramaturg für Öffentlichkeitsarbeit und Marketing des Theater an der Ruhr/ Mülheim a. d. Ruhr. Seit 2007 kuratiert er das Mülheimer Festival "Theaterlandschaft", derzeit mit dem Schwerpunkt arabisches Theater. Von 1992 bis 2002 war er freier Kulturjournalist u. a. für die Frankfurter Rundschau, die Süddeutsche Zeitung, den Wiener Standard und den öffentlich-rechtlichen Hörfunk.



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