E-Book, Deutsch, Band 114, 400 Seiten
Reihe: Historical Saison
Heath / Tyner Historical Saison Band 114
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7515-3193-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 114, 400 Seiten
Reihe: Historical Saison
ISBN: 978-3-7515-3193-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
DER EARL UND DIE UNBEZÄHMBARE MISS GILBERT von VIRGINIA HEATH
Auf die Barrikaden! Kämpferisch setzt sich Miss Sophie Gilbert gegen den neuen Earl zur Wehr. Herzlos plant er, sein Landgut zu verkaufen. Was soll nur aus den armen Bauern werden? Sophie hasst ihn - bis sie dem Earl eines Tages allein begegnet. Kann das Schicksal wirklich wollen, dass sie sich Hals über Kopf in ihren Feind verliebt?
EIN STALLKNECHT ZUM VERLIEBEN von LIZ TYNER
Sie sind füreinander geschaffen: Die junge Lady Guinevere ist entschlossen, den Marquess of Hartcroft zu heiraten. Doch davon wollen ihre Eltern nichts wissen. Sie verbannen Guinevere aufs Land zu ihrer Tante, wo gerade ein überaus attraktiver Stallknecht die Arbeit aufnimmt - der dem Marquess zum Verwechseln ähnlich sieht ...
Schon als kleines Mädchen hat Virginia Heath sich fantastische Geschichten ausgedacht, wenn sie nicht einschlafen konnte. Schließlich hat sie beschlossen, dass Schlaf nicht so wichtig ist, und angefangen, die Geschichten aufzuschreiben. Mittlerweile hat sie über zwanzig Bücher veröffentlicht und wurde bereits zwei Mal für den Romantic Novel of the Year Award nominiert.
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1. KAPITEL
Februar 1818
„Er ist offenbar ein ehemaliger Soldat. Er kämpfte bei Waterloo.“
Mrs. Outhwaite beugte sich vor, senkte die Stimme und ließ den Blick vielsagend über die Runde der Damen schweifen, die den Neuankömmling in Whittleston-on-the-Water mit kaum verhohlener Neugier anstarrten. Da Sophie es keineswegs behagte, so derart unverhohlen zu glotzen, beschäftigte sie sich stattdessen angelegentlich damit, einige Äpfel an einem Marktstand zu inspizieren, während sie heimlich einen Blick auf den gut aussehenden und wohlproportionierten neuen Gutsherrn warf, der vor der Schmiede herumlungerte.
„Er stammt aus dem entfernten Somerset-Zweig der Familie Peel und ist – oder vielmehr war – Lord Hockleys Vetter zweiten Grades. Ein weiteres Einzelkind natürlich, denn die Peels scheinen immer nur einen Erben auf einmal zu haben. Sie sind eine sehr unfruchtbare Familie. Lady Hockley, Gott hab sie selig, war unfruchtbar wie eine Wüste, und wie ich höre, hat die Mutter des neuen Earls weniger als ein Jahr nach seiner Geburt das Zeitliche gesegnet. Und Geld hat er angeblich auch keins.“
Mrs. Outhwaite war eine schamlose Klatschtante, die stets das aussprach, was ihr durch den Kopf ging, ohne Rücksicht darauf, ob es angemessen war. Keine der Anwesenden würde es wagen, sie wegen ihres mangelnden Anstands zurechtzuweisen, denn abgesehen davon, dass sie die Frau des Eigentümers der South Essex Gazette und damit die beste Quelle für Klatsch und Tratsch im Umkreis war, hatte sie nicht nur eine lose Zunge, sondern war auch überaus bissig. Sophie hatte dies schon mehr als einmal zu spüren bekommen, wann immer sie Mrs. Outhwaite im Laufe der Jahre hatte widersprechen müssen, was dank ihrer eigenen Unfähigkeit, den Mund zu halten, öfter der Fall gewesen war, als sie zählen konnte. Aber seit sich der Gesundheitszustand ihrer Tante Jemima drastisch verschlechtert hatte, bemühte sie sich, ihre Schlachten sorgfältig auszuwählen, und diese hier war es nicht würdig, um ihre Rüstung anzuziehen und alle Zurückhaltung in den Wind zu schlagen. Außerdem war Sophie genauso gespannt auf den neuesten Zuwachs im Dorf wie alle anderen auch.
