E-Book, Deutsch, Band 2, 320 Seiten
Reihe: Die ROYALS-Reihe
Hawkins ROYALS - Herzensprinzessin
Deutsche Erstausgabe
ISBN: 978-3-641-23089-0
Verlag: cbj
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 2, 320 Seiten
Reihe: Die ROYALS-Reihe
ISBN: 978-3-641-23089-0
Verlag: cbj
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Als Millie Quint herausfindet, dass ihre Freundin fremdgeht, ist sie am Boden zerstört. Kurzentschlossen nimmt sie den Platz an einer Eliteschule in Schottland an. Grüne Felder, ein efeubedecktes Schulgebäude und Mitschüler, die ihre amerikanische Art süß finden, machen ihr den Einstieg leicht. Nur ihre Zimmernachbarin führt sich auf wie eine Prinzessin. Was damit zu tun haben könnte, dass sie wirklich eine ist. Millie und Prinzessin Flora von Schottland können sich anfangs nicht ausstehen. Doch dann werden sie beste Freundinnen. Und mehr. Kann Millie ihrem Glück trauen? Oder gibt es ein Happy End nur im Märchen?
Alle Bände der 'Royals'-Reihe:
ROYALS - Prinz Charming gesucht (Band 01)
ROYALS - Herzensprinzessin (Band 02)
Rachel Hawkins wurde in Virginia geboren und ist in Alabama aufgewachsen. Nach dem Studium arbeitete sie zunächst als Englischlehrerin. Seit 2007 ist sie freischaffende Autorin und hat mit ihrer Serie Hex Hall die New York Times-Bestsellerliste erklommen.
Weitere Infos & Material
Kapitel 1
»Auf dem hier ist ein Einhorn.«
Ich grinse und nehme Jude den Umschlag aus den Händen, dann lasse ich mich in das Nest aus Schlafsäcken und Kissen zurücksinken, das wir uns in dem kleinen orangefarbenen Zelt im Garten gebaut haben. Vor ungefähr einer Stunde ist die Sonne untergegangen, die Coleman-Laterne an der Zeltdecke ist die einzige Lichtquelle. Im Garten gezeltet haben wir das letzte Mal in der Fünften, aber in einem Anfall von sommerlicher Langeweile dachten wir uns, ein Zelt aufzuschlagen, könnte ganz lustig sein.
»Dann verstehst du ja jetzt, warum ich auf diese Schule gehen wollte«, sage ich, während ich den Brief wieder in den Umschlag stecke. »Ein Ort, der bei offizieller Korrespondenz Einhörner verwendet, kann einfach nur gut für mich sein.«
»Unbedingt«, sagt Jude und lässt sich ebenfalls auf die Schlafsäcke zurücksinken. Als die leuchtend türkis gefärbten Spitzen ihrer langen blonden Haare über meinen Arm streifen, beschleunigt mein Puls und in meinem Magen flattert ein ganzes Geschwader von Schmetterlingen los.
Jude stützt sich auf die Ellenbogen und sieht mich an, die Sommersprossen auf ihrem Nasenrücken sind im Laternenlicht deutlich zu sehen. »Und du wurdest aufgenommen!«
Ich nicke und blicke noch einmal auf den Umschlag von Gregorstoun, diesem Nobelinternat in den schottischen Highlands. Am liebsten würde ich den Brief herausziehen und noch einmal den Anfang zu lesen.
Sehr geehrte Miss Amelia Quint,
es freut uns, Ihnen mitteilen zu dürfen, dass wir Ihnen einen Platz in Gregorstoun anbieten …
Der Brief steckt seit über einem Monat in meiner Tasche. Nicht mal meinem Vater habe ich davon erzählt. Es war eigentlich nicht mein Plan, mit Jude darüber zu reden, doch sie hat den Umschlag auf der Suche nach Lippenbalsam entdeckt.
»Und warum gehst du dann nicht?«, will sie wissen. Ich verstaue den Brief mit einem Achselzucken wieder in der Vordertasche der abgewetzten Segeltuchtasche, die ich überallhin mitschleppe. Eine leichte Brise lässt das Nylon des Zeltes flattern und weht den Duft einer texanischen Sommernacht herein – nach frisch gemähtem Gras und dem Rauchgeruch eines Grills.
