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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 444, 64 Seiten

Reihe: Alpengold

Hellberg Alpengold 444

Die Versuchung
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7517-7670-7
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Die Versuchung

E-Book, Deutsch, Band 444, 64 Seiten

Reihe: Alpengold

ISBN: 978-3-7517-7670-7
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



In einer Welt, die geprägt ist von Tradition und familiären Erwartungen, träumt Nikola Simlinger von einem Leben jenseits der Grenzen ihres Dorfes. Während auf dem Simlingerhof die Hochzeit ihrer Schwester Gundula gefeiert wird, versucht Nikola, die Kluft zwischen den Konventionen ihrer Familie und ihrem eigenen Freiheitsdrang zu überwinden. Ihre Gedanken schweifen von der ländlichen Idylle zur pulsierenden Großstadt, wo sie sich ein neues Leben aufbauen will - eines, das sie sich selbst erarbeitet hat, ohne von einem Mann oder Hof abhängig zu sein. Doch dann trifft sie auf Patrick Hirschau, einen charmanten und vermeintlich modernen Mann, der ihre Träume mit romantischen Zukunftsvisionen nährt. Als jedoch plötzlich ans Licht kommt, dass Patrick ebenfalls Bauer ist, bricht für Nikola eine Welt zusammen ...

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Die Versuchung

Ein Heimatroman über die Zerreißprobe zwischen Herz und Freiheit

Von Margit Hellberg

In einer Welt, die geprägt ist von Tradition und familiären Erwartungen, träumt Nikola Simlinger von einem Leben jenseits der Grenzen ihres Dorfes. Während auf dem Simlingerhof die Hochzeit ihrer Schwester Gundula gefeiert wird, versucht Nikola, die Kluft zwischen den Konventionen ihrer Familie und ihrem eigenen Freiheitsdrang zu überwinden. Ihre Gedanken schweifen von der ländlichen Idylle zur pulsierenden Großstadt, wo sie sich ein neues Leben aufbauen will – eines, das sie sich selbst erarbeitet hat, ohne von einem Mann oder Hof abhängig zu sein.

Doch dann trifft sie auf Patrick Hirschau, einen charmanten und vermeintlich modernen Mann, der ihre Träume mit romantischen Zukunftsvisionen nährt. Als jedoch plötzlich ans Licht kommt, dass Patrick ebenfalls Bauer ist, bricht für Nikola eine Welt zusammen ...

In der großen Wohnstube auf dem Simlingerhof ging es an diesem Tag lebhafter zu als an anderen Sonntagen. Schon nach dem Kirchgang hatten sich etliche Gäste eingefunden, denn man feierte im kleinen Kreis die Verlobung von Gundula Simlinger und Sebastian Einöder.

Die zwei kannten sich schon lange. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, wann dem heimlichen Liebesverhältnis eine feste Bindung folgen würde. Gundula war das älteste Kind von Paul und Josefa Simlinger. Sie erbte den Hof, denn nach einer zweiten Tochter hatte Josefa keinen weiteren Kindersegen mehr erwarten dürfen.

Gundulas künftiger Ehemann entsprach zum Glück auch den Wünschen ihrer Eltern. Es kam ja nicht allein auf die Liebe an. Auch der Fortbestand des Hofes musste durch einen tüchtigen, pflichtbewussten und weitblickenden Bauern gesichert werden.

All diesen Erwartungen entsprach Sebastian Einöder ohne Wenn und Aber. Dass er außerdem noch recht fesch anzuschauen war, wusste Gundula zu schätzen. Wie verliebt sie war, konnte jeder im Raum sehen. Es störte Gundl wenig, dass die Tante Agnes peinlich berührt die Stirn krauste, wenn sich das junge Paar ungeniert küsste.

Aber nicht nur die ledige Tante nahm Anstoß an der zur Schau gestellten Liebe. Auch Nikola, drei Jahre jünger als die Schwester, hatte sich in den Herrgottswinkel im fensterlosen Eck der Stube zurückgezogen.

