Heimrich | Yersinia | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 300 Seiten

Heimrich Yersinia

Ein Stralsund Thriller
2. Auflage 2018
ISBN: 978-3-7460-9040-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Stralsund Thriller

E-Book, Deutsch, 300 Seiten

ISBN: 978-3-7460-9040-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die Einwohner der idyllischen Hansestadt Stralsund ahnen nicht, dass der skrupellose russische Ex-General Kostrakowitsch ihre Stadt zum Schauplatz brutaler Kämpfe um eine der grausamsten Waffen aus der Zeit des Kalten Krieges machen wird. Doch als ihm ungewollt die Krankenschwester Katrin, der Gelegenheitsarbeiter Thomas und der Ozeanologe John in die Quere kommen, gerät die Situation außer Kontrolle. Am Ende steht der Waffe nur die Kriminalpolizistin Johanna im Weg. Wird sie in der Lage sein, deren Einsatz zu verhindern?

Der Autor Raoul W. Heimrich ist als Regisseur durch seine fesselnden Krimis und rasanten Action-Filme bekannt. Er realisierte über 200 Fernsehfilme wie DER ALTE, ALARM FÜR COBRA 11, KÜSTENWACHE UND WASSERSCHUTZPOLIZEI BODENSEE. Seinen Debütroman siedelt er in seiner Wahlheimat Stralsund an.

