Hellert / Stix | Kreative Stresskompetenz für die Arbeitswelt | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 264 Seiten, E-Book

Reihe: Haufe Fachbuch

Hellert / Stix Kreative Stresskompetenz für die Arbeitswelt

Stress proaktiv mit Strategien, Potenzialen und Ressourcen bewältigen

E-Book, Deutsch, 264 Seiten, E-Book

Reihe: Haufe Fachbuch

ISBN: 978-3-648-16945-2
Verlag: Haufe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die moderne Arbeitswelt ist durch Dynamik, Unsicherheit und Komplexität gekennzeichnet. Daher ist es wichtig, die Kompetenzen der Menschen in den verschiedenen Arbeitsbereichen zukunftsfähig zu entwickeln. Dazu gehört auch die kreative Stresskompetenz. Die Autorinnen beschreiben, wie Stress im Körper entsteht, welche Prozesse unter Stress ablaufen und wie sich insbesondere chronischer Stress auf die Gesundheit auswirken kann. In ihrem Buch erklären sie, wie Personalverantwortliche, Führungskräfte und Berater:innen in drei Schritten Stresskompetenz entwickeln und mit entsprechenden Gestaltungsmaßnahmen und Strukturen gleichzeitig Kreativität und Gesundheit der Mitarbeitenden fördern. Mit Handlungsempfehlungen für den Arbeitsalltag. Inhalte: - Stresstheoretische Grundlagen und Begrifflichkeiten - Die 3-S-Methode: Stressanalyse, Stressbewertung und Stressbewältigung - Glaubenssätze, innere Antreiber, kognitive Konzepte - Ressourcen als entscheidene Schlüsselfaktoren - Voraussetzungen für kreative Prozesse und kreativitätsförderliche Arbeitsbedingungen - Einfach umsetzbare Übungen und Tipps zum Transfer in die PraxisDie digitale und kostenfreie Ergänzung zu Ihrem Buch auf myBook+: - Zugriff auf ergänzende Materialien und Inhalte - E-Book direkt online lesen im Browser - Persönliche Fachbibliothek mit Ihren BüchernJetzt nutzen auf mybookplus.de.  

Prof. Dr. Ulrike Hellert ist Arbeitspsychologin und Geschäftsführerin des Unternehmens Moderne Arbeitszeiten und lehrt an der FOM Hochschule für Oekonomie & Management in Nürnberg. Sie ist dort wissenschaftliche Direktorin am Institut für Arbeit & Personal - iap. Sie ist Business Coach, Beraterin sowie Expertin für Stress- und Zeitkompetenz.
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2 Stresstheoretische Grundlagen


Ulrike Hellert

Stress ist in unserer Gesellschaft allgegenwärtig. Der Begriff »Stress« wird dabei inflationär genutzt und ist inzwischen zu einem Buzzword geworden. Vom täglichen Arbeitsstress bis zu Freizeitstress, von Unistress über Technostress bis Klimastress – fast in jedem Arbeits- und Lebensbereich finden sich Bezeichnungen für Stress.

Was dabei jeweils als Stress erlebt wird oder auch nicht, kann sehr unterschiedlich sein. Die jeweiligen Auswirkungen von Stress auf die psychische und physische Gesundheit hängen insbesondere von der Situation und den individuellen Voraussetzungen, Dispositionen und Ressourcen ab. Meist sprechen Personen von Stress, wenn sie viel zu tun haben, viele Dinge gleichzeitig anstehen oder sie in ihrer Arbeit zu oft unterbrochen werden. Manchmal scheint es auch einfach ganz »cool« zu sein, Stress zu haben.

Grundsätzlich ist Stress komplex sowie vielfältig und obendrein manchmal gar nicht so leicht zu erkennen. Der menschliche Körper reagiert nämlich auf verschiedenen Ebenen mit differenzierten Reaktionen auf Stress. Während manche Menschen auf stressreiche Ereignisse offensichtlich sehr gelassen reagieren können, finden andere in ähnlichen Situationen keine Ruhe und fühlen sich erschöpft. Vor allem chronischer Stress wirkt sich nachhaltig negativ auf die körperliche und seelische Gesundheit aus.

Zunächst ist es daher wichtig, den Begriff »Stress« und die wissenschaftlichen Stresstheorien aus arbeitspsychologischer Sicht etwas genauer zu betrachten, um eine einheitliche terminologische Einordnung zu schaffen. Hier im Buch werden vor allem jene Stressgrundlagen vorgestellt, die für ein Verständnis der Vorgänge im Körper unter Stress relevant sind und eine Basis für die weiteren Maßnahmen zur Stressbewältigung und zur kreativen Stresskompetenz in der Arbeitswelt bilden.