Dort flüsterte sie der Hauskatze Tapsi ins Ohr: »Wie findest du das, Tapsi? Ist das Getue von Gundl nicht albern? Wie sie ihn anhimmelt, den faden Kerl! Also weißt du, Tapsi, ich möchte ihn nicht geschenkt haben! Er hat's doch nur auf den Hof abgesehen.«

Tapsis Interessen gingen in eine ganz andere Richtung. Zunächst wollte sie es sich auf Nikolas Schoß ein bisserl bequem machen. Wenn sie ausgeruht war, musste sie dringend in den Heustadl auf Mäusejagd gehen. Liebe? Die gab's für Tapsi nicht mehr, seit man sie gemeinerweise zum Tierarzt geschleppt hatte, der jeglichen Kindersegen und das vorangehende Vergnügen mit roher Hand unterbunden hatte. Zwar hatte Tapsi nichts davon gespürt, aber der Kater vom Nachbarhof war seitdem für alle Zeiten Luft für sie.

Nikola legte einen Arm schützend um die zusammengerollte Tapsi, damit sie nicht von ihrem Schoß rutschte. Tapsi schloss die bernsteingelben Augen genüsslich, während Nikolas graublaue Augen verärgert über die anderen Anwesenden hinwegblickten.

Der Vater machte einen höchst zufriedenen Eindruck. Er unterhielt sich angeregt mit Gundls zukünftigem Schwiegervater.

Nikola setzte ihr Selbstgespräch ebenfalls fort: »Den beiden geht's doch nur darum, dass sie ein gutes Geschäft gemacht haben. Auf unserem Hof wird ein tüchtiger Mann regieren, und der Einöder-Bauer ist froh, dass sein zweiter Sohn eine gute Partie gemacht hat.«

Auf dem altertümlichen Sofa mit den bunten Ripsbezügen saßen Josefa Simlinger und Irmingard Einöder. Wahrscheinlich tauschten sie ihre Erfahrungen über das Leben im Austragshäusl aus.

Das Ehepaar Einöder hatte den Hof schon vor drei Jahren an den ältesten Sohn Luitpold übergeben, obwohl die Eltern beide noch nicht alt waren. Auch Gundl hatte bereits den Mund weit aufgerissen und verlangt, dass sie und ihr heiß geliebter Wastl gleich nach der Hochzeit das alleinige Sagen auf dem Hof notariell zugesichert bekamen. Dem Vater war dann erlaubt, seine Meinung zu äußern und seine Erfahrungen helfend einzubringen, aber zu bestimmen hatte er nix mehr. Josefa Simlinger hatte ihrem Mann gut zureden müssen, dem Wunsch der Tochter nachzugeben.

»Ich werde froh sein, endlich mehr an mich denken zu dürfen«, hatte sie gesagt. Und nun holte sie sich Ratschläge bei Irmingard Einöder, was man mit der dann reichlich vorhandenen Zeit beginnen konnte.

Nikola flüsterte der schlafenden Tapsi ins Ohr: »Ich sag' dir, die Mama verträgt das faule Leben nicht. Vor lauter Langeweile wird sie noch krank werden. Aber das Schlimmste ist: Was wird aus mir? Kannst du mir das sagen, Tapsi?«

Tapsi zuckte mit den Ohren. Das konnte Ja oder Nein bedeuten.

Nikola seufzte. »Bist halt nur ein dummes Vieh, das von nix eine Ahnung hat.«

Auf der anderen Tischseite saßen Luitpold Einöder, seine Frau Birgit und der zweijährige Bub Florian. Das Bürschl war ungemein brav, so brav, dass Nikola ihn schon wieder »fad« nannte. Andererseits ging ihr das Gequietsche seines Stoffbärlis auf die Nerven, das der kleine Kerl mit den rundlichen Würstlfingern pausenlos knetete.

»Kleine Kinder sind grässlich«, stellte Nikola fest. Darin mochte Tapsi ihrer Meinung sein, denn die Schwanzspitze zitterte erregt. Tapsi hatte ja auch bereits üble Erfahrungen mit den Urlauberkindern auf dem Nachbarhof gemacht, die sie unbedingt streicheln wollten und sie hierhin und dorthin gejagt hatten.

