Heinrich | Mord im Astoria | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 256 Seiten

Reihe: Teddy Steuber

Heinrich Mord im Astoria

Wien-Krimi
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-8392-7674-7
Verlag: Gmeiner-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Wien-Krimi

E-Book, Deutsch, Band 1, 256 Seiten

Reihe: Teddy Steuber

ISBN: 978-3-8392-7674-7
Verlag: Gmeiner-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Teddy Steuber ist ein Betrüger und ein Schlitzohr. Was er nicht ist: ein Mörder. Auch wenn alle Indizien gegen ihn sprechen und ihm nichts bleibt als die Flucht. Im Wien der 1920er Jahre macht er sich auf die gefährliche Suche nach dem wahren Täter. In Mina Nowak, einer jungen Schreibkraft mit großen Träumen, die auf dem Kommissariat tätig ist, findet er unverhofft eine Verbündete. Gelingt es den beiden, Teddys Unschuld zu beweisen oder wird ihm seine kriminelle Vergangenheit zum Verhängnis?

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Kapitel 2
Donnerstag, 14. Juli Teddys Magen knurrte. Wenn er zu lange schlief, wachte er meist mit einem Riesenhunger auf. Ein Butterkipferl und eine Melange waren da sicher nicht genug. Als Theo von Hagendorf hatte er nur an seinem ersten Tag im Hotel ein Kännchen Kaffee bestellt. Der gelehrige Tourist begriff schließlich bald, dass man in Wien morgens eine Melange zu sich nahm und am Nachmittag eine Schale Gold oder einen kleinen Mokka. Jetzt stellte sich nur noch die Frage, ob er heute wieder im Hotel frühstücken oder doch die Führichgasse bis zum Café Tirolerhof entlang gehen sollte. Das war nur ein kurzes Stück, und dort saß es sich nett. Vielleicht doch das Tirolerhof, dachte er, als er aus dem Lift stieg und die holzgetäfelte Lobby betrat. Vor der Portierloge hatte sich eine kleine Traube gebildet. Ein paar Neuankömmlinge warteten geduldig mit ihren Koffern, während am Tresen Inspektor Schmalbach sowie ein uniformierter Polizist lehnten. »Zimmer 32«, sagte der Hotelportier. Abrupt blieb Teddy stehen. Zimmer 32 war seines. Rasch, aber nicht zu schnell, wandte er sich um und kehrte der Portierloge den Rücken zu. Jetzt galt es, nicht aufzufallen. Das Frühstück war gerade zur Nebensache geworden. Neben den Aufzügen führte eine Treppe nach oben. Wenn es die Wahl gab, waren Treppen von Vorteil, in einem Aufzug bot sich keine Fluchtmöglichkeit. Teddy stieg hastig die Treppe hinauf. Sicher würden Schmalbach und der Uniformierte den Lift ansteuern. Was bedeutete, dass sie vor ihm sein Zimmer im dritten Stock erreichen würden. Hoffentlich waren sie noch eine Zeit lang ins Gespräch mit dem Portier vertieft. Teddy hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt, wenn er daran dachte, was sie in seinem Zimmer vorfinden würden. Im Schrank hingen verdächtig wenig Kleidungsstücke, der reiche Herr von Hagendorf reiste mit auffallend spärlichem Gepäck. Wenn man von den Leintüchern absah, die Teddy aus dem Wäscheschrank seiner letzten Unterkunft, einer kleinen Pension, entwendet hatte. Die hatte er gedankenlos unten in den Kasten gestopft und bisher nicht entsorgt. Solche Schlampereien rächten sich immer. Aber das war nicht das Schlimmste. Zwar trug er seine eigenen Dokumente bei sich, doch im Nachtkästchen lag der gefälschte, auf Theo von Hagendorf ausgestellte Pass. Teddy blieb am Treppenabsatz stehen und schielte in den Gang hinein. Das war Pech, die Polizei hatte vor ihm den dritten Stock erreicht. Schmalbach schien das Zimmer betreten zu haben, der uniformierte Beamte hatte sich davor postiert. Das amtliche Interesse an seiner Person war höchst unerfreulich. Wie es aussah, hatte