Helleberg | Vogelfrei - oder Die heimliche Konigstochter | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 412 Seiten

Helleberg Vogelfrei - oder Die heimliche Konigstochter


1. Auflage 2015
ISBN: 978-87-11-44145-9
Verlag: Saga Egmont German
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

E-Book, Deutsch, 412 Seiten

ISBN: 978-87-11-44145-9
Verlag: Saga Egmont German
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



4 Sterne auf Lovelybooks.de! Schweden in den Jahren 1292-1324: Jofrid, das uneheliche Kind des Königs Magnusson, wird von ihrer vornehmen Mutter grossgezogen, muss unter ihren Stand heiraten, damit das Kind auch einen Vater hat. Der Fluch der heiklen Herkunft lastet auf Jofrids ganzem Leben. Als junges Mädchen verliebt sie sich in einen Priester, aber der Vater zwingt sie zu einer Heirat mit einem ungeliebten Großbauern. Jofrid fügt sich in ihr Schicksal- bis sie als erwachsene Frau dem Ritter Sten Alogottsson begegnet. Die leidenschaftliche Liebe der beiden setzt sich über alle Tabus der rauhen schwedischen Gesellschaft des l3. Jahrhunderts hinweg und löst ein blutiges Drama aus. 'Vogelfrei' ist inspiriert von die alte, schwedische 'Erikschronik', die ungefähr 1320 geschrieben ist. AUTORENPORTRÄT Maria Helleberg wurde 1956 geboren. Sie studierte Dänisch und Theaterwissenschaften. Seit 1986 veröffentlicht sie Romane, Novellen, Kinderbücher, Reiseliteratur und Theaterstücke. Ihre Werke, für die sie etliche Auszeichnungen und Stipendien erhalten hat, wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. MARIA HELLEBERG IM SAGA EGMONT: Die Kurtisane des Kaisers Die Winterkönigin Vogelfrei REZENSION von 'Die Kurtisane des Kaisers' 'Insgesamt hat mir das Buch allerdings sehr gut gefallen, da man einen schönen Einblick in die Zeit zu Alexander dem Großen erhält.' Kerstin, Lesestunde.wordpress.com REZENSION von 'Die Winterkönigin' 'Ausgerichtet an den historischen Fakten, hat Maria Helleberg eine besondere Romanbiographie geschrieben. Plastisch schildert sie das Innenleben dieser ersten Regentin Europas und zeigt sie als komplexe Persönlichkeit, die gerissen und gläubig, geliebt und gehasst war.' - toedlicher-norden.com 'Die 440 Seiten des Romans geben einen Einblick in die schwierige Regentschaft der kleinen Königin und erlauben einen Rückblick in die skandinavische Geschichte der Königshäuser. Es ist eine Geschichte, die so gänzlich anders ist, als man sich landläufig das Leben in einem Königshaus vorstellt.' - EVA MAGIN-PELICH, rezensionen.ch

Helleberg Vogelfrei - oder Die heimliche Konigstochter jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