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Kapitel 2
Am Ufer des Nebenarms der Newa glotzte das Hotel Sankt Petersburg auf das Gewimmel am Panzerkreuzer Potemkin herab. Im neunten Stockwerk des Gebäudes war ein Vorhang beiseitegezogen. Am Fenster stand General a. D. Wladimir Kostrakowitsch. Voller Verbitterung und Selbstmitleid starrte er auf das altehrwürdige Schiff. Mit größter Freude wäre er bei der Oktoberrevolution dabei gewesen! Auch hätte er liebend gern Berlin erstürmt und mit der Roten Armee das Deutsche Reich in die Knie gezwungen. Der Name Wladimir Kostrakowitsch würde nie auf einem der gewaltigen Gedenksteine prangen, die es überall in Russland gab. Er massierte sich mit der rechten Hand die linke Seite des Brustkorbs mit der schlecht verheilten Rippe und erinnerte sich an den 27. Dezember 1979. Er stürmte noch einmal als Kommandeur der russischen Spezialeinheit Speznas den Tajbeg-Palast in Kabul und tötete Präsident Amin mit einer Handgranate. Dass das Staatsoberhaupt bereits durch ein vergiftetes Frühstück kampfunfähig war, hatte zum Plan gehört. Die freudige Erinnerung verblasste, statt ihrer spürte er eine weitere Welle beißender Frustration in sich aufsteigen. Der gelungene Einsatz in Afghanistan hätte der Beginn einer außerordentlichen Karriere sein sollen! Für die Verdienste beförderten sie ihn. Aber zu seiner Befremdung zogen sie ihn aus Kabul ab und ernannten ihn zum Leiter einer geheimen Abteilung im Norden Ostdeutschlands, die dem damaligen Geheimdienst der UdSSR, dem KGB unterstand. Wolodjin, der Chef des KGB, wurde damit sein oberster Vorgesetzter – der Wolodjin, der heute Präsident war! Ein galliger Geschmack breitete sich in seinem Mund aus. Sie ließen ihn nicht mehr kämpfen. Dabei wollte er doch mit der Waffe in der Hand für den Ruhm seines Vaterlandes ins Feld ziehen und auch dafür sterben! Nach dem Zusammenbruch der UdSSR unterstützte er dann die falschen Leute. Er legte sich mit Wolodjin an, die Macht, die dieser inzwischen besaß, völlig falsch einschätzend. Bald präsentierte Wolodjin ihm die Rechnung für seinen Fehler: Er ließ ihn mit fadenscheinigen Beweisen anklagen, verurteilen und wegsperren. Erst vor zwei Tagen kam Wladimir aus dem Kresty-Gefängnis frei, in dem er die letzten zwölf Jahre gesessen hatte. Wladimirs Blick verdüsterte sich bei dem Gedanken an diese Zeit der Erniedrigung. Doch bald würde er seine Ehre und seinen Wohlstand wieder hergestellt haben. Diesmal beging er keine Fehler! Alles, was er dafür benötigte, hielt er in drei Tagen in den Händen: Yersinia! Thomas wischte sich mit einem Papiertaschentuch die Schweißtropfen vom Gesicht. Er hatte es geschafft! Die gigantische Heckklappe des Schiffes schloss sich vor seinen Augen. Thomas wartete noch, bis sich die Fähre vom Kai löste und für die Reise über die Ostsee aus dem Hafen glitt. Gewohnheitsmäßig griff er in die Hosentasche, um sich eine Kippe anzustecken. Dass diese leer war, erinnerte ihn daran, dass er im Augenblick keine Zigaretten mehr besaß. Thomas stieg in den Wagen und fuhr los. Schon nach 500 Metern hielt er am Hafenkiosk an, ging in den Laden und kam wenige Minuten später mit einer frischen Packung Zigaretten heraus. Gierig öffnete er die Verpackung, klopfte sich einen Glimmstängel hervor, zündete ihn an und inhalierte tief. Das Nervengift kam in seinem Organismus an und Thomas entspannte sich. Er rauchte die Zigarette, bis nur noch der Filter übrig blieb, den er dann im hohen Bogen wegschnippste. Er öffnete die Tür zum Barkas, um einzusteigen, hielt aber plötzlich inne. „Der Wein!“, murmelte er. „Sonst regt die sich bloß wieder auf.“ Thomas guckte zum Kiosk. Früher oder später musste er den Wein für den Besuch der Freunde seiner Frau kaufen, wenn er es jetzt nicht tat, dann musste er morgen losziehen. Er zögerte noch kurz, ob er nicht besser an einem Supermarkt vorbeifahren sollte? Dort wäre der Wein sicher um einiges günstiger als hier am Kiosk. Aber letztendlich siegte die Bequemlichkeit in ihm. So verschwand Thomas noch einmal in der kleinen Bude, um kurz darauf mit einer Plastiktüte, gefüllt mit zwei Flaschen Weißwein und einem Sechserpack Stralsunder Bier, wieder herauszukommen. Thomas stellte die Tüte vor den Beifahrersitz, stieg ein, ließ den Motor an und fuhr vom Hafengelände. John hörte Laute, die wie durch Watte zu ihm durchdrangen. „Haben Sie mich verstanden?