Heinen | Geschichte des Hellenismus | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2309, 126 Seiten

Reihe: Beck'sche Reihe

Heinen Geschichte des Hellenismus

Von Alexander bis Kleopatra
3. Auflage 2013
ISBN: 978-3-406-65693-4
Verlag: Verlag C. H. Beck GmbH & Co. KG
Format: PDF
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Von Alexander bis Kleopatra

E-Book, Deutsch, Band 2309, 126 Seiten

Reihe: Beck'sche Reihe

ISBN: 978-3-406-65693-4
Verlag: Verlag C. H. Beck GmbH & Co. KG
Format: PDF
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Nach einem konzisen Überblick über die politische Geschichte der Zeit von Alexander dem Großen bis zum Tode Kleopatras VII. (336–30 v. Chr.) bietet der Band eine allgemeinverständliche Einführung in die staatliche Ordnung, Wirtschaft und Gesellschaft bedeutender Regionen der hellenistischen Welt. Ein abschließender Teil ist den Religionen und Kulturen in der multi-kulturellen Welt des Hellenismus gewidmet.

Heinen Geschichte des Hellenismus jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


3. Die Regionen der hellenistischen Welt: Staat, Gesellschaft, Wirtschaft
Anders als der römische Staat, der sich kontinuierlich aus dem Stadtstaat Rom heraus entwickelte und ein auf Rom ausgerichtetes Imperium schuf, hat die hellenistische Welt keinen einheitlichen Staat hervorgebracht. Vielleicht wäre dies geschehen, wäre nicht Alexander der Große vorzeitig gestorben. Doch so zerfiel sein Reich in eine Vielzahl von Staaten mit ganz unterschiedlichen Vorgeschichten, Lebensformen und Bevölkerungskomponenten. Dennoch haben die Monarchien, die aus den Diadochenkämpfen hervorgegangen sind, gemeinsame Merkmale, eben weil sie im Alexanderreich und im makedonischen Königtum einen gemeinsamen Ursprung haben. Von diesem Ausgangspunkt aus verlaufen allerdings die Entwicklungslinien von Staat, Gesellschaft und Wirtschaft der einzelnen Staaten in je eigener Weise. Diese Linien müssen zunächst einmal nachgezeichnet werden; erst dann lassen sich Gemeinsamkeiten und Unterschiede erkennen. 3.1 Makedonien
Der Ursprung der hellenistischen Monarchien ist das makedonische Königtum, das seine Gestalt erst allmählich im Zuge der Entstehung des makedonischen Staates gewonnen hatte. Zwischen dem 7. und der Mitte des 4. Jhs. hatte sich Makedonien von einer Kernzone am Olymp nach Westen, Norden und Osten ausgedehnt. Unter Alexanders Vater Philipp II. (regierte 359–336) gewann Makedonien ein neues Gesicht: territorial, institutionell, militärisch und kulturell. Infolge seiner Eroberungen erstreckte sich Makedonien von der Grenze Illyriens im Westen bis zum Schwarzen Meer im Osten. Er hatte die Gebirgszonen des obermakedonischen Hinterlandes, griechische Küstenstädte und thrakische Stammeslandschaften zu einem Reich zusammengefaßt, das er in engster Verbindung mit dem makedonischen Adel regierte. Das Selbstbewußtsein dieses Adels leitete sich aus der Tradition regionaler Fürstentümer her. Philipp und Alexander versuchten, diesen Adel an ihre Dynastie zu binden, meist mit Erfolg. Die vielen siegreichen Feldzüge boten ihm ein lohnendes militärisches Betätigungsfeld, vor allem in der Reiterei der Hetairoi, d.h. der «Gefährten», des Königs. Ihnen winkte nicht nur reiche Beute, sondern sie durften auch auf Landschenkungen in den unterworfenen Gebieten hoffen. Eine weitere und breite Basis der Staats- und Gesellschaftsordnung Makedoniens bildeten die landbesitzenden Bauern. Als «Gefährten zu