»Millie, du redest seit ungefähr einem Jahr von dieser Schule«, bohrt Jude und knufft mich mit der freien Hand. »Und jetzt wurdest du aufgenommen und willst nicht hingehen?«
Erneutes Achselzucken meinerseits, während ich an meinen Ponyfransen herumzupfe. »Es ist megateuer«, erkläre ich ihr, was der Wahrheit entspricht. »Ich müsste finanzielle Unterstützung beantragen. Außerdem ist das Internat ziemlich weit weg.« Auch das stimmt, es hat mich allerdings nicht davon abgehalten, das gesamte letzte Jahr davon zu träumen. Gregorstoun liegt in den schottischen Highlands und ist von Bergen und Seen – sorry, lochs – umgeben und sämtlichen coolen Gesteinsproben, von denen ein Geologiefreak wie ich nur träumen kann.
Aber letztes Jahr lagen die Dinge mit Jude anders.
Wir sind befreundet, seit wir neun sind, aber mit dreizehn wurde mir klar, dass ich in Jude verknallt bin und dasselbe für sie empfand wie für Lance McHenry von Boys of Summer (damals stand jeder auf diese Band, es war nicht so peinlich, wie es jetzt klingt).
Allerdings hatte meine Verknalltheit für Jude ungefähr so viele Chancen auf Erwiderung wie die Flamme, die für den verwuschelten Boyband-Typen in mir brannte.
Zumindest dachte ich das.
Gerade rutscht sie auf dem mit Gänseblümchen bedruckten Schlafsack näher. Sie hat ihn seit dem Zelttrip in der Fünften, aber im Gegensatz zu mir kann Jude Camping nicht viel abgewinnen.
Als sie mit den Fingern über meinen Arm fährt, kratzen ihre Nägel leicht auf meiner Haut, mein Atem wird unregelmäßig und ich habe mit einem Mal Gänsehaut. Jeder ihrer Fingernägel ist in einem anderen Lilaton lackiert, der Daumen in blassem Lavendel, ihr kleiner Finger in einem so dunklen Violett, dass es fast schwarz aussieht. Hier im Zelt, mit der Sommernacht rings um uns, könnten wir die einzigen Menschen auf der Welt sein.
»Du lässt das nicht meinetwegen sausen, oder?«, fragt sie, was mein Herz einen kleinen Salto schlagen lässt. Dieses … Ding zwischen Jude und mir läuft seit Anfang des Sommers, aber ich habe mich noch nicht daran gewöhnt. Mit ihr zusammen zu sein, fühlt sich nach wie vor wie eine Achterbahnfahrt an, ich habe Herzklopfen und bin nervös.
»Wie?« Ich versuche zu lachen, aber da ich die miserabelste Lügnerin der Welt bin, kommt das Wort als Krächzen heraus.
Jude ist jetzt richtig nahe, so nahe, dass unsere Knie aneinanderstoßen.
»Es ist in Ordnung, wenn du zugibst, dass du nicht ohne mich sein kannst«, zieht sie mich auf, und ich will sie schubsen, doch sie hält mein Handgelenk fest und zieht mich für einen Kuss näher.
Ihre Lippen schmecken nach meinem Kirsch-Vanille-Lippenbalsam, und als sie mich küsst, existieren nur noch Jude und ihr Mund und wie sie mir die Haare hinters Ohr streicht.
Als wir uns voneinander lösen, lächelt sie mich mit rosigen Wangen an, unsere Beine sind ineinander verschlungen. »Ich gehe nicht, weil es zu teuer ist«, erkläre ich ihr. »Wie ich schon sagte.«
»Du würdest ein Stipendium bekommen«, widerspricht sie. »Du bist so ziemlich die klügste Person an unserer Schule.«
»Das hat nicht viel zu bedeuten.«
Meine Highschool ist nicht schlecht oder so, aber riesengroß, und manchmal habe ich in meinen Kursen vor allem das Gefühl, Menschenmengen meistern zu müssen. Es war einer der Gründe, warum ich mich nach weit entfernten Schulen umgesehen habe.