„Allerdings …“ Mrs. Outhwaite legte eine dramatische Pause ein, und die versammelten Damen rückten näher zusammen. „Gestern, als der Metzger seine wöchentliche Lieferung ins große Haus brachte, glaubt er gehört zu haben, wie die Haushälterin dem Butler erzählte, sie habe gehört, wie der neue Lord Hockley seinem Anwalt sagte, er habe kein Interesse an dem Anwesen und nicht vor, jemals hier zu leben. Ihm geht es nur ums Geld!“
„Das hat er gesagt?“ Tante Jemima war über diese Einstellung des neuen Lords ebenso empört wie alle anderen Damen, ganz abgesehen davon, dass die dürftigen Behauptungen aus einem offenbar belauschten Gespräch eines belauschten Gesprächs stammten. „Wie geldgierig!“ Sie schlug sich eine Hand vor den Mund, als würde sie gleich einen ihrer legendären Anfälle bekommen, und Sophie kramte rasch in ihrem Retikül nach dem Riechsalz, das sie für solche Fälle immer bei sich trug. Allerdings verdrehte sie diesmal nicht wie üblich die Augen, als sie es überreichte, denn ihre Tante war ja jetzt wirklich krank – und hatte es nicht nur mit den Nerven – und die ganze Unruhe und Ungewissheit, die die aktuelle Situation mit sich brachte, war nicht gut für sie.
„Merkt euch meine Worte und denkt an Hinkwell-on-the-Hill!“ Mrs. Outhwaite reckte einen Finger himmelwärts und wackelte damit wie ein Mann Gottes, der Feuer und Schwefel auf der Kanzel predigt. „Er plant bereits, uns das Land unter den Füßen wegzuverkaufen!“
Alle Damen keuchten vor Entsetzen auf, als sie plötzlich mit dem Schlimmsten rechneten. Niemand wollte, dass es hier zu einem Ausverkauf des Landes kam, aber die nackte Realität war, dass sie alle machtlos waren, es zu verhindern, wenn die Räder erst einmal in Bewegung gesetzt wurden. Neben seinem großen Anwesen im Westen des Dorfes besaß Lord Hockley praktisch das gesamte Land, das an das Dorf grenzte. Das bedeutete, dass ihm quasi jeder Hektar im Umkreis von fünf Meilen gehörte, die meisten Gebäude darauf und die Mauern jedes einzelnen Ladens rund um diesen Marktplatz, auf dem sie sich gerade befanden.
Das allein machte ihr Dorf noch lange nicht einzigartig, denn es gab wahrscheinlich Hunderte im ganzen Land, die ähnlich waren, aber bis auf drei armselige Hektar war das Hockley-Land nicht verpachtet, was sie angreifbar machte. Vor allem die Nähe zur Hauptstadt und die Annehmlichkeiten der Themse, die buchstäblich vor der Haustür lag, machten Whittleston-on-the-Water zu einem verlockenden Ort. Gutes Land in dieser Gegend war rar und kostete viel Geld. Eine Tatsache, die die unglücklichen Bewohner des nahe gelegenen Dorfes Hinkwell erst vor vier Sommern hatten erfahren müssen, als der örtliche Gutsherr sein Land für eine horrende Summe an den wohlhabenden Besitzer einer Schiffsflotte verkaufte.
Damals hatte sich zunächst niemand Sorgen wegen der Transaktion gemacht, da die riesigen Landflächen seit dem Domesday Book schon viele Male den Besitzer gewechselt hatten – doch dann trafen die Räumungsbescheide ein. Innerhalb weniger Monate hatte der Schifffahrtsmagnat alle Dorfbewohner vor die Tür gesetzt und das arme Hinkwell-on-the-Hill dem Erdboden gleichgemacht. Auf dem Hügel stand nun das prunkvollste Herrenhaus, das je ein Mensch gesehen hatte, und anstelle der jahrhundertealten Bauernhöfe und den betriebsamen Werkstätten, die ihm angeblich die Aussicht verdarben, gab es nun Hektar für Hektar künstliches Parkland mit importierten Moorhühnern und Hirschen. All das hatte der selbstverliebte neue Besitzer dort angesiedelt, um gelegentlich zu jagen, wenn er die Hauptstadt lange genug verließ, um den Gutsherrn zu spielen, seine Geschäftspartner zu beeindrucken oder auf seinem Weg nach oben Freunde aus der High Society zu umwerben.