Fuß» (pezhetairoi) waren sie neben der Hetairenreiterei das Rückgrat des Heeres. Die traditionell starke, von Philipp noch gefestigte Stellung der Monarchie kam überdies darin zum Ausdruck, daß der König den Staat auch nach außen vertrat: Er schloß die Staatsverträge in eigenem Namen ab, empfing die auswärtigen Gesandten und führte die Verhandlungen mit ihnen. Der König ernannte die Führungskräfte des Heeres und der Verwaltung. In wichtigen Angelegenheiten wurde der Adel, auf den Feldzügen auch die Heeresversammlung hinzugezogen, doch das entscheidende Gewicht besaß letztlich der König, der sich in der Regel mit seinen Hetairen, später mit seinen als «Freunde» (philoi) bezeichneten engeren Mitarbeitern beriet. Die Administration des Landes, gerade auch die Einziehung der Steuern und die Wirtschaftsverwaltung, war zentral gesteuert. Die Erträge der Bergwerke und der Holzexport unterlagen dem königlichen Monopol. Diese Einkünfte wie auch diejenigen aus den umfangreichen königlichen Ländereien machten den Monarchen zum weitaus reichsten Mann seines Landes. Seine Mittel konnte er nach Belieben für Strukturmaßnahmen, für das Heer wie auch für die Förderung seiner außenpolitischen Ziele einsetzen. Selbstverständlich flossen diese Gelder auch für die Ausstattung und das Prestige des königlichen Hofes in der Hauptstadt Pella. Gelehrte, Künstler, Schauspieler aus ganz Griechenland wurden durch Philipp und seine Nachfolger für kürzere oder längere Aufenthalte in der makedonischen Residenz gewonnen, so vor allem auch der Philosoph Aristoteles als Erzieher Alexanders. Trotz ihrer langwierigen und blutigen Auseinandersetzungen mit den souveränen Stadtstaaten Griechenlands förderte schon Philipp, mehr jedoch noch Alexander im makedonischen Stammland wie auch in den eroberten Gebieten die Entwicklung griechisch verfaßter Städte, freilich nicht als selbständige Stadtstaaten, sondern als Zentren lokaler Selbstverwaltung. Zu den konstitutiven Institutionen einer solchen Stadt, einer Polis, unabhängig davon, ob sie souveräner Stadtstaat oder einem monarchischen Flächenstaat zugeordnet war, gehörten die Volksversammlung (ekklesia) der freien männlichen Bürger und die Wahrnehmung der Amtsgeschäfte durch einen Rat (bule). Für die Griechen außerhalb Makedoniens war die Polis die Lebens- und Organisationsform schlechthin gewesen. Durch seine Eroberungen hatte Philipp II. seinem Reich mehrere griechische Poleis einverleibt; weitere Griechenstädte gründete er selbst, so vor allem Philippopolis in Thrakien (das heutige Plovdiv in Bulgarien) zur Kontrolle des frisch unterworfenen Gebietes. Sein Sohn Alexander wurde der größte Städtegründer der griechischen Geschichte überhaupt. Allenthalben in den von ihm eroberten Gebieten richtete er mit griechischen und makedonischen Siedlern Poleis ein, die seine Herrschaft selbst in den fernsten Territorien sichern sollten und diese Herrschaft bzw. diejenige seiner Nachfolger in der Tat ja auch gesichert haben. Die Organisationsform der Polis galt im Vergleich mit den archaischeren Verhältnissen Altmakedoniens als modern und effizient. Sie erleichterte im übrigen den Anschluß Makedoniens, in dessen Kernlandschaften immer noch ein den Griechen weitgehend unverständlicher, wenn auch dem Griechischen verwandter Dialekt gesprochen wurde, an den kulturellen Standard der mittelmeerweiten griechischen Welt. Nicht nur als Schule der Selbstverwaltung und als Reservoir von Führungskräften waren die