Weitere Gründe sind, dass mich mein Vater mit zehn in den Film Merida – Legende der Highlands mitgenommen hat. Und dass Geologie, mein Lieblingsfach, quasi in Schottland erfunden wurde. Dazu kommt dieses Gefühl, als ich mir Bilder von den gewaltigen felsigen Hügeln angesehen habe, die mit all dem Grün ringsum an etwas aus einem Märchen erinnern. Da war diese eine Halbinsel namens Applecross, die ich –
Okay, nein. Schluss mit solchen Gedanken. Meine Entscheidung steht: ich werde hierbleiben, obwohl ich aufgenommen wurde. Nach Schottland abzuhauen wäre doch verrückt, oder? Das tut doch niemand. Ich werde mein Abschlussjahr an der Pecos völlig zufrieden mit Jude und unseren anderen Freunden Darcy und Lee verbringen. Es gibt massenhaft tolle Colleges hier in Texas, auf die ich gehen kann, und irgendein schickes Internat in Schottland wird auch nicht mehr zählen als meine krassen Noten beim College-Leistungstest und mein super Notendurchschnitt. Es wird alles gut.
Doch Jude mustert mich immer noch mit diesem merkwürdigen Gesichtsausdruck und den drei kleinen Falten über ihrer Nase.
»Ich meine es ernst, Millie«, sagt sie. »Wenn es meinetwegen oder unseretwegen ist …«
Sie seufzt, ihr Atem ist warm auf meinem Gesicht und riecht vertraut nach Zitrus-Mint-Kaugummi.
»Ist es nicht«, erkläre ich ihr noch einmal und zupfe einen Faden aus meinem karierten Schlafsack. »Außerdem sind wir ja nicht mal wirklich ein Wir. Also sind wir natürlich im Sinne von, ich bin eine Person und du bist eine Person, und zusammen macht das zwei Personen, was bedeutet, dass die allgemeine grammatikalische Definition von ›wir‹ theoretisch erfüllt ist, aber –«
Sie hält mir den Mund zu und lacht. »Nicht nervös rumplappern, Millie.« Ich gebe ein ersticktes »Sorry« von mir und nicke. Wenn ich nervös bin, passiert es mir manchmal, dass die Wörter einfach komisch herauspurzeln, allerdings nicht unbedingt in der richtigen Reihenfolge, und die Hälfte der Zeit auch nicht die Wörter, die ich eigentlich sagen wollte. Aber da ist sie wieder mal, die Flut von Wörtern zwischen Jude und mir.
Als Jude die Hand zurückzieht, kehren die Falten zurück. »Wir sind sehr wohl ein Wir«, sagt sie und nimmt meine Hand. »Vielleicht weiß niemand davon, aber ich für meinen Teil, ich fühle mich wir-mäßig.«
Mit heißen Wangen erwidere ich den Druck ihrer Finger. »Total wir-mäßig.«
Jude fängt an, an meinen Haarspitzen herumzuspielen. »So wir-mäßig, wie ich mich je mit jemandem gefühlt habe.«
»Wir-mäßiger als mit Mason?«
Die Worte rutschen heraus, bevor ich richtig über sie nachdenken kann, aber ich wünsche mir auf der Stelle, ich könnte sie zurücknehmen. Mason ist Judes Ex, der Junge, mit dem sie seit der Neunten zusammen war. Sie haben sich im Frühjahr getrennt. Kurz bevor es mit Jude und mir anfing. Seit letzten Monat, als wir nach unserem ersten Kuss in ihrem Zimmer auf dem Boden saßen, haben wir nicht mehr über Mason geredet. Das war nicht weiter schwer, weil er für einen Teil des Sommers in einem Fußball-Camp oder so was ist, aber manchmal frage ich mich, wie es sein wird, wenn er zurückkommt. Ich bin zwar bis über beide Ohren in seine Freundin verknallt, aber ich habe Mason nämlich immer gemocht. Seine Abwesenheit hat natürlich alles zwischen Jude und mir einfacher gemacht.
Jude betrachtet die Zeltdecke. »Waren wir nicht sogar schon eine Art Wir, als Mason noch hier war?«
Sie dreht sich auf die Seite, um mich anzusehen, und ich merke, wie meine Wangen wieder zu glühen anfangen, denn ja, das waren wir tatsächlich. Es gab keine Küsse oder die anderen netten Sachen, aber sie war eindeutig der Mensch, den ich am liebsten um mich hatte.
»Vielleicht«, räume ich ein, und sie grinst, bevor sie einen Arm um meine...