er gestern Nacht zu spät gehandelt. Die Polizei musste seine Fingerabdrücke in Adeles Zimmer gefunden haben, bevor er überhaupt die Chance erhalten hatte, sie von kritischen Gegenständen wie Schlüssel oder Schmuckschatulle abzuwischen. Trotz seiner nicht gerade lupenreinen Vergangenheit hätte er nicht gedacht, dass sie ihn so flott identifizieren würden. Jemand war hier fleißig gewesen und hatte eine Nachtschicht eingelegt. Immerhin, sobald die Beamten Adele darauf ansprachen, konnte sie aufklären, was es mit seiner Anwesenheit in ihrem Zimmer auf sich hatte. Selbst wenn sie dazu ihre Liaison gestehen musste. Damit wäre die Sache fürs Erste aus der Welt geschafft, jedenfalls soweit es den Diebstahl betraf. Allerdings saß Teddy nach wie vor in der Bredouille. Hochstapelei, Zechprellerei und Dokumentenfälschung ließen sich nicht so leicht erklären wie seine Fingerabdrücke in Adeles Zimmer. Er war noch lange nicht aus dem Schneider. Am besten, er kürzte seinen Aufenthalt drastisch ab und suchte so schnell wie möglich das Weite. Er stieg wieder in die Lobby hinunter. Die Schlange vor der Portierloge hatte sich aufgelöst. Nur eine einzelne kinderreiche Familie beanspruchte die volle Aufmerksamkeit des Portiers. Wenn Teddy sich beeilte und die Loge passiert, bevor der Portier dahinter aufsah, gelang es ihm vielleicht, unbeobachtet zu verschwinden. Alles, was es brauchte, war ein bisschen Glück. Das allerdings schien ihn soeben zu verlassen. Er konnte nur hoffen, dass er rechtzeitig in der Telefonkabine verschwunden war, bevor das kleine Rudel von Polizisten in die Lobby vordrang. Teddy zählte fünf Uniformierte, aber er hielt die Tür zur Lobby auch nur einen schmalen Spalt geöffnet. Was wiederum bedeutete, dass er nicht den gesamten Raum überblicken konnte. Er zog den Spalt zu, ohne die Tür komplett zu schließen. Erstens konnte er so besser hören, falls sich jemand in seine Nähe verirrte, und zweitens erleichterte es das Atmen enorm. Wer immer hier zuletzt telefoniert hatte, war Kettenraucher gewesen. Der Rauch hing noch frisch in der Luft und verwandelte den winzigen Raum in eine Selchkammer5. Bloß nicht husten, das hätte noch gefehlt. »Steuber, Theodor, 24 Jahre, blond, mittlere Größe, schlanke Statur, Foto bekommen wir noch.« Die Telefonzelle war zur Falle geworden. Mindestens zwei Polizisten schienen sich unmittelbar davor zu unterhalten. »Alles klar, der kommt nicht an uns vorbei.« Teddy saß fest. Nicht husten, nur nicht husten. Dabei kratzte sein Hals gerade jetzt wie verrückt. Einer der Polizisten machte ein paar Schritte, weg von Teddy und der Telefonzelle. Ein Stück weiter krähten die Kinder. Absätze klapperten hektisch über den Steinboden. Gefolgt von schweren, gemäßigten Schritten. »Krüger, sind alle Ausgänge besetzt?« Das war Inspektor Schmalbachs Stimme. »Selbstverständlich, wir sind überall postiert.« Teddy nestelte an seinem Hemdkragen, der sich auf einmal viel zu eng anfühlte. »Frau Donnersberg, wir sind Ihnen dankbar für Ihre Kooperation, aber wenn ich Sie jetzt bitten darf …« Teddy schloss erleichtert die Augen. Adele war bei Schmalbach. Sie würde ihn entlasten. »Haben Sie ihn schon erwischt?«, hörte er sie plötzlich fragen. Das war nicht die Reaktion, die er von ihr erwartet hatte. »Der entkommt uns nicht«, war Schmalbachs Antwort. »Gut«, sagte Adele. Gut? Teddy rührte sich nicht. Er versuchte, sich auf das Gesagte einen Reim zu machen. Es ergab keinen Sinn. »Wenn Sie Theo von Hagendorf – oder wie immer er tatsächlich heißt – verhaftet haben, bekomme ich meinen Schmuck zurück, nicht wahr?