Griechenstädte Philipp, Alexander und den hellenistischen Herrschern willkommen. Typisch für die Poleis war nämlich eine weitere Institution, die den Königen im makedonischen Stammland wie auch in den eroberten Gebieten von großem Nutzen sein sollte: das Gymnasium. In vielen Fällen boten die Gymnasien auch kulturelle Leistungen, doch ihre Hauptaufgabe, gerade im hellenistischen Makedonien, aber auch sonst bestand in sportlicher und militärischer Ertüchtigung. Die Gymnasien dienten in allererster Linie der Heranbildung eines verteidigungsfähigen und kriegsbereiten Bürgertums, aus dem wiederum die hellenistischen Herrscher geeignete Soldaten für ihre Heere rekrutieren konnten. Sklaven und Freigelassene hatten keinen Zugang zu gymnasialer Ausbildung. Die Gymnasien waren ein Privileg freier griechischer bzw. makedonischer Bürger. Sie schlossen sich daher nicht nur gegen die niederen Stände ab, wie eine kürzlich vorgelegte Inschrift aus dem makedonischen Beroia anschaulich zeigt (Gauthier, Hatzopoulos), sondern sie öffneten sich auch in den eroberten Gebieten des hellenistischen Ostens nur allmählich der hellenisierungsbereiten nichtgriechischen Bevölkerung. Oft hat man behauptet, mit dem Sieg Philipps II. über die Griechen bei Chaironeia 338 sei das Zeitalter der Monarchie angebrochen und das der Polis zu Ende gegangen. Das stimmt weitgehend, aber nur in bezug auf den souveränen griechischen Stadtstaat. Als Organisationsform stadtbürgerlicher Selbstverwaltung hat jedoch die Polis im Hellenismus nicht nur überlebt, sondern einen ungeahnten Expansionsschub erhalten. Die politische Erziehung durch die Polis, die militärische durch das Gymnasium haben wesentlich dazu beigetragen, daß die Griechen in den weiten Territorien des Orients unter Wahrung ihrer Identität lange Zeit überleben und eine Kulturgemeinschaft bilden konnten, die die Grenzen der einzelnen hellenistischen Staaten überschritt. 3.2 Griechenland und Ägäis
Im Süden Makedoniens bot Griechenland in hellenistischer Zeit ein buntes und häufig wechselndes Bild. Die wichtigste Zäsur zwischen dem Tod Alexanders 323 und dem Untergang Kleopatras 30 stellte die Ablösung der makedonischen Hegemonie durch die römische in den Jahren von 197 bis 168 dar. Thessalien mit seinen weiten und fruchtbaren Ebenen stand bis 197 unter direkter Herrschaft des makedonischen Königs, der zugleich Archon, d.h. Leiter, des Thessalischen Bundes war. Charakteristisch für die politische Organisation des hellenistischen Griechenlands war die wachsende Bedeutung der Bundesstaaten (sogenannte koina), die mehrere Stadt- bzw. Stammesgebiete zu einer größeren Einheit mit eigenem Bürgerrecht zusammenfaßten (ethnos, «Volk» als Oberbegriff). Diese Bünde hatten im allgemeinen Wurzeln, die in die vorhellenistische Zeit zurückreichten, doch ihre große Bedeutung gewannen sie erst durch den Niedergang der bisher mächtigen Stadtstaaten. Die wichtigste Rolle spielten zwei Bünde, die bisher nicht sonderlich hervorgetreten waren: der Achäische Bund mit seinem Kerngebiet in der nordpeloponnesischen Landschaft Achaia und der Ätolische Bund im Westen des festländischen Griechenlands. Wenngleich diese Bundesstaaten kein ausgebildetes Repräsentationsprinzip im...


Heinz Heinen, emeritierter Professor für Alte Geschichte an der Universität Trier, ist Vorsitzender der Kommission für Geschichte des Altertums und Leiter des Projekts Antike Sklaverei an der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.