“, kamen jetzt die Worte des Mediziners bei ihm an. John drehte den Kopf und schaute den Mann mit glasigen Augen an. „Hm, wie bitte?“, entgegnete er. Der Chirurg atmete tief ein, bevor er John noch einmal alles erklärte. „Sie haben eine Gehirnerschütterung, und hier“, er deutete mit einem Stift auf eine Stelle auf der Röntgenaufnahme, „haben sie einen kleinen Haarriss, also einen minimalen Bruch an ihrem Schädel.“ – „Fuck“ war alles, was John dazu von sich gab. Er bemerkte selbst seine Unhöflichkeit und fügte noch hinzu: „Ist das schlimm?“ Der Doktor schüttelte den Kopf, „Wie ich schon sagte: Nein, Sie müssen nur ein paar Tage bei uns zur Beobachtung bleiben. Wir müssen sichergehen, dass Ihr Gehirn nicht weiter anschwillt und es dadurch zu Komplikationen kommt.“ John nickte, bereute seine Bewegung aber sofort wieder. Vor Schmerz stöhnend atmete er langsam aus und hielt sich mit der rechten Hand den Kopf. Auch diese Bewegung tat höllisch weh. „Was ist? Haben Sie noch woanders Schmerzen?“, wollte der Arzt wissen, der Johns Verhalten beobachtet hatte. „My shoulder, ich meine Schulter.“ – „Schwester!“, rief der Arzt, „wir sind noch nicht fertig, bitte einmal Schulter rechts!“ Die Krankenschwester, welche die ganze Zeit am Schreibtisch Formulare ausgefüllt hatte, nickte und stand auf. „Na, dann bis gleich!“ Der Mediziner verließ das Zimmer. Die Schwester lächelte John an: „Also dann, kommen Sie bitte!“ John erhob sich schicksalsergeben und folgte der älteren Frau ins Nebenzimmer, in dem die moderne Röntgenanlage stand. Dort bekam er zum zweiten Mal an diesem Tag eine Bleischürze umgelegt, die seine Keimdrüsen vor den negativen Auswirkungen der Röntgenstrahlung schützen sollte. Dann stellte er sich wie angeordnet an den Automaten. Johns Gedanken kreisten dabei nur um einen Wunsch: Er wollte sich hinlegen, die Augen schließen und warten, bis diese verdammten Kopfschmerzen endlich verschwanden! Kevin saß zappelnd auf dem Bett. Wann kamen die Großeltern denn endlich nach Hause? Sie probten heute, wie jede Woche, mit dem Shanty-Chor. An sich sang nur Großvater Wilhelm, aber seine Frau Ursula begleitete ihn schon seit Jahren. Ihr Mann studierte fleißig Seemannslieder ein und sie saß, zusammen mit anderen Sängerehefrauen, gemütlich im Kaffeehaus und ließ sich das Leben bei einem leckeren Käffchen und einem Stück Torte gut gehen. Wenn man sie sah, erahnte man, woher Kevins Veranlagung kam, jede Kalorie zu viel sofort einzulagern. Normalerweise störte es ihn nicht, wenn sich die Großeltern verspäteten, aber gerade jetzt?! Beim ersten Klappern der Haustür rannte Kevin wie besessen auf Oma und Opa zu. „Hoppla, min Jung, was hat dich denn gestochen?“, wollte Wilhelm gut gelaunt wissen. „Na, der Junge wird Hunger haben, ich mach uns schnell was zu essen.“ Die Großmutter verschwand in der Küche, ohne abzuwarten, ob sie mit ihrer Vermutung überhaupt richtig lag. „Du, Opa? Du sagst doch immer, ich solle wieder Sport machen, nicht wahr?“ – „Ja, das wär gut für dich, glaub ich.“ Er schlüpfte aus den Straßenschuhen raus und in die Filzpantoffeln hinein. Kevin zappelte aufgeregt auf der Stelle. „Ich weiß jetzt, was ich machen will! Ihr müsst es mir nur erlauben.“ Wilhelm hängte die Jacke an den Garderobenständer. Da Kevin nicht weitersprach, dreht er sich zu ihm um. „Na, schieß los, was willste denn machen?“ Kevin hatte sich die Antwort schon lange zurechtgelegt. Er wusste, dass er seinen Großeltern nichts von Ninjas vorzuschwärmen brauchte, davon hatten die garantiert keine Ahnung. „So was wie Judo, nur besser!“ – „Das klingt toll, wann soll’s denn losgehen?“ – „Ich könnte heute schon zu einem Probetraining.“ – „Heute?“ Opa Wilhelm schaute auf die Kuckucksuhr an der Wand. „Aber es ist doch schon fast sieben!“ – „Ja, um sieben geht es los, ich müsste gleich los, um es zu schaffen. Also, darf ich?“ – „Nun ja, eigentlich … na, warum nicht?! Aber um zehn bist du spätestens wieder da!“, versuchte der Großvater, streng zu sagen. So recht kaufte Kevin ihm aber die Härte nicht ab. Seit dem Tod seines Vater war er das Einzige, was Opa Wilhelm noch an seinen Sohn erinnerte. Kevin hatte fest damit gerechnet, dass er die Erlaubnis bekam. Schnell sprintete er um die Ecke und kam Sekunden später mit einer gepackten Sporttasche wieder zum Vorschein. Damit rauschte er an seinem Opa vorbei. Die Tür klappte, auf das Geräusch hin kam Oma...



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