Mrs. Outhwaite starrte den Neuankömmling jetzt so furchtsam an, als wäre er der Leibhaftige. „Das gemeine Blut des alten Hockley fließt durch seine Adern, und sein entschlossenes Schweigen ist ohrenbetäubend. Denkt an meine Worte, wenn es nach dem neuen Lord geht, werden wir alle bis Weihnachten obdachlos sein!“
Aller Blicke schweiften über den Platz zu dem besagten Mann. Sogar Sophie ließ für einen Moment die Äpfel Äpfel sein, um ihn von oben bis unten zu mustern, und als ob er die intensiven Blicke spürte, wandte der neue Gutsherr ihnen demonstrativ den Rücken zu und starrte eine Wand an. Besorgniserregend distanziert und losgelöst von all dem Markttreiben um ihn herum, als ob er sich nicht im Geringsten um ihr kleines Dorf oder die Menschen, die darin wohnten, scherte.
Die selbst ernannte Vorbotin des Untergangs gestikulierte ausgiebig, darauf bedacht, ihr Publikum in Angst und Schrecken zu versetzen, unabhängig davon, ob der Oberbösewicht des Stücks in der Nähe war oder nicht. „Und all das wird bis zum nächsten Sommer verschwunden sein!“
Sophie war zwar stets darauf bedacht, Mrs. Outhwaites Ausführungen mit Vorsicht zu genießen, aber heute kam sie nicht umhin, über ihre Worte nachzudenken.
In den acht Tagen, seit der neue Lord hier angekommen war, hatte er sehr zurückgezogen gelebt und schien es auch nicht eilig zu haben, etwas an diesem Zustand zu ändern. Selbst seinen nächsten Nachbarn, zu denen auch sie gehörte, war er durch seine Abwesenheit aufgefallen. Bisher hatte er nur einige wenige Herren empfangen, aber sich bei diesen bedauerlich kurzen Gesprächen über seine Pläne bedeckt gehalten, selbst wenn er direkt gefragt worden war. Die einzige Person, die er täglich empfing, war Mr. Spiggot, der Anwalt, und der war verpflichtet, nichts von diesen Gesprächen preiszugeben, da er sonst Gefahr lief, seine Zulassung zu verlieren. Sie war jedoch nicht die Einzige, die bemerkt hatte, dass der sonst so joviale Anwalt nach seinen Besuchen im Herrenhaus blass und verschlossen wirkte. Heute Morgen konnte er kaum jemandem in die Augen sehen, wenn er über den Marktplatz huschte, und das war überaus untypisch für ihn.
Das alles war wirklich sehr beunruhigend.
Heute, bei seinem ersten Ausflug ins Dorf, hatte der neue Lord Hockley jedem, an dem er vorbeikam, einen guten Morgen gewünscht – wenn auch nur widerwillig – und war dann zwar freundlich lächelnd, aber überaus geschäftig seiner Wege gezogen. Er wollte offensichtlich in Ruhe gelassen werden und nicht verraten, was er im Sinn hatte, obwohl Mr. Spiggot ihm bei ihrer ersten Begegnung mitgeteilt hatte, dass er das Schicksal des Dorfes in den Händen hielt und sich alle Bewohner in schrecklichem Aufruhr befanden.
Sein entschlossenes Schweigen war in der Tat bedrohlich. Deshalb wurde viel geklatscht. In Ermangelung konkreter Fakten gelangte die Nachbarschaft, wie auch Mrs. Outhwaite, zu ihren eigenen apokalyptischen Schlüssen.
Das bedeutete nicht, dass Sophie nicht ein wenig zusammenzuckte angesichts der unverhohlenen Gehässigkeit der älteren Frau.
Es stimmte zwar, dass niemand in Whittleston-on-the-Water viel Sympathie für den kürzlich verstorbenen Earl gehegt hatte, vor allem, weil er sein ganzes Leben lang ein durch und durch grausamer Mensch gewesen war, aber es erschien ihr falsch, seinen Nachfolger aufgrund wilder Vermutungen, für die es bislang keine Beweise gab, in einen Topf mit seinem Vorgänger zu werfen. Der neue Earl of Hockley könnte nach allem, was sie wussten, ein absolut umgänglicher Gentleman sein, großzügig im Geiste und in der Tat, und ein Mann,...