Avesta – Ornäs – Nyköping – Mjövik
1311 – 1318
Sie war dünn und groß, ihr Rücken etwas kräftig – das Kleid war zu lang, aber nur vorn, und sie hob es mit beiden Händen hoch, wie ein Kind, das die Sachen der Mutter tragen muß. Der Saum war ausgetreten und die Schürze schmutzig. Grüne Augen hatte sie, zwei Farbstreifen, die so kräftig glitzerten, daß er Herzklopfen bekam, wenn er ihren Blick traf. Diese Augen leuchteten, sogar im Dunkeln, wie die einer Katze. Er wußte, daß sie gleichsam durch ihn hindurchblicken konnte. Von der guten, etwas abgetragenen Kleidung, die er trug, und die in keiner Weise etwas über sein Anliegen oder seine Ausbildung verriet, ließ sie sich nicht blenden. Unter ihrem grünen, stechenden Blick wurde er wieder zu einem dünnen, hochaufgeschossenen, rothaarigen und tolpatschigen Jungen, mit plumpen Händen und Füßen, die immer im Wege waren. Das braune Wams und der Rock verschwanden, und er fühlte sich wieder genauso unbeholfen und häßlich wie damals, als er im Kloster in Julita herumlief, in einer Kutte, die ein ordentliches Stück über den Knöcheln aufhörte, mit klappernden, viel zu großen, abgetragenen Sandalen an den Füßen und mit einem Strick um den Leib. Sie aber glich der Heiligen Katarina, deren Bildnis auf einem der Altäre in Julita stand: Die Heiden hatten sie gerädert, weil sie unbeirrt an ihrem Glauben festgehalten hatte. Allerdings hatte dieses Mädchen hier ganz andere Augen als die Heilige Katarina. Und dann waren da noch die zerrissenen Nägel, die verfilzten Zotteln in dem langen dunklen Haar und die Erdklumpen auf dem Kleid. Aber vielleicht gab es ja Heilige, die es liebten, in ihren wenigen Augenblicken der Muße auf Bäumen herumzuklettern? Er wollte das bei nächster Gelegenheit nachschlagen. Sie kam ihm entgegen, und er räusperte sich und nannte seinen Namen und sein Anliegen, obwohl es ihm beklommen dabei zumute war, daß nicht der Herr des Hofes ihn empfing, sondern ein zwölfjähriges Mädchen. Die kurze Rede die er eingeübt hatte, war für andere und geübtere Ohren bestimmt als die ihren. Das Mädchen aber bedeutete ihm mit einem Wink, ihr zu folgen, und hob ihr Kleid, so daß er ihre Schuhe sehen konnte. Selbst die gehörten in eine andere, seltsame Welt, zu der er nie Zugang gewonnen hatte. Das blaue Leder war so fein, daß es sich bei jeder Bewegung am Fuß faltete. Hellblaues Seidenband war darin, und zwei kleine Rosetten aus Silber, und über dem Spann war die obere Schicht in Mustern ausgeschnitten, so daß ein noch dünneres grünes Lederfutter sichtbar wurde. Aber ihre Knöchel waren dünn, bleich, spitz und nicht schön anzuschauen. Sie hüpfte, Stufe für Stufe, die Füße aneinandergepreßt, die offene Treppe zum Laubengang hinauf, der entlang dem oberen Stockwerk des Hauses verlief, und rief ihm von oben zu – sie lachte, und er wurde rot und zornig. Er war kein komisches Wesen, über das sie sich lustig machen konnte, er war Priester und doppelt so alt wie sie. So würdevoll wie möglich folgte er ihr. Dann standen sie einander kurz gegenüber. Sie wurde unsicher und errötete, aber nur für einen Augenblick – dann bog sie sich so, als schlüpfe sie unter einem ausgestreckten Arm hindurch, und stürzte davon, mit schallendem Lachen, während ihr die Schürze um die Beine wehte. Im vollen Lauf hielt sie plötzlich an, indem sie den Türrahmen ergriff und herumwirbelte. In sicherem Abstand wandte sie sich um, mit einem merkwürdigen Ausdruck im Gesicht. Er trat folgsam näher und versuchte, seine Kapuze in den Nacken hinunterzuziehen, ohne daß es allzu lächerlich aussah. Er konnte selbst nicht recht verstehen, warum er es sich so sehr zu Herzen nahm, daß ein dünnes, halberwachsenes Mädchen sich über ihn lustig machte. Aber das Lächeln war erloschen, noch bevor er zu ihr gelangte. Sie streckte eine Hand hoch und ließ sie über sein dickes, rotes Haar gleiten. »Ich dachte, man bekommt das Haar abrasiert, wenn man Priester wird?« fragte sie und ähnelte wieder einem Kind. Es gelang ihm nicht, sich unbeirrt und natürlich zu verhalten. Beim Versuch zu lächeln fiel sein Gesicht in sich zusammen – aber sie bemerkte das totgeborene Grinsen nicht, strahlte vor freudiger Dankbarkeit darüber, daß er ihr antworten mochte. »Ich bin noch nicht zum Priester geweiht«, preßte er zwischen den Lippen hervor. Selbst dieser kurze Satz klang aufgesetzt, wenn sie ihn mit ihren glitzernden, grünen, schrägstehenden Augen ansah, die vor Lachen strahlten. »Das wäre ja auch ein Jammer«, sagte sie, »mir würde es gar nicht passen, wenn jemand mein Haar abschnitte. Komm herein, Priester, oder wie du genannt werden willst – wenn du uns schon besuchst!