2.1 Begrifflichkeiten


Das Wort »Stress« ist aus dem täglichen Sprachgebrauch nicht mehr wegzudenken. Allerdings hat die Verbreitung des Begriffs nicht unbedingt zu einem eindeutigen Verständnis von Stress geführt. Es besteht sowohl umgangssprachlich als auch in der wissenschaftlichen Nutzung teils notorische Unklarheit. Die folgenden Erläuterungen sollen daher wissenschaftlich fundierte Klarheit schaffen.

Historisch betrachtet gehörte das Wort »Stress« bereits im Mittelalter zum englischen Sprachschatz. Es bezeichnete damals grundsätzlich die äußere Not, das Leiden und die auferlegte Mühsal (Schönpflug, 1987). In der Physik steht das Wort »Stress« für mechanische Spannung oder Belastung (Nitsch, 1981). Stress ist die Kraft, die auf einen Werkstoff einwirkt und diesen verändern kann, wohingegen »Strain« die Deformation ist, die durch Stress verursacht wird. Der englische Forscher Robert Hooke prägte den Begriff »Stress« im Hooke’schen Gesetz (Dehnung hängt linear von der wirkenden Kraft ab) (Schönpflug, 1987).

Inzwischen ist das Phänomen Stress intensiv erforscht worden, wenngleich die Erklärungen in den unterschiedlichen Fachbereichen nach wie vor nicht immer einheitlich sind.

Für das Verständnis von Stress wird zwischen externalen Ereignissen, die eine spezifische Reaktion auslösen, und der Reaktion auf einen Reiz an sich unterschieden. Stress ist also einerseits ein auslösendes Ereignis, eine Einflussgröße oder unabhängige Variable, wie Zeitdruck oder Arbeitslast. Andererseits kann Stress als abhängige Variable das Ergebnis sein. So ist z. B. ein Vortrag vor großem Publikum für jemanden ein Stressfaktor oder jemand hat Stress, wenn er auf viele Fragen nach dem Vortrag keine Antwort weiß und schlechtes Feedback erhält.

Diese differenzierte Betrachtung ist insbesondere für wirkungsvolle Gestaltungsmaßnahmen relevant. Änderungen der Arbeitsmerkmale können externale stressreiche Situationen verbessern oder beseitigen, z. B. durch klare Vereinbarungen zur »Nicht-Erreichbarkeit« im Homeoffice (organisationale Ebene). Um den wahrgenommenen Stress bei Personen zu reduzieren, kann die Fähigkeit und Kompetenz individuell gestärkt werden, z. B. durch Achtsamkeitstraining oder Selbstführung (personale Ebene).

Übereinstimmend wird Stress als ein Ungleichgewicht bezeichnet, das eine Person empfindet, wenn die an sie gestellten Anforderungen mit den vorhandenen Ressourcen nicht bewältigt werden können. Dies kann beispielsweise durch ein technisches Problem entstehen – wenn z. B. die Auswertungssoftware plötzlich nicht funktioniert und die Bearbeitung einer wichtigen Aufgabe nicht termingerecht fertiggestellt werden kann. Oder wenn ein stark emotionales Ereignis einen kurzfristig »aus der Bahn wirft« und an ein konzentriertes kreatives Arbeiten nicht zu denken ist. Aus arbeitspsychologischer Sicht sind sowohl die Faktoren auf individueller, personaler Ebene als auch im Arbeitsumfeld der Organisation wichtige Anknüpfungspunkte für eine zielgerichtete und erfolgreiche Bewältigung von Stress.

Eine grundlegende Definition für Stress lautet nach dem amerikanischen Psychologen Zimbardo:

»Stress ist das Muster spezifischer und unspezifischer Reaktionen auf einen Reiz. Hierdurch wird das Gleichgewicht gestört. Ein Reizereignis ist ein Stressor, der vom Organismus eine Anpassung verlangt. Die Stressreaktion auf den Stressor setzt sich wiederum aus unterschiedlichen Kombinationen verschiedener physiologischer, emotionaler, kognitiver und verhaltensbezogener Veränderungen zusammen.«

(Zimbardo, 1999, S. 370)

Ähnlich lautet die Definition von Dunckel und Zapf:

»Stress ist ein Ungleichgewichtszustand zwischen Anforderungen der Umwelt und den persönlichen Leistungsvoraussetzungen. Dieser Ungleichgewichtszustand ist persönlich bedeutsam und wird von der Person als unangenehm erlebt.«

(Dunckel & Zapf, 1986, S. 16 f.)

