Buch, Deutsch, 104 Seiten, PB, Format (B × H): 148 mm x 210 mm, Gewicht: 180 g
Buch, Deutsch, 104 Seiten, PB, Format (B × H): 148 mm x 210 mm, Gewicht: 180 g
ISBN: 978-3-935193-24-5
Verlag: Peras
In das psychoanalytische Therapieverfahren müsste der symptominhärente Bezug zur Kulturobjektivität expressiv verbis aufgenommen und umgedeutet werden. Beispiel: Phobien beziehen sich meistenteils auf architektonische respektive technische Gegenstände (etwa Brücken). So sind alle sogenannten unbewussten Phantasien nicht vom phobischen Objekt zu subtrahieren, sondern sie machen selber schon ganz und gar den Produktionsgrund, das Produktionsmovens der Objekte aus. Wenn dem nun so wäre, so gälte diese kriteriale Unterscheidung nicht mehr: hier die Kulturobjektiva, die nun einmal so sind, wie sie sind, versus dort die Subjekte/Körper, die im Krankheitsfall dieses ihr Unbewusstes in jene unbillig hineinprojizieren.
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Vorausblicke
Weshalb die folgende nachdrückliche Version zu den Chancen einer pathognostischen Praxis? Deswegen, weil die Schere zwi-schen der Reklamation derselben und dem ausgiebigen Theo-rieabhub unseres psychoanalysekritischen Unternehmens sich bis zur Unerträglichkeit weiter zu öffnen drohte. Mit welcher Selbstkritik keineswegs das Wort philosophischer Zurücknah-me, wohl aber der Sorgfalt der Theorieadaptierung an die kurz-um: klinischen Belange geredet sein soll, ohne daß mit solchem – scheinbaren – Abstieg die unausbleiblichen Reibungen zwi-schen beiden Polen – hier empathisch Philosophie, dort, kon-ventionell benannt, Therapie beseitigt werden dürften.
Die Initiation zu dieser überfälligen überwertigen Wendung ging hauptsächlich von Reinhard Merker aus, dessen unerwarte-ter vorzeitiger Tod eine nicht wiederausfüllbare Lücke in unsere Reformarbeit riß. An seinem endgültigen Kooperationsausfall wurde uns schmerzlich überbewußt, wie sehr es uns immer noch an praktisch hinlänglichen pathognostischen Probationen gebricht; wie empfindlich es uns vor allem an pionierarbeitsge-willten Ärzten mangelt; wie unsere hypostatisch allzu leicht in sich selbst hinein abdriftenden Gedanken jetzt erst recht Gefahr laufen, über den Wassern des prekariatsdurchsetzten Ruhrge-biets, zuletzt Herten, Merkers psychotherapeutische Wirkungs-sphäre, fernab von fruchtbaren Abregungen (höchstens leichter Nieselregen?), reserviert schweben.
Gewiß, die folgende Textesammlung beabsichtigt, diesem Mißstand wider sein Fortwähren abzuhelfen. Doch müßte be-zweifelt werden, daß sie diesem Ansinnen hinreichend schon genügetun könnte. Mitgewirkt daran habe nicht zuletzt ich selbst, insofern es mir kaum gelang, zulänglich exoterisch pla-kativ zu schreiben, fortwährend vielmehr ich die Schriftfaktur, wenngleich immanent nichts als angemessen, verkomplizierte, so daß sich meine „Hinführungen“ in ihren wesentlichen Teilen am ehesten als seminarmäßiger Diskussionsstoff anböte, und die kasuistischen Passagen vordringlich in Intervisionskontexte gehörten.
Entsprechend, unter dem Vorzeichen „Intervision“, haben wir, Merker und ich, mit der Erkundung dessen, was patho¬gnos¬tische Kasuistik in pragmatischer Wendung sein könnte, aller¬erst ausdrücklich begonnen. Das Projekt, versuchsweise ent-scheidende quasi Reklameeinlassung, auch für meine klinischen KollegInnen am Ort, harrt dringlich der Fortsetzung. Wie nur? Mehr als ein Ersatz dafür könnte allerdings Merkers vordem noch in der zuende gehenden Mache befindliches, für ein breite-res Publikum gedachtes einladendes „Pathognostisches Vade-mecum. Handreichungen für Psychotherapeuten und Menschen in sozialen Berufen“ ausmachen, auf dessen Freigabe zur Publi-kation von seinen Nachlaßverwaltern wir künftig hoffen dürfen.
Im Folgenden zusammengestellt habe ich
– die Vorspänner zu diversen Publikationen, die mit der Her-kunft der Pathognostik sowie, im Überschlag, mit deren Be¬griff befaßt sind;
– mehrfach vorgetragene, dem Anspruch nach propädeutische Überlegungen zur eigenen Theorie und insbesondere Proze-dur;
– die weiter ausholende Hauptstudie mit – zum Teil simulati-ver – Kasuistik dazu.
Im Vorgriff dazu (in: Pathognostische Studien X. Afinale pa-thognostische Überfälligkeiten und Altlasten, Essen: Die Blaue Eule 2010 [Genealogica Band 43, 104 – 120]) veröffentlichte ich bereits, ebenso vorgetragen, „Abermals eine Hinführung zu einer ,Psychoanalyse der Sachen‘ (Pathognostik).“ – Im übrigen sei auf unser „Jahrbuch“ (Psychoanalyse und Philosophie. Pa-thognostica, Düsseldorf: Peras, hrsg. zus. m. Ch. Weismüller, 1998ff) mit im „Büchermarkt“ angeführten „Neuerscheinun-gen“ und „Empfehlungen neuerer Publikationen“, in der Nach-folge abundanter vorausgehender, verwiesen.
Düsseldorf, im April 2011