« fügte sie kichernd hinzu und stieß ihn leicht durch die offene Tür, indem sie ihre spitzen Finger in seine Seite und seinen Rücken bohrte. Schon auf der Schwelle fiel ihm auf, daß er vergessen hatte, wie angenehm wohlhabende Menschen wohnten. Jene, die es sich leisten konnten, die trübe, erstickende, braune Dunkelheit hinter sich zu lassen und den ewig beißenden Gestank von altem Rauch und Ruß. Im Dachgeschoß waren vier kleine rundbogige Fenster, die man öffnen konnte. Wände, Decke und Fußboden waren sauber gescheuert. Das Holz war schön, jung und hell, und die Luft rein. Ein paar junge Mädchen hängten gerade schwere, gewebte Teppiche an Eisenhaken an der Wand auf, und seine Gastgeberin ging zu ihnen hin und fragte sie etwas und lachte ein paarmal herzhaft. Sie kehrte zu ihm zurück und zog ihn die Treppe hinunter, wieder auf den Hof. In der Zwischenzeit war sein Pferd verschwunden. Er war an einem eigenartigen Ort gelandet, und nie zuvor hatte er so deutlich das Gefühl gehabt, überflüssig und lästig zu sein. Aus diesem Grund hielt er sich demütig hinter dem Mädchen, während sie weiterschritten, durch das Gatter im mannshohen Palisadenzaun, zwischen den Stallgebäuden hindurch, durch das äußere Tor hinaus auf den steinigen Feldweg, den er gerade erst auf dem Pferd zurückgelegt hatte. Sie schritt kräftig aus – eine dünne, energische, kleine Gestalt, die gegen den harten Wind ankämpfte. Als er sich umdrehte, konnte er den Hof von weitem sehen, eingeklemmt zwischen zwei Zäunen, geschlossen wie eine Faust, allein, so weit das Auge reichte. Hier wurde der Dalelv breit und ruhig und verteilte sich auf Buchten und um Landspitzen, unterbrochen von Schären, kleinen Felsen und steinigen Steilküsten, und auf jeder Seite des Hofes war Wald, Wald und nochmal Wald, durchschnitten von Streifen gelber Felder, den verstreuten Äckern. Der Reichtum und das Selbstbewußtsein dieser Menschen hatten ihn überrascht. Die Bauern in Bergslagen waren nicht mit der besten Erde des Landes begünstigt, die Entfernungen waren groß, kleine Feldstriche wurden durch undurchdringliche Wildnis abgeschnitten. Er war nicht gerade von der Aussicht begeistert gewesen, Priester in Grytnäs zu werden. Aber man mußte nehmen, was sich anbot. Das Mädchen blieb am Zaun stehen und rief, mit den Händen als Trichter vor dem Mund. Vier kleine Pferde trotteten zu ihr, zähe Tiere mit Aalstrich auf dem Rücken, bessere Reittiere als der hohlrückige, halbkahle Gaul, den der Priester in Grytnäs für ihn vorgesehen hatte. Hinter den Tieren gingen drei Männer. Der mittlere zog ein lahmendes Jungpferd hinter sich her. Alle drei Männer trugen ähnliche Kleider, dennoch war sofort zu sehen, wer von ihnen der Hofherr war: Er machte weiter ausladende Schritte in den zerknautschten Lederstiefeln. Aber er hätte nie gedacht, daß ihr Vater so aussehen würde. Der Mann, der ihm entgegenkam, war stämmig und rotwangig mit schweren, schrägen Schultern und einem Hängebauch, eingespannt von einem breiten Gürtel. Ein gewaltiger, grobschlächtiger Mann. Alles war breit an ihm – die Schenkel, die Beine, die Füße, der Körper, der Kopf. Wabernde Schichten von überflüssigem Fleisch tauchten an Stellen auf, wo man es am wenigsten erwartete. Außerdem hatte er kleine, hervorstehende, argwöhnische Augen, die demjenigen, den er beobachtete, das Feuer in die Wangen trieben. Das Mädchen wurde mit ein paar brummigen Bemerkungen ins Haus geschickt, und die beiden waren allein, der Priester und der Bauer. Der Priester wurde mit stechendem Blick abgeschätzt, von oben bis unten, bevor sie sich zusammen aufmachten. Von diesem Menschen also war er in Zukunft abhängig. Der Mann hieß Tore Jonsson, und ihm gehörte Avesta – mit Erzgrube, Wasserfall und Fischereirechten, wie er selbst sagte. Jedenfalls mit dem Maul war er einer der großzügigsten Wohltäter der Kirche in diesem Jahrhundert, das allerdings noch recht jung war. Während er an den dicken, behaarten Fingern abzählte, berichtete er von seinen reichen Geschenken im Klarakloster in Norrmalm und für Totenmessen hier und dort. Der Bischof in Västerås und der Erzbischof und Dompropst in Uppsala waren nahe Verwandte seiner Frau. Sie setzten sich in eine enge, alte, dunkle Stube und tranken Bier, und der Priester empfand einen unbändigen, vehementen Widerwillen gegenüber seinem Gastgeber, daß ihm übel wurde. Tore Jonsson schlürfte und rülpste aus tiefstem Herzen, wischte mit dem Daumen den Schaum aus den Mundwinkeln und lehnte sich so plump zurück, daß die solide Holzbank ächzte. »Wir brauen das beste Bier in Östrabergslagen«, betonte er. Göran nippte vorsichtig an dem angenehmen, kalten, süßen Bier und mußte ihm recht geben. »Es gibt nichts, was meine Frau nicht besser macht als alle anderen Frauen, die ich kenne«, sagte der Hausherr, »du hättest diesen Ort sehen sollen, bevor ich geheiratet habe! Eine kleine,...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.