Nach diesem Verständnis ist Stress ausschließlich ein negativer Zustand. Diese Definition, der hier gefolgt wird, ist vor allem für psychischen Stress am Arbeitsplatz geeignet.

Stress wird daneben gern gleichgesetzt mit der psychischen Belastung und auch hier sowohl als Reaktion auf eine Belastung als auch als Belastung selbst verstanden. Nach arbeitswissenschaftlicher Auffassung ist die psychische Belastung »die Gesamtheit aller erfassbaren Einflüsse, die von außen auf den Menschen zukommen und psychisch auf ihn einwirken« und zunächst einmal wertneutral sind. Psychische Beanspruchung ist dagegen »die unmittelbare nicht langfristige Auswirkung der psychischen Belastung im Individuum in Abhängigkeit von seinen jeweiligen überdauernden und augenblicklichen Fähigkeiten, einschließlich der individuellen Bewältigungsstrategien« (Norm EN ISO 10075-1).

Für den einen Mitarbeiter mag es immer wieder eine hohe Beanspruchung bedeuten, eine Präsentation in der Videokonferenz zu halten, für andere ist dies eher eine Routine und nicht weiter aufregend. Entsprechend werden nach dem »Belastungs-Beanspruchungs-Konzept von Rohmert und Rutenfranz « Belastungen durch spezifisches individuelles Verhalten aktiv verarbeitet oder passiv erduldet, wobei die Dauer und die Stärke der Belastung entscheidend sind. Die Beanspruchung wird durch physiologische Parameter erkennbar, also z. B. durch erhöhten Puls oder Muskelverspannungen (Rohmert & Rutenfranz, 1975). Ob eine »neutrale« Belastung zu einer Beanspruchung wird, hängt von vielen Rahmenbedingungen und individuellen Ressourcen ab.

Das Belastungs-Beanspruchungs-Konzept betrachtet einfache Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge und ignoriert dabei komplexe psychosoziale Beziehungen und unterschiedliche Bewältigungsformen. Es kann somit nur in Teilbereichen die Entstehung von psychischem Stress insbesondere im Arbeitsumfeld erklären. Kritisch wird angemerkt, dass der neutral definierte Begriff »Belastung« im Widerspruch zum Alltagsverständnis steht. Denn Belastungen werden meist negativ bewertet, da sie eine Last darstellen. Daher werden psychische Belastungen häufig auch zur Beschreibung von negativen Auswirkungen auf einen Reiz verwendet (Bamberg et al., 2006).

2.2 Stresstheorien und Stresskonzepte


An der Stressverarbeitung und Stressbewältigung sind viele verschiedene Faktoren beteiligt. Bei den wissenschaftlichen Theorien wird insbesondere zwischen der physiologischen (biologischen) und der psychologischen Stressreaktion unterschieden.

2.2.1 Physiologische Stresstheorien


Die physiologischen oder biologischen Stressreaktionen erfolgen bei akuten und chronischen Stresszuständen. Wenn beispielsweise im Autoverkehr...


Stix, Karolin
Karolin Stix ist Diplom-Kauffrau der Betriebswirtschaft und Master of Science in Wirtschafspsychologie. Sie ist Beraterin und Expertin für das Thema New Work Life Design.

Hellert, Ulrike
Prof. Dr. Ulrike Hellert ist Arbeitspsychologin und Geschäftsführerin des Unternehmens Moderne Arbeitszeiten und lehrt an der FOM Hochschule für Oekonomie & Management in Nürnberg. Sie ist dort wissenschaftliche Direktorin am Institut für Arbeit & Personal - iap. Sie ist Business Coach, Beraterin sowie Expertin für Stress- und Zeitkompetenz.

Ulrike Hellert

Prof. Dr. Ulrike Hellert ist Arbeitspsychologin und Geschäftsführerin des Unternehmens Moderne Arbeitszeiten und lehrt an der FOM Hochschule für Oekonomie & Management in Nürnberg. Sie ist dort wissenschaftliche Direktorin am Institut für Arbeit & Personal - iap. Sie ist Business Coach, Beraterin sowie Expertin für Stress- und Zeitkompetenz.

Karolin Stix

Karolin Stix ist Diplom-Kauffrau der Betriebswirtschaft und Master of Science in Wirtschafspsychologie. Sie ist Beraterin und Expertin für das Thema New Work Life Design.


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