« Verdächtigte Adele ihn ernsthaft? Die Adele, mit der er vor ein paar Stunden noch das Bett geteilt hatte? »Ich kann es Ihnen nicht versprechen, Frau Donnersberg, aber wenn der Täter innerhalb kurzer Zeit gefasst wird, stehen die Chancen, Ihr Collier zurückzubekommen, relativ gut. Je schneller wir den Gauner schnappen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass er sich noch nicht von dem Diebesgut trennen konnte.« »Wissen Sie, ich hatte ja keine Ahnung …«, hauchte Adele. Vor seinem inneren Auge konnte Teddy es geradezu sehen, wie sie sich zu Schmalbach beugte und ihn flehentlich anblickte. »Wie hätte ich denn wissen sollen, dass er ein Krimineller ist?« »Ein notorischer Schwindler und Betrüger. Einbruch hat Steuber bislang noch keinen begangen. Nun ja, meiner Erfahrung nach gibt es für alles ein erstes Mal, und die Art und Weise, wie er sich bei Ihnen eingeschmeichelt und Ihr Vertrauen erschlichen hat, passt wiederum genau ins Muster. Außerdem haben wir zahlreiche seiner Fingerabdrücke in Ihrem Hotelzimmer gefunden. – Sie bleiben dabei, dass er es in Ihrem Beisein nie betreten hat?« Sie bleiben dabei? Teddy befreite sich von seiner Krawatte und lockerte den obersten Hemdknopf. Es fühlte sich immer noch zu eng an. »Oh, niemals … Gott sei Dank … jetzt, wo ich weiß, was für ein Mensch er ist.« Schämte sie sich, weil sie dachte, auf ihn hereingefallen zu sein? Das war eine Erklärung. Eine andere, die sich in seinem Kopf immer mehr ausbreitete, war noch weniger erfreulich. Hatte er sich in Adele getäuscht? In seinem Hinterkopf baute sich unangenehmer Druck auf. »Ich verstehe Ihre Gefühle, Frau Donnersberg, aber ich ersuche Sie, sich wieder auf Ihr Zimmer zu begeben.« »Würden Sie … würden Sie mich begleiten?« Teddy hörte keine Antwort, nur Schritte, die sich entfernten. Er schob die Tür weiter auf, um besser nach draußen spähen zu können. Polizei war keine zu sehen oder zu hören. Sein Blick fiel direkt auf die Portierloge. Diese wurde immer noch von der Familie mit den zahlreichen Kindern – in seinem Blickfeld zählte er fünf – belagert. Hinter ihnen türmten sich Unmengen von Koffern, daneben ein leerer Gepäckwagen, mitten in der Lobby abgestellt. Eine kleine Schande für ein nobles Hotel. Weit und breit war kein Angestellter außer dem geplagten Portier zu sehen. Aber vielleicht lag das auch an der Anwesenheit von so viel Polizei. Der ganze Aufwand seinetwegen war schon beinahe schmeichelhaft. Teddy zog das Sakko aus und krempelte die Ärmel hoch. Er trug keine Pagenuniform und sah auch nicht wie ein Dienstmann aus. Die charakteristische schwarz-rote Kappe, die diese normalerweise trugen, wäre ein hilfreiches Accessoire gewesen. Doch Menschen, das hatte er schon oft beobachtet, achteten nicht immer auf Details. Außerdem fiel ihm nichts Besseres ein. Der kritische Moment war das Verlassen der Telefonkabine. Teddy wartete, bis sich sowohl Portier als auch die sichtlich genervten Eltern über den Tresen beugten. Dann drückte er rasch die Tür auf...


Heinrich, Ursula
Nach Abschluss eines Übersetzerstudiums in ihrer Heimatstadt Wien entschied sich Ursula Heinrich für eine Karriere im österreichischen Außenministerium, für das sie seit 1996 im In- und Ausland tätig ist. Nebenbei arbeitete sie mehrere Jahre als freiberufliche Übersetzerin, bevor sie sich der Literatur verschrieb. Mit ihren Kurzgeschichten ist sie in zahlreichen Anthologien vertreten. Als Teil eines Autorenteams veröffentlicht sie unter einem Pseudonym romantische Thriller. »Melange ohne« war ihr erster eigenständiger Roman. Mit „Mord im Astoria“ kehrt sie in das Wien der Zwischenkriegszeit zurück.



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