Neben dem jungen Ehepaar Luitpold und Birgit saß Tante Agnes. Sie war die Schwester von Paul Simlinger. Bis vor Kurzem war sie Pfarrhaushälterin bei Hochwürden Sanftl in Hochberg gewesen. Der greise Pfarrherr hatte sich jedoch in die Obhut eines kirchlichen Stiftes begeben, wo er die nötige Hilfe und Pflege bis zum seligen Ende fand. Tante Agnes war in eine kleine Dachwohnung im Pfarrhaus umgesiedelt und sah nun mit Kummer im Herzen auf das lebhafte Kommen und Gehen im Erdgeschoss herab. Denn der neue, wesentlich jüngere Pfarrer pflegte fröhlichen Kontakt mit allen Menschen im Dorf.

»Schau dir die Tante an«, versuchte Nikola die Katze zu ermuntern. »Sie ist heute gar nicht so glücklich, wie sie es eigentlich sein müsste. Denn ihr ist schließlich die Bekanntschaft zwischen Gundl und Wastl zu verdanken. Anstatt sich über ihre erfolgreiche Kuppelei zu freuen, macht sie ein Gesicht wie bei einer Beerdigung. Mei, das hätte sie sich doch denken müssen, dass der uralte Pfarrer Sanftl mal abtritt. Er ist ja gar nicht mal gestorben, sondern nur fortgezogen. Aber das passt der Tante eben nicht. Sie fühlt sich überflüssig. Der neue Pfarrer braucht sie nicht.«

Irmingard Einöder hatte scheinbar vergessen, wem ihr Sohn sein künftiges Ehedasein zu verdanken hatte. Sie richtete kein einziges Mal das Wort an Tante Agnes, sondern beschäftigte sich ausschließlich mit Josefa und Paul Simlinger. Dabei hatte sich Irmingard Einöder noch vor Jahresfrist bei Tante Agnes darüber beklagt, dass ihr Sebastian noch immer nicht die Richtige gefunden hatte. Beim Weiberkranzl am Altweiberfasching im Pfarrheim hatte sie sich regelrecht an Tante Agnes herangemacht. Ganz bestimmt nicht ohne Absicht!

Die gutmütige Tante Agnes hatte sich das Lamentieren geduldig angehört und dann so beiläufig verlauten lassen:

»Ach, mit meiner Nichte Gundl ist's das gleiche Drama. Sie findet auch keinen, der ihr gefallen könnte. Wissen Sie was, Frau Einöder? Schicken Sie doch Ihren Sebastian zum Prinzenball nach Talbrück. Könnt' ja leicht sein, dass der Zufall die beiden zusammenführt.« Dabei hatte Tante Agnes vielsagend gezwinkert.

Ob es dann wirklich nur der Zufall war oder ob Tante Agnes noch weiter nachgeholfen hatte, jedenfalls war Sebastian Einöder als bildsauberer Wildschütz im Gasthaus »Goldener Hirsch« in Talbrück erschienen. Seine scharfen Augen hatten sofort Gundula Simlinger erspäht, die mit ihren Eltern und anderen Bekannten an einem Tisch saß und gelangweilt in die Gegend schaute. Von den Blicken des Wildschützen magisch angezogen, schaute sie ihn an ... und schon war es um sie geschehen. Nach dem ersten Tanz waren Gundula und Sebastian nicht mehr auseinanderzubringen. Die Liebe hatte gesiegt.

»Das war nicht die Liebe, Tapsi«, erklärte Nikola aus ihren Gedankengängen heraus der Katze, »das war von Sebastians Seite aus eiskalte Berechnung. Na, Schwamm drüber. Anscheinend ist er ja heute wirklich in die Gundl verknallt. Der Hof als Dreingabe verschönt die Zweisamkeit natürlich. Halt, wo willst du denn hin, Tapsi? Bleib hier! Wenn die Mutter dich entdeckt, fliegst du raus aus der warmen Stube. Schau mal, draußen stürmt's und schneit's!«

Aber Tapsi hatte genug von Nikolas schlafstörendem Gerede. Da wusste sie ein ruhigeres Platzerl im Heustadl. Außerdem war ihr Jagdrevier dort ganz in der Nähe. Zum Abendessen würde sie sich trotzdem...



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